Hallo, wie heißt du bitte? Sabrina Sabel
Und wie alt bist du? 26
Was ist dein Job? Werksstudent und Rennfahrerin
Seit wann fährst du Motorrad? Zweirad seit dem 14ten Lebensjahr, 600ccm seit dem 20ten Lebensjahr, davon 4 Jahre auf der Rennstrecke
Wie und warum bist du zum Motorradfahren gekommen?
Schwierige Frage, ich weiß es gar nicht so richtig. Es war nie eine Frage, ob ich einen Führerschein mache oder nicht. Mein Vater meldete mich immer zum Führerschein an. Mit 14 machte ich den 25er Roller-Führerschein. Mit 16 den 125ccm Führerschein und mit meinem Auto- den großen Motorrad-Führerschein.
Mein Vater hat mir immer einen Roller zur Verfügung gestellt. Es galt die Regel, dass der Sprit für den Roller bezahlt wurde und für das Auto nicht. Also fuhr ich so viel es ging mit dem Roller, auch bei -5 Grad Celsius und Sonnenschein.
Mein Herz ging im Reitsport auf und ich steckte mein Geld und meine Freizeit in das Hobby. Leider konnte ich mir nie ein eigenes Pferd leisten und ich hatte nur eine Reit-Beteiligung. Bis ich keine Lust mehr hatte immer das, was ich liebe und jeweils viel hineininvestierte, zu verlieren.
Aus Trotz schaute ich auf meinen Führerschein und bemerkte, dass ich mit 20 Jahren eine offene Maschine fahren darf. Darauf kaufte ich mir meine erste Yamaha R6. Ein kleiner Teil des Geldes war von mir, den Rest stotterte ich monatlich bei meinem Vater ab.
Welches Motorrad fährst du? Warum hast du diese Maschine gewählt?
Meine erste R6 habe ich nach einem Jahr gegen die R6 rj15 eingetauscht. Von der Optik und Technik her war das mein Traum-Motorrad. Ich musste um die Unterstützung meines Vaters kämpfen, mir diese Maschine kaufen zu dürfen. Er sagte immer, ich sollte mir ein Anfänger-Bike kaufen. “1-2 tausend Euro und aufrechtes Sitzen”.
Bei der rj15 bin ich nicht mal mit beiden Fußspitzen auf dem Boden gekommen. Aber ich habe ein tiefer gelegtes Motorrad gefunden und konnte mich durchsetzen.
Das rate ich jedem Anfänger! Holt euch das Bike, das ihr wollt! Nur dann verliert ihr nicht den Spaß ! Nur das Traumbike erfüllt unser Ladyherzchen.
Ich musste drei Jahre das Bike abbezahlen. Es war meine erste große Investition und mein Vater erinnerte mich regelmäßig daran, dass wenn ich falle, es nichts Neues gibt und ich trotzdem zahlen muss. Natürlich wollte ich keine Last sein für meine Biker-Jungs. Also war mein Ziel, schnell und sicher über die Straßen zu jagen. Ich konzentrierte mich daher von Anfang an auf meine Haltung und wurde zügig schnell und sicher.
Was bedeutet dir Motorradfahren heute?
,,Motorrad fahren ist kein Zeitvertreib oder Status, sondern eine Leidenschaft, die man für sich entdeckt und als Freiheit interpretiert‘‘ …
das ist von mir.
Ich liebe das Motorradfahren und sobald ich davon spreche sieht man es in meinen Augen. Seit vier Jahren bin ich auf Europas Rennstecken unterwegs und seit neuem konzipiere ich, im Rahmen der MotoStudent in der Uni, mein erstes eigenes Motorrad. Meine Liebe gilt auch der Technik rund um das Motorrad. Motorradfahren bedeutet mir daher Alles. Ich möchte es zu meiner Zukunft machen.
Was bewunderst du an anderen Motorradfahrern?
Ganz ehrlich? Den Umgang mit anderen Menschen. Ich finde es oft mühsam, respektiert und akzeptiert zu werden, von Männern und ach so tollen Superhelden. Ich habe mir in der vergangenen Saison einen dicken Pelz zugelegt und lasse nicht mehr alles mit mir machen.
Ich war viel zu lieb und kleinlaut, so dass man nicht immer gut mit mir umgegangen ist. Klar, ich war neu im Geschehen und meine Aussage hatte nicht immer viel Gewicht. Ich bewundere Frauen, die sich halb nackt der Öffentlichkeit auf dem Motorrad präsentieren und respektiert werden. Ich tauschte zu Beginn meine Hüft-Jeans gegen Engelbert & Strauss!
Ich denke, es ist wichtig sich treu zu bleiben und sich nicht zu verbiegen. Das weiß ich heute.
Was für eine Geschichte steht hinter diesem Bild?
Oh das Bild. Es schmerz im Herzen. Dieses Bild ist eine Geschichte für sich und ist vor Jahren um die Welt gegangen. Mein Großvater war sehr krank. Mit seinem neuen elektrischen Rollstuhl hat er neue Kraft schöpfen können. Endlich konnte er einkaufen gehen und gewann wieder etwas Selbstständigkeit.
