Marion – Seit 45 Jahren auf dem Motorrad unterwegs

Marion-Seit 45 Jahren auf dem Motorrad unterwegs
Marion - Seit 45 Jahren auf dem Motorrad unterwegs - SHE is a RIDER

Hallo, wie heißt du bitte? Marion
Und wie alt bist du?  Fast 63 Jahre
Was ist dein Job? Seit Januar 2022 bin ich in Rente
Seit wann fährst du Motorrad? Seit 1977

Wie und warum bist du zum Motorradfahren gekommen?

Meine Eltern waren leidenschaftliche Motorradfahrer, ich gehe mal davon aus, dass es bei mir in den Genen liegt. Dass ich 1977 den Einser machte, war die logische Konsequenz …

Nachdem ich mich auf Leichtkrafträdern zuvor „eingefahren“ hatte, bekam ich bereits vor der Führerscheinprüfung mein erstes Motorrad, mit dem ich übrigens meine beiden Fahrstunden und die Führerscheinprüfung absolvierte: eine Honda 250 CB, Bj 1975.

Honda 250 CB Baujahr 1975
Das war mal State of the Art! Honda 250 CB Baujahr 1975

Mit diesem Modell sowie einer 1979 neu erworbenen Suzuki GT 250, fuhr ich damals schon weit über 40.000 km/jährlich, da ich nicht nur täglich (Sommer wie Winter) zur Arbeit fuhr, sondern auch an vielen Zielfahrten teilnahm, 1x Mitte der Siebziger bei der Krystall Rally etappenweise mitfuhr, Motorradtreffen besuchte (auch Elefantentreffen, damals noch auf dem Nürburgring) und natürlich deutschlandweite Touren unternahm aber auch Frankreich, Italien, Österreich, Benelux und Dänemark bereiste.

Weiterhin fuhr ich zeitweise eine BMW R 75/S, eine BMW R 90/S (mit Heinrich-Tank), eine Honda 125 XL, ein Enduro-Gespann Honda-Wasp 750, eine Suzuki DR-Z 400 S sowie eine BMW G 310 R.

Zeitreise mit Marion. So sahen damals Motorrad-Führerscheine aus.

Ab 1979 erhielt ich dann die Fahrerlizenz der Klasse B. Nun nahm ich mit einer leicht untermotorisierten Honda XL 125 an vielen Geländefahrten (ca. 250 km Gelände, à 4 oder 5 Runden, mit Sonderprüfung) teil. Damals noch ganz ohne Protektoren.

Auf einer  Honda XL 125 durchs Gelände
Kilometerweit durchs Gelände. in den späten 70ern noch ganz ohne Protektoren.

Mit einem Honda-Wasp 750er Geländegespann (Seitenwagen) unternahm ich von Anfang bis Mitte der Achtziger vor allem in Richtung Südfrankreich (natürlich auch RdGA und dergleichen sowie Provence, Camargue, Korsika aber auch Bretagne und Zentralfrankreich) traumhafte und unvergessliche Touren.

Welches Motorrad fährst du heute?

Aktuell und weiterhin:  eine BMW F 700 GS

Warum hast du diese Maschine gewählt?

Nachdem ich als „kleine“ Person (162cm) in fortgeschrittenem Alter keine in der Höhe passende BMW GS gefunden habe, aber auch nicht mit einem Nakedbike meine längeren Touren fahren wollte, habe ich mich für die BMW F 700 GS, Bj 2017 entschieden und es bisher nicht bereut. Da ich bequem reisen will und Abstecher ins Gelände für mich sowieso nicht mehr in Frage kommen, war diese robuste, aber auch leistungsstarke Reiseenduro – werksmäßig tiefergelegt – für mich die allerbeste Entscheidung.

BMW F 700 GS mit Tankrucksack und Seitenkoffern
Marions BMW F 700 GS im “Unterwegs-Outfit”

Was bedeutet dir Motorradfahren heute?

Schon immer, nicht erst heutzutage: Freiheit und innerer Frieden. Im
Moment zu bleiben, fokussiert zu sein.

Was bewunderst du an anderen Motorradfahrern/Fahrerinnen?

Den Mut, Deutschland, Europa oder die Welt zu bereisen und selbstbestimmt ihrem Hobby nachkommen.

Was war deine größte Herausforderung bisher?

