Lidwien – Habe keine Angst zu scheitern, denn aus Fehlern lernt man

Lidwien fährt seit Jahren mit dem Motorrad um die Welt
Lidwien fährt seit Jahren mit dem Motorrad um die Welt - SHE s a RIDER

Hallo, wie heißt Du bitte? Lidwien
Und wie alt bist Du? 52
Was ist dein Job? Inhaberin von Motor2Travel, Reiseveranstalterin für Motorradreisen weltweit
Seit wann fährst du Motorrad? Seit 1989

Wie und warum bist Du zum Motorradfahren gekommen?

Meine Brüder hatten alle ein Moped, das ich übernahm, als ich 16 Jahre alt war. Ich musste 17 km bis zur Schule und es war nicht möglich, mit einem Schulbus hinzufahren. Also gab mir das Moped mehr Bewegungsfreiheit. Mit 18 hatte ich Freunde mit Motorrädern und darum war es für mich selbstverständlich, dass ich auch den Motorradführerschein gemacht habe.

Welches Motorrad fährst Du?

Ich fahre ein Yamaha XT600 und bin 1.67 m groß. Ich kann gerade mit meinen Füßen auf den Boden kommen.

Warum hast Du diese Maschine gewählt?

Ich wollte ein nicht zu riesiges Motorrad mit wenig Schnickschnack dran, mit dem ich sowohl auf der Straße als auch auf unbefestigten Wegen gut fahren kann.

Mit dem Motorrad durch Nicaragua
Mit dem Motorrad durch Nicaragua. So lernt Lidwien Land und Leute kennen.

Du hast einen Spitznamen oder einen Insta-Namen?

Ich benutze Instagram und Facebook fast nur für die Arbeit, und dort bin ich unter Motor2Travel zu finden.

Wie kam es dazu?

Seit meinem 18. Lebensjahr bereise ich gerne die weite Welt, zuerst als Backpacker und später als Reiseleiter für Abenteuerreisen für niederländische Organisationen. Im Jahr 2006 habe ich begonnen, weltweit Motorradreisen zu führen. Da ich inzwischen aus den Niederlanden nach Deutschland gezogen und Mutter geworden war, war ich etwas mehr ans Haus gebunden. Ich habe mich daher entschlossen, mein Unternehmen Motor2Travel zu gründen und biete seitdem Motorradreisen weltweit an.

Motorrrad, Geröll und Abenteuer in Tansania
Lidwien hat immer einen guten Rat, eine helfende Hand oder auch mal Glück – Auch in Tansania im Geröll.

Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?

Motorradfahren gibt mir immer noch ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Wenn ich auf meinen Reisen mit dem Motorrad unterwegs bin, komme ich an Orte, wo normale Touristen nicht hinkommen, ich komme leichter mit Einheimischen in Kontakt und man erlebt Natur und Landschaft intensiver. Deine Sinne werden stärker angeregt, und es gibt einfach ein glückliches Gefühl. Beim Motorradfahren ist der Weg das Ziel, während man im Auto einfach von A nach B fährt.

Was bewunderst Du an anderen Motorradfahrerinnen?

Es gibt schon einige Motorradfahrer(innen) die ich bewundere, z.B. für ihren Mut, Engagement und ihre Persönlichkeit. Für mich ist das Motorradfahren eine Selbstverständlichkeit, auch als Frau, aber ich weiß, dass es nicht für jeden so ist. Auf dem Petrolettes-Festival traf ich zum Beispiel Behnaz Shafiei, die iranische Rennfahrerin, die Hunderte von Frauen und Mädchen im Iran trainiert, obwohl es für Frauen illegal ist, in der Öffentlichkeit Motorrad zu fahren. Oder Dylan Wickrama, den ich 2015 auf einer Veranstaltung in Köln traf. Er ist in Sri Lanka in sehr armen Verhältnissen aufgewachsen, aber er hat es dann doch geschafft, seinen Traum von einer Weltreise auf dem Motorrad wahr zu machen. Dylan war 3,5 Jahre unterwegs und hat daraus ein sehr tolles Buch und einen faszinierenden Film gemacht (Am Ende der Straße, verloren auf dem Pazifik). Mit Ihm organisiere ich jetzt auch die Sri Lanka Motorradreise.

Motorradfahren in Nicaragua
Fährst Du Motorrad kommst Du überall leicht ins Gespräch, auch in Nicaragua.

Was war Deine größte Herausforderung bisher?

