Hallo, mein Name ist Daniela und ich bin 49 Jahre alt. Ich arbeite als Flugbegleiterin und fahre seit 6 Jahren Motorrad, mittlerweile meine zweite Harley. Ich hab mich relativ spät dafür entschieden. Allerdings kenne ich seit früher Jugend das Motorradfahren als Sozia. Ich hatte immer viele Freunde, die den Führerschein hatten.
Wie und warum bist Du zum Motorradfahren gekommen?
Ich bin durch meinen Mann zum Fahren gekommen. Als wir uns kennenlernten fuhr er eine Suzuki und hat er sich einen Traum erfüllt und sich eine Harley gekauft. Da war es um mich geschehen, das wollte ich auch – eine Harley und dann hat mir das Mitfahren nicht mehr gereicht.
Welches Motorrad fährst Du?
Ich fahre eine Sport Glide von Harley Davidson. Es ist schon meine 2. Harley. Davor bin ich eine Sportster Iron 883 gefahren.
Und wie groß bist Du bitte?
Ich bin 1,70m groß und die Sport Glide passt da etwas besser zu mir. Die kann ich sehr gut handeln.
Warum hast Du diese Maschine gewählt?
Mittlerweile fahre ich mehr Touren und habe das auch in Zukunft vor. Kleine Urlaube mit der Harley und damit verbunden auch weitere Strecken. Deshalb wollte ich eine Harley, die einfach etwas bequemer ist, als die Sporty. Die Sport Glide gefiel mir schon von Anfang an sehr gut, ich dachte nur, sie wäre für einen Newbie zu groß.
Du hast einen Spitznamen oder einen Insta-Namen?
Mein Insta Name ist: 2wheels1story
Magst Du uns die Geschichte zu Deinem Handle erzählen?
Nachdem ich meinen Führerschein hatte, bin ich überwiegend mit meinem Mann oder alleine gefahren. Das war schön, ich hatte aber immer das Gefühl, da fehlt noch was. Als ich meine Harley gekauft habe, wollte ich nur noch fahren, fahren, fahren. Mein Mann hatte nicht immer Zeit und alleine war irgendwie nicht so toll. Also hab ich mich nach Gruppen umgeschaut und bei Facebook die Harley Girls Europa entdeckt. Das ist eine Gruppe von harleyfahrenden Frauen aus ganz Deutschland. Ich dachte, ich wäre eine Art Freak, weil ich als Frau Motorrad fahre und dann auch noch Harley. Ich bin der Gruppe beigetreten und war überwältigt, dass es so viele Frauen (zur Zeit hat die Gruppe 2.500 Mitglieder) in der Szene gibt. Ich habe ziemlich schnell Frauen aus meiner Region kennengelernt. Die Harley Ladies Pfalz, sind mittlerweile nicht nur Frauen, die Harley fahren, sondern meine Freundinnen geworden. Wir fahren regelmäßig Touren zusammen, machen gemeinsame Urlaube und sind einfach füreinander da. Wir nehmen an Fahrsicherheitstrainings teil und man findet uns oft bei Events der Harleyhändler oder bei Veranstaltungen rund ums Motorrad im Umkreis von Rheinland Pfalz.
Was bewunderst Du an anderen Motorradfahrerinnen?
Speziell an Fahrerinnen, dass sie sich trauen. Dass sie sich das Motorradfahren zutrauen und dass sich so tolle Gemeinschaften und Freundschaften bilden.
Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?
Das ist kurz beantwortet: es ist nicht nur ein Hobby, es ist eine Lebenseinstellung.
Was war Deine größte Herausforderung bisher?
Meine größte Herausforderung bisher war gleichzeitig meine längste Fahrt auf dem Motorrad. Damals hatte ich großen Respekt, als meine Mädels (die Harley Ladies Pfalz) mich fragten, ob ich mit zu einem Treffen der Harley Girls Europa nach Goslar kommen möchte. Das waren von uns aus 480 km. Es war meine erste Fahrt in einer größeren Gruppe, die ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht wirklich kannte. Ich wußte nicht, wo mein „Platz“ in der Gruppe sein würde, ob ich bei schnelleren Autobahnfahrten mithalten kann, ob ich erfriere (es waren 13 Grad gemeldet) bis nach Goslar und ob ich auch wieder den Rückweg schaffe. Am Ende waren alle Sorgen umsonst, ich wurde eingewiesen, bekam Unterstützung und Hilfe bei allen Fragen, es wurden viele Pausen gemacht und ich habe mich sehr wohl zwischen den Frauen gefühlt. Bei Ankunft im Harz ist die ganze Anspannung von mir abgefallen und es sind ein paar Tränchen der Freude und Erleichterung geflossen. Das hat mir gezeigt, dass ich mutiger sein kann und solche Strecken meistern werde. Aber auch, dass ich noch viel lernen muss. Immer mit der nötigen Vorsicht und mit den Gedanken auf der Straße.
