Hallo, wie heißt du bitte? Jessy
Und wie alt bist du? 20 Jahre
Was ist dein Job?
Mediengestalterin. Ich bin also sehr kreativ und verdiene mein Geld mit Bildbearbeitung, Fotografie, Erstellung von Printprodukten etc.
Seit wann fährst du Motorrad?
Schon seit klein auf – mit 2 Jahren habe ich schon mein erstes „Pocket Bike“ bekommen
Wie und warum bist du zum Motorradfahren gekommen?
Durch meinen Papa. Er fährt selber schon sein ganzes Leben und auch auf der Rennstrecke. Somit bin ich mit der Rennstrecke aufgewachsen. Für mich war das völlig normal, 5-10 mal im Jahr dort ein paar Tage zu verbringen. Benzingeruch, laute Motoren, schnelles Fahren, schleifendes Knie – das hat mich schon immer fasziniert!
Welches Motorrad fährst du?
Ich habe zwei Motorräder. Auf der Straße fahr ich die KTM 690 SMCR. Auf der Rennstrecke fahre ich eine Triumph Daytona 675.
Warum hast du diese Maschine gewählt?
Ich wollte eine leistungsstarke Supermoto, mit der man sowohl Stunts machen kann (Wheelies, Stoppies, etc.) als auch kleine Touren fahren kann. Außerdem ist die SMCR sehr pflegeleicht. Daher das perfekte Bike für mich für die Straße. Die Daytona hab ich gewählt, da sie ein sehr gutes Einsteiger-Motorrad für die Rennstrecke ist und mich nicht viel gekostet hat. Außerdem ist sie schon immer in unserem Rennstreckenteam, die anderen 2 Vorbesitzer sind Kumpels von meinem Papa und kennen mich auch seit klein auf.
Was bedeutet dir Motorradfahren heute?
Alles! Mein ganzes Leben dreht sich um Motorräder. Nichts anderes gibt mir dieses Gefühl von Freiheit. Das schönste Hobby auf Erden!
Was bewunderst du an anderen Motorradfahrerinnen?
Man ist einfach sofort auf einer Wellenlänge, wenn man die selbe Leidenschaft teilt. Da ist es egal, welches Bike man fährt, ob man Anfänger oder Profi ist. Jeder ist nett zu jedem! Nicht so wie bei anderen Hobbys, wo es um den Konkurrenzkampf geht.
Vor allem die Frauen die Motorrad Fahren, find ich einfach geil! Wir müssen den Männern eben beweisen, dass wir es genau so drauf haben! Ich vertrete immer das Motto #girlscandoittoo!
Was war deine größte Herausforderung bisher?
Das war für mich definitiv die Rennstrecke. Nachdem ich meinen Papa ein ganzes Jahr lang überredet habe, dass ich auf der Rennstrecke fahren darf, ging es (durch Corona leider etwas verspätet) im August 2020 für mich los nach Brünn (Tschechische Republik). Ich war erst mal froh, dass ich nicht gestürzt bin. Und dann bin ich gleich unter 25 Frauen auf Platz 5 gelandet.
Unter Rennfahrerinnen, die seit Jahren (!!!) auf der Rennstrecke fahren war ich die Anfängerin. Das war unbeschreiblich! Ab da hab ich gewusst – OK, dafür wurde ich geboren und das ist das, was mich erfüllt! Das war für mich definitiv die größte und spannendste Herausforderung und ich bin froh, es getan zu haben! Und by the way, allein meinen Papa dafür zu überreden war schon Herausforderung genug. Dadurch, dass er seit 30 Jahren selber auf der Rennstrecke fährt, hat er leider schon einige Stürze miterlebt und dadurch auch geliebte Menschen verloren. Das ist für Papis dann nicht einfach, wenn die Tochter das gleiche gefährliche Hobby hat …
Gab es schon Mal eine brenzlige Situation?
Ja, auf der Rennstrecke eigentlich immer. Da hat der Lenker oft einen Schlenkerer gemacht oder ich war wirklich Reifen an Reifen mit der Person vor mir. Am schlimmsten war für mich aber, als jemand direkt vor mir gestürzt ist. Ich habe zum Glück schnell reagiert und konnte gerade noch ausweichen. Das ist wirklich heftig, wenn vor die ein Mensch über den Asphalt schleift und die Funken nur so sprühen und das Motorrad irgendwo in der Gegend rumfliegt. Zum Glück ist es gut ausgegangen.
Was war dein schönstes Erlebnis?
Es gibt sooo viele – Aber 2020 definitiv mein erster Knieschleifer auf der Rennstrecke! Hab mich natürlich gefreut wie ein kleines Kind! Aber auch mein erster richtiger Wheelie mit der KTM. Nach vielen Versuchen hat es endlich richtig gut geklappt. Das sind Momente, die bleiben in Erinnerung und man ist stolz auf sich selber und seine Fortschritte.
Wo oder welche Rennstrecke würdest du gern einmal fahren?
Warum reizt dich das?
Ich freue mich nächstes Jahr auf viele Strecken, da ist einiges in Planung (z.B. Misano in Italien oder Rijeka in Kroatien). Mal schauen was bis dahin ist und ob man reisen kann. Die Strecken reizen mich zum einen, weil ich in Misano schon dabei war als mein Papa dort gefahren ist und Rijeka, weil ich darüber so viele gute Sachen gehört habe und der Ausblick ein Traum sein soll!
Ansonsten hätte ich noch Lust, eine richtig geile Kurventour mit der KTM in den Bergen zu machen!
Was würdest du dir selbst raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
- Keine Angst haben – einfach trauen und machen!
- Nicht warten! Was die Rennstrecke angeht, da hätte ich gerne schon früher angefangen …
- Ansonsten würde ich nichts anders machen
Warum sollte Frau Motorradfahren?
Gegenfrage – Wieso nicht? Wir leben im 21. Jahrhundert. Hier sollte es keinen Unterschied mehr zwischen Mann und Frau geben. Wenn Männer Schmink-Tutorials machen wollen – go for it!
Wenn Frauen Motorrad Fahren wollen – auf jeden Fall!
Wir Frauen können es genau so! Außerdem ist es nebenbei schön anzusehen – Und das nicht nur, wenn wir die Männer überholen! Immer dran denken #girlscandoittoo!
Ist da noch etwas, was du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest?
Lasst euch von niemanden eure Träume klein reden – macht das, worauf ihr Bock habt und gebt nichts darauf, was andere sagen. Zieht euer Ding durch!
Mehr von Jessy und ihren Fortschritten auf der Rennstrecke findet ihr hier.
Eine Frau zum Niederknien 😀 😀
Was gibt es besseres, schöneres, als eine solche Frau, die nicht bloß, wie leider allzu viele, alle Energie ins Tuning ihres Aussehen verschwendet, sondern ihre Fähigkeiten und Talente nutzt und ausbaut?!