Hallo, wie ist Dein Name bitte? Theresa
Und wie alt bist du? Mittlerweile 35
Was ist dein Job? Ich bin im öffentlichen Dienst als Ausbilderin tätig.
Seit wann fährst du Motorrad? Im Herzen, seit ich denken kann. Tatsächlich seit August 2004. Meine Ersparnisse von meiner Berufs-Ausbildung flossen in den Führerschein und in mein erstes Motorrad, eine Kawasaki GPZ500S.
Wie und warum bist Du zum Motorradfahren gekommen?
Das Motorradfahren oder besser gesagt Motorräder selbst waren immer präsent in unserer Familie. Mein Papa fährt selber und meine Mutti ist früher einen Habicht gefahren. Diesen Habicht ist übrigens jeder aus unserer Familie gefahren, also so ein richtiges Familienmoped. Vor mir ist ihn mein Bruder und ich bin ihn gefahren bevor ich meinen Motorradführerschein gemacht habe, um schon mal die Abläufe zu üben, wie Kuppeln und Schalten.
In der Werkstatt von meinem Vater waren und sind immer Zweirad-Oldtimer zu finden. Er hat sie restauriert, dazu gehört u.a. der Familien Habicht, eine Simson (S51), einige Mofas (z.B. SR2), eine MZ und eine Victoria aus dem Jahre 1938. Im Prinzip hatte ich Zweiräder immer irgendwie um ich drum herum.
Die schwerste Zeit für mich war die, als meine Eltern wieder aktiv anfingen selber zu fahren. Manchmal nahm mich mein Papa auch mit, aber am Ende ist immer nur für zwei Platz auf dem Motorrad.
In dieser Zeit festigte sich mein Entschluss, dass ich selber den Motorradführerschein machen werde!
Welches Motorrad fährst Du?
Aktuell fahre ich zwei Motorräder, eine Honda CBR600RR und eine Honda MSX125.
Warum hast Du diese Maschine(n) gewählt?
Ich wollte schon immer einen Supersportler haben, weil ich sie optisch einfach genial finde. Die Schwierigkeit bestand aber darin, mit 164cm Körpergröße ein solches Motorrad zu finden, das mir passt. Ich finde nämlich ein Motorrad muss wie eine Jeans, einfach gut sitzen. Man will sich draufsetzen und wohl fühlen.
Es sollten 600ccm oder auch 750ccm werden. Ich finde es toll, dass ich im niederen Drehzahlbereich locker daher cruisen kann und Fehler verziehen werden. Wenn ich es dann sportlich mag, gibt es mehr Drehzahl und mein Motorrad reagiert auch flinker auf weitere Gasstöße. Für mich ist diese Mischung perfekt!
Also bin ich ein paar Motorräder Probe gefahren, bis ich mein passendes gefunden habe.
Bei der CBR war es sogar so, dass sie auf mich gewartet hat. Sie stand über ein Jahr beim Händler und ich bin jedes Mal am Schaufenster stehen geblieben und habe sie nur angeschaut. Im Februar 2010 war es dann soweit, ich bin hineingegangen habe verhandelt und sie mir gekauft. Mittlerweile kennen wir uns 9 Jahre und haben schon viel erlebt.
Da der Trend bekanntlich zum Zweitmotorrad geht, kam 2014 die MSX125 dazu. Das freche Ding ist ein absolutes Funbike. Die MSX ist auch unser Familienmoped. D.h. mein Mann fährt die Kleine auch regelmäßig, bei meiner CBR bin ich da etwas eigen. Die MSX oder auch Grom, wie sie international bekannt ist, wird meist für kurze Strecken und den Alltag genommen. Sie hat eine tolle Größe für mich, so dass selbst ich sie wie ein Fahrrad bewegen kann.
Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?
Oh ja, die Frage ist gut, denn mein Heute hat sich sehr verändert im Gegensatz zu meinem Gestern. Mein Heute sieht so aus, dass ich mittlerweile stolze Mutter von einer 3-jährigen Tochter und einem 1-Jährigen Sohn bin.
