
In Arizona steht ein ganz besonderer Geburtstag auf dem Programm: Die legendäre Route 66 wird 99 Jahre alt – was sind die Highlights der Strecke? Und wo finden sich die Ursprünge der Legende rund um die Route 66?
Ursprünglich wurde die Route 66 als U.S. Highway 66 ausgewiesen und offiziell am 11. November 1926 eröffnet. Sie verlief über mehr als 3.800 Kilometer durch die Bundesstaaten Illinois, Missouri, Oklahoma, Kansas, Texas, New Mexico, Arizona und Kalifornien. Viele sagen, der schönste und ursprünglichste Teil der Route 66 ist der in Arizona. Wir stellen Euch hier die Highlights der Strecke vor.

Westernflair in Oatman
Esel stehen mitten auf der Straße, Harleys tuckern vorsichtig im Schritttempo um die Tiere mit den großen Ohren. Rostbraune Felsen sind im Hintergrund zu sehen und in nur wenigen Metern Entfernung eine echte Geisterstadt – willkommen in Oatman! Wer echtes Westernflair sucht, wird hier ebenso fündig, wie derjenige, der den Traum der Route 66 träumen möchte. In der alten Bergbaustadt, die längst verlassen wurde, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die alten Saloons und sogar das Gefängnis sind heute Teil einer lebendigen Museumsmeile aus kleinen Läden und Handwerksateliers. Besonders schön aber sind die Esel, die überall herumlaufen und beim täglich inszenierten Gunshot auch schon mal eine Dollarnote vernaschen. Noch heute feiert man in Oatman übrigens den Schauspieler Clark Gable, der im „Oatman Hotel” gemeinsam mit der Filmschauspielerin Carol Lombard 1939 seine Flitterwochen, verbrachte, nachdem sie zuvor in Kingman getraut worden waren.

Steile Kurven auf der Route 66 am Sitgreaves Pass
Das waren noch Zeiten, als die Autos die Haarnadelkurven dieses Passes rückwärts hochfuhren, um besser voranzukommen. In den Black Mountains gelegen, gehört dieser Pass heute zu den beliebten Fotomotiven entlang der Mother Road.

Filmreife Kulisse in Cool Springs
Wer über den Sitgreaves Pass gefahren ist, erreicht diese alte Tankstelle, die schon als Drehort für „Universal Soldier“ mit Jean-Claude Van Damme gedient hat. Heute ist die alte Tankstelle ein kleines Juwel auf der Route 66, in dem die 1960er Jahre wieder lebendig werden. Sie ist überaus beliebt bei Motorradfahrern.

Beeindruckendes Museum in Kingman
Dieser Ort ist bekannt für sein Herz im Poststempel, also nicht verpassen, hier eine Postkarte abzuschicken. Dort gibt es ein Route 66 Museum mit einer beeindruckenden Ausstellung, die auch in die Historie der beliebten Landstraße einführt. Wer möchte, kann eine Audiotour durch Kingman unternehmen oder in einer der vielen Mikrobrauereien einkehren – aber dann am besten gleich die Übernachtung dazu buchen. Übrigens: Kingman ist berühmt für die Türkis-Minen und überall in der Stadt wird der Edelstein verkauft.

Fotogene Tankstelle: Hackberry General Store
Wie können Tankstellen nur so schön sein? Eine weitere alte Tankstelle hat sich mit dem Hackberry General Store in ein Museum verwandelt. In dem Souvenirshop gibt es Andenken rund um die Route 66, es lohnt sich aber, das Außengelände zu erkunden. Besonderer Blickfang ist der verrostete Ford „Tin Lizzie“, aber auch die vielen Schilder und Neonschriften sind sehenswert.

Nostalgie pur in Seligman – Darum gibt es die Route 66
Dieser kleine Ort wäre wahrscheinlich längst eine Geisterstadt, wenn es ihn nicht gäbe: Angel Delgadillo ist wohl der berühmteste Barbier entlang der Route 66. Dem Friseur aus Seligman ist es zu verdanken, dass die Route 66 nicht wie viele andere Landstraßen seinerzeit in Vergessenheit geriet, sondern dass sich ein regelrechter Kult um sie entspann. Aus wirtschaftlicher Not, weil seine Kunden mit der Umleitung des Verkehrs auf die neue Interstate wegblieben, engagierte er sich für eine Anerkennung der Route 66 als Historic Highway. Im Jahre 1987 wurde die Route tatsächlich anerkannt und der Friseursalon gehört bis heute zu den berühmtesten Stopps. Er wird längst von den Enkeln geführt, der einstige Friseur geht nun fast auf die 100 zu und hat sich zur Ruhe gesetzt. Ein wenig weiter an der Hauptstraße befindet sich „Westside Lilo‘s Café“, es war einer der ersten Souvenirläden der Route 66. Die Besitzerin Lilo kommt übrigens aus Deutschland, aus Wiesbaden.

