Susanna – Der Schlüssel ist Selbstvertrauen

Susanna vor Ihrer Yamaha
Da hat Susanna gut lachen, der Umbau der Yamaha ist super gelungen. Bild: Jonas Eklof.

Hallo, wie heisst du bitte? Susanna
Und wie alt bist du? 28
Was ist dein Job? ich arbeite in der Buchhaltung
Seit wann fährst du Motorrad? Seit 2015

Wie und warum bist du zum Motorradfahren gekommen?

Alles began vor fünf Jahren in Sydney. Meine Cousine Nina nahm mich einfach hinten drauf und zusammen mit einer Mädels-Truppe, den “Throttledolls”, erfuhr ich die Motorradszene und lernte viele wundervolle Menschen kennen. Da wusste ich, das will ich auch.
Zurück in Schweden schmiedete ich meinen Plan und setzte mir ein Ziel. Ich kaufte mir ein Motorrad und begann, für meinen Führerschein zu üben. Dabei erinnere ich mich noch genau an mein erstes Mal, als ich am Gasgriff drehte und diesen Nervenkitzel von Freiheit spürte. Von da an war’s geschehen; ich war dem Motorradfieber verfallen.

Susanna Grey und Yamaha SR 400
So schauts aus, Susanna und ihre Yamaha.

Welches Motorrad fährst du? Warum hast du diese Maschine gewählt?

Vor zwei Jahren habe ich beschlossen meine alte Yamaha SR400 zum Scrambler umzubauen. Zu der Zeit musste ich mich entscheiden, das alte Motorrad zu verkaufen und mir etwas schwereres zuzulegen oder die Yamaha zu behalten, ihr aber etwas mehr Esprit einzuhauchen.
Da ich mir sowieso keine Harley leisten konnte, aber trotzdem ein Motorrad brauchte, mit dem ich Tag für Tag ins Büro fahren konnte, war die Yamaha die perfekte Wahl. OK, mein Freund Anton macht das hauptberuflich, also Custom Bikes bauen, und so fiel mir die Entscheidung nicht wirklich schwer.
Nach dem Umbau habe ich mich wirklich restlos in die SR400 verliebt. Was wir alles zusammen erlebt haben, hat uns wirklich zusammengeschweißt. Auch wenn ich für eine Harley spare, um mir eines Tages diesen Traum zu erfüllen, hoffe ich, dass ich meine Yamaha für immer behalten werde. Es würde mir das Herz brechen, sie zu verkaufen.

Was bedeutet dir Motorradfahren heute?

Motorräder sind zu einem viel größeren Lebensinhalt geworden, als ich mir je hätte träumen lassen. Es ist nicht nur das Fahren an sich; es ist auch die Community der Gleichgesinnten. Ich fahre jeden Tag und ich spüre immer noch den besonderen Funken überspringen, wenn ich die Maschine starte und Gas gebe.

Was bewunderst du an anderen Motorradfahrern?

Ich beneide die “Around the World Traveller”, die mit viel Leidenschaft um die Welt fahren aber dafür weder einen Zeitplan noch ein Ziel haben. Ganz oft denke ich mir, dass ich jetzt meinen Bürojob kündigen und einfach losfahren sollte.

Harley Davidson
Susanna fährt Yamaha und träumt von Harley Davidson.

Was war deine größte Herausforderung bisher?
Wie hast du Sie gemeistert und wie hat das dein weiteres (Biker)Leben beeinflusst?

Direkt nachdem ich meinen Motorradführerschein gemacht hatte, bin ich nach Australien um dort für einen Harley Davidson Händler zu arbeiten. Es war schon aufregend all die verschiedenen Modelle fahren zu können – und ein ganz klein wenig angsteinflößend. Dabei erinnere ich mich, wie ich mir eine riesige Electra Glide geschnappt habe obwohl ich noch nie was größeres als eine Sportster gefahren bin.

Plötzlich fühlte ich mich ganz klein und zerbrechlich und war mir sicher, dass mir mindestens 100 Menschen jetzt dabei zusehen, wie ich mit diesem riesigen Bike umfallen werde.

Durchatmen! Einige Atemzüge später war ich auf der Straße und konnte mich entspannen. Dabei bemerkte ich, dass große Motorräder auch nicht anders zu fahren sind als kleinere Maschinen. Eine sehr angenehme Erkenntnis! Seit dem Tag fühle ich mich auf allen Motorrädern sehr sicher, ganz egal wie groß oder schwer sie sind. Der Schlüssel ist Selbstvertrauen. Du weißt, dass du es kannst und dann kommen Balance und Handling ganz souverän und vor allem von allein.

Gab es schon Mal eine brenzlige Situation? Was war es und wie hast du reagiert?

