BMW F750GS Test und Fahrbericht

Mit der BMW F 750 GS durch die Sächsische Schweiz.

BMW F750GS Fahrbericht Landstrasse
Mit der BMW F750GS 600km Landstrasse durch die Sächsische Schweiz. Unser Fahrbericht.

Im Juni 2019 ging es mit der BMW F750GS ein Wochenende lang in die Sächsische Schweiz. Knapp 600 km Straße lagen vor uns. Am Donnerstagnachmittag übernehme ich im BMW Werk Berlin die Maschine. Ein kurzer Marsch übers Werksgelände und da steht sie in glänzendem Gold – Austin Yellow Metallic heißt das bei BMW – und mit 1.500 km auf dem Tacho noch fast jungfräulich.

BMW F750GS in Gold
Da steht sie und leuchtet. Die BMW F750GS in Austin Yellow Metallic. Wir Experten von “SHE is a RIDER” nennen den Farbton einfach “Gold”.

Erster Eindruck

Ich gebe zu, ich hatte schon etwas Bedenken, ob mir die Maschine mit ihrer Sitzhöhe von 815 mm nicht zu groß sein wird. Bei meiner Größe von 165 cm und einer Innenbeinlänge von 80 Zentimetern habe ich mich auf dem Motorrad jedoch sofort wohl gefühlt. Mit beiden Füßen stand ich fest und sicher auf dem Boden.

Das große Display lässt sich gut ablesen. Neben Restkilometeranzeige, Geschwindigkeit, eingelegter Gang, gewählter Fahrmodus und Außentemperatur lässt sich auch die Uhrzeit gut ablesen. Wer gerne andere Informationen auf dem Hauptscreen sehen will kann diesen ganz individuell für sich einstellen. Neben den Standardfahrmodi Rain und Road bietet unsere Testmaschine auch noch die zusätzliche Auswahl Dynamic und Enduro.

Soweit so gut – der erste Eindruck ist somit durchweg positiv.

BMW F750GS – Aufsitzen und los geht’s

Also, den Zündschlüssel steckst Du in die Hosentasche, denn die Maschine verfügt über Keyless Go. Dann den Anlasser betätigen und – hier gab es für mich die erste kleine Enttäuschung – trotz Akrapovic Auspuff schnurrt die GS wie ein Kätzchen. Ich persönlich stehe mehr auf „Tigergebrüll“. Geschmackssache. Auf der Webseite von BMW kannst Du Dir den Motorsound selbst mal anhören.

Auf zur ersten Runde mit der Maschine. Mal sehen, wie es sich so anfühlt. Ich bin überrascht, wie leicht sich die Maschine trotz ihrer stattlichen 224 kg Gewicht bewegen lässt. Durch die aufrechte Sitzposition und den tiefliegenden Schwerpunkt kann ich die BMW F750GS sicher manövrieren.

Blinker an der BMW F750GS
Blinker und weitere Schalter am Lenker der BMW F750GS. Nichts für kleine Hände.

Der Blinker bereitet mir Schwierigkeiten. Obwohl ich relativ lange Finger und dadurch eine große „Spannweite“ habe, muss ich die Hand fast vom Lenker nehmen, um mit dem Daumen den Blinker bedienen zu können. Dieser reagiert dabei schon auf leichtes Antippen, sodass ich mir oft nicht sicher bin, ob ich den Blinker nun eingeschaltet habe oder nicht.

In den unteren Gängen zerrt die GS für meinen Geschmack etwas zu sehr am Gas. Niedrige Drehzahlen mag sie nicht so gerne, was das Fahren im Berliner Stopp-and-Go Feierabendverkehr für mich etwas anstrengend macht. Ich ruckel mit dem Bike so durch die Hauptstadt.

BMW F750 GS mit GIVI Tailbag Tasche
In der Tailbag von Givi lässt sich für zwei Personen ganz schön viel Gepäck transportieren. Die GS trägt es brav und ohne Murren.

Nix für die Autobahn?

