Diana – Unter’m Helm ist kein Platz für störende Gedanken

She is a rider Dina auf der BMW F-800-R
Diana im Sonnenschein mit ihrer roten BMW F800R am Fuße der Humber Bridge, Kingston upon Hull, England.

Dein Name:
Diana
Wie alt bist Du?
Das ändert sich jedes Jahr. Aber sagen wir mal so: Eine 3 steht nicht mehr davor.
Was ist Dein Job?
Ich arbeite als Beraterin im Bereich Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Seit wann fährst Du Motorrad?
Seit 1993… also seit mittlerweile 25 Jahren. Allerdings mit teilweise längeren Unterbrechungen.

Diana mit ihrer BMW F800R nach Regenkontakt am Mull of Galloway. Glücklich!

Wie und warum bist Du zum Motorradfahren gekommen?
Das erste Mal saß ich auf einem Motorrad, da war ich so etwa vier Jahre alt. Mein Vati fuhr eine ETZ 250, im Volksmund liebevoll „Eisensau“ genannt. Jeden Abend habe ich darauf gewartet, dass er mit dem Motorrad von der Arbeit nach Hause kam und mit mir eine kleine Extra-Runde drehte. Das war der schönste Moment des Tages.
Im Winter hat er manchmal meinen Bruder und mich mit unseren Schlitten durch den Wald gezogen. In Ermangelung von Schneeketten hat er die Reifen mit Dederon-Strumpfhosen umwickelt, was erstaunlich gut funktioniert hat. Das Motorrad hielt besser Spur, als die Schlitten dahinter. Aber wir hatten unglaublich viel Spass.
Für mich war jedenfalls von klein auf klar: Wenn ich groß bin, fahre ich auch Motorrad.
Mit 16 Jahren war es dann endlich soweit. Mein erster Führerschein und mein erstes Mopped, eine Simson (natürlich eine Simson!) S83.
Auf die folgte später eine MZ RT125 (die Neuauflage aus den frühen 2000er Jahren), dann eine Honda CB1, bevor ich auf schließlich auf einTourenbike umsattelte.

Welches Motorrad fährst Du?
Aktuell fahre ich eine BMW F 800 R, Baujahr 2014

Warum hast Du diese Maschine gewählt?
2015 war ich auf der Suche nach einem Motorrad, mit dem ich lange Touren fahren kann. Ich hab lange rum recherchiert, konnte mich aber nicht so richtig entschieden.
Für eine Tour durch die Alpen, die ein befreundeter Tourenanbieter organisierte, sollte ich ein Miet-Motorrad aus der BMW-Palette aussuchen. Die F 800 R hat mich interessiert, also bin ich beim BMW-Händler vorbei gegangen, um mich mal drauf zu setzen und ein Gefühl für die Maschine zu bekommen. Ich hab dann das Draufsetzen gleich mit einer Probefahrt verbunden, und prompt war es um mich geschehen. Die Maschine und ich, wir haben einfach zusammen gepasst. Und als es dann noch ein günstiges Gebrauchtmodell in meiner Lieblingsfarbe gab, da hab ich eben zugeschlagen. Und es bis heute nicht bereut.

Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?
Der Motorradsattel ist der Platz, an dem ich mich am besten entspannen kann. Beim Fahren bin ich hoch konzentriert. Unterm Helm ist einfach kein Platz für störende Gedanken an Arbeitsstress, Steuererklärungen oder dringende Erledigungen. Aber irgendwie sortieren sich beim Fahren viele Gedanken von ganz alleine. Das macht den Kopf herrlich frei.
Motorradfahren ist für mich auch Freiheit, Spass und die Möglichkeit, neue Menschen kennen zu lernen und die Welt zu entdecken: die ganz, ganz große und weit entfernte ebenso, wie die kleine direkt vor meiner Haustür. Jede Tour ist irgendwie auch ein Abenteuer. Man weiß nie, was passieren kann. Und wenn nix aufregendes passiert, auch gut. Hauptsache, ich bin unterwegs gewesen.