Neonkult in Williams
Kaum ein Ort auf der Route 66 ist nachts dermaßen in echtes Neonlicht getaucht wie Williams: Der kleine Ort, der oft auch als Ausgangspunkt für den nahegelegenen Grand Canyon gilt, ist Treffpunkt für Biker und Fotografen – überall finden sich Relikte aus den 1950er und 1960er Jahren, mit Glück singt sogar Elvis noch irgendwo aus der Konserve. Einfach entlang der Hauptstraße bummeln und die Kamera immer bereithalten.

Berühmtes Bier in Flagstaff
Auch Flagstaff ist ein Ort an der nostalgischen Route 66. Dort erinnert noch einiges an berühmte „Mother Road”, etwa das Besucherzentrum im Santa Fe Zugdepot. Dort beginnt die „Walk the Talk”-Tour, die zu den Highlights der berühmten Straße und ihrer Ära in der Innenstadt führt. Besonderer Tipp: Bier bei der Mother Road Brewing Company trinken und das berühmte Weatherford Hotel anschauen.
Zwischen Flagstaff und Winslow befindet sich der „Twin Arrows” Trading Post. Die überdimensionalen roten Pfeile sind unter anderem bekannt aus dem Film „Forrest Gump“ und ebenfalls ein beliebter Fotostopp.

Take it easy in Winslow – Dein Soundtrack zur Road 66
„Take it easy“ – dieser Song gehört einfach auf die Playlist während des Route 66-Besuches. Tatsächlich ist er auch auf der Mother Road in Winslow entstanden: Im Lied singt Glenn Frey: “Well, I’m a-standin’ on a corner in Winslow, Arizona, and such a fine sight to see.“ Die berühmte Ecke ist heute einer der wichtigsten Fotospots auf der gesamten Route 66. Ganz wie im Lied besungen, steht dort sogar der rote Pick-up. Straßenmusiker spielen im nahegelegenen „Standin’ on the Corner Park“.

Schlafen im Wigwam in Holbrook
Als Ausgangspunkt für den Petrified Forest bietet das kleine Städtchen Holbrook sich an. Dort befindet sich nicht nur die größte Karte der Route 66 auf einer Mauer, sondern auch das berühmte „Wig Wam Motel“. Dort können Gäste wie einst die Ureinwohner dieser Gegend in Tipis übernachten. Allerdings sind diese aus Stein. Kleine Hütten mit modernem Komfort sind in Holbrook zu finden und vor jeder parkt stilecht ein Oldtimer aus den 1950er oder 1960er Jahren. Von hier aus unbedingt einen Ausflug in den Petrified Forest unternehmen – die Landschaft mit den bunten Felsen ist spektakulär.

Woher stammt der Kult um die Route 66?
Legendär wurde die Route 66 durch ein Buch: „Die Früchte des Zorns“ von John Steinbeck. Dort beschreibt der Autor eine Farmerfamilie, die durch die Folgen der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren in den USA und einer starken Dürre ihr Land verliert. Sie fliehen nach Kalifornien, um sich dort als Wanderarbeiter zu verdingen. Wie Hunderttausende andere Farmer, die ihr Land an die Bank verloren haben, ziehen sie mit ihrem Auto über die Route 66 gen Westen.

Beeindruckend dabei: Sie werden immer wieder von schweren Sandstürmen heimgesucht, den Dust Bowls. Ein Thema, das Rocklegenden Peter Gabriel und Kate Bush übrigens in ihrem Song „Don’t Give Up“ aufgreifen. Auf der Route 66 wird die Geschichte der Flüchtenden im Museum in Kingman thematisiert. Der Roman von John Steinbeck begleitet die Familie und gehört zur großen Weltliteratur. Spätestens seine Verfilmung sorgte für einen Kult um die Mother Road.
Viele weitere Infos zur Road 66 durch Illinois findet Ihr hier.
Alle Bilder: Andrea Lammert, Indigo Blau
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