Hallo, wie heißt Du bitte? Anna 43
Und was ist Dein Job? Datenschutzbeauftragter und Chief Compliance Officer
Wie alt bist Du? 29 Jahre
Seit wann fährst du Motorrad? Ich fahre seit meinem 19. Lebensjahr Motorrad
Wie und warum bist Du zum Motorradfahren gekommen?
Ich erinnere mich noch genau an das erste Mal, als ich ein Motorrad sah. Ich kam mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder von der Schule und da stand eins vor unserem Haus. Damals wusste nichts über Motorräder, aber heute weiß ich, dass es eine 1992 Honda CBR war. Dann, als ich nach Hause kam, war das erste, was ich zu meinem Großvater sagte: “Wenn ich groß bin, werde ich Motorrad fahren”.
Aber meine Mutter hatte große Angst vor Motorrädern und mein Vater war der Meinung, dass Motorradfahren nur für Jungs war. Also waren Motorräder zu Hause verboten. Aber nur für mich und nicht für meinen Bruder! Und das obwohl ich diejenige war, die von Motorrädern und vom Fahren träumte.
Eines Tages kam mein Vater mit einer Yamaha XJ6 nach Hause und ich erkannte, dass das jetzt meine Chance war, einen Motorrad-Führerschein zu machen. Da war ich 19 Jahre alt.
Ein paar Monate später beschloss mein Vater, mir eine Chance zu geben. In der Nacht zu meinem 20. Geburtstag legte Er den Schlüssel zur Yamaha unter mein Kopfkissen. Und so begann mein Abenteuer.
Außerdem habe ich vor etwa zwei Jahren herausgefunden, dass mein Urgroßvater einer der ersten Fahrer war, der an den “24 Stunden von Montjuic” (Barcelona) teilgenommen hatte. Das bestätigt meine Theorie, dass ich Motorradfahren seit meiner Geburt im Blut habe.
Welches Motorrad fährst Du? Warum hast Du diese Maschine gewählt?
Zurzeit fahre ich eine 2007 Honda CBR 600RR.
Ein paar Monate nachdem mein Vater mir den Schlüssel zu seiner Yamaha XJ6 gegeben hatte, hatte ich einen Unfall in einem Kreisverkehr und ich brach mir den Arm.
Während ich also wieder gesund wurde, suchte ich verzweifelt nach einem neuen Motorrad. Da ich zu der Zeit Student war, hatte ich nicht so viel Geld zur Verfügung. So kam ich Zur Honda, weil es das billigste Motorrad war.
Erinnert ihr Euch, welches das erste Motorrad war, das ich in meinem Leben je gesehen habe und was ich damals zu meinem Opa damals gesagt habe? Zufall?
Wie auch immer, ich erkannte bald, dass es das beste Motorrad war, das ich für mich kaufen konnte. Es ist so einfach zu fahren und in die Kurven zu legen. Die Honda ist es ein tolles Motorrad ist, um Grundlegendes zu lernen und seine Fähigkeiten zu verbessern.
Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?
Es bedeutet mir ALLES. Ich denke den ganzen Tag an Motorräder. Vom Aufstehen, bis ich nachts ins Bett gehe. Ich fahre mit meinem Motorrad, so viel ich kann und ich kümmere mich um mein Bike, als wäre es mein Kind.
Ich denke an neue Routen und Orte, die ich fahren und besuchen sollte und an Rennstrecken!
Wenn ich nicht im Büro bin, verbringe ich meine ganze Zeit mit meinem Motorrad und arbeite an „unseren“ Projekten. Die vergangenen zehn Jahre waren genauso und ich bin die glücklichste Frau der Welt. Im Moment kann ich mir auch kein anderes Leben vorstellen.
Und warum eigentlich ANNA 43?
Die 43 war die Nummer, die ich bei meinem ersten Rennstreckentraining bekommen habe. Aber mein Vater hat noch weitere Gründe gefunden, warum ich die 43 weiter benutzen sollte. Ja, manchmal ist Er ein wenig abergläubisch:
- Mein Training fand an einem 16. Juli statt. Der Juli ist der siebte Monat im Jahr.
- Die Quersumme aus 16 ist auch sieben.
- Und die Quersumme aus 43 ist ebenfalls sieben.