Meine Beziehung mit meinem Mann hahahahaha . Die Herausforderung ist es tatsächlich, die Familie, die Tiere und die Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Wegen meiner Arbeit bin ich manchmal Wochen unterwegs (mit Motorrad natürlich) oder auch tagelang auf Messen/Veranstaltungen. Da muss dann einiges geplant und organisiert werden, bevor ich weg kann.

Wie hast Du Sie gemeistert und wie hat das ggf. Dein weiteres (Biker)Leben beeinflusst?
Ich arbeite noch immer daran 😉 Die meisten Kilometer, die ich fahre, sind auf Reisen. Zuhause habe ich fast keine Zeit, Motorrad zu fahren. Mein Mann fährt auch gerne Motorrad so daß wir gerne gemeinsam ein Stuck vom TET-Trail der nicht weit von unserer Haustür liegt fahren, wenn es die Zeit erlaubt.

Gab es schon Mal eine brenzlige Situation?

Ach, hinterher sind die Dinge oft halb so schlimm, aber natürlich gab es auf meinen Reisen schon mal Unfälle, Erdrutsche, korrupte Polizei/Grenzwächter und kaputte Motorräder in the middle of nowhere usw.

Was war es und wie hast Du reagiert?

Erst einmal die Ruhe bewahren, dann die Situation gut einschätzen, Alternativen überdenken, kreativ sein und manchmal habe ich auch einfach Glück gehabt, dass rechtzeitig Hilfe vorbei kam. So kam zum Beispiel einmal zufällig ein Bagger vorbei, um den Weg frei zu machen, ein Krankenpfleger, um den Verletzten zu versorgen, ein freundliches Gespräch über Familie, Fußball und Musik, um den korrupten Beamte umzustimmen, ein LKW, um das kaputte Motorrad zu transportieren usw.

Tansania hat freundliche Polizisten
Lidwien kommt überall gut durch und kann mit jedem Menschen gut verhandeln, auch mit den 2 freundlichen Cops in Tansania.

Was war Dein schönstes Erlebnis?

Meine erste Motorradreise, die ich begleitet habe. Das war eine 3-wöchige Reise nach Tansania. Es war ein großes Abenteuer, ich hatte eine super lustige Gruppe (wir sind noch befreundet), ein tolles Team, das Offroadfahren war eine schöne Herausforderung und die Bevölkerung war so locker. Überall, wo wir hinkamen, war Party angesagt, sei es in der örtlichen Straßenbar oder beim Masai BBQ, es war eine gute Zeit in jeder Hinsicht.

Wo oder welche Strecke würdest Du gern einmal fahren?

Es gibt immer noch vieles zu entdecken, auch in Europa, aber die nächste Reise, die ich machen werde, ist Kolumbien. Das Land ist so riesig und so schön, da muss ich wieder hin.

Warum reizt Dich das?

Die Landschaft, die Natur und das Fahren in Kolumbien sind so abwechslungsreich, und die Bevölkerung ist so gastfreundlich und aufgeschlossen – das berührt mein Herz. Das Reisen in diese Länder bringt einen zurück zum Kern und man verbindet sich wieder mit den Dingen, die wirklich wichtig sind.

Mit dem Motorrad durch Guatemala.
Lidwien führt und die Gruppe folgt, auch durch Guatemala.

Was würdest Du Dir selbst raten, wenn Du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?

  • Nichts aufschieben, einfach machen.
  • Ich würde mehrere Trainings machen z.B. Kurventraining, Endurotraining, Sicherheitstraining, man lernt viel, und es macht Spaß.
  • Und wichtig ist es auch, dass richtige Motorrad zu kaufen. Nicht zu groß, aber ein Motorrad, was zu Dir passt, und wenn es Dir nicht mehr gefällt, kann man es immer wieder verkaufen.
  • Und habe keine Angst zu scheitern, denn aus Fehlern lernt man.
Mit dem Motorrad durch Kolumbien
Wer mit Lidwien fährt, der sieht die Welt. Zum Beispiel Kolumbien.

Warum sollte Frau Motorradfahren?

Frau oder Mann oder Es, whatever, mach einfach was Du willst – Wenn es dir Spaß macht!

Ist da noch etwas, was Du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest?

Und wenn Du die Möglichkeit hast, mache schöne Reisen, Begegnungen und Erfahrungen. Die Welt ist viel schöner als es oft in den Nachrichten dargestellt wird.

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