Was bewunderst Du an anderen?
Ich mag Menschen, die offen und mit sich selbst im Reinen sind, und die auf andere Menschen zugehen und sie so akzeptieren, wie sie sind. Mir scheint, unter Motorradfahrern und Motorradfahrerinnen findet man diese Kombination besonders häufig 🙂

Was war Deine größte Herausforderung bisher?
Wie hast Du Sie gemeistert und wie hat das Dein weiteres (Biker)Leben beeinflusst?
Mit 17 hatte ich einen Unfall. Auf dem Weg von der Schule nach Hause musste ich auf der Landstraße hinter einem Pkw halten, der nach links in ein Gewerbegebiet abbiegen wollte. Ein von hinten kommendes Auto sah uns nicht, aus welchem Grund auch immer: Die Straße ist an dieser Stelle schnurgerade und es war ein klarer, trockener Tag. Der Fahrer war zu schnell unterwegs. Die Polizei meinte, er sei etwa 120 km/h gefahren – in einer 60er Zone. Er schaffte es noch, auf etwa 80 km/h runter zu bremsen, dann knallte er von hinten in mich rein.
Mein Moped wurde zwischen den beiden Pkw eingeklemmt und wie eine Ziehharmonika zusammen geschoben. Das war mein Glück, denn dadurch wurde der Mopedsattel zum Schleudersitz. Ich flog auf die Windschutzscheibe des Autos hinter mir und landete schließlich im Straßengraben. Für ein Moment wurde die Welt um mich herum schwarz. Als ich wieder klar sehen konnte, rappelte ich mich auf. Ich hatte furchtbare Rückenschmerzen und wollte nur noch nach Hause. Ich blickte mich nach meinem Moped um, und sah es in Einzelteilen verstreut auf der Straße liegen. Der Anblick ließ mich erneut umfallen.
Mir ist bei dem Unfall bis auf ein paar Stauchungen und Prellungen wunderbarerweise nichts passiert. Auch die beiden Autofahrer blieben unverletzt. Der Schock saß jedoch tief. Es hat acht Jahre gedauert, bis ich mich wieder in den Motorradsattel zurück getraut habe. Acht Jahre, in denen ich viel Sehnsucht nach dem Motorradfahren hatte, aber auch viel Angst davor. Irgendwann wurde die Sehnsucht stärker. Das hat mir geholfen, die Angst zu überwinden.
Gelernt habe ich daraus: Man kann nie so blöd denken, wie es kommen kann. Ich fahre zwar gern schnell und sportlich, schalte im Zweifel aber besser zu früh als zu spät mal einen Gang runter. Und an Kreuzungen, vor allem auf Landstraßen, halte ich immer, wirklich immer den Rückspiegel fest im Blick.

Gab es schon Mal eine brenzlige Situation? Was war es und wie hast Du reagiert?
Brenzlige Situationen gibt es auf jeder Tour. Radfahrer, die die Vorfahrt missachten, Autofahrer, die meine Geschwindigkeit unterschätzen, Fußgänger, die direkt vor mir auf die Straße springen, oder Wildschweine und Rehe, die ihrer Futter- und Partnersuche aus irgendwelchen Gründen auf der Straße statt im Wald nachgehen. Und natürlich bin auch ich nicht vor Fehlern gefeit, übersehe mal ein Straßenschild, überschätze meine Überholkünste oder rutsche in der Kurve über die Mittellinie.
Um Unfälle zu vermeiden, halte ich mich an einige „goldene Regeln“:

  • Immer mit der Dummheit der anderen rechnen und sich dabei selber nicht ausnehmen.
  • In kritischen Situationen kühlen Kopf bewahren und nicht in Panik verfallen.
  • Regelmäßige Fahrtrainings absolvieren.

Ich bin der Meinung, dass auch der erfahrenste Biker immer noch was lernen kann. Die eigenen Fahrkünste von einem Profi in Augenschein nehmen zu lassen hilft dabei, eingeschliffene Angewohnheiten zu erkennen und wenn nötig zu korrigieren. Mir hat das schon das eine oder andere Mal den Hintern gerettet.