Von den paar wenigen km/h tränten seine Augen und ich kaufte mit ihm eine Harley Davidson-Brille. Dann aber montierten wir eine alte Roller-Windschutzscheibe an den Rollstuhl.
Sein letzter Wunsch war es, mit mir eine Tour zu machen. Also ließ ich mir mein Motorrad nach Osnabrück bringen und ich bin mit ihm die Straße hoch und runter gefahren …
Mittlerweile ist er fast drei Jahre tot.
Was war deine größte Herausforderung bisher?
Meine größte Herausforderung war diese Saison. Yamaha R3 Cup. Ich hatte einen tollen Sponsor, der mir das Startgeld zur Verfügung stellte. Leider verlor ich einen anderen Sponsor, der meine Stürze übernehmen sollte. Nach dem ersten Sturz und der Wahnsinnsrechnung, verlor ich fast den Spaß am Motorradfahren. Ich spielte mit dem Gedanken mich abzumelden. Das wäre auch sicher das Vernünftigste gewesen. Ich wusste, dass ich nicht mehr stürzen durfte. Ich bin Studentin. Ich habe mich nie auf ein Motorrad gesetzt, das ich nicht zerstören durfte.
Wenn ich mein Motorrad kaputt mache, kommt es in die Garage und das war es. Aber die Cup Maschine muss direkt gezahlt werden. Ich habe die Saison “auf ¾ Gas” zu Ende gebracht und darauf bin ich stolz, den Mut gehabt zu haben und ich konnte viel lernen.
Ich weiß, das in mir noch viel mehr steckt.
Gab es schon Mal eine brenzlige Situation? Was war es und wie hast du reagiert?
Davon gab es einige und auch den ein oder andern Sturz. Vor drei Jahren brach ich mir den Unterarm an Weihnachten in Alicante, Spanien. Ich verlor auf einer Enduro-Maschine das Gleichgewicht und blieb am Gas hängen. Das katapultierte mich in hohen Bogen in den Dreck. Das Motorrad hinter her und auf mich drauf.
Im Krankenhaus sagten mir die Ärzte ich hätte mir beide Arme gebrochen und drei Lendenwirbel. Das war das schlimmste Weihnachten für mich. Am 25ten flog ich mit dem ADAC heim. Meine Schwester holte meine Mutter ab und sagte ihr, sie hätte eine gute und eine schlechte Nachricht. Meine Mutter wollte die Gute zuerst hören und meine Schwester sagte Ihr, dass sie mich doch noch an Weihnachten sehen wird. Die schlechte Nachricht war, dass sie mich am Flughafen abholt und es dann ins Krankenhaus geht.
Was war dein schönstes Erlebnis?
Mein schönstes Erlebnis war es, dass erste Mädels- Langstrecken Team auf die Beine zu stellen (“Grip Girls Racing”, Anm. d. Red.). Wir sind zusammen den Deutschen Langstrecken Cup gefahren und nach nur einem Jahr auf der Rennstrecke. In knalligen und farblich abgestimmten Lederkombis, Helmen und Bikes schafften wir es sogar zu RTL Aktuell.
Wo oder welche Strecke würdest du gern einmal fahren?
Warum reizt dich das?
Ich würde gerne in den USA fahren. Ich weiß nicht genau weshalb. Ich sehe die Motorrad-Mädels oft auf Instagram und ich denke mir, man könnte viel voneinander lernen.
Was würdest du dir selbst raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
Drei Tipps aus deiner persönlichen Erfahrung?
Mich nicht mehr verstellen und auf Biegen und Brechen anderen gefallen wollen.
Meine Tipps:
- Definitiv das Bike kaufen, was man unbedingt haben möchte!
- Immer auf die Haltung achten und sich damit auseinandersetzen. “In den Lenkerstummel beißen”.
- Unabhängig bleiben und lernen, wie das Motorrad funktioniert. Es gibt Motorrad Grund Schrauber Kurse für Frauen)
Warum sollte Frau Motorradfahren?
Was ist das für eine Frage? Warum denn nicht? Wir sind Waffen … besonders im Regen. Wir haben einen guten Popometer. Oft brauchen wir etwas länger aber wir brennen dafür und auch Frauen können dicke Eier(-Stöcke) haben!
Ist da noch etwas, das du unseren Leserinnen mitteilen möchtest?
Habt keine Angst, auf der Rennstrecke zu fahren. Versucht es mit einem Rennstrecken-Training, aber Achtung Suchtgefahr. Was die Männer können, können wir schon längst. Wir können uns auch nicht am Tank stoßen. Rennmaschinen sind wie für Frauen gemacht.
Wenn Du mehr über Sabrina wissen willst, kannst Du ihr hier auf Instagram folgen.
Sehr sehr beeindruckend, was Sie machen, bin 57 ….lach habe mir grade ne CBR 1000 RC 57 2009er gekauft und schon jetzt die Hosen voll.RD 500 vorher, aber das ist wohl Kinderkram dagegen.
Alles Gute
Bewundere Sie und Ihren Mut.