Ja, auch die gab es schon. Eine davon war, als ich mit ein paar Freunden durch Spanien fuhr. Es war ein wunderschöner Tag, die Gegend hügelig und die Straße kurvig. Ich fuhr vorne weg, da ich das GPS hatte. Wir waren gefühlt alleine auf der Straße und so kam es, dass wir alle ein wenig zu schnell unterwegs waren.
Und dann war da diese Rechtskurve. Erst kurz vor der Kurve bemerkte ich den ganzen Splitt auf der Straße aber da war es schon zu spät, um noch hart zu bremsen.
In der nächsten Sekunde kam mir, wie aus dem Nichts, auch noch ein Auto entgegen, die Kurve schneidend und deutlich auf meiner Fahrbahn. Ich hielt den Atem an, lehnte mich noch mehr in die Kurve, weg vom Gegenverkehr und dachte so bei mir “Das wird jetzt weh tun”.
Ich glaube auch, dass ich kurz die Augen geschlossen habe und auf den Einschlag gefasst war. Dann spürte ich das Auto – aber nur ganz sanft an der Außenseite meines Stiefels. Das war alles und das war ganz schön knapp. Plötzlich hatte ich ganz weiche Knie und ein sehr flaues Gefühl im Bauch. So musste ich erst mal anhalten und durchatmen.
Wenn ich zurückblicke war es auf jeden Fall eine wichtige Lektion für mich und ich komme mir immer noch sehr dumm vor, mich selbst in so eine Situation gebracht zu haben.

Zwei Motorräder auf der Strasse
Motorradfahren udn Biker-Community. Frauenherz was willst du mehr?

Was war dein schönstes Erlebnis?

Im letzten Sommer, als Anton und ich auf dem Rückweg vom “Wheels and Waves” in Biarritz waren haben wir einen Umweg durch die Pyrenäen und die Alpen gemacht. Dabei hatte ich die Yamaha SR400 und somit nicht das perfekte Motorrad für eine 5.000 km Tour. Außerdem war ich schon ohne Nummernschild unterwegs, das hatte ich irgendwann auf der Autobahn verloren.

Keiner von uns hatte Seitentaschen, Topcase oder einen Tankrucksack dabei. Wir waren mit kleinem, sehr kleinem, Gepäck unterwegs. So haben wir jeden Tag nach dem Wetter geschaut und so unsere Strecke gewählt. Was für ein Trip. Wir sind durch so schöne Landschaften gefahren, dass wir wirklich Mühe hatten, den Blick auf der Straße zu lassen. Die Kontraste von grünen Wiesen zu schneebedeckten Gipfeln, von Flusslandschaften zu felsigen Gegenden waren einfach überwältigend. Wir sind einfach der Straße nach gefahren und hatten teilweise keine Ahnung, wann wir in den nächsten Ort oder an die nächste Tankstelle kommen würden. Eine unglaubliche Erfahrung.

BMW Urban GS
Auch die BMW Urban GS musste Susanna einfach ausprobieren.

Wo würdest du gern einmal fahren? Warum reizt dich das?

Neuseeland! Da würde ich gern mit ein paar Freunden zusammen durchs Land fahren, die Landschaft genießen und wild campen. Ich mag die Idee, mitten im Nichts aufzuwachen, die Aussicht zu genießen und noch nicht zu wissen, was dir der Tag wohl bringen wird.

Was sind deine drei Tipps fürs sichere Motorradfahren?

  • Glaube an dich und gib niemals auf, egal wie schwer es dir manchmal auch fällt, den Motorradführerschein zu machen
  • Lasse nicht zu, dass dir jemand anderes vorschreibt, wie schnell du zu fahren hast. Du entscheidest! Nimm dir soviel Zeit wie du brauchst und wenn nötigt, lass die Anderen eben auf dich warten.
  • Arbeite an deiner Kurventechnik. Alles ist wichtig. Finde die richtige Haltung auf dem Bike, erarbeite dir deine Wohlfühlgeschwindigkeit und trage die für dich perfekte Ausrüstung.
Susanna Grey Motorrad Feldweg
Susanna auf ihrer Freedom Machine.

Warum sollte Frau Motorradfahren?

Weil es wirklich keinen einzigen Grund gibt, dass mehr Männer als Frauen Motorrad fahren. Wir alle haben es uns verdient, diese “Freedom Machines” zu erleben und zu genießen. Je mehr Frauen wie wir da draußen über die Straßen fahren, desto mehr Fußgängerinnen werden wir inspirieren, auch mit dem Motorradfahren zu beginnen.
Und je mehr Frauen auf dem Motorrad unterwegs sind, desto eher werden die Ausrüster unseren Bedarf an frauengerechter Motorradbekleidung erkennen und ihr Sortiment vergrößern – hoffentlich!

Vielen Dank, dass ich hier meine Geschichte erzählen durfte. Und allen anderen Motorradfahrerinnen da draußen rufe ich zu: “Fahrt weiter und fahrt vorsichtig und bringt alle eure Freundinnen auch zum Motorradfahren. Es ist ein geiles Hobby!”

Wenn ihr mehr über Susanna wissen wollt und was der Traum von ihrer Harley macht, dann folgt ihr hier.

1 Kommentar

  1. Hei Susanna,

    warum eine 4hunderter SR? Probier mal eine offene 2j4, vielleicht mit etwas mehr Hubraum, ich bin auf meiner Rappelkiste hängen geblieben und das seit 38 Jahren.
    Original sind allerdings nur noch die Speichenräder. Für mich gibt es kein besseres Mopped.

    LIEBEn Gruß
    rudi rüpel

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*