Heute ist Motorradfahren meine Qualitytime, Zeit nur für mich! Es zählt im Moment nur das Fahren, das Cruisen und das nach Hause kommen. Ich steige auch nur auf meine Große und damit meine ich die 600er, wenn ich gedanklich frei bin. Ja, mit Kindern denkt man doch immer mal mehr drüber nach, was alles so passieren kann. Deswegen ist es für mich wichtig, dass ich mich mental positiv auf das Fahren einstimme. Da war ich in meinem Gestern unbedarfter. So kommt es oft vor, dass ich lieber der Familie den Vorzug gebe, als Motorrad zu fahren.
Der Anspruch von meinem Mann und mir ist es, dass wir auch mit Kindern Motorradfahren. Wir fahren zurzeit wesentlich weniger, aber wir fahren. Ich denke ein Wiedereinstieg nach zum Beispiel einer 16-jährigen Abstinenz, ist viel schwerer als gegenwärtig weniger zu fahren. Jedes Jahr fahren wir immer ein bisschen mehr und irgendwann touren wir mal zu viert zur Eisdiele.
Wie gesagt, ich fahre, aber ich fahre nicht viel. So werden zum Beispiel Fahrten zu den Großeltern meiner Kinder immer mit einer Tour verbunden. Mein Mann fährt die Kids mit dem Auto und ich kann mit dem Bike über Land hinfahren. Am liebsten mache ich solche längere Touren, also alles über eine Stunde. Dafür gibt es im Alltag leider nicht viele Gelegenheiten. Dazu kommt dann noch etwas Sport um sich fitzuhalten und weiterhin in die Kombi zu passen. So vergeht die Zeit viel zu schnell bis ich wieder eine große Runde fahren kann.
Ich finde es wichtig, dass ich mich selbst nicht vergesse und das Motorradfahren gehört zu meiner Persönlichkeit. Wie bei so manch anderen Hobbys beeinflusst dieses den Lebensstil, weil es in unsere Familie immer wieder präsent ist. Im Internet ist das Ganze so schön unter dem Hashtag Bikelife zusammengefasst. Mit meiner Familie verschoben sich die Prioritäten und das ist auch absolut richtig so, aber der Lebensstil, das Bikelife, ist trotzdem allgegenwärtig.
In meinem Morgen sehe ich meinen Mann und mich wieder gemeinsam über Alpenpässe touren und daran halte ich fest.
Was bewunderst Du an anderen Motorradfahrern/ Fahrerrinnen?
Ich bewundere die Motorradfahrer und -fahrerinnen die es schaffen die Grenzen von sich und dem Motorrad auszuloten. Insbesondere Diejenigen, die sich daran orientieren können und so ihre Grenzen immer weiter verschieben.
Beneiden tue ich die Sorte Biker, die direkt beim Aufsteigen auf dem Motorrad gedanklich abschalten können. Bei mir persönlich dauert es einige Kilometer bis ich in diesen Flow komme.
Was war Deine größte Herausforderung bisher?
Das Motorradfahren hält für kleine Frauen, wie für mich, viele Herausforderungen bereit. Aber wenn ich die eine Herausforderung benennen soll, die mich Nachhaltig geprägt hat, dann war es mein Training an und auf der Nordschleife am Nürburgring.
Wie hast Du sie gemeistert und wie hat das Dein weiteres (Biker)Leben beeinflusst?
Ich bin 2011 mit meinem Packesel, ja auch dazu eignet sich eine CBR600RR, alleine zum Hotel und zum Training gefahren. Es war damals ein reines Frauentraining. Zu der Zeit hatte ich schon das ein oder andere Sicherheitstraining hinter mir, also waren die ersten Fahrübungen am Tag nichts Neues für mich. Nichtsdestotrotz bekomme ich immer wieder Schweißperlen auf die Stirn, wenn es um das Bewegen des Motorrades im Schritttempo geht. Wenn dazu dann noch kleine Kreise oder Achten zu fahren sind, oh je!
