Jule – Verliert eure Angst aber niemals den Respekt!

Jule und Diva, die Yamaha XT660 Bild: Dana Wagemann
Jule und ihre Diva. Kann man sich als Yamaha einen schöneren Kosenamen wünschen? Bild: Dana Wagemann

Hallo, wie heisst du bitte? Jule
Und wie alt bist du? 22
Was ist dein Job? Zahnmedizinische Fachangestellte
Wie lange fährst du schon Motorrad? Seit ich 19 bin

Wie und warum bist du zum Motorradfahren gekommen?

Als erstes bin ich als Sozia nur mitgefahren. Ich hab es genossen die Lederkombi anzuziehen und mitzufahren. Je öfter ich jedoch mitgefahren bin, desto mehr packte mich die Sehnsucht selber zu fahren.

Also beschloss ich mit 19 Jahren, und nachdem ich mein Ausbildungsgeld angespart hatte, den Führerschein zu machen. Seit dem bin ich die einzige in meiner Familie, die den Motorradführerschein hat.

Welches Motorrad fährst du? Warum hast du diese Maschine gewählt?

Ich fahre eine Yamaha XT660R, Bj. 2004 mit 48PS und 660ccm.
Dieses Motorrad habe ich mir ausgesucht, da sie einfach komplett etwas anderes ist und nicht jeder so ein Bike hat.
Meine „Diva“ ist genauso individuell wie ich und ich kann sie vielseitig einsetzen: On/Offroad, Touren, Kurven, oder ganz entspannt auf der Landstraße cruisen. Alles was ich machen möchte ist ganz bequem möglich, ohne das mir nach ‘ner halben Stunde schon die Knochen schmerzen.

Yamaha X660R bei SHE is a RIDER. Bild: Dana Wagemann
Jule auf Diva, der Yamaha X660R.
Bild: Dana Wagemann

Was bedeutet dir Motorradfahren heute?

Nach drei Jahren „Fahrerfahrung“ gehe ich deutlich entspannter an das Motorradfahren ran. Ich bin nicht mehr so steif und verkrampft beim Fahren, weil ich es unbedingt „können“ will. Jetzt möchte ich meinen Fahrstil verbessern und stabilisieren.
Mittlerweile ist es nicht mehr mein Ziel „cool“ zu sein. Heute habe ich einfach meinen Spaß und genieße die Zeit, die ich auf dem Motorrad verbringe. Zudem entdecke ich immer neue Strecken und sammle durch das bewusstere Fahren viel mehr Erfahrung.

Was bewunderst du an anderen Motorradfahrern?

An anderen Fahrern bewundere ich ihre Eleganz, wie sie sich auf ihren Motorrädern selbstsicher präsentieren. Zudem finde ich die Geschichten hinter den Menschen und deren Erfahrungen sehr interessant. Man lernt viele tolle Persönlichkeiten kennen und jeder kann einem einen Tipp geben.

Yamaha Scott Motorradhelm und Dainese-Jacke
Jule unterwegs. Den Endurohelm passend zum Bike gewält.
Bild: Dana Wagemann

Was war deine größte Herausforderung bisher?
Wie hast du Sie gemeistert und wie hat das dein weiteres (Biker)Leben beeinflusst?

Meine größte Herausforderung, die ich bis jetzt meistern musste, war die Sitzhöhe meiner XT. Sie war für mich 15 cm zu hoch und so war das Motorrad für mich als Fahranfängerin echt schwer zu händeln.
Also habe ich meine Beine viel trainiert. So konnte ich die Maschine auch auf einem Bein halten und sicher stehen.
Nach kapp zwei Jahren mit meiner Yamaha, habe ich beschlossen, das Bike tieferlegen zu lassen. Ja, so hätte ich das Problem von Anfang an schneller und einfacher lösen können. Dennoch hat mir das Fahren „in der Höhe“ sehr viel Spaß gemacht.

Gab es schon Mal eine brenzlige Situation? Was war es und wie hast du reagiert?

Ja, ich hatte schon einmal eine extreme Situation.
Nach einer Winterpause bin ich wieder meine gewohnte Strecke gefahren.
(In Mecklenburg Vorpommern verlaufen die kurvige Strecken häufig durch Waldgebiete). Dabei habe ich eine Rechtskurve unterschätzt. Die war doch deutlich spitzer, als ich es noch in Erinnerung hatte.

So bin ich von meiner Fahrbahn in die Gegenspur geraten.
Als wäre das nicht genug gewesen, war ich auf einmal noch weiter links im Grasstreifen zwischen Leitplanke und linker Fahrbahnmarkierung.
Ein kurzer Blick nach links verriet mir wie weit links ich eigentlich schon war.

