Ich heiße Melli und bin 25 Jahre alt. Hauptberuflich arbeite ich im öffentlichen Dienst und lasse mich aktuell nebenberuflich zur Fahrsicherheitstrainerin für PKW vom ADAC ausbilden. Ich habe mir 2020 meinen Traum vom Motorradfahren erfüllt und bin seitdem auf zwei Rädern unterwegs und fahre auch allein in den Motorradurlaub.
Wie und warum bist Du zum Motorradfahren gekommen?
Mit 16 fuhr ich das erste Mal als Sozia mit. Seitdem hat mich die Lust gepackt. Leider hatte ich nie den passenden Freundeskreis für das Thema Motorrad. Ich war weder technisch versiert, noch hatte ich oder jemand Bekanntes einen Plan von Motorrädern. Deswegen fehlte mir für einen eigenen Motorradführerschein der Mut. Zum Glück lernte ich einige Jahre später meinen jetzigen Partner kennen, der leidenschaftlicher Biker ist. Nach einem Jahr Sozia, vielen neuen Bikerfreunden und dem passenden Wissen über die Maschinen, hab ich endlich den eigenen Motorradführerschein machen können.
Welches Motorrad fährst Du? Warum hast Du diese Maschine gewählt?
Ich fahre für meine Touren und kurzen Wege in der Heimat eine BMW F 900 R. Die habe ich tatsächlich nur auf Anraten und ob des guten Preis-Leistung-Verhältnis gekauft. Ich bin super zufrieden. Für meine großen Touren habe ich mir zusätzlich eine tiefergelegte BMW F650 GS (Baujahr 2008) gekauft. Ich suchte eine zuverlässige und komfortable Tourenmaschine mit Gepäckmöglichkeiten. Ich bin 168 cm groß, beide Maschinen passen super.
Du hast einen Spitznamen. Wie kam es zu @favo.ride?
Ich habe ein kleines Wortspiel gesucht. Somit wurde aus dem englischen “favorite”, die Lieblingsbikerin Favoride.
Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?
Freiheit. Nur ich, mein Motorrad und die Straße. Für mich ist es Urlaub auch zu Hause. Es gibt keine Grenzen. Wenn man möchte fährt man keinen Weg zweimal. Man schaltet den Kopf aus, die Gedanken über den noch so stressigen Alltag verfliegen für wenigstens ein paar Stunden. Andere machen Wellness in der Therme, ich fahre Motorrad.
Was bewunderst Du an anderen Motorradfahrer:innen?
Ich bewundere diejenigen, die mit dem Motorrad um die Welt reisen. Aufgrund ihres Mutes, der Entschlossenheit und der Abenteuerlust.
Was war Deine größte Herausforderung bisher?
Meine größte Herausforderung war der Tag, an dem ich mich entschied einfach loszufahren. Ich hatte vier Tage frei und musste raus. Also packte ich meine Tasche und fuhr los. Grobes Ziel: Richtung Alpen. Ich hatte keine Unterkunft gebucht und hatte Bedenken auf fremden Straßen in luftiger Höhe Probleme zu bekommen. Ich war auch noch nie alleine verreist und hatte Angst vor der “Einsamkeit”, Momente nicht teilen zu können. Aber es war fantastisch!
Es war fantastisch es ganz alleine geschafft zu haben und die Momente nur für mich zu haben, war noch viel grandioser. Ich habe tolle Menschen kennengelernt und konnte zu Hause so viel erzählen! Mittlerweile fahre ich mehrere Male im Jahr alleine los. Ich genieße es, Erinnerungen für mich ganz allein zu sammeln, neue Leute kennenzulernen und zu Hause davon zu erzählen.
Gab es schon Mal eine brenzlige Situation?
Brenzlige Situationen hatte ich nie. Klar, den ein oder anderen kleinen Unfall, wo ich ohne die Hilfe anderer nicht raus gekommen wäre. Aber das hat mir nur gezeigt, wie hilfsbereit und offen die Menschen eigentlich sind.
Das war mein erster Motorradunfall im ersten Motorradurlaub mit meinem Partner. Kleiner Auffahrunfall und gebrochene Hand. Während ich ins Krankenhaus nach Füssen gefahren wurde, hat uns eine nette ältere Dame (noch am Unfallort) für das Motorrad meines Partners einen Stellplatz im Vorgarten angeboten. Er hatte ja quasi ein Motorrad zu viel, um dem Krankenwagen mit mir drin hinterherzufahren.
Am nächsten Tag haben wir leider so kurzfristig nirgends einen Transporter mieten können. Da ist der beste Kumpel meines Partners 7 Stunden mit einem Transporter aus der Heimat zu uns runter gefahren, um uns abzuholen! Das hatte mir gezeigt wie toll und hilfsbereit Menschen sind und wie anscheinend ausweglose Situationen, doch irgendwie zu meistern sind.
Was war Dein schönstes Erlebnis?
Als ich 2021 das erste Mal mit dem Motorrad alleine einfach losgefahren bin. Tagesziel waren die Hochalpen. Als ich am Timmelsjoch durch den Tunnel fuhr und das erste Mal in meinem Leben das schönste Alpenpanorama auf zwei Rädern erlebt habe, lief mir eine Träne der Freude unterm Helm hervor. Das war unglaublich!
Wo oder welche Strecke würdest Du gern einmal fahren?
Ich würde gern einmal das Panorama Norwegens im Motorradurlaub erleben und mit dem Motorrad bis zum Nordkap fahren. Der Gedanke, mit dem Motorrad das Ende der Welt erreicht zu haben, ist fantastisch.
Was würdest Du Dir selbst raten, wenn Du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
- Kauf dir direkt eine Lederkombi, die perfekt passt und gucke nicht aufs Geld.
- Bleib immer konzentriert und gehe auf Toilette wenn du musst!
- Habe Selbstvertrauen und fahr alleine weg!
Warum sollte Frau Motorradfahren?
Warum nicht? Also ich denke Jeder, der Bock darauf hat, sollte sich aufs Bike schwingen. Und das ganz unabhängig vom Geschlecht. Ich habe viele Frauen erlebt, die es lieben Sozia zu sein. Und genauso viele Frauen erlebt, die es lieben selbst zu fahren. Für mich ist das Thema “Motorrad” geschlechtsunabhängig. Und ich freue mich bis heute über jede Bikern, die ich auf meinem Weg kennenlernen durfte. Es waren viele wie ich, die im jungen Alter den Führerschein gemacht haben. Aber auch genauso viele, die erst mit 50 den Weg aufs Motorrad gefunden haben. Und alle waren bezaubernde Bikerinnen!
Ist da noch etwas, was Du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest?
Ich habe gelernt, dass man sich selbst nicht im Weg stehen darf. Viele machen ihre Reisepläne von anderen abhängig. Aber warum? Wenn du Lust hast weg zu fahren, dann fahr! Man lernt so viele tolle Menschen auf seinem Weg kennen und ist eigentlich nie allein. Klar sind gemeinsame Erinnerungen wertvoll, aber das Wichtigste ist man selbst.
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