Am Freitag geht es richtig los. Die Hecktasche lässt sich gut auf dem Soziasitz der Maschine platzieren und über die Aussparungen an den Soziafußrasten gut festzurren. Mehr Gepäck brauche ich für das Wochenende nicht. Wenn es mal mit Sozius auf Tour gehen soll, dann bieten sich die Gepäckablage mit den dazugehörigen Kofferhaltern an.

Über den Berliner Stadtring geht es schließlich auf der B101 Richtung Altenberg in Sachsen. Hier macht sich dann sehr schnell das kleine Windschild bemerkbar. Ich bekomme den Fahrtwind voll auf die Brust und das bei einer Reisegeschwindigkeit von 120 km/h. Das ist auf Dauer sehr unangenehm.
Wenn es mal längere Zeit auf die Autobahn gehen soll, dann empfiehlt sich auf alle Fälle das im Zubehör erhältliche größere Windschild.

F750GS Display mit allen Daten
Das Display der GS. Statistiker-Herz was willst Du mehr? Alle Infos zur Tour auf einen Blick.

Das Cockpit macht mit dem großen Display schon was her. Das Display ist sehr übersichtlich gestaltet und lässt sich jederzeit gut ablesen. Auch während der Fahrt kann ich leicht durch das Menü steuern.

Klar, dass ich mal am Gas drehen muss. Ich will doch wissen, was die Maschine zu bieten hat. Ein kurzes Stück drehe ich dann auch mal auf 150 km/h auf. Eine höhere Geschwindigkeit war aufgrund er Verkehrsverhältnisse nicht möglich. Die GS bleibt auch bei dieser Geschwindigkeit ruhig auf der Straße. Lediglich der Fahrtwind macht mir noch mehr zu schaffen.

Als wir am frühen Abend nach ca. 4 Stunden Nettofahrtzeit in Altenberg ankommen macht sich die harte Sitzbank doch bemerkbar. Mir brennt nach knappen 230 km der Hintern und ich bin froh, endlich absteigen zu können.

BMW F750 GS Kurve mit Schraeglage
Heimspiel für die BMW F750GS. Viele Kurven mit viel Schräglage. Aufgrund des niedrigen Schwerpunkts legt sich das Bike wie von selbst in die Kurven.

Kurviges Gelände – da fühlt sie sich wohl

Am nächsten Tag wird es dann richtig ernst. Auf kurvigen Straßen geht es Richtung Tschechien. Auch für mich, als immer noch gefühlte Anfängerin, lässt sich die GS leicht durch die Kurven manövrieren. Es wirkt fast so, als würde die Maschine von selbst in die Kurven kippen. Die teils holprigen Straßen in Tschechien meistert die GS mit Bravour. Hier kann ich in den Enduro Modus schalten was dazu führt, dass die Stöße stärker abgefedert werden. Jetzt gleite ich quasie über die Straßen.

Nur bei einer Spitzkehre wird es eng für mich. Dass ich bei der GS mehr am Gashahn drehen muss, damit sie auch in den niedrigen Gängen ruhig bleibt, habe ich kurzzeitig vergessen. Zum Glück nimmt es mir die Maschine nicht übel und ich komme sicher durch die Kurve.

Auch das Bremsverhalten der GS ist durchweg gut. Die Bremsen sprechen sofort an und lassen sich gut dosieren. Auch bei der testweise durchgeführten Gefahrenbremsung bleibt die BMW F750GS sauber in der Spur und ich kann ganz entspannt beide Füße absetzen. Sehr gut!

Beim ersten Tankstopp des Tages zeigt sich dann, dass sich 224 kg auch von mir richtig gut händeln lassen. Beim Verlassen der Tankstelle muss ich abrupt abbremsen und die Maschine kommt leicht ins Kippen. Trotz des – für mich – enormen Gewichts lässt sie sich jedoch leicht abfangen und ich komme gut zum Stehen.

Apropos tanken und Spritverbrauch. Nach gefahrenen 836 km lag der Durchschnittsverbrauch gerade mal bei 4,3 Litern/100km (4,1 laut BMW Motorrad). Das ist sehr angenehm fürs Budget.