Das Besondere war, dass es bei dem Training für mich das erste Mal auf die Rennstrecke ging und es war halt nicht irgendeine Rennstrecke, es war die Nordschleife des Nürburgrings, „Die grüne Hölle“. Ich hatte Respekt vor dem was da nun noch passieren sollte.
Das Gute war, dass wir mit Instruktoren gefahren sind, so war das Fahren auf unbekannten Terrain gut zu regeln. Denn ein Instruktor ist schon wie eine kleine Versicherung, er kennt die Strecke, er stellt sich auf seine Gruppe ein und sorgt dafür das keiner zu schnell oder auch zu langsam fährt. Wir haben uns dann Runde um Runde gesteigert, wir wurden schneller, die Blickführung wurde besser und es machte immer mehr Spaß! „Yeahaa, dafür ist also mein Motorrad da Es fühlt sich großartig an!“, dachte ich danach.
Es war aber auch unglaublich anstrengend, körperlich wie geistig. Ich weiß noch, oha ich bin echt K.O., aber eine Runde wollte unser Instruktor noch mit uns fahren und danach war ich nur froh, dass alles gut gegangen ist. Ich war fix und fertig und mein Motorrad war heile geblieben.
Wir zwei haben nun die Nordschleife erlebt! Und ich wollte mehr davon!
Danach bin ich noch am Hockenheimring, im Baden Airpark, im Circuit de Chambley, was übrigens meine Hochzeitsreise war, und auf einer Kartbahn gefahren. Es handelte sich immer um Sicherheitstrainings oder Rennstreckenfahren mit Instruktoren.
Insofern hatte ich damals Blut geleckt und war dankbar dafür, dass ich mich getraut habe alleine das Training an der Nordschleife anzugehen.
Seitdem fahre ich auch wesentlich entspannter auf der Straße. Soll nicht heißen, dass ich je wild gefahren bin. Aber mit Anfang 20 probierte ich schon mal mehr rum, wenn die Straßen frei waren. Das Training sorgte im Nachhinein für eine gewisse Gelassenheit.
Es ist toll zu wissen, man kann mit dem Knie am Boden durch eine Kurve fahren, aber es gehört nicht auf die Straße. Wenn ich das möchte, dann mache ich meine Trainings. Wir sind uns daheim schon einig, dass wir das ein oder andere Mal an einer Rennstrecke mit den Kids campen werden.
Gab es schon Mal eine brenzlige Situation?
Wer mit offenen Augen und vorausschauenden Gedanken fährt, findet auf jeder Tour brenzlige Situationen.
Letztens schlingerte ein Auto vor mir hin und her. Da habe ich mich bewusst für noch mehr Abstand entschieden und es dauerte nicht lange, da fuhr das Auto an die Leitplanke. Der Fahrer hat dann gut reagiert, fuhr wieder normal auf die Straße und nutze die erst beste Gelegenheit anzuhalten. Ich vermute, dass sein Smartphone seine Fahrweise sehr beeinflusste.
Was war es und wie hast du reagiert?
Meine eigne brenzlige Situation verlief nicht ganz so harmlos. Ich war auf dem Weg nach Mainz und bin dazu über den Feldberg mit seiner Applauskurve gefahren. Wie ich schon sagte, wenn man jung ist, probiert man mehr. Also bin ich die gleiche Kurve bergauf auf nochmal gefahren und dass dann schön schräg. Joa, dann war es so schräg, dass ich metallische Geräusche ratschen hörte und ich selber auch über den Asphalt rutschte.
Meine GPZ lag an der anderen Straßenseite im Graben und ich stand dann daneben mit zerschrabbelter Kombi und blauen Flecken.
Was war passiert? Kurzum, ich hatte die Straße nicht gelesen. Der Asphalt kurvenaufwärts war gewölbt. Ich bin auf der Wölbung gefahren, dann daneben gekommen und das Vorderrad klappte ein.