Die Lieblingsglückszahl meines Vaters ist die sieben. Und so hat er mir geraten, die 43 weiter zu benutzen. Manchmal hat eben alles im Leben einen Sinn.
Was bewunderst Du an anderen Motorradfahrern?
Ich bin die Art von Mensch, die bei jedem anderen etwas Bewundernswertes findet. Ich habe viele Motorradfahrer, Männer und Frauen, getroffen, und nicht allen fiel das Motorradfahren von Anfang an leicht. Aber Sie sind gefahren, um besser zu werden und um Ihren Traum zu leben. Also bewundere ich ihre Anstrengungen und die Leidenschaft, mit der sie das tun, was sie tun. Und sie geben trotz aller Schwierigkeiten nicht auf.
Ich bewundere auch all die Fahrer, die nicht zögern, jemandem zu helfen, der Hilfe braucht, anstatt aus der Situation zu profitieren.
Was war Deine größte Herausforderung bisher?
Wie hast Du Sie gemeistert und wie hat das Dein weiteres (Biker)Leben beeinflusst?
Ich bin mir nicht sicher, ob es eine Herausforderung war oder ob es mein Leben verändert hat, vielleicht war es nur ein Weg, etwas von mir hervorzubringen, das ich noch nicht kannte …
Ich kaufte die CBR einen Monat vor meinem 21. Geburtstag und in das Motorrad habe ich meine gesamten Ersparnisse investiert. Ich lebte eine Stunde von der Stadt entfernt und jedes Mal, wenn meine CBR etwas Wartung benötigte, musste ich eine Stunde fahren, rumsitzen und warten, bis sie fertig war und danach wieder eine weitere Stunde nach Hause fahren.
Es war ein Riesenverlust an Zeit und Geld. Also beschloss ich alles zu lernen um mein Motorrad selbst zu reparieren.
Ich habe mich immer fürs „schrauben“ interessiert aber bevor ich zum allerersten Mal den Schraubendreher angesetzt habe, hatte ich eine Riesenpanik mein „Baby“ zu verletzen. Außerdem wollte ich natürlich auch nichts falsch machen, dass dann zu einem Unfall führen konnte. Also habe ich das Wartungshandbuch mehr oder weniger auswendig gelernt, mir alle Online-Tutorials und Schraubervideos angesehen, die ich finden konnte und hatte schließlich den Mut, anzufangen.
Ich begann mit einfachen Dingen wie Ölwechsel, steigerte mich über Reifenwechseln zum Tausch der Verkleidung. Auf die Rennstrecke wollte ich lieber mit so einer billigen Fiberglasverkleidung, anstelle der teuren Serienverkleidung. Dadurch habe ich erkannt, dass ich alles tun kann, was ich will, wenn ich mein Bestes gebe und mich anstrenge.
Das machte mich schließlich sehr unabhängig von den Jungs in der Werkstatt. Inzwischen weiß ich mehr über Motorräder als die meisten Männer und sie haben viel mehr Respekt vor mir. Außerdem versuchen Sie es jetzt gar nicht erst, mich über den Tisch zu ziehen.
Ein weiteres großes Abenteuer, bei dem ich viel gelernt habe, war als ich beschlossen hatte, an der Spanischen Damenmeisterschaft teilzunehmen. Ich bin alleine angetreten, ohne Material, ohne Mechaniker und nur mit meinem Serien-Motorrad … Ich wollte mich mit diesen Frauen messen.
Das war irgendwas zwischen sehr dumm und sehr mutig, da ich keine Chance hatte zu gewinnen. Aber ich wollte es versuchen!
Gab es schon Mal eine brenzlige Situation? Was war es und wie hast Du reagiert?
Ich weiß nicht, ob ich ein Abenteurer oder ein Magnet für gefährliche Situationen bin. Das Gruseligste, was ich bisher erlebt habe, war mein zweiter Unfall. Ein Bus hatte Öl verloren.
Ich rutschte weg und meine CBR krachte in die Leitplanke. Die bewahrte mich vor dem Sturz über eine Klippe. Ich hatte so ein Glück, dass ich nicht in den Abgrund gestürzt bin aber das Einzige, an das ich in dem Moment denken konnte, war mein Motorrad.