BMW F750GS Landstrasse
Die BMW F750GS ist in Summe eine tolles Motorrad und auch für kleine Menschen bestens geeignet. Für die Sitzbank musst Du aber Sitzfleisch haben oder es Dir wachsen lassen.

BMW F750GS – Mein Fazit

In Summe ist die BMW F750GS eine tolle Maschine. Sie ist leicht in der Handhabung und auch für kleiner gewachsene Menschen geeignet. Auf längeren Touren brauchst Du Sitzfleisch aber dafür ist der Spritverbrauch eher gering.
Austin Yellow Metallic … im nächsten Leben werde ich Lack-Texter für BMW. Nennen wir es doch einfach “Gold”.

F750GS Test und Fahrbericht
Und das sagt Sabine zur GS.

Positiv aufgefallen sind:

  • Sitzposition. Durch die aufrechte Sitzposition sind auch längere Strecken angenehm zu bewältigen.
  • Niedriger Schwerpunkt. Dadurch lässt sich die Maschine leicht und sicher manövrieren.
  • Display. Sehr übersichtlich gestaltet. Die Anzeige lässt sich individuell einstellen und auch während der Fahrt kann man leicht durch das Menü steuern.
  • Verbrauch. Gerade mal 4,3 l auf 100 km. Da machen längere Touren auch dem Portemonnaie Spaß.

Negativ aufgefallen sind:

  • Windschild. Zu klein, um bei höheren Geschwindigkeiten Schutz zu bieten
  • Blinker. Für kleine Hände, ist er schwer zu erreichen
  • Sitzbank. Für längere Touren zu hart und dadurch unbequem
  • Laufruhe. In den unteren Gängen zerrt die GS am Gas. Hochtouriges Fahren sorgt für mehr Laufruhe

Disclaimer
Mit freundlicher Unterstützung von BMW Group, Werk Berlin.

11 Kommentare

  1. Hallo Sabine! Vielen Dank für deinen Fahrbericht. Ich bin genau zur richtigen Zeit darauf gestoßen! Habe mir letzte Woche nach drei Jahren auf einer ER6f die BMW gekauft und durfte mir seit dem folgende Kommentare anhören: “tolles Moped, aber ist sie dir nicht zu hoch?” – “klasse Maschine – aber ist ist sie nicht viel schwerer als deine Kawa?” Da kommt frau leicht ins Grübeln…. (obwohl die Probefahrt super war)! Nachdem du deinen Eindruck von der 750er in diesem Bericht kundgetan hast und ich ihn aufgrund meiner wenigen Probekilometern teile, freue ich mich sehr darauf, meine Maschine bald in Empfang nehmen zu dürfen. Vielen Dank dafür! DLzG, Angela

  2. Hallo Sabine,habe gestern dieses Motorrad Probegefahren. Bin überrascht das du auf die 81.5 drauf passt. Bin selber 167 und komme gerade so auf den Boden bei der Tiefergelegten.
    Der Blinkerschalter ist ne Katastrophe da man im Kreisverkehr nicht Blinken und Kuppeln kann. Da sie die niedrigen Umdrehungen nicht mag wird es im Kreisverkehr echt sehr schwer bis unmöglich zu Blinken. Gestern habe ich fast nie geblinkt.
    Was hat sich BMW dabei gedacht.
    Die Sitzbank ist ebenfalls nur zum schreihen.
    So was von Hart. Unmöglich!
    Der Untere Drehzahlbereich ist ebenfalls mein Kritikpunkt. Hätte mir mehr erhofft.
    Werde mir das Motorrad trotzdem kaufen weil die Sicherheits Features eben doch Wichtiger sind und die bekommt man schon für unter 10.000 Euro wo hingegen die Triumph Tiger 800 oder nun 900 nix an Bord hat ausser Fahrmodi, ABS.
    Da hat BMW zumindest seine Hausaufgaben gemacht.
    PS, die BMW kann man Tieferlegen lassen und trotzdem bleibt das Dynamische ESA Fahrwerk erhalten. Kostet ca 350 Euro.

