Claudia – Immer einmal mehr aufstehen als hinfallen

RIDER of the WEEK

Claudia ist die Motorradcoachin und unser RIDER of the WEEK
Claudia ist die Motorradcoachin und unser RIDER of the WEEK

Hey! Ich bin Claudia, “Die Motorradcoachin” und gerade frische 40 Jahre alt geworden. Als Personal und Hypnose Coach mache ich hauptberuflich “Kopfarbeit” mit Motorradfahrern und arbeite nebenbei als HR-Managerin in einer Digitalagentur. Ihr findet mich auf Insta hier.

Seit wann fährst du Motorrad?

Am liebsten schon immer! Aber es sind erst 15 Jahre.

Wie und warum bist Du zum Motorradfahren gekommen?

Mit 23 fing ich als Sozia auf der Abschussrampe einer 600’er Honda CBR RR an und wollte bald selber fahren. Ich habe noch knapp 2 Jahre gewartet, um direkt die große Klasse A zu machen und ungedrosselt zu fahren. Meine erste Maschine war eine 600’er Fazer von Yamaha.

Triumph Speed Triple mit Beiwagen
Triumph Speed Triple mit Beiwagen und Familie an Board

Welches Motorrad fährst Du?

Heute fahre ich eine Ducati 1098 S, eine Yamaha MT 09, eine Triumph Speed Triple mit Beiwagen und eine 125’er Sachs Madass.

Und wie groß bist Du bitte?

Ich wurde bei der Größenverteilung mit 168 Zentimetern bedacht.

Warum hast Du diese Maschine gewählt?

Ich liebe den rauen V-Twin der Ducati und ihre ungestüme Wildheit. Sie ist eine italienische Diva, die Gegner sucht und ohne viel Fahrelektronik pures Fahrvergnügen bedeutet. Da man mit ihr aber schlecht länger verreisen kann, habe ich mir eine MT09 zugelegt, mit der ich im Harz ein paar Kurven kratzen kann. Wenn ich mit meinen Kindern fahre, packe ich sie auf meine Speed Triple mit Beiwagen. Sie ist ein Schwenker-Umbau, der das ursprüngliche Motorradfeeling mit Schräglage erhält und drei Personen Platz bietet. Und im Ort oder Sonntags zum Bäcker sause ich mit meiner kleinen MadAss herum, die ich mir selbst umgebaut habe (im Wohnzimmer, ohne Quatsch!).

Ducati 1098 S
Claudia ist vielseitig bei Ihren Motorrädern. Sie mag auch die Ducati 1098 S

Du hast einen Spitznamen oder einen Insta-Namen?

Die Motorradcoachin

Magst Du uns die Geschichte zu Deinem Handle erzählen?

Ich war mitten in der Ausbildung zum Personal Coach und hatte meine spätere Ausrichtung noch nicht klar umrissen. “Irgendwas mit Teamentwicklung…” Gleichzeitig wollte ich aber auch gern mit Motorradfahrern arbeiten – das war mir eine Herzensangelegenheit. Und da kam mir bei einem fachlichen Austausch der Blitzgedanke: Ich werde Motorradfahrerinnen coachen! Aus dieser Idee wurden mein heutiger Beruf und mein Name “Die Motorradcoachin”.

Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?

Alles. Es ist für mich Fortbewegungsmittel, Spaßfaktor, Hobby, Beruf und Berufung, Balsam für Körper und Geist. Beim Motorradfahren bin ich ganz im Moment – ich bin angekommen.

Was bewunderst Du an anderen Motorradfahrerinnen?

Ihren Mut und ihre unbändige Freiheitsliebe. Ich bewundere Individualität auf dem Motorrad und alle Verrückten, die sich in den Sattel schwingen und fahren – allen Widrigkeiten zum Trotz. Ich ziehe meinen Hut vor denen, die fallen – und wieder aufstehen und weiterfahren.

Mit der Enduro hingefallen und wieder aufgestanden. Claudia - RIDER of the WEEK
Immer einmal mehr aufstehen als hinfallen – Wer wüsste es besser als Claudia!

Was war Deine größte Herausforderung bisher?

