Hallo, wie heißt Du bitte: Judy
Und wie alt bist Du? 38
Was ist Dein Job? Ich bin Disponentin in der Verkehrszentrale am Flughafen Düsseldorf. Die Fliegerei ist neben dem Motorradfahren meine zweite große Leidenschaft
Seit wann fährst Du Motorrad? Seit 2020
Wie und warum bist Du zum Motorradfahren gekommen?
Bis vor 2 Jahren hatte ich keinerlei Erfahrung mit Zweirädern. Ich bin als Jugendliche nicht einmal Roller oder Mofa gefahren, da meine Eltern immer dagegen waren. Somit begnügte ich mich mein halbes Leben lang mit meinem Auto. Ich fand Motorräder aber immer schon beeindruckend.
Anfang 2020 wechselte ich dann meinen Job und kam in ein neues Team mit Kollegen , die alle Motorrad fuhren. So wurde das Thema wieder präsenter. Und als dann Corona für viel Freizeit in Form von Kurzarbeit sorgte, rief ich meinen damaligen Fahrlehrer an und schrieb mich spontan ein. Meine Freunde waren wenig überrascht. Sie wissen, dass ich solche spontanen und verrückten Aktionen liebe. Viele andere Menschen in meinem Umfeld waren hingegen sehr erstaunt und sagten mir, dass sie sich sowas nie trauen würden.
Man sollte viel öfter einfach das machen, worauf man Lust hat. Das Leben ist zu kurz für irgendwann. Und wie man sieht, hat diese Entscheidung mein Leben verändert. Motorradfahren ist nicht mehr wegzudenken.
Welches Motorrad fährst Du und warum hast Du diese Maschine gewählt?
Mein erstes Motorrad war eine Suzuki SV650. Das Bike bin ich auch in der Fahrschule gefahren. Hier fühlte ich mich relativ sicher. Als mir ein Kumpel einige Monate später bei einer Tour spontan anbot, seine Supersportler zu fahren, veränderte sich das alles.
Die sportliche Sitzposition und der Stummellenker verändern das komplette Fahrgefühl. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass das Bike mit mir fährt, sondern ich nun mit dem Bike. Dazu kamen der Speed, die optische Annäherung an die Straße und der Sound. Ich war sofort begeistert und wollte nicht mehr absteigen, geschweige denn zurück auf mein Naked Bike.
Ich wollte nur noch Supersportler fahren und das so schnell wie möglich. Wenige Tage später habe ich mein Bike verkauft und bin auf meine jetzige Honda CBR 1000RR Fireblade umgestiegen. Ich bin dazu verschiedene Bikes Probe gefahren. Das war wichtig denn Optik ist zwar viel, aber nicht alles. Ich bin nur 1,70m groß und einige Maschinen waren mir einfach zu groß. Am Ende spürt man einfach, wenn alles passt. Das Lächeln bekommt man dann nämlich nicht mehr aus dem Gesicht.
Du hast einen Spitznamen oder einen Insta-Namen?
Meine Freunde nennen mich alle Judy. Daher auch mein Insta Profilname @cbr.judy
Seitdem ich Motorrad fahre, veränderte sich das Profil immer weiter von einem typischen, privaten „Dies & Das“ Profil in ein „Bikergirl“ Profil. Ich habe wahnsinnig viel Spaß daran, Bilder von und mit meiner Maschine zu machen und sie online zu stellen. Manchmal gibt’s nen Schnappschuss auf einer Tour in der Pause, meist aber werden solche Shootings extra geplant. Alles inklusive Wetterbericht, Wechselklamotten und Kamera im Rucksack. Es macht Spaß, sich vorher schöne Shooting Orte rauszusuchen. Schaut gerne mal vorbei.
Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?
Ich glaube, da sind sich alle Biker einig und dieses Gefühl versteht man auch nur, wenn man selbst fährt. Motorrad fahren bedeutet Freiheit. Durchatmen. Adrenalin. Freude. Den Kopf frei bekommen. Man ist komplett fokussiert und vergisst den Alltag. Es ist ein wunderbarer und wichtiger Ausgleich und es gibt mir persönlich das Gefühl, dass plötzlich wieder alles möglich ist.
Was bewunderst Du an anderen Motorradfahrern/Fahrerinnen?
Ich bewundere Motorradfahrer, die völlig eins werden mit ihrem Motorrad. Da könnte ich stundenlang zuschauen. Ich rede von Bikern, die stets an Ihren Skills arbeiten. Wo alles passt, von der Blickführung bis zur perfekten Sitzposition.
Was ist aktuell Deine größte Herausforderung?