    • Hallo Ilona,

      ich habe für meine Größe relativ lange Beine, daher hatte ich einen guten Stand. Ich rate Frauen mit kürzerer Beinlänge zu Motorradstiefeln mit höherem Stand. Das gibt zusätzliche Sicherheit.

      Ich bin mir sicher, das Kuppeln und Blinken wirst Du ganz schnell draufhaben. Ist reine Gewohnheit.

      Ich wünsche Dir viel Spaß mit dem Bike. Berichte und gerne, wie es Dir nach den ersten Touren mit ihr geht.

      DLzG
      Sabine

      • Hallo Sabine, findest Du Sie eigentlich immer noch so schwer zu fahren im unteren Drehzahlbereich. Ich hadere mit dem Kauf da die Triumph Tiger 800 fast keinen Lastwechsel hat und ich hatte bei der BMW das Gefühl ich muss schon wieder mit der Fußbremse Arbeiten bei den engen kurven. Wie ist da dein Eindruck? Welchen Drehzahlbereich unten mag sie den noch?

  3. Hallo Sabine, Deine Erfahrung kann ich voll bestätigen. Nach 17 Jahren Yamaha XVZ bin ich auf die 750GS umgestiegen. Eine Probefahrt überzeugte mich, das die kleine GS für mich das geeignete Motorrad ist. Allerdings war die Fahrt mit einer Stunde ein wenig zu kurz. Bei größeren und längeren Touren glüht mein Sitzfleisch, ich habe wohl eine Couch gegen einen Barhocker getauscht. Aber trotzdem bin ich von der BMW begeistert. Spitzkehren machen auch mit Sozia Spass, nur rechtzeitig runterschalten und auch den ersten Gang nicht vergessen. Allzeit gute Fahrt

  4. Hallo, habe im Oktober meine 750 gs Baujahr 2019 gekauft. Bin schon knapp 9000 km gefahren. Fazit, ein super Motorrad. Windschutz erhöht, sitzbank, durch ein sitzkissen aufgepolstert. Gab es mal bei Louis, bringt echt was. Immer gut bei Drehzahl halten, so 4 bis 5000 Umdrehungen, da läuft sie am besten. Geht natürlich auch drüber. Habe viel Spaß mit dem bike.

  5. Hallo Sabine.

    Danke für Deinen super ausführlichen Bericht, den ich 1 zu 1 teilen kann.
    Bin im März 2021 von der 700er (nachdem ich mit ihr 64.000KM gefahren bin) auf die 750er umgestiegen. Mitlerweile wieder 10.000 eigene gefahrene Kilometer auf der Uhr.
    Ja, der Blinker, aber ein kleineres Übel, wie ich finde. Auch ich komme super mit beiden Füßen gleichzeitig im Stand auf den Boden auf, was ich persönlich super wichtig finde. Sowas wackeliges mag ich garnicht.
    Ich persönlich fühl mich auf der BMW sowas von wohl, unglaublich….. bestes Motorrad for ever…..

    Schöne Bikergrüße KrümelTommy alias Annette und Thomas

  6. Kann nicht nachvollziehen, warum das mit dem Blinken Probleme macht. Ich habe sehr kleine Hände, 6er Handschuhe, hatte noch nie Probleme damit. Die Sitzbank finde ich ebenfalls perfekt, bin nur 1.60 und habe diese sogar noch abpolstern und schmälern lassen. Dadurch kommt man, ohne Tieferlegung, perfekt runter. Durch die Stadt hoppeln muss man auch nicht, wenn man bei sehr langsamer Fahrt die Kupplung betätigt. Ich fahr sie jetzt 3 Jahre und sie macht einfach Spaß. Das Gewicht juckt beim Fahren nicht wirklich. Beim rangieren muss man halt etwas üben und ein Fahrtraining machen, da lernt man die richtige Techniken um mit jedem Gewicht klar zu kommen.

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