Marilen – Fahre soweit Du möchtest

Das ist Marilen und sie ist mit ihrem Motorrad on the road - SHE is a RIDER
Das ist Marilen und sie ist mit ihrem Motorrad on the road - SHE is a RIDER

Hallo, ich bin Marilen, 31 Jahre, Pädagogin und fahre seit 8 Jahren Motorrad.

Wie und warum bist Du zum Motorradfahren gekommen?

Ich habe schon als Kind vorbeifahrenden Motorrädern nachgeschaut. Es war irgendwie immer klar, dass ich irgendwann selbst fahren werde. Tatsächlich hat es aber gedauert, bis ich 23 war. Da gab es einige Veränderungen in meinem Leben und ich hab beschlossen: jetzt oder nie.

Welches Motorrad fährst Du?

Seit letztem Jahr fahre ich eine Honda CB500X. Ich nenne sie liebevoll „Zephyria“.
Ich liebe es, auf zwei Rädern die Welt zu entdecken. Dafür brauche ich ein Motorrad, das reisetauglich ist und alles mitmacht, egal ob kleine Bergstraßen, Autobahn oder Schotter. Ich bin 1.68cm groß. Mein Motorrad muss ich auch im Stand gut im Griff haben, selbst rangieren und umdrehen können, damit ich mich auch allein auf unebene und abschüssige Straßen traue. Die meisten Reiseenduros fallen damit für mich weg. Mit der CB500X habe ich jetzt glaube ich meine „Eierlegende Wollmilchsau“ gefunden.

Marilens Honda CB500X hört auf den Namen "Zephyria"
Marilens Honda CB500X hört auf den Namen “Zephyria”

Du bist viel mit Deinem Motorrad Unterwegs. Nimmst Du uns mit?

Bilder von meinen Reisen und Touren teile ich auf Instagram unter dem Namen „marilenontheroad“. Seit 2020 ist auch ein gleichnamiger Blog dazu gekommen. Meine Erlebnisse auf diese Art zu dokumentieren macht mir richtig Spaß und auch die Community und der Austausch der sich daraus ergibt, ist so toll.

Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?

Früher saß ich bei jeder kleinsten Gelegenheit auf dem Motorrad. Das hat sich geändert, mittlerweile ist mir Qualität wichtiger als Quantität. Für mich heißt Motorradfahren eine Auszeit vom Alltag, neue Orte zu entdecken und die Landschaft zu genießen. Kein anderes motorisiertes Fahrzeug lässt mich so nah an meiner Umgebung sein, wie ein Motorrad. Ich spüre jeden Temperaturunterschied, die Beschaffenheit der Straße, wie die Luft um mich herum riecht. Auch das Fahrgefühl ist unvergleichlich: ein Motorrad steuert man mit dem ganzen Körper. Motorradfahren ist Reisen mit allen Sinnen, der Inbegriff von Freiheit.

Passo Poroij oder Pordoijoch. Mit 2239 m der höchste asphaltierte Pass der Dolomieten.
Passo Poroij oder Pordoijoch. Mit 2239 m der höchste asphaltierte Pass der Dolomieten.

Was bewunderst Du an anderen Motorradfahrerinnen?

Es gibt so viele beeindruckende Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer, die tatsächlich die ganze Welt auf dem Motorrad entdecken; die nicht nur ihren normalen Urlaub auf Reisen verbringen, sondern einen großen Teil ihres Lebens. Manchmal wäre ich auch gern so mutig, einfach aufzusteigen und ein paar Monate durch Zentralasien oder Lateinamerika zu fahren.

Gab es schon Mal eine brenzlige Situation?

2021 hatte ich meinen ersten und hoffentlich auch letzten Unfall. Ein Autofahrer hat eine Stopptafel überfahren und mir quasi den Weg versperrt. Trotz Brems- und Ausweichmanöver kam es zur Kollision. Mein Motorrad hatte einen Totalschaden, ich war zum Glück wie durch ein Wunder kaum verletzt. Es war trotzdem ein sehr einschneidendes Erlebnis, das noch lang nachgewirkt hat. Es hat schon eine gewisse Überwindung gekostet, danach wieder aufzusteigen. Die Erkenntnis die ich daraus ziehe, ist: Man kann alles richtig machen, und trotzdem kann etwas passieren. Aber wenn ich weniger richtig gemacht hätte, wäre wohl mehr passiert.

