“Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Was vor fast 250 Jahren erstmals
zitiert wurde, ist heute noch genauso wahr: eine Motorradreise auf zwei Rädern ist etwas ganz
Besonderes. Es bedeutet, etwas zu wagen, Unbekanntes buchstäblich zu “erfahren” und
sich für Neues zu öffnen. Eine Reise in ein einzigartiges Abenteuer.
Organisation oder Improvisation?
Das Abenteuer beginnt schon lange vor der Reise. Ein Ziel will gefunden, die Anreise
geplant, eine Übernachtung gebucht und das Gepäck verstaut werden. Organisatorisches!
In unzähligen Reiseberichten können wir die regionale Gastfreundschaft unserer Zielregion
von Unterkunft zu Unterkunft live mitverfolgen, auf hochauflösenden Bildern schweifen die
Gedanken schon vor der Abreise ins Urlaubsziel. Nun sind wir gefragt: Manches Motorrad ist
reisetauglicher als das andere, aber auch hier haben verschiedenste Anbieter jedes noch so
ausgeklügelte Gimmick parat: von der Gasgriffhilfe für lange Autobahnfahrten über
Trägersysteme fürs Gepäck bis hin zu ausgeklügelten Navihalterungen dürfen wir uns auf
Reisen jeder Menge kleiner Helfer bedienen.
Wie, nur EIN Paar Schuhe?!
Spätestens beim minimalistischen Packen für mehrere Tage wird es abenteuerlich: was
mitnehmen, auf was verzichten? Hier brauchen wir unser ganzes Organisations- und
Planungstalent, damit alles Wichtige seinen Weg in den Koffer findet und Überflüssiges
daheim bleibt. Ich könnte jetzt tönen: eine Liste hilft! Naja, bedingt. Ich reise seit 15 Jahren
auf dem Motorrad und meine von mir selbst gerne, ein guter “Packer” zu sein, aber am Ende
der Motorradreise liegen doch jedes Mal ungenutzte Dinge in den Packtaschen. Dafür habe ich
wiederum Wichtiges vergessen. Erneut eine gute Übung, sich nicht über sich selbst zu
ärgern, sondern als fehlbaren Menschen anzunehmen und locker zu bleiben.
Ins Unbekannte
Egal, welcher Typ du bist: ob du dich treiben lässt oder doch lieber minutiös planst…
Wer endlich im Sattel sitzt, mit gepackten Taschen, eingestelltem Navi und
durchgechecktem Bike, bei dem macht sich ein Kribbeln breit. Denn nun geht sie los, die
Motorradreise auf zwei Rädern. Wir sind gespannt auf viele Abenteuer, tolle Begegnungen, herrliche
Landschaften und schöne Kurven. Wir spüren den rauen Asphalt unter den dahin rollenden
Rädern, der Motor schnurrt wie eine zufriedene Katze, der Wind um die Nase vertreibt
Trübsal und Alltag. Mit jedem Meter wird der Kopf freier, wir dürfen neugierig sein auf das,
was uns erwartet. Wenn wir offen sind für alles, was kommen mag, breitet sich eine tiefe
Gelassenheit in uns aus, die uns jede Herausforderung der Reise souverän meistern lässt. Wir fahren, wohin unser Bike uns trägt. Als verbundene Einheit von Mensch und Maschine.
Mitbringsel
Auch wenn auf dem Motorrad wenig Platz für Souvenirs ist, haben wir auf dem Rückweg
doch unzählige Dinge von unserer Reise mitgebracht: nichts Materielles, sondern
individuelle Lernerfahrungen. Vielleicht ist mir auf dieser Reise etwas klar geworden? Was
habe ich über mich gelernt, wo bin ich über meinen Schatten gesprungen, wo über mich
hinausgewachsen? Welche hilfreichen Stärken haben mich diese Reise so erfolgreich
beenden lassen?
Am Ende der Reise steht ein unvergessliches Erlebnis, das ab sofort in unserem
Erfahrungsschatz seinen festen Platz hat. Die Geschichten, die wir nun erzählen können,
begleiten uns ein Leben lang.
Bis in 2 Wochen zu meiner nächsten Motorradkolumne.
Eure Claudia
In der zweiwöchentlichen Motorrad-Kolumne “Perspektivwechsel” von Motorradcoachin Claudia dreht sich alles um unser geliebtes Zweirad und die Menschen, die es fahren. Mit ihren Geschichten über Gedanken, Gefühle und alles, was sich beim Fahren “zwischen den Ohren” abspielt, gibt sie neue Impulse für einen Perspektivwechsel.
Mehr zu Claudia, ihrer Arbeit als Motorradcoachin sowie direkte Kontaktmöglichkeiten findet ihr hier oder bei Insta und Facebook.
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