Hallo, wie heißt du bitte? Lena
Und wie alt bist du? 29 Jahre
Was ist dein Job? Versicherungsfachfrau, nebenberuflich arbeite ich in der Gastronomie.
Seit wann fährst du Motorrad? Seit 2016
Wie und warum bist du zum Motorradfahren gekommen?
Man könnte fast sagen, es liegt mir im Blut. Meine 4 Brüder als auch mein Vater waren und sind teilweise noch Motorradfahrer. Meine erste Fahrt durfte ich in jungen Jahren bei einem meiner Brüder auf einer Yamaha als Sozia erleben. 2016 war es dann endlich soweit und ich wollte selbst Motorrad fahren und hatte dann auch das nötige Kleingeld. Innerhalb von einem halben Jahr, hatte ich dann meinen Motorradführerschein gemacht. Es war damals die Yamaha R6 RJ095. Ich war so unfassbar stolz auf mein erstes eigenes Motorrad.
Welches Motorrad fährst du?Warum hast du diese Maschine gewählt?
Ich habe mittlerweile mehr als ein Motorrad, da ich mir kaum ein schöneres Hobby vorstellen kann, als auf zwei Rädern unterwegs zu sein. Auf der Straße fahre ich meine Yamaha R1 RN49 und für gemütlichere Ausfahrten nutze ich meine Kawasaki VN900 Custom, auf der Rennstrecke fahre ich die Honda CBR600RR.
Yamaha war schon immer meine absolute Lieblingsmarke und wird es auch immer bleiben. Auf der Yamaha R6 RJ095 habe ich meine ersten Ausfahrten gemacht, bis ich damals meinen sehr schweren Motorradunfall hatte. Unmittelbar danach, hatte ich mir dieselbe Maschine nochmals gekauft, allerdings hatte ich hier ein großes Vertrauensproblem nach meinem Sturz und legte mir die Yamaha R1 RN22 zu. Auf dieser Maschine lernte ich erst richtig fahren, unter anderem mit Kurventrainings etc.
2020 wollte ich dann gerne etwas, man könnte es auch „modernes“ nennen, besitzen und kaufte mir die Yamaha R1 RN49, welche ich bis heute fahre. In diese Maschine habe ich mich absolut verliebt, sie mit unwahrscheinlich viel Zeit und Liebe zum Detail hergerichtet und genieße jede Ausfahrt mit ihr. Für die Rennstrecke war und ist sie mir zu schade, weil ich sie besonders gestaltet habe, mit ihrer Metallic Flake Lackierung und den ganzen Extras.
Somit habe ich mich nach einem extra Rennstreckenbike umgeschaut und habe mich letztendlich für die Honda entschieden, da sie nicht so hoch ist, im Handling superleicht ist und sich auf der Rennstrecke traumhaft durch die Kurven fahren lässt.
Meine Kawasaki kam erst Anfang 2021 dazu. Ich habe lange den Wunsch gehabt, zu meinen Superbikes auch eine gemütliche Chopper besitzen zu können. Viele Chopper entsprachen nicht meiner Vorstellung, weswegen die Auswahl sich deutlich reduziert hatte. Bei meiner Kawasaki war es wie Liebe auf den ersten Blick. Somit kaufte ich sie und meine Wunschvorstellung hatte sich endlich erfüllt.
Was bedeutet dir Motorradfahren heute?
Motorradfahren ist mein Leben, meine größte Leidenschaft und mein Ausgleich zu allem anderen. Ich genieße jede Sekunde, welche ich mit meinen Motorrädern verbringen kann, egal ob es fahren, schrauben oder einfach nur putzen ist. Ein Leben ohne dieses Hobby, kann ich mir aktuell nicht vorstellen.
Was bewunderst du an anderen Motorradfahrern?
Es gibt unwahrscheinlich viel, was ich bewundere. Dazu gehört auf dem Motorrad um die Welt reisen, auf der Rennstrecke fahren und sich weiterzuentwickeln, technisch sich für sein Motorrad zu begeistern und selbst daran zu Schrauben, nach einem Sturz weitermachen und sich nicht unterkriegen lassen. Ich könnte noch so einiges aufzählen.
Was war deine größte Herausforderung bisher?
Es gab schon viele großer Herausforderungen in meinem Leben und ich denke, dass jeder Mensch mit solchen Dingen auf seinem Weg, immer wieder auf die Probe gestellt wird. Meine größte Herausforderung in Bezug auf das Motorrad fahren war mein Unfall im September 2016. Ich habe eine Einschränkung an beiden Händen durch meine Verletzungen, aber Aufgeben war für mich nie eine Option. Ich kämpfte mich mit viel Physiotherapie, Tränen und Fleiß zurück in meinen Alltag. Mittlerweile kann ich vieles wieder tun, nur länger als 4 Stunden am Stück Motorrad fahren machen meine Hände nicht mehr mit. Dies war auch der Grund, weshalb ich umschulen musste und in die Versicherungsbranche gewechselt habe. Ich konnte keine 5 bis 6 Tage die Woche kellnern, ohne massive Schmerzen und dicke Handgelenke zu haben.
