Tine – Motorradfahren ist das Gefühl von Freiheit

SHE is a RIDER - Tine fährt Triumph
SHE is a RIDER - Tine fährt auch eine Fantic Caballero 500

Hallo, wie heißt Du bitte? Bettina (Tine)
Und wie alt bist Du? 48 Jahre
Was ist dein Job? Ich bin Flugtriebwerksmechanikerin und seit 2016 auch als Fotografin bei penta-media tätig.
Seit wann fährst Du Motorrad? Seit Ende 2011.

Wie und warum bist du zum Motorradfahren gekommen?

Mein Großvater ist früher Motorrad gefahren und hat mir als Kind immer davon erzählt. Mir selber wurde das Motorradfahren als Jugendliche damals verboten und geriet mit der Zeit in Vergessenheit, bis mich 2010 ein Freund mit seiner XJR 1300 als Sozia 250 km durchs Sauerland mitgenommen hat. Plötzlich war der Wunsch selber zu fahren wieder da, sowie die Strecke durchs Sauerland auf eigene Faust zu bewältigen. Ich habe mich heimlich in der Fahrschule angemeldet, um die Familie nicht in Angst und Schrecken zu versetzten. In Kenntnis setzte ich sie erst, als ich die Prüfung bestanden hatte und eine Yamaha XJ 600 S Diversion auf dem Hof stand. Das leuchten in den Augen meines Großvaters werde ich nie vergessen, als er sie entdeckte.

Kurventraining mit Honda
Tine auf ihrer Honda beim Kurventraining. Nur Übung macht Schräglage.

Welches Motorrad fährst du und warum hast du diese Maschine gewählt?

Zurzeit fahre ich eine Honda NC 750S DCT. Mich hat die Technik vom DCT Automatik-Getriebe interessiert. Inzwischen möchte ich es nicht mehr missen. Egal welche Strecke man fährt, sie wählt automatisch den richtigen Gang und ist beim flotten Ampelstart unschlagbar, da der Kraftfluss während der Schaltvorgänge nie unterbrochen wird. Natürlich macht es Sinn in einigen Situationen trotzdem manuell per Knopfdruck herunter zu schalten, z.B. vor Kurven oder bergab, um den Motor effektiver bremsen zu lassen oder um Schaltvorgängen in der Kurve vorzubeugen. Das DCT kann den Streckenverlauf schließlich nicht voraussehen. Es nimmt mir jedoch viel Arbeit ab, so dass ich mehr von der Straße und der Landschaft in mich aufsaugen kann. Das erleichtert mit unter anderem das Entdecken schöner Fotomotive für unsere Artikel.

Was bedeutet dir Motorradfahren heute?

Es vermittelt mir ein Gefühl von Freiheit und es ist für mich ein willkommener Ausgleich, wenn die Tage im Beruf stressig waren. Ich mag es, mich aufs Motorrad zu setzen, mich treiben zu lassen, mit der Maschine eins zu werden, mir den Fahrtwind um die Nase wehen lassen und die Umgebung aus einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen.

Was bewunderst du an anderen Motorradfahrer:innen?

Klar schaue ich manchmal etwas neidisch, wenn andere tiefer durch die Kurve fliegen als ich. Das geht wohl jedem so, aber inzwischen kann ich damit gelassener umgehen. Ich muss mich nicht beweisen oder mit anderen messen lassen. Ich bin ich. Die Priorität sollte immer darin liegen, heil wieder nachhause zu kommen.

SHE is a RIDER auf Motorradmesse auf Vespa
Egal ob Honda oder Vespa – Zweirad bleibt Zweirad.

Was war deine größte Herausforderung bisher? Wie hast du Sie gemeistert und wie hat das ggf. dein weiteres Leben beeinflusst?

Es gab so einige Herausforderungen die ich meistern musste. Die Erste war im Sauerland, eine Woche nach dem ich ein Kurventraining auf dem Heidbergring in Geesthacht absolviert hatte. Ich hatte eine Kurve komplett falsch eingeschätzt und bin natürlich viel zu schnell in sie hineingefahren. Das vorherige Kurventraining und was uns dort vermittelt wurde, hat mir vermutlich einen schweren Sturz erspart. Das hat mich dazu bewogen, Kurven- und Sicherheitstraining in mein jährlich wiederkehrendes Pflichtprogramm aufzunehmen.