Was war Dein schönstes Erlebnis?
Ich könnte ein ganzes Buch mit tollen Geschichten und Erinnerungen schreiben. Es gibt zwei Dinge, die ich beim Motorradfahren besonders liebe: Die Geschwindigkeit und den Kontakt mit der Natur. Einmal waren wir in den Bergen unterwegs und konnten drei kleine Vögel retten, die aus ihrem Nest gefallen sind, aber der krönende Moment des Tages in den Schweizer Alpen war das Bergpanorama.
Und das Beste daran ist, diese Momente mit den Menschen zu teilen, die man liebt und die die gleiche Leidenschaft haben.
Wo oder welche Strecke würdest Du gern einmal fahren? Warum reizt Dich das?
Ich habe da zwei Projekte:
- Da ich Rennstrecken liebe, möchte ich in meinem Urlaub eine Tour zu den besten spanischen Rennstrecken machen und auf allen mit meiner Honda fahren.
- Eine Tour, über die schönsten Bergstraßen und Pässe Europas mit dem Motorrad zu fahren. Dabei im Zelt zu schlafen und mitten in der Natur das wahre Abenteuer genießen.
Was würdest Du Dir selbst raten, wenn Du heute mit dem Motorradfahren beginnen würdest? Drei Tipps aus Deiner persönlichen Erfahrung?
- Du brauchst niemanden zu beeindrucken! Nimm dir Zeit zum Lernen und um besser zu werden. Versuche nicht, schneller zu fahren, als du kannst.
- Fahre so viel wie möglich und denke nie, dass Du jetzt alles weißt. Du wirst nie aufhören zu lernen.
- Sei vorsichtig, wem du zuhörst und vertraust. Nicht jeder weiß, wovon er redet und ein schlechter Rat kann noch schlechtere Konsequenzen haben.
Aber das Allerwichtigste ist, genieße diese große Leidenschaft.
Warum sollte Frau Motorradfahren?
In den zehn Jahren, in denen ich Motorrad fahre, habe ich gesehen, wie immer mehr Frauen ihre Bedenken hinter sich lassen und angefangen haben, selbst Motorrad zu fahren.
Heutzutage gibt es viele Motorräder für kleinere Menschen. Und es gibt auch Möglichkeiten fast jedes Motorrad an deine Bedürfnisse anzupassen, auch Gelände-Motorräder.
Du wirst auch viele gute Jungs finden, die dir helfen, wenn du mal jemanden brauchst, der mit anfasst. Und da es immer mehr Frauen gibt, die Motorradfahren, können wir uns auch gegenseitig helfen.
Da gibt es nichts zu fürchten, aber viel zu genießen!
Wenn du es nicht versuchst, wirst du nie wissen, dass du tun kannst, was immer du willst.
Und du wirst nie die große weite Welt sehen.
Bild: SOY MOTO
…vielleicht noch etwas anderes, das Du unseren Lesern gerne erzählen würdest?
Das Leben besteht nicht aus Dingen, sondern aus Momenten. Aus den Momenten, die uns glücklich machen, den Momenten, die uns ein Lächeln unter den Helm zaubern können.
Also, lebe dein Leben, egal was andere denken oder sagen. Sei einfach du selbst und genieße jeden einzelnen Moment, den das Leben dir gibt.
Anna schreibt ihren Moto-Blog auf Spanisch und auf Instagram postet sie ihre News auch auf Englisch.
Ein tolles Interview mit richtig guten Antworten, die die Anna gegeben hat. Tatsächlich haben wir Mädels noch immer eine viel zu große Scheu vor Technik und Co. Mit der Folge, dass wir uns selbst hemmen und nicht den Mut finden einfach mal anzufangen uns an der Technik auszuprobieren. Da helfen Mädels wie Anna ungemein, um zu sehen, dass es sehr wohle geht, es auch kein Hexenwerk ist und Wissen immer wieder neue Türen öffnet und das Sekbstvertrauen wachsen lässt. Vielen Dank für das Interview mit der Anna. Ich werde ihr gerne mal auf Instagram folgen.
Respekt! Ich lasse sogar die Montage eines Tankrucksacks vom Mechaniker machen, aus Sorge, dass ich es selber nicht richtig mache 🙂
lg, Michael