Ich stand schon sehr vielen großen Herausforderungen gegenüber. An jede einzelne kann ich mich nicht mehr richtig erinnern. Das letzte kräftezehrende Erlebnis hatte ich am 7.10.2021 auf dem Weg nach Kroatien. Nicht nur, dass ich 3 Tage lang in strömendem (!!!) Regen unterwegs war, was jetzt nicht sonderlich problematisch war, sondern auf der Avtocesta A1 ab Ljubljana Richtung Buzet (Istrien) zusätzlich von einer Bora (orkanartiger Fallwind) überrascht wurde und ich auf dieser knapp 130 km langen Etappe meiner Reise erstmals überhaupt in meinem Leben an meine physischen Grenzen stieß. Da Slowenien für mich Transitland war, musste ich das Land coronabedingt am gleichen Tag wieder verlassen. Deshalb kam für mich keine Rast infrage.

Ich benötigte sage und schreibe über 3 beschwerliche und teilweise gefährlich anmutende Stunden bis zum Zielort Buzet. „Gemeistert“ mit meinem immer schon stark vorhandenen Willen, es schaffen zu wollen oder zu müssen.

Künftig werde ich bei derartigen Naturereignissen wie stürmisches oder orkanartiges Unwetter andere Optionen suchen, heißt, meinen Durchhaltewillen zu zügeln und egal wie, eine Unterkunft aufzusuchen.

Was war dein schönstes Erlebnis?

Unter allen meinen vielen schönen Erlebnissen entscheide ich mich für folgendes: 1981 Geländefahrt in Kraichtal. Hier konnte ich mich gegen meine ausnahmslos männliche Konkurrenz behaupten und einen fantastischen 3. Platz ergattern.
Natürlich hatte ich auch jede Menge tolle Urlaubstouren oder Tagestouren mit außergewöhnlichen Highlights. Frankreich ist meine „favourite destination“.

Korsika ist Abenteuer pur, Schottland atemberaubend, Italien traumhaft schön und Österreich mit seinen vielen Pässen immer eine Reise wert. Deutschland darf man nicht „links“ liegen lassen. Denn auch in unserer Heimat gibt es beeindruckende Regionen.

Wo oder welche Strecke würdest du gern einmal fahren?
Warum reizt dich das?

Die Strecke von Dar-es-Salaam (Tansania) nach Kigali (Rwanda).
Ich lebte von 1990 bis 1994 in Rwanda (Ostafrika) und bin u. a. auch diese Strecke mit einem Geländewagen gefahren. Damals über Mwanza am Viktoriasee. Es gab einige schlimme Passagen zu bewältigen, heute wird diese Trasse sicher in einem besseren Zustand sein.
Ich habe u. a. viele Länder Afrikas bereist (Kenya, Tansania, Rwanda, Burundi, Kongo, Sambia, Simbabwe und Botsuana). Allerdings nie mit dem Motorrad aber genau das würde mich schon extremst reizen.

Was würdest du dir selbst raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?

  • Gute Fahrschule
  • Bestes Equipment
  • Objektivität bei der Wahl des Motorades und diesbezüglich „kluge Entscheidung“ treffen
  • Jährlich, aber mind. 1 x alle 2 Jahre ein Fahrsicherheitstraining buchen, das zahlt sich irgendwie immer aus.

Drei Tipps aus deiner persönlichen Erfahrung?

  1. Immer mit sicherer Motorradbekleidung unterwegs sein.
  2. Den Verkehrsüberblick behalten und Blickführung schulen.
  3. Alle Inspektionen wahrnehmen, auf gute Bereifung und Zustand der Kette achten.
Marion und ihre GS unterwegs in Deutschland
Marion und ihre GS unterwegs in Deutschland

Warum sollte Frau Motorradfahren?

  1. Das Motorradfahren sorgt für jede Menge Ablenkung und einen freien Kopf.
  2. Es vermittelt ein Gefühl von Freiheit.
  3. Man ist im Hier und Jetzt.

Ist da noch etwas, was du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest? 

Egal in welchem Alter ihr das Motorradfahren für euch entdeckt, ihr werdet euch mit Leib und Seele in diese Welt begeben.

3 Kommentare

  1. Sie spricht mir aus dem Herzen ️. Auch, wenn ich mit 44 spätgebährend war mit meinem Motorradführerschein. Es ist kein Hobby mehr, es ist Leidenschaft!

  2. Hallo,
    Wie kann man Kontakt aufnehmen? Bin jetzt selbst in Rente, habe Zeit für hoffentlich noch viele Reisen. Ich fahre seit 1981….
    Gruß Tina

  3. Toll, solche Frauen hier zu treffen, die Ihre Leidenschaft zum Motorradfahren beibehalten haben!
    Ich fahre selbst schon seit 1978. In der heutigen Zeit kaum vorzustellen, dass man damals als Frau schräg angeguckt wurde, wenn man von einem Motorrad stieg – als Lenkerin!

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