Seit 2017 fahre ich regelmäßig Enduro, abseits der Straßen in den Gebirgen Kretas. 2018 gab ich beim Fahrzeugverleih ein völlig zerschundenes Bike ab, und auch ich sah nach den vielen Stürzen nicht viel besser aus. Ich weinte und wollte alles hinschmeißen, nie wieder Enduro fahren. Ich dachte, ich falle den anderen in der Gruppe mit meiner Langsamkeit zur Last. Mein guter Kumpel und Tourguide Alex sah mich an und sagte: “Claudi, du kannst nicht aufhören. Das gehört doch zu dir, das ist dein Element!” Und da wusste ich, dass er Recht hat. Ich kam jedes Jahr wieder und wurde jedes Jahr besser. Inzwischen geht es den Bikes und mir bei Abgeben bestens 🙂

Gab es schon Mal eine brenzlige Situation?

Jau! So einige. 2015 kam bei einer Gruppenfahrt im Weserbergland die Leitplanke einer Linkskurve immer näher. Ich starrte darauf und dachte: “nicht da reinfahren, nicht da reinfahren!” Tja, guckst du scheiße, fährst du scheiße! Ihr kennt das. Ich musste in der Kurve stark bremsen und habe wenige Tage später direkt ein Sicherheitstraining gebucht. Da platzte dann der Knoten zum Thema Blickführung.

Was war Dein schönstes Erlebnis?

Beim Endurofahren auf Kreta standen wir vor einem sehr steilen Hang aus weicher Erde und einer 90 Grad-Kurve mitten im Aufstieg. Es ging circa 100 Meter nach oben. Nacheinander fuhren alle hoch – und stürzten. Ich beschloss zu laufen. Sollte doch einer von den Kerlen das Moped da hochfahren! Nach etwa 15 Metern Aufstieg in voller Crossmontour, bei 30 Grad Hitze und dicken Crossstiefeln war ich so geladen, dass ich wütend zurückstapfte, mich auf das Bike setzte und einfach Gas gab. Ich bin als Einzige (Frau unter Männern!) bis oben zur Straße durchgefahren. Ich kann euch sagen – das war was für’s Ego! 😀

Wo oder welche Strecke würdest Du gern einmal fahren? Warum reizt Dich das?

Ich würde gern einmal in Oschersleben und in Brünn fahren, weil die Strecken berüchtigt und schnell sind. Und ich möchte mit dem Motorrad durch Osteuropa bis nach Russland reisen und die Weite Russlands einmal auf zwei Rädern erkunden.

Was würdest Du Dir selbst raten, wenn Du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?

“Immer einmal mehr aufstehen als hinfallen.” Das ist leicht gesagt. Deshalb ist mein Tipp ein Gedankenspiel, wenn man mal verzagt ist: rufe dir ins Gedächtnis, warum du fährst. Was gibt dir das Fahren, das du sonst nirgends findest? Was ist dein persönlicher Gewinn, wenn du im Sattel sitzt? Richte deinen Fokus auf all das Gute und kehre zum Ursprung zurück: finde dein “Warum” und erinnere dich stets daran!

Warum sollte Frau Motorradfahren?

Weil sie’s kann, wenn sie es liebt!

Ist da noch etwas, was Du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest?

Ja. Die Motorradwelt und das Leben sind herausfordernd. Wir müssen nicht alles selbst und alleine tun. Eines der größten Geschenke, die wir uns selbst machen können, ist die Erlaubnis, jemanden um Hilfe zu bitten. Diese Erlaubnis dürfen wir uns geben, wenn wir nicht weiter wissen oder uns hilflos fühlen. Um mit den Worten des Autors Charlie Mackesy zu schließen: “Was ist das Tapferste, das du je gesagt hast?”, fragte der Junge. “Hilfe”, sagte das Pferd.

3 Kommentare

  1. Danke für dein interessantes Interview.
    Ich bin auch erst letztes Jahr mit dem Biken
    angefangen und möchte nichts anderes mehr tun.
    Ich hoffe noch ganz viel von dir zu lesen und zu lernen.

    Liebe Grüße sendet Manuela

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