Welt-Erste-Hilfe-Tag und warum Schutzkleidung wichtig ist

Der 9.September ist Welt-Erste-Hilfe-Tag

Der Rettungsdienst im Einsatz. Am Welt-Erste-Hilfe-Tag und an allen anderen Tagen
Der Rettungsdienst im Einsatz. Am Welt-Erste-Hilfe-Tag und an allen anderen Tagen

Heute, am 9.September ist Welt-Erste-Hilfe-Tag. Nutzen wir die Gelegenheit, um uns nochmal über Schutzkleidung beim Motorradfahren, Erste Hilfe und die Notfallversorgung Gedanken zu machen. SHE is a RIDER sprach mit Dr Gabriele Groth, Leitende Ärztin im Zentrum für Notfall und Akutmedizin der Schön Klinik Hamburg Eilbek. Eine Zusammenfassung unseres Gesprächs.

Helm ab

Keine Diskussion, das Ding muss runter! Ja, der Helm muss vorsichtig abgenommen werden, am besten zu zweit. Einer stützt die Halswirbelsäule, der andere Ersthelfer zieht den Helm vorsichtig vom Kopf. Am besten hat man das alles im Erste-Hilfe-Kurs geübt und kann so am besten helfen.

Was spricht dagegen?

Nichts! Egal ob wir als Ersthelfer dem verunfallten Motorrad-Kumpel helfen oder der Rettungsdienst vor Ort ankommt, alle Vitalfunktionen wie Atmung und Puls werden im Bereich Gesicht und Hals kontrolliert. Danach werden weitere Maßnahmen entschieden und eingeleitet. Dafür muss der Helm dann sowieso weg. Mund-zu-Mund-Beatmung funktioniert nicht durch den Integralhelm!

Also, bitte nicht diskutieren, sondern besser üben! Selbst die Profis in der Notaufnahme trainieren regelmäßig diese Handgriffe, damit die Maßnahmen sitzen.

Schutzkleidung – Immer!

Ja, bei 30 Grad im Schatten ist der Gedanke an die Lederkombi wahrlich nicht erfrischend, aber ein luftiges TShirt ist auch keine Alternative. Dann doch lieber Schutzkleidung mit Mesheinsätzen und gutem Belüftungskonzept. Wer noch nicht überzeugt ist, sollte sich selbst diese Frage stellen: “Was ist besser: Zu bluten oder zu schwitzen?”.

ATGATT – All the Gear, all the Time!

Tatsächlich ist moderne Motorrad-Schutzausrüstung mittlerweile so stabil, dass selbst die Profis vom Rettungsdienst bzw. in der Notaufnahme es eine “Herausforderung” nennen, einen Motorradfahrer aus seiner Kombi zu “schneiden”. Aber es hilft ja nichts, die Motorradklamotte muss runter damit das Team im Schockraum arbeiten kann.

Dr Gabriele Groth, Leitende Ärztin im Zentrum für Notfall und Akutmedizin der Schön Klinik Hamburg Eilbek
Dr Gabriele Groth, Leitende Ärztin im Zentrum für Notfall und Akutmedizin der Schön Klinik Hamburg Eilbek

Hier wird dir geholfen

Im Falle eines Unfalls übernimmt der Rettungsdienst. Die Ankündigung an die Notaufnahme im Vorfeld erfolgt durch die sog. Depeche (die Unfallmeldung der Feuerwehr an das angefahrene Krankenhaus). Hier schaut das Traumateam auf Triggerwörter wie “Motorradfahrer” und der “Geschwindigkeit”, bei der der Unfall passiert ist. Dann läuft sofort ein komplettes Team von Experten im Schockraum auf. Hier stehen dann Chirug, Neurologe, Internist etc. bereit, um sofort nach der Übernahme vom Rettungsdienst weitere lebensrettende Maßnahmen zu ergreifen und dann die sog. Traumaspirale abzuarbeiten. Ultraschall, Röntgen, CT und vieles mehr. Diese Standards wurden mit Blut geschrieben (Ramstein, Eschede etc.), haben aber dazu geführt, dass man in der Notfallmedizin heute schnell ein komplettes Bild vom Patienten und den Verletzungen bekommt.

Warum ist das wichtig zu wissen?

Dieser Aufwand wird in Deutschland in jeder Klinik betrieben, die in der Notfallversorgung gemeldet ist. Hier laufen Standards auf hohem medizinischen Niveau ab, um im Falle eines Falles unser aller Leben zu retten, nicht nur nach Motorradunfällen.

Aber wir Motorradfahrer haben es in der Hand. Wenn wir komplette Schutzausrüstung beim Motorradfahren tragen, haben wir im Falle eines Unfalls bessere Überlebenschancen und machen es dem Team in der Notaufnahme leichter.

Bei guter Schutzkleidung hat man ein anderes Verletzungsmuster

Natürlich sagen jetzt wieder viele “Aber ich fahre doch gar nicht so schnell und bin immer vorsichtig …” Ja, und alle anderen Verkehrsteilnehmer? Du musst ja nicht mal Schuld sein und trotzdem kann es dich auf den Asphalt hauen. Bei 50 kmh, in der Stadt, da rubbeln sich Haut und Fleisch schnell weg.

“In der Notaufnahme habe ich lieber einen Motorradfahrer, der bei 50 kmh in voller Schutzausrüstung gecrashed ist, als einen Roller-Fahrer mit 15 kmh in Turnschuhen”

Dr Gabriele Groth

Wie der eine Motorradfahrer, der nach einem Unfall bei Bewusstsein und mit kompletter Lederkombi eingeliefert wurde. Er weigerte sich, sich die Schutzkleidung vom Leib schneiden zu lassen und bestand darauf, sich selbst auszuziehen. Da mit dem Menschen ja gut zu reden war und nach deutlichem ärztlichen Hinweis, dass das Team aus der Notaufnahme dafür keine Verantwortung übernehmen kann und wird, zog der freundliche Motorradfahrer Jacke und Hose aus und die Notfallmediziner konnten ihren Job machen. In diesem Fall gab es aber außer ein paar blauen Flecken und einer angeknacksten Rippe nichts zu versorgen.

Erste Hilfe ist wichtig – Immer!

Am 9. September 2023 ist der Welt-Erste-Hilfe-Tag. Besonders an diesem Tag sollten wir uns daran erinnern, dass in entscheidenden Momenten rasches Handeln – Die Erste Hilfe – über Leben und Tod entscheiden kann. Daher ist es von essentieller Bedeutung, Erste Hilfe zu leisten, noch bevor die Einsatzkräfte eintreffen. Helm abnehmen, stabile Seitenlage können helfen und bei einem Atem-Kreislauf-Stillstand kann eine sofortige Herzdruckmassage und Beatmung Leben retten.

Hier findest du die nächsten Erste Hilfe Kurse vom DRK.

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