Durch unsere Pressearbeit dürfen wir gelegentlich auch an organisierten Reisen teilnehmen. Obwohl als Straßen-Tour deklariert, waren doch häufiger auch unwegsame Abschnitte dabei, für die man eigentlich ein geländegängigeres Motorrad mit entsprechender Stollenbereifung wählen würde. Wirklich begeistert hat mich das nicht immer. Trotzdem bin ich gestärkt aus solchen Herausforderungen heraus gegangen, zumindest dann, wenn alles gut gegangen ist. Solche Erlebnisse schaffen Selbstvertrauen und geben den nötigen Mut, auch schwierigere Pisten zu befahren.

Gab es schon Mal eine brenzlige Situation? Wie war es und wie hast du reagiert?

Ja, ich war im Harz bei einem Unwetter unterwegs. Es fielen viele Bäume um. In einer uneinsichtigen Kurve fiel eine ganze Baumkrone vor mir quer über der Fahrbahn. Ich hatte keine Chance davor noch zum Stehen zu kommen. Vermutlich wäre ich bei einer Vollbremsung, – damals noch ohne ABS, gestürzt. Mit dem Gedanken lediglich den Bruchteil einer Sekunde mit den Reifen keinen Kontakt zum Asphalt zu haben, bin ich blindlinks durch und über die Äste gerauscht. Es ist zum Glück nichts passiert und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich die „Sekundenregel“ des Sicherheitstrainings damals richtig interpretiert hatte. Hinterher brauchte ich erst mal eine Pause und einen heißen Kaffee.

Bikerhochzeit mit Motorensound vorm Standesamt
Hochzeit mit Motorensound anstatt Glockengeläut. So geht BIkerhochzeit.

Was war dein schönstes Erlebnis?

Da gibt es mehrere. Die Reisen mit dem Motorrad nach Frankreich waren alle schön, aber das schönste Erlebnis war für mich, als ich das zweite Mal geheiratet habe. Wir sind mit den Motorrädern zum Standesamt gefahren und haben uns im Lederkombi das Ja-Wort gegeben. Auf dem Vorplatz des Standesamtes hatten sich inzwischen Freunde mit ihren Maschinen aufgereiht und begrüßten uns mit beim Heraustreten mit herrlichstem Motorensound. Das Ordnungsamt wurde vorher natürlich eingeweiht. Ohne Genehmigung geht das nicht. Auch der vom Motorengrollen aufgeschreckte Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen seinen Schreibtisch zu verlassen, um uns zu gratulieren und alles Gute zu wünschen. Wir sind dann im Konvoi von dort aus zum Feiern weggefahren.

Wo oder welche Strecke würdest du gerne einmal fahren? Warum reizt dich das?

Ich möchte mit dem Motorrad noch einmal nach Norwegen und dort die Atlantikroute zu fahren. Ich habe Norwegen bereits mit dem Auto kennen- und lieben-gelernt. Die nordische Natur ist wunderschön.

Was würdest du dir selber raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest? Drei Tipps aus deiner persönlichen Erfahrung?

  • Man sollte als Anfänger mit Leuten fahren, die einen stärken und Rücksicht nehmen, so dass man sich nicht durch „Gruppenzwang“ zu einem Fahrstil genötigt wird, bei dem man ein ungutes Gefühl hat. Der Lebenspartner ist nicht immer der richtige Begleiter für die ersten Kilometer.
  • Zur Förderung der eigenen Fahrfähigkeiten würde ich mir relativ früh ein Sicherheitstraining verordnen und nicht erst vier Jahre damit warten.
  • Es ist erstaunlich, wie wenig Motorleistung man benötigt, um überall hin zu kommen. Ich würde ruhig „klein“ anfangen, ggf. mit einem gedrosselten Motorrad, dass man später entdrosseln kann. Die Motorleistung sollte mit dem Fahrkönnen langsam gesteigert werden. Gleich auf 100PS-Boliden zu steigen, halte ich für Anfänger für zu gefährlich.
  • An sicheren und gut passenden Motorradklamotten sollte man auf keinen Fall sparen.
  • Ouups … das waren jetzt schon vier Tipps 🙂
SHE is a RIDER - Messebesuch
Tine hat gut Lachen – SIe sitzt ja auf einem Motorrad.

Warum sollte Frau Motorradfahren?

Warum sollte Frau es nicht? Es gibt keine Gründe warum Frau es nicht tun sollte, zumindest nicht mehr, als Bedenkenträger generell gegen das Motorradfahren hervorbringen. Ich glaube sogar, dass Frauen die rücksichtsvolleren und besonneneren Fahrer sind. Das Hobby Motorradfahren mit seinem Partner gemeinsam ausleben zu können, hat auch viele positiven Aspekte.

Ist da noch etwas, was du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest?

Traut Euch! Ihr werdet über euch selbst verwundert sein und fantastische Eindrücke auf dem Motorrad gewinnen.

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