Derzeit ist meine persönliche Herausforderung, meine Körperhaltung auf dem Bike so zu optimieren, dass bald das Knie schleift. Einige von Euch werden dies vielleicht belächeln. Es geht hier aber auch um die korrekte Blickführung und mehr Gefühl und Verbundenheit zum Bike. Ich bin zuversichtlich, dass dies in der nächsten Saison klappt. Ich mach mir keinen Druck und hör auf mein Gefühl. Die nächsten Kurventrainings für 2023 sind bereits gebucht.
Gab es schon Mal eine brenzlige Situation? Was war es und wie hast Du reagiert?
In 2022 war ich mit 2 Freunden auf Tour und gerade auf dem Heimweg, als wir auf der Autobahn plötzlich an ein Stauende gerieten. Ein Kumpel und ich konnten glücklicherweise noch bremsen bzw ausweichen, da wir genug Abstand hielten. Der andere Kumpel konnte leider nicht mehr abbremsen, fuhr dem vor uns fahrenden Auto auf und konnte sein Bike nicht mehr halten. Er stürzte direkt vor meinen Augen und wir hörten den Crash über das Sena. Wie durch ein Wunder fuhr niemand über ihn drüber.
Wir reagierten beide blitzschnell, sicherten die Unfallstelle ab, riefen den Krankenwagen und beruhigten ihn so gut es ging. Im Nachhinein ist es erstaunlich, wie gut man doch in solch einer Situation „funktioniert“. Ihm geht es gut, er hatte mehrere Schutzengel an dem Tag.
Was war Dein schönstes Erlebnis?
Es gab schon viele tolle Touren und ich habe durch das Biken schon ganz viele, wunderbare Menschen kennengelernt. Dieses Jahr sind wir mit einer kleinen Gruppe und den Bikes auf dem Hänger nach München gefahren. Von dort aus ging es durch Bayern und nach Österreich auf die wunderschönen Strecken und Pässe. Die Landschaft war atemberaubend schön und die Strecken sind der Traum eines jeden Bikers. Abends ging es dann lecker Essen und in ganz süße Unterkünfte, die wir spontan ein paar Stunden vorher gebucht hatten. Das ist Freiheit. Die Tour war das Highlight 2022.
Wo oder welche Strecke würdest Du gern einmal fahren? Warum reizt Dich das?
Nächstes Jahr möchte ich mehrere Rennstrecken austesten. Ob Rennstreckentraining oder freies Rennen ist mir dabei egal. Dieses Jahr hatte ich mein erstes Kurventraining auf der Rennstrecke in Chambley. Es war wahnsinnig aufregend. In 2023 geht es daher im Juli schon mal fix nach Mettet, der Rest ist aktuell noch in Planung. Aber auch der Schwarzwald und die Moselgegend stehen auf dem Plan. Ich verbinde solche Trips gerne damit, Freunde und Bekannte aus der Gegend zu treffen.
Was würdest Du Dir selbst raten, wenn Du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
- Ich habe zu Beginn ziemlich viele Dinge doppelt gekauft, das war teuer und unnötig. Am besten holt man sich direkt eine gute Lederkombi und einen hochwertigen Helm.
- Auch sollte man erst verschiedene Maschinen probefahren, um herauszufinden, was einem am meisten zusagt und nicht wie ich das erstbeste oder einzige bekannte Bike kaufen. Und auch eine Anfängerin kann eine 1000er fahren! Lasst Euch nichts einreden.
- Such Dir eine Gruppe, die vom Fahrtempo passt. Ansonsten ertappt man sich doch gerne mal, mithalten zu wollen und dabei über sein Limit zu gehen. Und das ist besonders am Anfang einfach zu gefährlich. Und sonst … einfach Fahren und Spaß haben!
Warum sollte Frau Motorradfahren?
Die Frage ist doch eher, warum sollte Sie nicht?
Hallo Judy toller Auftritt, tolle Bilder!
Maschine und Outfit farblich total abgestimmt. Sieht schön aus! Wichtig dabei, dass bei der Schutzkleidung nicht gespart wird! Festgestellt, dass viele Fahrerinnen eine einteilige Kombi tragen. Wie ist es bei Dir Judy? Habe mir neu auch einen schönen passenden Einteiler gekauft, auch wenn ich zuvor nicht so sicher war in meinem Alter um die 50 Jahre! Mein Mann und meine Freundinnen finden mich jedenfalls so unterwegs immer einen schönen Blickfang wert! Auch unsere 20jährige Tochter wird im Frühling den Motorrad Führerschein machen und hat bereits eine einteilige Kombi im Schrank.
Beste Grüsse und allzeit gute Fahrt!
Sandra