Natascha – Als Motorradfahrer musst du einmal im Leben das Stilfser Joch gefahren haben

Mit Natascha aufs Stilfser Joch
Natascha hat ihre Honda in 3 Jahren gute 30.000 km bewegt - SHE is a RIDER

Hallo ihr Lieben, mein Name ist Natascha (auf Instagram findet ihr mich hier), ich werde im Oktober 30 Jahre alt und verarbeite die Gehälter für Lehrer in einem Kanton in der Schweiz.
Meinen Motorradführerschein habe ich vor 4 Jahren gemacht (2018).

Wie und warum bist du zum Motorrad fahren gekommen?

In meiner Familie fährt niemand Motorrad. Ich hatte jedoch immer wieder Motorradfahrer im Freundeskreis. Als ich immer mal wieder als Sozius mitgefahren bin, wurde mir schnell klar, dass ich eines Tages selber Motorrad fahren möchte. Tatsächlich habe ich bereits vor 13 Jahren den 125er Motorradführerschein gemacht und hatte als erstes Motorrad eine Cagiva Mito. Leider war diese jedoch technisch in keinem guten Zustand, ging während der Fahrt aus und ließ sich nicht mehr starten. Damals war ich 17 Jahre alt und hatte noch nicht viel Ahnung von Motorrädern, weshalb ich anschließend für etwa 9 Jahre kein Motorrad mehr gefahren bin bis es mich 2018 wieder gepackt hat und ich seither eine leidenschaftliche Motorradfahrerin geworden bin.

Honda CBR 650R mit Bergpanorama in der Schweiz
Nataschas Honda CBR 650R

Welches Motorrad fährst du? Warum hast du diese Maschine gewählt?

2018 habe ich mit der Honda CB500 angefangen, ein Jahr später bin ich zur Honda CBR 650R gewechselt und bin mit ihr seither bereits knapp 30 Tsd. Kilometer gefahren. Warum ich diese Maschine gewählt habe? Ich bin im Schwarzwald aufgewachsen und wollte etwas mehr Power haben, außerdem finde ich die CBR 650r unglaublich gut aussehend! Ich könnte nichts aufzählen, was mir an ihr nicht gefallen würde.
„Leider“ hat sich mein Fahrstil mehr und mehr verändert, seit ich in der Schweiz wohne.

Reisen und Offroad fahren stehen mehr und mehr im Fokus, weshalb es leider nur noch eine Frage der Zeit ist, wie lange ich die CBR noch behalte. Mittlerweile stehen Tagestouren von teilweise 600 – 800 Km auf dem Plan, Camping Trips und hin und wieder Offroadtrails, wo die CBR mich sicher gerne fragen würde, ob ich noch alle Latten am Zaun habe, wenn sie sprechen könnte! 🙂

Mal schauen, welches Motorrad als nächstes in meiner Garage steht.

Was bedeutet dir Motorradfahren heute?

Motorradfahren bedeutet für mich absolute Freiheit. Es ist meine größte Leidenschaft und definitiv ein Ventil für mich, wenn es im Büro stressigere Zeiten gibt. Ich habe das Glück meine Feierabendrunden in den Alpenpässen zu drehen, wo sich meine zweite Passion versteckt – die Berge.

Motorrad und die Berge, ich kann gar nicht genug davon bekommen! Während den Touren habe ich so oft so ein breites Grinsen unter dem Helm, freue mich über jeden Motorradgruß und hätte durch dieses Hobby womöglich meinen tollen Partner gar nicht gefunden, der ebenfalls leidenschaftlicher Motorradfahrer ist.

Natascha liebt die schweizer Berge, die Pässe und einfach die Natur.
Natascha liebt die schweizer Berge, die Pässe und einfach die Natur.

Was bewunderst du an anderen Motorradfahrern/Fahrerinnen?

Ich bewundere wie manche Motorradfahrer nach einem Unfall mit einem solch großen Selbstbewusstsein und Selbstverständlichkeit wieder zurück aufs Motorrad steigen. Zum Glück habe ich bisher noch keinen Unfall gehabt, ich bin lediglich zweimal mit der CBR umgeflogen, weil ich sie einfach nicht mehr halten konnte, aber selbst das hat mir bereits so viel Selbstbewusstsein genommen, weshalb ich gar nicht wüsste wie das nach einem Unfall wäre.

Weiterhin bewundere ich gleichermaßen den Mut und das Talent von anderen Motorradfahrern. Wenn man sich nur mal die absolut verrückte Schräglage von Marc Marquez anschaut und hier zu sehen, zu was ein Motorradreifen alles fähig ist oder was Offroad tatsächlich alles möglich ist mit einem Motorrad.

Was war deine größte Herausforderung bisher? Wie hast du sie gemeistert und wie hat das ggf. dein weiteres (Biker)Leben beeinflusst?