Gerettet vor dem Sturz haben mich meine Stollenreifen, die zum Glück noch dran waren. Als ich meinen Lenker nach rechts drückte, bekamen meine Stollen wieder halt und ich hab es auf die Fahrbahn geschafft. Ca. zwei km nach der Kurve kam eine Stelle wo ich kurz stehen konnte, um Luft zu holen.

Als ich von meiner Maschine abgestiegen bin, war auch schon meine Truppe bei mir und hat mich gefragt, ob mit mir alles gut sei.
Im Grunde genommen bin ich mit einem großen blauen Auge davon gekommen. Danach wusste ich genau, dass ich eine Kurve niemals unterschätzen darf, egal wie oft ich eine Strecke schon gefahren bin.
Erst nach einigen Wochen habe ich es wieder geschafft, diese Strecke ohne Angst, aber mit sehr viel Respekt zu fahren.
Und das ist das Wichtigste: Niemals den Respekt verlieren!

Yamaha im Schnee. Bild: Dana Wagemann
Jule ist Ganz-Jahresfahrerin. Auch der Winter hat seine schönen Seiten.
Bild: Dana Wagemann

Was war dein schönstes Erlebnis?

Mein schönstes Erlebnis, dass ich hatte, war meine erste Tour im Winter.
Ich hatte meine Maschine gerade neu und ich wollte sie an einem schönen Wintertag bewegen.
Als ich eine kleine Pause einlegte, um einen Kaffee zu trinken, kam eine Gruppe „Chopperfahrer“ auf mich zu. Sie sahen aus als wären sie aus einem amerikanischen Film entsprungen.
Sie kamen rüber zu mir und setzten sich direkt neben mich. Einer begrüßte mich und stellte sich kurz vor. Dann fingen wir an, uns zu unterhalten. Ich bekam von den Männern viel Respekt dafür ausgesprochen, dass ich mich traute mit dieser Maschine zu fahren.
Nach ca. 30 Minuten hatten sie mir viele Tipps gegeben: Fahren im Winter, fahren mit Stollenreifen. Sie erzählten mir von ihren schönsten Strecken in MeckPom, die sie mit ihren Maschinen gefahren sind.
Nach diesem Gespräch wusste ich, dass Motorradfahren verbindet und zwar alle Altersgruppen, egal wer was für ein Motorrad hat.
Das war eine sehr schöne Erfahrung, an die ich mich immer wieder gerne erinnere.

Yamaha XT660R im Schnee. Bild: Dana Wagemann
Jule mit ihrer Yamaha im Schnee.
Bild: Dana Wagemann

Wo oder welche Strecke würdest du gern einmal fahren? Warum reizt dich das?

Ich würde unglaublich gerne mal eine Tour durch die Skandinavischen Länder machen. Mich interessieren einfach die Kultur und die Landschaft so sehr. Dabei möchte ich einfach wissen, ob das was man auf den Bildern sieht noch schöner ist, wenn man das wirklich mit eigenen Augen sieht.
Dafür würde ich mir auch gerne drei Wochen Zeit nehmen.

Was würdest du dir selbst raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?

Meine Tipps wären definitiv:

  • Viele „erfahrene“ Motorradfahrer interviewen und viele Tipps und Tricks ergattern
  • Fahrsicherheitstrainings absolvieren
  • Egal wie warm es ist: Trage deine gesamte Schutzkleidung! Sie kann deinen Körper vor großen Verletzungen schützen oder sogar dein Leben retten.

Warum sollte Frau Motorrad fahren?

Eine Frau möchte sich individuell ausleben und auch Stärke zeigen gegenüber dem männlichen Geschlecht. Das „Hobby“ Motorrad ist dazu am besten geeignet. Es gibt individuelle Schutzkleidung (Protektoren/ Lederkombi/ Motorradjeans etc.), verschiedene Motorradarten (Enduro, Chopper, Tourer, Sportler etc.). Trotzdem wird man Teil einer Community und kann so viele Erfahrungen sammeln.
Und sobald man seine Maschine fahren kann, strahlt man sehr viel Selbstbewusstsein und Stärke aus!

Lederkombi Büse SHE is a RIDER
Auch Jule empfiehlt: Immer Schutzausrüstung tragen!
Bild: Dana Wagemann

Ist da noch etwas, das du den Leserinnen mitteilen möchtest?

Auch mit „Helmet Hair“ sehen wir sexy aus und wir geben definitiv eine gute Figur ab. Denn eine Frau auf einem Motorrad ist nach wie vor eine Besonderheit!
Und ganz wichtig: Verliert eure Angst aber niemals den Respekt. Tragt eure Schutzkleidung und kommt immer heil zu Hause an.

Jules Fotos entstanden in der Zusammenarbeit mit dieser Fotografin.

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