Hallo, wie heißt du bitte? Finja
Und wie alt bist du? 16 Jahre
Was ist dein Job? Schülerin im Gymnasium der 11. Klasse/Aushilfe in der Driving Area
Seit wann fährst du Motorrad? Seit ca. drei Jahren
Wie und warum bist du zum Motorrad fahren gekommen?
Meine ganze Familie fährt Motorrad und ich kam damit in Kontakt als ich noch ganz klein war, in der Grundschule ungefähr. Ich habe dann immer mit meiner Halbschale bei meinem Papa hinten drauf gesessen und wir sind durch unser kleines Dorf gefahren. Aber es wurde dann auch relativ früh klar, dass mir hinten drauf sitzen zu langweilig ist und ich den Drang habe selber zu fahren. Mein Bruder gab mir meine erste Fahrstunde und ich habe mich dann mit 13 Jahren das erste Mal auf eine Maschine gesetzt und bin ganz zierlich und vorsichtig losgefahren.
Welches Motorrad fährst du? Warum hast du diese Maschine gewählt?
Derzeitig fahre ich eine KTM Duke 125 Baujahr 2020.
Um ehrlich zu sein, mein Papa hat mir die Maschine empfohlen und ich habe ihm da einfach vertraut. Zurecht, denn mittlerweile ist mir die Maschine ans Herz gewachsen. Sie ist einfach ein souveräner Allrounder und meiner Meinung nach, eine der besten seiner Klasse für Anfänger.
Was bedeutet dir Motorradfahren heute?
Es ist definitiv ein großer Bestandteil meines Lebens. Wenn man es so sieht, dann komme ich täglich damit in Berührung. Sei es, um von A nach B zu gelangen, um mit meinen Eltern oder Freunden eine Tour zu fahren, um in der Driving Area auszuhelfen oder um ein Training mitzumachen. Für mich persönlich ist Motorradfahren ein Ausgleich zum Alltag, wo man einfach mal abschalten und durchatmen kann. Abgesehen davon könnte ich mittlerweile schon gar nicht mehr ohne. Racing Blut ist da eben so eine Sache. Nach zu langer Zeit juckt es in den Fingern und ich will los. Es macht auch einfach unendlich viel Spaß.
Was bewunderst du an anderen Motorradfahrern?
Jedes Mal aufs Neue ist es faszinierend, die Entwicklung anderer Motorradfahrer in einem Training mit anzusehen. Wie sie im Laufe des Tages ihre Aussage von „Oh man, dass geht doch gar nicht!“ zu „Wie geil, ich hab’s gepackt!“ ändern. Die strahlenden Gesichter sind unbezahlbar. Ich finde es ist bewundernswert, wie manche Motorradfahrer konsequent gegen ihre Angst arbeiten und sie am Ende überwinden. Oder wie Sie nach einem Sturz wieder aufstehen, weiter machen und den Spaß nicht verlieren.
Dann gibt es auch noch die Kategorie von Fahrern, die man total unterschätzt oder man es einfach nicht erwartet, dass sie so eine gute Performance hinlegen, dass einem schlichtweg die Kinnlade runterfällt.
Was war deine größte Herausforderung bisher? Wie hast du sie gemeistert und wie hat es ggf. dein weiteres Biker Leben beeinflusst?
Für mich persönlich ist es immer schwer den ersten Schritt zu gehen und über meinen Schatten zu springen. Mich bei einem Training anzumelden kommt meist mit einer riesigen Welle von Angst und Gedanken wie „Die sind doch alle besser“ und „Oh man was, wenn ich das gar nicht hinbekomme?“. Eben alles was so in die Schiene fällt. Ich würde auch behaupten, dass es eine konstante Herausforderung ist, die jedes Mal wiederkommt. Jedoch finde ich auch, dass sie mit jedem Mal kleiner wird, da ich durch Erfahrung und Übung vertrauen in meine Fähigkeiten gewinne.
Das was mir riesig geholfen hat, waren die Leute um mich herum. Umgibt man sich mit Leuten, die dasselbe Ziel anstreben wie du, wirst du automatisch mit in den Strom gezogen. Ich hatte immer eine Hand, die mir wieder hoch geholfen hat, oder die mir zeigte wo es lang geht. An der Stelle einen riesigen Dank an meine Mama, Nina und Maike, die alles mitmachen und mich mit zu den Trainings genommen haben, an meinen Papa und Bruder, die mir an erster Stelle das Fahren lehrten, und letztlich an alle Instruktoren, die mir viel beigebracht haben und bei denen ich gut aufgehoben war. Unterm Strich war es jedoch mein Wille zu fahren, denn ohne Willen bringt einem das ganze Brimborium drum rum nichts.
Gab es schon mal eine brenzlige Situation? Was war es und wie hast du reagiert?
Definitiv, es gab schon mehrere Situationen, wo ich in dem Sinne einfach nur Glück hatte. Aber die Situation, die mir immer als erstes in den Kopf schießt ist folgende. Und zwar war das der Tag, an dem ich meinen Führerschein bekommen habe. Ich, natürlich voller Elan, wollte direkt los und eine Tour mit meinen Eltern fahren, was wir dann auch gemacht haben.
Das Problem war nur, dass abends nach einem langen Tag mit Schule, Prüfung und Tour meine Konzentration einfach raus war. In Folge dessen, bin ich zu schnell in eine schärfere Kurve rein und habe mich erschrocken, als ein Auto von Vorne kam. Ich habe mich dann verkrampft und bin stumpf geradeaus gefahren. Den Straßengraben habe ich nur um Zentimeter verfehlt und so hätte ich fast meine Maschine in den ersten Stunden meines Führerscheins weggeschmissen. Also in dem Sinne habe ich gar nicht reagiert, sondern einfach nur Glück gehabt.
