Katharina – Mit dem Motorrad von Kolumbien bis Feuerland

Reise ohne Limit - Teil 1

Motorradurlaub inklusive Motorradführerschein in Kolumbien
Wenn du nicht mehr Backpacken magst, machst du halt den Motorradführerschein - in Kolumbien - und fährst mit dem Bike bis Feuerland.

Hallo, wie heißt du bitte? Katharina
Und wie alt bist du? 32
Was ist dein Job? Juristin
Seit wann fährst du Motorrad? 2019

Wie und warum bist du zum Motorradfahren gekommen?

Über meine Südamerikareise mit Lisa! Wir hatten die Reise als Backpacking-Trip geplant und sind 2019 mit Rucksack aber ohne Motorradführerschein aufgebrochen. Irgendwann, auf der Höhe El Salvador, hatten wir die Busse satt und Lisa brachte die Motorrad-Idee ins Gespräch. „Wie cool es wohl wäre mit Motorrädern unterwegs zu sein?!“.

Und dann wurde es ein Motorradurlaub

Das war zunächst nur eine fixe Idee. Denn nur Sie hatte einen Motorradführerschein und keiner von uns ein Motorrad. Ich machte mich dann ein wenig kundig und um ehrlich zu sein, lief einfach alles – wider unserer Erwartungen – glatt durch.
Ich konnte mich in Medellin, in Kolumbien bei der Fahrschule anmelden, ich bestand den Führerschein, wir suchten Motorräder, fanden welche und konnten diese kaufen, wir bestellten und kauften Camping- und Motorradausrüstung. Es funktionierte einfach alles überraschend unkompliziert. Damit hatten wir gar nicht gerechnet. Da meine Praxisausbildung in Kolumbien relativ knapp war, waren die ersten Tage bzw. Wochen auf dem Motorrad auf südamerikanischen Straßen eine Herausforderung. Aber es ging von Tag zu Tag besser. Und wir haben es schlussendlich von Kolumbien bis nach Patagonien geschafft.

Gestern noch Backpacker und heute mit dem Motorrad von Kolumbien bis Patagonien unterwegs – SHE is a RIDER.

Welches Motorrad fährst du?
Warum hast du diese Maschine gewählt?

Während unserer Reise in Südamerika bin ich eine AKT Enduro 200cc gefahren. AKT ist ein indisches Fabrikat und das Nationalmotorrad in Kolumbien. Dort sieht man neben alten Hondas und Yamahas unzählige AKTs, da diese für die Lokalbevölkerung erschwinglich sind. Das war ein recht kleines Motorrad. Und auch wenn wir uns manchmal etwas mehr Kraft gewünscht hätten, war es für die Reise doch perfekt, da es so leicht war.

Nach unserer Rückkehr im Frühjahr 2020 habe ich mir eine Suzuki DR 650 (Bj 1994) gekauft. Ich wollte gern wieder etwas geländetaugliches, auch wenn das im Alltag kaum zum Einsatz kommt. Dieses Jahr im Sommer planen Lisa und ich eine kleine Motorradtour. Vielleicht kann ich die DR dann offroad ein wenig ausprobieren. Außerdem mag ich die Optik älterer Motorräder. Das Kantige gefällt mir.

Was bedeutet dir Motorradfahren heute?

Da ich über die Reise zum Motorrad fahren gekommen bin bedeutet Motorrad fahren für mich immer Freiheit. Die Möglichkeit zu haben, hinzufahren, wo man möchte, halten, wann und wo es einem gefällt. Da wir während der Reise immer auch mit Campingausrüstung unterwegs waren, gehört das für mich untrennbar zum Motorradfahren und diesem Freiheitsgefühl.
Außerdem macht mir Motorrad fahren einfach viel Spaß. Ich finde es ist eine der schönsten, bisweilen auch eine etwas anstrengende Art sich fortzubewegen.

Was bewunderst du an anderen Motorradfahrerinnen?

Wir haben während unserer Reise eine Motorradfahrerin kennengelernt, Kate aus Weißrussland, die ganz allein unterwegs war. Das hat mich beeindruckt. Für ihren Mut und ihre Entschlossenheit hab ich Kate bewundert. Ich war doch froh Lisa als Back-up dabei zu haben.

Motorradführerschein auf Motorradtour in Kolumbien
Katharin ahat ihren Motorradführerschein vor Ort gemacht: In Kolumbien

Was war deine größte Herausforderung bisher?

Ich hab mein Biker Leben mit der größten Herausforderung in meinem Bikerleben begonnen. Das war unsere Südamerikareise mit den Motorrädern. Einmal von Kolumbien nach Patagonien und das überwiegend auf unbefestigten Straßen. Offroad in allen Facetten. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Straße, die in Kolumbien „Trampolin de la muerte“ genannt wird. Das war ein Streckenabschnitt relativ am Anfang unserer Reise. Damals war uns noch nicht so richtig klar, wie schlecht Straßen sein können. Es handelte sich dabei um einen Pass der ungeteert war, schmal und ohne Leitplanken. Die LKWs, die ihn vor allem befuhren, nahmen keine Rücksicht auf Verluste. Da musste man als Motorradfahrer dann schauen, wo man bleibt.

Wir brauchten für die Strecke viel länger als geplant und als es noch anfing zu regnen und sich die Schlaglöcher mit Wasser füllten, wurde es richtig unangenehm. Wir waren dann gezwungen aufgrund des Regens und des Einbruchs der Dunkelheit am Wegrand neben einer Gaststätte, vor einem Toilettenhäuschen, zu campen. Seit dieser Erfahrung haben wir unsere Strecken mit mehr Bedacht geplant, haben mehr Zeitpuffer einkalkuliert und haben andere zu den Straßenverhältnissen befragt.

