Im Juni 2020 hatten wir die BMW F 900 XR für mehrere Tage zum Testen. Wir fuhren ausgedehnte Touren durch Brandenburg und hatten leichtes Gepäck dabei (30 Liter, Packtasche).
Erster Eindruck
Es beginnt wie immer mit der Übernahme der Maschine im BMW Werk Berlin. Das Ausstattungswunder hat Keyless Ride an Bord und nur so zur Sicherheit möchte ich wissen, was ich denn tun kann, wenn das Keyless-System mal nicht funktioniert?
„Die Frage hat ja noch niemand gestellt und dieser Fall ist im Betrieb des Fahrzeugs auch nicht vorgesehen“, war die verwunderte Antwort des freundlichen BMW Mitarbeiters. OK, der gute Murphy hat von der Existenz dieses Motorrads offensichtlich noch nichts gehört und ich denke grundsätzlich positiv.
Das Cockpit wird vom großen Farb-TFT-Display dominiert, das hinter dem in zwei Stufen verstellbaren Windschild thront. Standardmäßig siehst du hier die BMW-Drehzahlkurve, die sich durchs Bild zieht und um die herum alle anderen Werte wie Geschwindigkeit, verbleibende Reichweite, gewählter Fahrmodi, gewählter Gang und die Temperatur angeordnet sind. Soweit, so übersichtlich.
Das aufsatteln gestaltet sich erfreulich leicht, hat doch unser Motorrad die niedrige Sitzbank verbaut und somit eine Höhe von 795 mm. Du kannst ab Werk und ohne Aufpreis aus zwei verschiedenen Sitzbankhöhen wählen: 795 oder 825 mm.
Mit meiner Motorradfahrerinnen-Größe von 168cm komme ich mit beiden Füßen ganz auf den Boden und das bei normalen Motorradstiefeln. Das fühlt sich gut an.
Unser Motorradtest startet jetzt
Damit das Maschinchen willig anspringt ist es ratsam, den Schlüssel in einer Fronttasche zu haben. Der Rucksack kann schon zu weit weg sein und das Motorrad somit den Sender nicht mehr empfangen.
Langsam wird es warm in der Sonne und ich will los. Mit einem leichten Druck auf den E-Starter springt der Zweizylinder willig an und ab geht’s.
Sitzposition und Fahrspaß mit der F 900 XR
Jetzt will ich den XR-Moment erleben. Im BMW-Code steht das für die perfekte Kombi aus sportlichem Fahrspaß und Reisetauglichkeit. Die aufrechte Körperhaltung und der breite Lenker geben von Anfang an ein gutes Gefühl. Das Motorrad lässt sich einfach und sicher in Schrittgeschwindigkeit vom Hof lenken.
Auf der Straße kann der Quickshifter sofort zeigen was er kann – und der kann was! Mutig mit der Fußspitze durch die Gänge schalten und die Kupplung dabei nicht ziehen! Großartig. So schnell bin ich im Stadtverkehr noch nie von der Ampel weggekommen. Unter dem Helm stellt sich ein erstes Grinsen ein. Auf der Landstraße dann Fahrspaß pur. Die Felder und Alleen fliegen an dir vorbei und der Motor schnurrt. Die elastische Beschleunigung überzeugt und so kann man den ein oder anderen LKW entspannt überholen. Der Zweizylinder liefert souverän Leistung ab!
Da in Brandenburg Kurven dünn gestreut sind, freut man sich über jeden Kreisverkehr, indem du das Bike mal dynamisch von links nach rechts werfen kannst. Das macht erstens viel Spaß und geht zweitens ganz problemlos.
Autobahn
Den Windschild mit einem Handgriff nach oben gestellt und dann ab auf die Bahn. Der Motor zieht gut durch und macht schon fast ein wenig Angst. Irgendwann jenseits der Vernunft, bei ca.160km/h, wird’s dann doch ein wenig laut am Kopf, weil der Fahrtwind jetzt den Helm mit voller Wucht trifft. Aber mit 130 Sachen lässt es sich auf der BMW sehr komfortabel reisen.
Wir hatten den verkürzten Windschild aus dem „Sport-Paket“ an der BMW F 900 XR. Ob der längere Windschild der anderen Varianten mehr Komfort bietet, können wir somit nicht beurteilen.
Verbrauch
Den werksseitig angegeben Verbrauchswert von 4,2 l/100 km haben wir mit 4,47 l/100 km leicht überboten. Zusammen mit dem nutzbaren Tankvolumen von 15,5 l kommen wir auf eine gerechnete Reichweite von rund 350 km.
Über die verbleibende Reichweite informiert dich jederzeit auch das Display. Somit lassen sich Tankstops gut planen.
Schnell geht gut, langsam noch besser
Abends am Ziel angekommen lässt sich die 900XR souverän über den Parkplatz zirkeln. Mit dem breiten Lenker und der Fußbremse, ist das Bike ganz hervorragend zu beherrschen. Die Vorderradbremse sollte man hingegen dezent benutzen. Mit zwei Fingern und ganz sanft, dann spürt man auch den Schleifpunkt deutlich. Ansonsten greifen die Brembo-Bremsen, wenn‘s sein muss, auch hart durch.