Gab es schon Mal eine brenzlige Situation?
Ja, mein Unfall. Ich hatte meinen Führerschein keine zwei Wochen und habe mich wahnsinnig überschätzt und mein Können und das Motorrad unterschätzt. Ich wollte mich vor anderen Beweisen und das wurde mir zum Verhängnis und ich stürzte. Ich geriet auf der alten Solitude Rennstrecke in Stuttgart-Vaihingen von der Fahrbahn ab, nachdem ich in der Kurve mit der Fußraste geschliffen war und mich unheimlich erschrocken hatte. In der Kurve waren damals 60 erlaubt ich war ca. 10 km/h schneller. Durch den Schreck bremste ich und mein Motorrad richtet sich in der Kurve auf und ich kam von der Fahrbahn in Gegenverkehr ab. Ein großer SUV kam mir entgegen und ich sah mich schon frontal auf dem Auto liegen und versuchte die Kontrolle zurückzukriegen, was ich auch für einen Moment schaffte.
Ich konnte zurück auf meine Fahrbahn lenken, versteifte aber meinen Blick auf einen großen Sandkalkstein am Straßenrand. Und dann passierte es, ich knallte frontal auf den Stein und wurde durch die Luft geschleudert, landete auf dem Rücken und schilderte noch einige Meter und kam kurz vor einem weiteren Sandkalkstein und einem Baum zu liegen. Ich habe nie daran geglaubt, dass wenn man einen schweren Unfall hat, man sein Leben an sich vorbeifliegen sieht, aber es ist wahr. Von meiner ersten Erinnerung als Kind, bis zu diesem Sturz flog mein Leben in Bildern an mir vorbei. Letztendlich hatte ich an diesem Tag alle Schutzengel um ich herum. Ich kam mit Brüchen, Prellungen, abgebrochenem Zahn und einigen weiteren kleineren Verletzungen davon. Ich bin unheimlich dankbar für diese zweite Chance.
Was war dein schönstes Erlebnis?
Mein schönstes Erlebnis war mein erster Tag auf der Rennstrecke am Hockenheimring.
Wo oder welche Strecke würdest du gern einmal fahren?
Das ist so schwer zu sagen, da ich sowohl auf der Rennstrecke ein paar Ziele habe als auch auf der Straße. Aber einer meiner größten Wünsche wäre, eine Wochentour durch Italien und dann einmal auf die Rennstrecke nach Misano.
Was würdest du dir selbst raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
- Als Anfänger auch Tipps von erfahrenen Bikern annehmen
- Niemandem etwas beweisen wollen und sein eigenes Tempo fahren
- Man kann alles lernen, aber nicht von heute auf morgen, also nimm dir die Zeit.
Jeder fängt mal klein an und lernt im laufe seines Lebens dazu. Überstürze nichts, genieße die Zeit und lass dir nicht einreden, dass du etwas nicht kannst.
Warum sollte Frau Motorradfahren?
Jede Frau sollte das tun, worauf sie Lust hat, ob es Motorradfahren, Fußballspielen oder sich schminken ist. Jede kann alles erreichen, solange SIE es will.
Ist da noch etwas, das du den Leserinnen mitteilen möchtest?
Egal welche Ereignisse euch mal aus der Bahn werfen sollten, steht wieder auf und macht weiter. Genießt die Zeit, die ihr habt in vollen Zügen. Urteilt nicht über andere, wenn ihr sie nicht kennt und sie das erste Mal auf ihrem Motorrad um die Ecke kommen, freut euch für sie. Teilt eure Erfahrungen, es ist großartig Frauen auf Motorrädern zu sehen.
Ich habe auf Instagram meinen eigenen kleinen Blog, manchmal mache ich nur gerne Bilder und manchmal teile ich meine Erfahrungen oder gebe Tipps, wo ich es kann. Ich freue mich über neue Kontakte mit vielen wunderbaren Motorradfahrerinnen. Also meldet euch gerne bei mir.
Super cool ausschauende R1! Aber ist diese Maschine mit ihren 200 PS und der extremen Sitzhaltung nicht so ziemlich das Gegenteil von Alltagstauglich? Kommt man da auf der Landstraße je über den 2. Gang hinaus?
gute Fahrt und lg
Michael