Motorrad-Trip durch Südamerika
Zu zweit in der Wüste allein. Auf Motorradtour durch Südamerika

Gab es schon mal eine brenzlige Situation? Was war es und wie hast du reagiert?

In Südamerika gab es allerlei brenzlige Situationen. Auf der Carretera 40 in Argentinien gibt es einen Streckenabschnitt, der „Los 73 malditos“ genannt wird. Das ist ein Straßenabschnitt mit tiefen Schotter. Auf diesem Abschnitt sind wir unzählige Male gestürzt. Haben unsere Motorräder wieder aufgerichtet und sind wieder gestürzt. Das hat richtig Kraft gekostet und es gab gefühlt weder vor noch zurück. Irgendwann haben wir es dann aber doch geschafft.

Oder das eine Mal als wir für 30 km 6 Stunden gebraucht haben. Auch da war die Straße einfach so schlecht, dass wir nicht vorwärtskamen.

Eine richtig brenzlige Situation gab es glücklicherweise nicht, auch wenn ich jetzt an viele Situationen anders herangehen würde.

Was war dein schönstes Erlebnis?

Da gibt es viele, aber wenn ich jetzt eins hervorheben soll, dann würde ich sagen der Moment als wir in Ushuaia ankamen, dem Ziel unserer Reise. Das war ein unbeschreibliches Gefühl es bis dort mit unseren kleinen Motorrädern geschafft zu haben. Und nicht nur, dass wir es schafft hatten, dass unsere Motorräder die 20.000 km bis dort unten gut durchgehalten haben, sondern auch, dass wir keine richtig brenzligen Situationen hatten und stattdessen mit unseren Motorrädern so viel Tolles, wenn auch teilweise sehr fordernde Situationen erleben durften.

Mit dem Motorrad in Ushuaia Argentinien Feuerland angekommen
Lisa und Katharina sind samt Motorrädern glücklich in Ushuaia, Argentinien, angekommen.

Wo oder welche Strecke würdest du gern einmal fahren?

Da steht ziemlich viel auf der Wunschliste. Lisa und mich zieht es zum einen in den Osten und da am besten durch alle Länder inklusive Orient. Außerdem würden wir beide gern mit Motorrädern durch Afrika reisen. Wir sind gerade am überlegen, wo uns eventuell eine weitere Reise hinführen könnte und haben allerhand im Kopf.

Warum reizt dich das?

Weil ich sehr gern reise, neue Länder und Leute kennen lerne. Und weil ich finde, dass man mit dem Motorrad einfach „näher dran“ ist. Man kommt mit Leuten ganz anders ins Gespräch. Von den Ländern her bietet der Osten/Orient unserer Vorstellung nach viel unberührte Natur und Offroad-Möglichkeiten, außerdem würden wir gern wieder wild campen. Afrika reizt uns (auch) wegen der Möglichkeit uns im sandigen Terrain auszuprobieren.

Was würdest du dir selbst raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?

Wow, das ist schwierig zu beantworten, da ich gefühlt gerade erst mit dem Motorrad fahren begonnen habe.

  • Einfach machen. Nicht allzu viel nachdenken, das schafft nur Sorgen und Ängste wo keine sein müssen.
  • Jeder hat mal einen schlechten Tag. Nur weil etwas, dass gestern noch geklappt hat, heute nicht mehr klappt, bedeutet es nicht, dass es nicht schon morgen wieder klappen wird. Und auch die routiniertesten Fahrer haben mal schlechte Tage.
  • Mach dein Ding. Es muss dir Spaß machen und du musst dich gut fühlen. Lass dich von niemandem unter Druck setzten. Fahr deine Geschwindigkeit und geh das Risiko ein mit dem du dich wohlfühlst.

Warum sollte Frau Motorradfahren?

Warum nicht? Jeder sollte Motorrad fahren! Aber Spaß bei Seite. Das Motorradfahren bereichert mein Leben ungemein und diese Erfahrung wünsch ich jedem anderen Menschen auch. Außerdem glaub ich nicht, dass es irgendetwas gibt, das Frau machen/nicht machen sollte oder Mann machen/nicht machen sollte. Ausprobieren und selbst beurteilen.

Motorradreise bis Chile mit Camping
Camping in Chile. Der Ausblick ist es wert!

Ist da noch etwas, was du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest?

Macht mehr Motorradurlaube! Während unserer Reise waren wir (fast) jeden Tag auf unseren Motorrädern unterwegs. Seit wir in Deutschland sind, bin ich nur noch selten und dann oft nur für ein paar Stunden mit dem Motorrad unterwegs. Ich kann jedem nur eine längere Reise mit dem Motorrad (also länger als ein Wochenende) empfehlen. Es macht Spaß, man lernt sein Motorrad besser kennen und hat eine ganz andere Möglichkeit Routine zu bekommen. Es muss ja nicht gleich der Jahrestrip mit Zelt sein 😉

Mehr von Katharina und ihrem Trip durch Südamerika gibt es hier.

1 Kommentar

  1. Hallo, ich werde nächstes Jahr auch nach Kolumbien fahren und möchte 1 Jahr durch Südamerika mit einer Enduro fahren. Wie kaufe ich diese und melde die Enduro in Kolumbien an?

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