Was war Dein schönstes Erlebnis?
Ui, da gibt es viele in den letzten Jahren, und mit fast jeder Tour kommen neuen Erlebnisse dazu. Aber so auf Anhieb fallen mir die folgenden ein:
2015: Der Ritt über die Crown Range Road in Neuseeland. Die Kurven und grandiosen Ausblicke versetzten mich einen absoluten Rausch. (Triumph Tiger 800)
2016: Im strömenden Regen über schmale Straßen zum Mull of Galloway, dem südlichsten Punkt Schottlands, fahren: Kaum angekommen brach die Wolkendecke auf und der Leuchtturm strahlte blendend weiß im Sonnenschein. (BMW F 800 R)
2017: Das erste Mal Offroad in Südafrika: Allein auf einer Schotterpiste in der Halbwüstenlandschaft der Karoo überkam mich ein „Wenn ich das kann, dann kann ich echt alles“-Gefühl, das mir bis heute Auftrieb gibt. Wann immer ich an mir zweifele, denke ich an diesem Moment zurück. (BMW F 700 GS)
Zeitlos: An einem Freitagnachmittag die Stadt hinter mir lassen und im Abendrot gemütlich über Brandenburger Landstraßen cruisen: Glücksgefühle pur.

Wo oder welche Strecke würdest Du gern einmal fahren? Warum reizt Dich das?
Mich reizen weniger bestimmte Strecken als Länder. Nach Norwegen und Island würde ich wahnsinnig gerne mal. Lateinamerika steht schon seit Jahren auf der Wunschliste. Zudem träume ich von Sibirien und der Mongolei. Und durch Südafrika und Neuseeland möchte ich auch ganz dringend nochmal fahren…
Okay, zwei Strecken fallen mir jetzt doch noch ein.
Die North Coast 500 ist eine davon: Entlang der Küste rings um das nördliche Schottland. Das stell ich mir traumhaft vor – auch im Regen.
Die andere ist das Stilfser Joch. Da war ich schon mal, aber die Fahrt über den Pass war … na sagen wir mal: nicht sonderlich gelungen. Das würde ich gerne ein zweites Mal probieren.

Was würdest Du Dir selbst raten, wenn Du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
Drei Tipps aus Deiner persönlichen Erfahrung?
Nummer 1:
Einfach loslegen. Nicht zu lange nachdenken, ob das Sinn macht, ob überhaupt genug Zeit und Geld für ein Motorrad da ist. Und vor allem nicht an den eigenen Fähigkeiten zweifeln. Egal, ob 16 oder 56: Jede Frau, die das wirklich will, kann Motorrad fahren lernen.
Nummer 2:
Sich bloß nicht von anderen den Schneid abkaufen lassen. Miesmacher und Bedenkenträger weisen gerne auf die Gefahren, den generellen Unsinn und neuerdings auch auf die ökologischen Nachteile des Motorradfahrens hin (um nur einige Vorurteile zu nennen). Darüber kann man vortrefflich streiten, oder aber es einfach ignorieren und sein eigenes Ding machen. Ich empfehle letzteres.
Nummer 3:
Spaß an der Sache haben und sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen lassen.
Theorieprüfung vergeigt? Kann man wiederholen.
In der Fahrstunde die Kegel beim Slalomfahren umgenietet? Kegel wieder aufstellen und es nochmal versuchen.
Auf der ersten Ausfahrt im Regen verfahren und dann auch noch komplett durchnässt worden? Das ist Stoff für die Geschichten, die man abends beim Bier am besten erzählen kann.

Warum sollte Frau Motorradfahren?
Ich denke nicht, dass jeder Mensch unbedingt Motorradfahren lernen sollte. Aber diejenigen, die es wirklich wollen, die sollten es auch tun. Wen die Leidenschaft gepackt hat, der kann sich ihr auf Dauer ohnehin nicht entziehen. Ich spreche da aus Erfahrung 🙂

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