Ich habe dann nach dem Verkehr geschaut, bin rüber in den Graben gekrabbelt und habe als erstes mein Motorrad ausgemacht. „MIST!“, dachte ich.
Dann kamen auch schon Personen mit Sturmhauben auf mich zugelaufen und halfen mir und meiner Maschine wieder auf. Demaskiert erkannt ich andere unglaublich freundliche Motorradfahrer. Ich hatte noch lange Kontakt zu den Leuten, die mir damals (2006) geholfen haben.
Was war Dein schönstes Erlebnis?
Da gibt es mehrere, ganz oben steht meine Erfahrung auf der Nordschleife. Gefolgt wird dieses Erlebnis von einer gemeinsamen Tour mit meinem jetzigen Ehemann hoch zum Stilfser Joch und die angrenzenden Pässe. Es war eine tolle Zeit, nur wir und unsere Bikes. Überhaupt sind die Touren mit meinem Mann immer was Besonderes gewesen. Es ging auch zusammen mit meinen Eltern mal nach Kroatien.
Es ist echt schwierig, dass eine Erlebnis in den Vordergrund zu stellen. Ich fahre Motorrad, weil ich damit so viele schöne Sachen erleben, sehen und neue Menschen kennenlernen kann.
Wo oder welche Strecke würdest Du gern einmal fahren?
Die mir wichtigsten Strecken habe ich von meiner Bucketlist schon abgearbeitet, bevor wir mir der Familie angefangen haben. Mich reizen halt noch andere Rennstrecken zum Trainieren, wie der Sachsenring oder der Bilsterberg.
Ich würde auch gerne mal in den Dolomiten offroadfahren.
Warum reizt dich das?
Ich durfte mal als Sozia einen Tag lang bei einer Motorrad-Rallye in den Dolomiten mitfahren. Gedanklich bin ich dabei um jedes Schlagloch drum herumgeschlichen, aber mein Pilot, Helmut Dähne, wir kennen uns seit meinen Runden von der Nordschleife, ist immer mittendurch gefahren. Als ich ihm das erzählt habe, lachte er nur und meinte, dass macht doch erst recht richtig Spaß mitten durch die Löcher zu fahren! Das will ich auch können!
Ich denke, solche Offroad-Erfahrungen würden mir für normale Touren viel mehr Sicherheit geben. Denn unsere Motorräder können viel mehr, als unser Kopf zulässt.
Was würdest Du Dir selber raten, wenn Du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
Drei Tipps aus Deiner persönlichen Erfahrung?
- Viele Motorräder ausprobieren, bis das eine dabei ist was zu Dir passt und dein Herz erfreut.
- Wenn Du fährst, fahre so, als seist Du unsichtbar! Habe ich irgendwo mal gelesen und da steckt so viel drin in diesem Satz. Dann fährst du vorrausschauend und zurückhaltend, denn man rechnet mit den Fehlern der anderen.
- Wenn nur ein Funke Interesse an einem Rennstreckentraining da ist, nicht zögern einfach machen!!!
Warum sollte Frau Motorradfahren?
Die Frage ist doch, warum sollte man überhaupt Motorradfahren? Mittlerweile kommen immer mehr Frauen auf dieses Hobby. Man braucht sich dazu ja nur mal in den Sozialen Medien umschauen. Da steht so manche Frau auch den Männern im fahrerischen Können in nichts nach. Das Motorradfahren ist eine Möglichkeit bei der man immer wieder über sich selbst hinauswachsen kann. Man sieht mehr von der Welt, weil man einfach mehr und auch anders reist. Motorradfahren stärkt das Selbstbewusstsein. Motorradfahrer sind eine tolle Gemeinschaft und da ist es egal, was man und wie schnell man fährt.
Wenn Du mehr über Theresa und ihre Abenteuer als motorradfahrende Mutter lesen willst, dann folge ihrem Profil.
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