Für mich ist es immer wieder herausfordernd super enge Serpentinen zu fahren, noch dazu wenn diese schlecht einsehbar sind, zum Beispiel wenn man den Splügenpass von der italienischen Seite hoch fährt. Mein Puls geht zwar immernoch in die Höhe, wenn wir solche Straßen fahren aber mittlerweile habe ich um einiges mehr Selbstbewusstsein und Vertrauen in mein Können gewonnen. Meine bessere Hälfte teilt mir als übers Sena mit, ob Gegenverkehr kommt und ich in der Serpentine schön ausholen kann, das hilft zusätzlich natürlich auch ungemein.

Gab es schon mal eine brenzlige Situation? Was war es und wie hast du reagiert?

Ein typischer Anfängerfehler würde ich sagen. Ich war mit der CB500 auf Feierabendtour im Schwarzwald und in einer lang gezogenen Rechtskurve fuhr ich mit ordentlicher Geschwindigkeit. Leider war meine Blickführung am Anfang noch nicht am Ende der Kurve, denn da stand ein Auto bzw. es war am Bremsen, um links in eine Straße abzubiegen. Das sah ich leider derart spät, dass ich fast nicht mehr bremsen konnte und mich tatsächlich schon übers Auto fliegen sah. Obwohl das Auto, noch stehend, links blinkte, habe ich es ganz normal links überholt und mich anschließend sofort entschuldigt. Ich hatte definitiv einen Schutzengel mit mir und mag mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn das Auto angefahren und links abgebogen wäre. Die Blickführung ist so unglaublich wichtig, sie hilft vor allem auch in den engen Serpentinen.

Stilfser Joch mit der Honda gefahren
Mission Possible: Stilfser Joch

Was war dein schönstes Erlebnis?

Puhh, ich muss gestehen, dass die Frage relativ schwierig zu beantworten ist, da meine bessere Hälfte und ich gefühlt jedes Wochenende absolut geniale Touren fahren und klasse Erlebnisse haben. Ich versuche es etwas einzugrenzen:

Am 21. August 2021 um 20 Uhr bin ich das allererste Mal auf dem Stilfser Joch angekommen

Als Motorradfahrer muss man in seinem Motorradleben zumindest einmal das Stilfser Joch gesehen haben. Zum Glück hatte es um diese Uhrzeit nicht mehr allzu viele Touristen, wodurch man diese unbeschreibliche Stimmung, zusammen mit dem Sonnenuntergang, absolut genial genießen konnte. Naja, der Ofenpass war beim zurück fahren dann zur Hälfte bereits komplett dunkel aber das war‘s wert.

Ein weiteres Erlebnis war unser Gardasee-Urlaub letztes Jahr im September. Wir haben so viele neue unglaublich tolle Pässe kennengelernt, teilweise auch vollkommen durch Zufall wie der Passo San Marco. Die Passstraße zieht sich unglaublich in die Länge. Wenn man denkt, dass die Passhöhe „dort hinten“ sein muss, fährt man gefühlt nochmal 20 Kehren und Kurven nach oben und die Aussicht, die einen auf der Passhöhe erwartet ist atemberaubend. Wir konnten es fast nicht glauben.

Schlaf-Fässer am Bernina Pass
Am Fuße des Bernina Passes stehen diese urigen Schlaf-Fässer.

Das letzte Erlebnis war erst vorletztes Wochenende als wir mit dem Motorrad am Fuße des Berninapasses in einem Holzschlaffass übernachtet haben. Am nächsten Morgen aufzuwachen und am kleinen See eine heiße Schokolade mit unglaublicher Sicht auf den Piz Bernina zu haben ist unbeschreiblich. An dem Wochenende sind wir um die 1.100 Km gefahren. Samstag über den Ofenpass nach Italien, über den Reschenpass nach Österreich zum Kaunertaler Gletscher (absolut empfehlenswert!) und über Scuol wieder zurück in die Schweiz.

Diese ganzen Touren und Erlebnisse könnt ihr übrigens alle hier nachverfolgen 🙂

Wo oder welche Strecke würdest du gern einmal fahren? Warum reizt dich das?

Hier fällt mir spontan die Assietta-Kammstraße im italienischen Piemont ein! 🙂
Die Strecke steht auf meiner To-Do Liste relativ weit oben, allerdings besser nicht mit der CBR. Mich reizt diese Strecke, da ich schon viel Gutes gehört habe. Sie hat eine Länge von 41 Km, besteht rein aus Schotter und befindet sich durchgehend zwischen 2.000 – 2.500m Höhe mit grandiosen Ausblicken.

Letzten Endes gibt es aber so vieles was man noch sehen kann, von den Pyrenäen über die Routes des Grandes Alpes, Route Napoléon, Norwegen, Island, Slowakei, Kroatien, Bosnien, etc. Ich glaube langweilig, wird es nicht so schnell! 🙂 Motorradfahren auf den Kanaren steht auch auf der Liste – irgendwann!

Ich bin ein absoluter Naturfreak und ich liebe es Neues zu entdecken und tolle Erinnerungen zusammen mit meiner besseren Hälfte zu sammeln. Irgendwo in die Berge sitzen, den Gaskocher rausholen und ein Fondue zusammen essen! Es gibt absolut nichts Besseres.

