Hallo, wie heißt du bitte? Jean
Und wie alt bist du? 44
Was ist dein Job? Beamtin im Land Berlin und freiberufliche Fotografin
Seit wann fährst du Motorrad? Seit meinem 30. Lebensjahr
Wie und warum bist du zum Motorradfahren gekommen?
Ich habe mich schon immer fürs Motorradfahren begeistert und bin ab und an mal als Sozius mitgefahren. Nach langem sparen konnte ich mir dann den Führerschein und ein Motorrad leisten. Damals eine Honda CBF 600.
Welches Motorrad fährst du?
Jetzt fahre ich eine Kawasaki Z650 in olivgrün
Warum hast du diese Maschine gewählt?
Ich wollte eigentlich etwas Größeres und dann stand sie beim Händler plötzlich vor mir. Schön klein und in meiner Lieblingsfarbe. Ich war eigentlich gleich verliebt, aber die kleine PS-Zahl hatte mich dann erstmal weitersuchen lassen. Nachdem ich zu einer Probefahrt überredet wurde, war die Entscheidung aufgrund des geringen Gewichtes und der guten Handhabung gefallen. So wurden die PS zweitrangig.
Was bedeutet dir Motorradfahren heute?
Freiheit und inneren Frieden
Was bewunderst du an anderen Motorradfahrerinnen?
Das sie mutig genug sind, allein um die Welt zu reisen und dafür alles andere zurücklassen.
Was war deine größte Herausforderung bisher?
Vor 6 Jahren gab es eine sehr stressige Zeit für mich, in der ich 1 ½ Jahre keine Gelegenheit zum Fahren fand. Dann war irgendwann der Moment gekommen, die Entscheidung zu treffen, mein Motorrad zu verkaufen und das Fahren aufzugeben. Um herauszufinden, ob ich das wirklich wollte, beschloss ich eine kleine Motorradtour zu machen. Spontan wurde daraus eine 3-tägige Motorradtour von Berlin über Dänemark nach Rostock und wieder zurück nach Berlin.
Über 1.000 km mit Regen und einem Sturz, bei dem meine Teilverkleidung zerbrach und der Kupplungsbügel eine neue Form angenommen hat. Ohne Hilfe, ohne jegliches Flickzeug und ohne Tankstelle stand ich da mitten in der Gegend herum und musste es irgendwie bis zur Fähre schaffen.
Zwei Wanderer halfen mir das Bike aufzuheben und dann fuhr ich teilweise einhändig, um meine Verkleidung festzuhalten, mit max. 50 km/h bis zur Fähre. Dort kaufte ich Klebeband, tapte alles provisorisch zusammen und fuhr damit sogar noch bis nach Berlin zurück. Danach war mir eines klar, trotz aller Widrigkeiten, ich höre nicht auf zu fahren.
Gab es schon mal eine brenzlige Situation? Was war es und wie hast du reagiert?
Mit 200 km/h auf der Autobahn scherte ein Wagen ohne Grund auf die linke Spur. Ich hätte es selbst mit einer Vollbremsung niemals geschafft. Nur weil der Fahrer in letzter Sekunde wieder zurück auf seine Spur lenkte, konnte ich unversehrt weiterfahren. Der Schreck war riesig. Und seit dem achte ich besonders aufmerksam auf andere Verkehrsteilnehmer und rechne mit den unmöglichsten Reaktionen. Und aus dem Raseralter bin ich raus.
Was war dein schönstes Erlebnis?
Eine Motorradtour mit meinem Mann zusammen zu den Lofoten. Ein Traum.
Wo oder welche Motorradtour würdest du gern einmal fahren? Warum reizt dich das?
An Reisen habe ich noch so einiges vor. Ich persönlich würde gerne eine Motorradtour einmal um die Ostsee machen, inkl. St. Petersburg und hoch bis zum Nordkapp. Russland ist, denke ich, eine Herausforderung. Aber es stehen auch noch Island und Schottland auf der Wunschliste. Ich liebe die ganzen Nordländer. Das Urige und unberührte fasziniert mich.
Was würdest du dir selbst raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
- Zwar Ratschläge von anderen annehmen, aber sich nicht zu sehr von anderen leiten lassen
- seine eigenen Erfahrungen sammeln
- auf sein eigenes Bauchgefühl hören.
Man muss niemanden etwas beweisen. Nicht jeder ist dafür gemacht und es ist egal ob Mann oder Frau. Mein Mann zum Beispiel fährt an sich auch gerne Motorrad, aber nach drei Stürzen hat er jetzt für sich entschieden, dass das Fahren für ihn nicht an erster Stelle steht und er es aufgibt. Ich war anfangs ganz schön traurig. Wollte aber auch nicht, dass er nur meinetwegen fährt. Wenn dann etwas passiert, würde ich mir das nie verzeihen.
Wir haben jetzt eine spannende Alternative gefunden getrennt zu reisen und doch zusammen. Dazu aber erst mehr in 2022.
Warum sollte Frau Motorradfahren?
Weil sie es kann!
Ist da noch etwas, was du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest?
Wer von euch davon träumt zu reisen, ob allein, mit oder ohne Bike, mit großem oder kleinem Geldbeutel, sich aber nicht traut und denkt, das würde ich nie schaffen, die soll klein anfangen. Erst eine Nacht, dann mal eine Woche. Es muss nicht immer gleich eine Weltreise sein. Man sollte sich in der Hinsicht auch nie von anderen abhängig machen. Wenn man immer nur auf andere wartet, fährt man womöglich nie los. Für mich persönlich ist „Allein Reisen“ immer wieder eine tolle Zeit zu mir selbst.
Wenn ihr mehr von Jean und ihren Motorradtouren sehen wollt, findet ihr sie hier auf Instagram.
Für mich persönlich ist Kawasaki mit Abstand die beste Motorrad-Marke. Ich selbst plane auch eine Motorrad-Tour durch das Harz. Da die Tour 2 Tage geht, werde ich mich wegen eines Hotels auf der Durchreise erkundigen.