So bekommst du schnell Vertrauen in die Manövrierfähigkeit des bayerischen Boliden. U-Turns auf den engen Dorfstraßen Brandenburgs gelangen ganz problemlos, wenn Frau Google und ich uns über die Wegführung mal wieder nicht einig waren.
Apropos hart durchgreifende Bremsen. Klassische Situation auf der Landstraße in Brandenburg. Einmündung rechts voraus, ich verlangsame auf 70 km/h, wie einem das Verkehrsschild auch rot umrandet nahelegt, sehe den PKW an die Vorfahrtsstraße heranfahren und denke mir so – und da zieht der (un)freundliche Fahrer auch schon los. Beherztes Bremspedal treten und durchziehen der Vorderradbremse sorgen für eine mächtige Verzögerung. Die XR taucht sauber vorne ein, das ABS greift fast ruckelfrei ein und ich stoße üble Verwünschungen heraus. Da mein Sonnenvisier unten war, hat der „Mensch“ meinen verwünschenden Blick nicht wahrgenommen, als er mit großen Augen an mir vorbeifuhr.Lange Rede kurzer Sinn, die BMW F900XR ist auch in solchen Situationen perfekt beherrschbar.
Komfort
Sitzbank
Die Sitzbank macht sich nach den ersten zwei Stunden bemerkbar. Ja, man sitzt aufrecht und der Kniewinkel ist angenehm, der Hintern meldet trotzdem langsam Unmut zurück. Also anhalten und ein wenig die Beine lockern. Bei diesem Feature hat die XR noch Potenzial.
Hupe
Da wir an unseren Fahrtagen ca. 30 Grad Celsius auf dem Thermometer hatten und unsere Sommerausrüstung nur bei Fahrtwind gut durchlüftet, ist Stop&Go in der Stadt die Hölle. Also die Temperaturen waren absolut vergleichbar. Wenn dann an der Ampel der Mensch vor dir im Auto die Grünphase ignoriert und sich nicht bewegt, könnte man ihn mit der Hupe nachdrücklich zum losfahren ermutigen. Ja, das ist verboten aber ich mein ja nur …
Ansonsten habe ich einfach auf den Strecken mit Wildwechsel-Gefahr ein paarmal in den Wald gehupt und muss sagen, die Hupe ist ein mächtiges Feature.
Seitenständer
Wenn man denn die Spaßmaschine verlassen muss, den Seitenständer herausklappt und das Motorrad nach links sinken lässt, dann schaut man bei den ersten Abstellvorgängen noch einige Male panisch nach unten, warum denn nun das Bike immer noch nicht fest steht. Will sagen, die Maschine fällt gefühlt sehr tief, steht dann aber sicher. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig, erleichtert aber das auf- und absitzen ungemein.
Spiegel
Die Spiegel sind gut positioniert, groß, leicht einstellbar und bieten eine hervorragende Sicht nach Hinten.
Technische Ausstattung
Alles was das Motorradfahrerherz begehrt ist in der Grundausstattung vorhanden. ABS, ASC, LED-Beleuchtung rund um und ein großes TFT-Farbdisplay sowie die Wahl zwischen zwei unterschiedlich hohe Sitzbänken sind inklusive.
Basispreis: 11.400 Euro
Kurven-ABS, adaptives Kurvenlicht, Quickshifter und vieles mehr sind in den Ausstattungspaketen gegen Aufpreis zu bekommen.
Alle Ausstatungs-Features von der BMW F 900 R und XR findet ihr hier.
Fazit
Die BMW F 900 XR ist ein großartiges Motorrad und bringt viel Fahrspaß sowohl für Anfänger als auch fortgeschrittene MotoradfahrerInnen. Durch die gesamte Ergonomie ist das Bike in allen Geschwindigkeitsbereichen perfekt zu beherrschen und man hat schnell Vertrauen in dieses Motorrad.
Leider ist die Standardsitzbank etwas hart und erfordert Sitzfleisch.
Wer auf das rote Sportoutfit steht, muss mit dem verkürzten Windschild zurechtkommen. Die anderen Farbvarianten beinhalten das längere Windschild.
Auf jeden Fall ist die BMW F900XR aktuell der geilste Spaß auf zwei Rädern, den man aus Stahl und Plastik zusammenschrauben kann!
Wenn du jetzt auch die XR fahren willst, hier findest du den BMW-Motorradhändler in deiner Nähe.
Disclaimer: Mit freundlicher Unterstützung von BMW Group Werk Berlin
Hallo: Bin heuer mit meiner XR 10000 Km gefahren , bin eigentlich sehr zufrieden bis auf 2 Dinge : Die sitzbank ist nicht ok. der Windschutz trotz hohem Windschlid bei höherer Geschwindigkeit absolut schlecht. Ich habe schon ein noch höheres Schild montiert , muß ich erst probieren, sollte das nicht besser sein verkaufe ich die Karre . Dann kaufe ich mir ein Motorrad ohne Schild (Triumpf Trident oder MT 07 das beste Preis Leistung, hatte schon eine ,Leistung für die 70 Ps ein Traum)Ich hatte schon viele Motorräder aber die F900 XR wäre die Beste wenn das mit dem Schild nicht so schlimm wäre.