Was würdest du dir selbst raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?

  • Fahre dein eigenes Tempo und lasse dich von niemandem unter Druck setzen. Du musst niemandem etwas beweisen. Lasse dir vor allem nicht einreden, dass du etwas nicht kannst!
  • Vertraue auf dich und dein Können – und traue dich!
  • Teste viele verschiedene Motorräder aus. Dadurch lernt man so viel dazu!
    Was ich außerdem raten kann – besuche Fahrsicherheitstrainings! Durch die verschiedenen Übungen bekommt man so viel mehr Sicherheit und Selbstbewusstsein.
    Im Verkehr muss man mit der Konzentration bei 150% sein und einfach mit den Fehlern von anderen rechnen. In Fahrsicherheitstrainings erfährst du nochmal neue Grenzen von dir und deinem Motorrad.
Natascha fährt die Honda CBR 650 R aufs Stilfser Joch und weiter
Natascha war mit ihrer Honda auf dem Stilfser Joch – Und welches Motorrad folgt auf die rote Rakete – SHE is a RIDER

Warum sollte Frau Motorrad fahren?

Ich habe mal ein Spruch gelesen „Motorrad fahren ist viel zu schön, um es einzig den Männern zu überlassen“ und dem kann ich nur zustimmen. Dieses Freiheitsgefühl, was man auf dem Motorrad verspürt, diese vielen tollen Menschen zu treffen und die Möglichkeit so viel mehr von der Natur zu sehen macht das Motorrad fahren für mich aus.

Letzten Endes muss jedoch jeder für sich selber wissen, welches das beste Hobby für einen ist! Ob man lieber samstags in die Stadt zum shoppen geht, lieber in die Kneipe um die Bundesliga zu verfolgen oder aufs Motorrad sitzt und neue Alpenpässe oder Seitentäler erkundet.

Ist da noch etwas, was du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest?

Es ist nie zu spät mit dem Motorrad fahren anzufangen – wenn ihr mit dem Gedanken spielt, macht es! Lasst euch nicht davon entmutigen, wenn das Motorrad mal umfällt, das ist womöglich schon den besten Bikern passiert 🙂
Die Bikerwelt ist so schön, herzlich und intensiv. Ich kann das Motorrad gar nicht mehr aus meinem Leben weg denken und bin unglaublich froh Teil der Motorradcommunity geworden zu sein.

7 Kommentare

  1. Das alles kann ich nur bestätigen. Mein Führerschein mit 44 für das Motorrad stellte mein Leben auf den Kopf. Neues Leben, neuer Mann, der ebenso verrückt ist wie ich und viele Abenteuer auf zwei Rädern! Südafrika ,Deutschland (seit heute sind wir auf der alten B96 nun F96 von Zittau bis Sassnitz unterwegs und genießen unser tschechische Bier zum Einstand gleich hinter der Grenze) Europa und noch vieles wird folgen! Es ist kein Hobby mehr, sondern eine Leidenschaft ️

  2. Hallo Natascha,
    schöne Geschichte, weiter so.
    Apropos:
    1) Gran Canaria mit dem Motorrad ist super. Hab‘s schon 2x gemacht.
    2) Mir hat zwar sehr viel gebracht hinter Leuten herzufahren, die es wirklich gut können, aber noch mehr habe ich anschließend gelernt, wenn ich viel alleine oder mit mir unbekannten Motorradfahrern gefahren bin. Da kommt man immer mal in neue Situationen, die man meistern muss. Und siehe da, alles geht.
    3) Enge Kehren? Dann empfehle ich auch mal den Manghenpass vom Norden her zu fahren oder den Gavia vom Süden.
    Gruß und alles Gute
    Gaby

  3. Euch Allen ,viele Km. für die nächsten Jahre,kommt immer gesund heim!Mit 20 Jahren 1972,angefangen,150ccm MZ,bis 300ccm Es von MZ.Seit 2018 wieder auf Yamaha Virago 535,es macht immer noch Spass! viele Grüsse und immer viel Glück! Gerd Jahrgang 48.

  4. Das war echt eine super Strecke mit meiner BMW R 1250 RT! Allzeit wieder. Ich kann`s nur jedem wärmsten empfehlen. Möget ihr immer einen vollen Tank haben und immer im Sattel bleiben

  5. Ein schöner Beitrag! Dem kann ich nur beipflichten. Ich habe meinen Motorradführerschein 2015 mit knapp 47 Jahren gemacht. Danach begann das eigentliche Lernen, fast bei jeder Fahrt kippte ich um. Dennoch gab ich nicht auf. Ich kaufte mir ein passendes Motorrad und fuhr damit in den Urlaub. Hinfallen, aufstehen weiterfahren! Mittlerweile bin auch ich dieses Jahr in den Alpen – und auch auf dem Stilsfer Joch – Pässe rauf und runter gefahren. Man muss dran bleiben und an sich glauben, die Fahrfreude und die tollen Reisen (von Schottland bis Portugal bis Kroatien mittlerweile) sind es wert. Allseits gute Fahrt!

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