Gab es schon Mal eine brenzlige Situation?
Ja, die gab es. Ich war mit meinem Mann zusammen unterwegs auf einer recht kurvigen Strecke. Damals noch mit meinem ersten Motorrad, einer Honda Hornet und kurz nach bestandener Führerscheinprüfung. Wir kamen an eine ziemlich enge Rechtskurve, rechts von mir eine Brückenmauer und die Kurve war uneinsehbar durch diese breite Mauer. Ich bin beim Einfahren in die Kurve auf die andere Fahrbahn gekommen und bin vor der Leitplanke zum Stehen gekommen. Ich konnte mich relativ schnell wieder „fangen“ und umdrehen, zurück auf meine Fahrbahn und dort weiterfahren. Nur durch viel Glück und alle Schutzengel kam mir in diesem Moment kein Auto entgegen. Ich hab am ganzen Körper gezittert und musste bei der nächsten Gelegenheit anhalten und mich erst mal auf den Boden setzen. Fazit daraus war, dass ich null Blickführung hatte. Bzw. ich hab auf die andere Seite geschaut und nicht in die Richtung, in die ich fahren wollte. Seit dem passierte mir das nie wieder. Immer, immer, immer, dahin schauen, wo man hinfahren möchte – das ist die Lebensversicherung!
Was war Dein schönstes Erlebnis?
Ich habe viele sehr schöne Erlebnisse beim Motorradfahren, deshalb kann ich gar nicht wirklich nur eines beschreiben. Sicherlich war es die Fahrt nach Goslar, als mich unsere Tourleaderin nach Ankunft in den Arm genommen hat und mir gesagt hat, dass sie stolz auf mich ist und dass ich das auch auf mich sein kann. Ich habe mich sehr gefreut, auch wieder gut zuhause angekommen zu sein. Die letzte halbe Stunde der Rückfahrt kamen wir in den Regen, das Wasser stand in meinen Schuhen, ich war klatschnass bis auf die Unterhose, aber ich war glücklich – überglücklich. Ein weiterer schöner Moment war, als ich mit meiner Sport Glide vom Hof des Harley-Händlers gefahren bin. Das war so ein Gefühl des „wirklich angekommen sein“.
Wo oder welche Strecke würdest Du gern einmal fahren?
Ich werde im Dezember 50 Jahre alt und bin zu der Zeit in Kapstadt. Ich möchte dort gerne die Gardenroute mit einer Harley fahren. Das wäre ein perfektes Geburtstagsgeschenk. Es reizt mich, weil ich mich in Kapstadt und die Gegend drumherum verliebt habe und ich die Schönheit dieser Region auf zwei Rädern erkunden und entdecken möchte.
Was würdest Du Dir selbst raten, wenn Du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
- Blickführung: Wirklich verinnerlichen und immer dahin schauen, wo man hinfahren möchte.
- Ausrichtung (des Motorrads): So hinstellen, dass man gut weg kommt. Das bedeutet, dass man probieren sollte, das Motorrad z.B. an Kreuzungen in Fahrtrichtung zu positionieren. Dort, wo es enger ist, die Kreuzung eher schräg anfahren. Dazu gehört auch, dass man parken trainiert (nicht auf Schotter abstellen, etc.).
- Das passende Motorrad finden: Lieber ein paar Motorräder Probe fahren, bevor man sich ein Motorrad kauft. Verschiedene Hersteller und Modelle ausprobieren. Auch ruhig mal eine Maschine testen, die man vielleicht am wenigsten im Auge hat. Manchmal wird man überrascht!
Warum sollte Frau Motorradfahren?
Weil es schon lange keine Männerdomäne mehr ist und weil ich festgestellt habe, dass Frauen mit mehr Umsicht und mehr Verantwortung fahren. Es macht unendlich viel Spaß und man wächst mit jeder Fahrt. Es gibt Selbstbewußtsein und es ist halt einfach eine extrem coole Sache, wenn Frauen Motorrad fahren.
Ist da noch etwas, was Du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest?
Habt weiterhin Spaß am Fahren, genießt jede Ausfahrt und seid immer, wirklich immer, mit dem Kopf und klarem Verstand dabei.
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Noch mehr Infos zu Harley Davidson Bikes findet Ihr hier.
Wow, Daniela. So ein toller Bericht! So schön, dass wir Ladies uns durchs Motorradfahren gefunden haben. Vor allem unsere Fahrt nach Goslar ist mir ebenfalls noch in guter Erinnerung. Und ebenfalls klasse, dass She is a rider auch Harley aufm Schirm hat. Bin begeistert 🙂