Was war dein schönstes Erlebnis?
Das Schöne am Motorrad fahren ist, dass es eben nicht nur das ist. Sieht man es aus der Perspektive ist dieser Sport ein konstantes Lernen, man hat nie ausgelernt. Es wird immer etwas geben, was man verfeinern, reflektieren oder von einer anderen Seite anschauen kann. Mit diesem Lernen kommt auch ein ständiges verlassen der Komfort-Zone, d.h es gibt viel Raum für Fehler und zum Hinfallen. Aber aus Fehlern lernt man, und durch das Hinfallen lernt man wieder aufzustehen und nicht aufzugeben.
Dieses ganze Konzept ist das, was mich so anzieht und was ich versuche aufs „echte“ Leben zu übertragen. Es ist einfach eine Einstellung in meinem Leben, die sich entwickelt und verfestigt hat. Beziehungsweise ein schönes Erlebnis, welches sich immer wiederholt.
Wo oder welche Strecke würdest du gerne mal fahren? Warum reizt dich das?
Ich würde definitiv gerne in das Ausland, so viel wie möglich sehen und erleben. Meine jetzigen Ziele wären die Niederlande, Spanien, Frankreich. Erstmal kleiner anfangen, man bedenke da mein Alter und meine geringe Erfahrung im Straßenverkehr. Das Inland ist auch eine feine Sache, aber für mich persönlich hat das Ausland einfach ein unvergleichliches Feeling. Rennstrecken würde ich auch gerne mehr fahren, da ist mir eigentlich egal wo. Hauptsache Fahren. Sonst muss ich sagen, im Endeffekt geht es mir nicht darum wohin, sondern eher mit wem. Aber auch einfach alleine mal los zu tuckern habe ich kein Problem mit.
Was würdest du dir selbst raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
Drei Tipps aus deiner persönlichen Erfahrung
1)Fahren, Fahren, Fahren
Erfahrungen sammeln, ausprobieren, und dranbleiben. Feedback holen von anderen, Fragen stellen und versuchen die gefühlt unendliche Thematik hinter dem Fahren zu verstehen. Es ist wie bei allem
Andern auch, Übung macht den Meister und in der einen oder anderen Situation wird es dir den Hintern retten.
2)Alles kann, nichts muss
Das ist, wie ich finde, eine grundsätzliche Regel, die sich nicht nur auf das Motorrad fahren bezieht. Es bringt nichts auf gut Deutsch gesagt, auf Krampf irgendwas zu erzwingen. Gerade wenn man in Gruppen unterwegs ist mit Fahrern, die schon jahrelange Erfahrung haben, kommt es des Öfteren Mal vor, dass sie vergessen einen Anfänger dabei zu haben. Und gerade dann sollte man umschalten und sich sagen: „Ich mache mein Ding, nach meinem Tempo und nach meinem Können“. Weil wenn du dann auf der Nase liegst, bist du verantwortlich.
3)Suche dir gleichgesinnte Menschen
Das habe ich weiter oben schon erwähnt, aber umgib dich mit Menschen, die dich mitziehen und unterstützen. Gegebenenfalls auch auffangen und aufheitern, falls mal etwas nicht so läuft wie geplant. Oder auch in den Hintern treten, wenn man mal aus dem Knick kommen sollte.
Abgesehen davon, kann man so so viel von anderen Motorradfahrern lernen – auch aus deren Fehlern. Es muss nun nicht immer der dritte Lehrweg in Kraft treten. Andererseits hilft es sich über seine Schwierigkeiten zu unterhalten und einen Rat zu bekommen von jemandem der das schon durch hat oder gerade noch durchläuft.
Warum sollte Frau Motorrad fahren?
Die Frage ist eher warum nicht? Ich sehe keinen plausiblen, logischen Grund, warum Frauen nicht genauso Motorrad fahren können wie andere.
Ist da noch etwas, was du unseren Lesern gerne mitteilen möchtest?
Mein letzter Appell ist definitiv: Macht so viele Trainings wie möglich und das jedes Jahr wieder. Ganz egal ob Enduro, Schräglage oder ein Kurventraining auf der Rennstrecke. Jedes einzelne dieser Trainings verfeinert eure Fähigkeiten und ganz wichtig euer Vertrauen zu euch und der Maschine.
Je mehr Aha-Momente du hast und Leitfäden, woran du dich entlang hangeln kannst, desto sicherer fühlst du dich beim Fahren. Mit dieser Sicherheit kommt Lockerheit, und wie geil ist das bitte ganz entspannt auf der Maschine zu sitzen, da seine Kilometer zu schrubben und nicht bei jeder Kurve einen Schweißausbruch zu bekommen. Außerdem ist Motorrad fahren ein pures lernen, bis es ins Blut übergeht. Immer und immer wieder machen, bis es so natürlich zu dir kommt, dass du nicht mehr darüber nachdenken musst. Genau wie Fahrrad fahren.
Bei der Anmeldung zu den Trainings gilt, nicht lang schnacken und überdenken, einfach machen! Ihr macht das für euch und eure Sicherheit beim Fahren, da sind die anderen Leute und was sie denken ganz egal. Und ganz wichtig, ihr seid nicht alleine mit euren Ängsten. Manchmal tut es gut sich mit Leuten austauschen zu können, die ähnliche Probleme haben. Auf Grund der Tatsache sage ich auch, aus meiner eigenen Erfahrung, ihr werdet gut aufgehoben sein bei den Instruktoren. Die wissen was sie machen. Die sind ausgebildet und haben genug Erfahrungen gesammelt, um mit den unterschiedlichsten Teilnehmern umgehen zu können.
Das Fazit ist also, es gibt keinen Grund, kein Sicherheitstraining zu machen!
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