Schootland Applecross Pass
Schottland, Applecross Pass

Was war Dein schönstes Erlebnis?

Im Sommer 2022 habe ich mir einen großen Traum erfüllt und bin mit dem Motorrad nach Schottland gefahren. Von meiner Heimatstadt im Süden Österreichs bis zum nördlichsten Punkt des britischen Festlands – quer durch Österreich, Deutschland, Frankreich und England. Als ich ganz im Norden angekommen bin und von einem Felsvorsprung auf den Atlantik und die Orkney Inseln geschaut hab, das war glaube ich einer der glücklichsten, stolzesten Momente meines Lebens! Überhaupt die ganze Reise war unglaublich schön. Schottland ist das faszinierendste Land, das ich kenne.

Wo oder welche Strecke würdest Du gern einmal fahren?
Warum reizt Dich das?

Da gibt es noch Vieles auf meiner Liste! Der Panamerican Highway würde mich wahnsinnig reizen. So viele verschiedene Länder und Klimazonen zu durchreisen muss einfach so ein geniales Erlebnis sein! Aber auch in Europa gibt es noch so Vieles, das ich mir ansehen möchte. 2020 hatten wir eine Balkan-Tour geplant, die dann wegen Covid19 ausgefallen ist. Das würde ich gerne bald mal nachholen.

Was würdest Du Dir selbst raten, wenn Du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?

  • Lass dich nicht verunsichern! Mein erster Fahrlehrer hat mein Selbstvertrauen gleich mal auf Null gesetzt. Lass so etwas nicht mit dir machen, du bist schließlich zum Lernen in der Fahrschule. Auch mit Führerschein lernt man noch ständig dazu, und das ist okay.
  • Fahr so, wie du dich wohl fühlst! Wenn du langsamer bist als die anderen, so what? Der Straßenverkehr ist kein Rennen. Dir muss es Spaß machen, und du musst sicher ankommen. Leistungsdenken ist da völlig fehl am Platz. Und Macho-Sprüche kann man einfach überhören.
  • Rechne immer mit den Fehlern der Anderen! Theoretisch wissen das zwar alle, aber die Bedeutung dessen ist mir erst nach meinem Unfall richtig klar geworden. Lieber etwas zu vorsichtig, als etwas zu risikoreich.
Sonnenuntergang in Kroatien
Sonnenuntergang irgendwo in Kroation – Das Leben ist schön!

Warum sollte Frau Motorradfahren?

Weil es ein viel zu schönes Hobby ist, um es nur den Männern zu überlassen? 😉

Ist da noch etwas, was Du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest?

Finde deine eigenen Prioritäten und deinen eigenen Stil. Fahr was du möchtest, wohin du möchtest und so weit du möchtest! Und genieße jeden Moment!

3 Kommentare

  1. Sehr schöner Bericht, der hatte mir recht gut gefallen. Es gibt sicherlich schon einige Frauen auf dem Motorrad, aber leider immer noch sehr viele, welche “nur” als Passagier das Motorradfahren genießen wollen. Ich habe das Wörtchen nur bewusst in “” gesetzt ;-).
    Ich finde es schade, dass es in Europa und hier ganz speziell in Deutschland, immer noch viel zu wenig weibliche Fahrer sich selbst an den Lenker trauen und dieses Gefühl auch selbst ausleben wollen. Ganz anders ist es wohl in Übersee und Down Under. Du hattest geschrieben, dass dich die Panamericana schon reizen würde, tolle Idee, denn auch dort wirst du viele weibliche Motorradfanatiker treffen.
    Wie auch immer, allzeit gute Fahrt!
    DLzG.

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