Eine Motorradtour durch Norwegen mit Zelt, Kocher und Grill. Wir waren im September 2021 unterwegs. Viel zu spät im Jahr und viel zu kalt auf dem Motorrrad? Keineswegs! Denn das wird ein kleiner Test für uns und unsere große Leidenschaft für´s Motorradfahren. Wenn alles gut geht ist unser Roadtrip durch Norwegen nur der Anfang einer großen Motorrad-Reise. Aber dazu später mehr.
Unsinn hilft
Wir starten in Fürth, Byern. Um Reifen und Kraft zu sparen, verladen wir unsere Motorräder auf einen Anhänger und starten mit dem Auto. Der Hersteller des Motorradanhängers heißt „Unsinn“. Soll das etwa eine versteckte Botschaft für uns sein? Egal! Aufladen verzurren und los geht’s Richtung Kiel.
Mit der Fähre von Kiel nach Oslo – Start frei für unsere Motorradtour durch Norwegen
Es ist 14 Uhr in Kiel. Die Sonne brennt, die Motorräder sind schon im Bauch des Schiffs “Color Line – Fantasy” fest verzurrt. Die Reise kann beginnen. Allein das Schiff ist schon ein Erlebnis, mit Einkaufspassage, Bars & Restaurants. Es ähnelt einer kleinen Kreuzfahrt und vielleicht bin ich auch so beeindruckt, weil es meine erste Schiffsreise mit Motorrad ist. Auf dem Sonnendeck angekommen hole ich mir dann auch gleich mal einen Sonnenbrand.
Über den Verlauf der Reise, die vor uns liegt, habe ich mir keine Gedanken gemacht. Warum auch? Ich habe den besten Norwegen-Guide dabei! Henryk hat Norwegen mindesten schon 12 mal mit und ohne Motorrad erkundet. Eine grobe Richtung, was wir anfahren wollen, haben wir, aber wir sind flexibel. Es soll ja auch ein Motorrad-Urlaub werden. Ich bin schon lange kein Fan mehr davon, Dinge im Urlaub vorgeplant abzuarbeiten. Spontanität ist wichtig. Also starten wir ganz nach dem Motto „Schauen wir mal wo uns das Wetter hinverschlägt“.
Und das Wetter ist gut
Es scheint so als hätten wir die Sonne mit an Bord genommen. Nach einer Nacht auf dem Schiff ist es noch frisch um 8 Uhr in der Früh. Wir gehen mit unseren heißen und dampfenden Kaffeetassen auf das Sonnendeck und es wäre kein Sonnendeck ohne Sonne! Bei strahlend blauem Himmel fahren wir in den Oslo-Fjord ein. Wir lassen Oslo rechts liegen und machen uns auf den Weg in Richtung Westen.
Mein Eindruck – ja nun, das sieht ja aus wie bei uns daheim! Man muss dazu sagen, dass ich sehr viele asiatische Länder bereist habe. Also erwarte ich am Anfang meiner Reisen einen kleinen Kulturschock. Der bleibt in Norwegen aus. Lange dauert es aber nicht bis ich dazu meine Meinung ändere, weil es dann doch nicht aussieht wie bei uns.
Wie soll man sich Norwegen vorstellen? Na, wie auf all den Bildern, die man so im Internet findet: Wunderschöne grüne, saftige Hügel und kahle Berge, die wirklich sehr mächtig wirken. Unzählige große, kleine, dünne und dicke Wasserfälle, wo man nur hinschaut. Dazu Schafe, Schafe und noch mal Schafe, die überall unterwegs sind, wo es ihnen gerade passt. Wir sehen auch viele skandinavische Holzhäuser und natürlich Seen ohne Ende. Die Sonne ist auch immer dabei.
Das 1. Mal auf Motorradtour durch Norwegen
Da ich das erste Mal auf Motorradtour durch Norwegen bin, wird natürlich das Standard-Highlight Programm gemacht. Auf nach Drammen. Was gibt es da Besonderes? Einen 200 Meter hohen Aussichtsberg. Wie kommt man da hoch? Ganz einfach: durch einen korkenzieherförmigen, in den Berg gesprengten Spiraltunnel. Verrückt, die Norweger.
Weiter geht’s über Heddal, wo die größte Stabkirche Norwegens steht…
… und danach in den Süden, nach Lindesnes, zum südlichsten Punkt Norwegens. Dieser Punkt wird malerisch durch einen Leuchtturm markiert. Als besonderes Event kann man sogar im Leuchtturm übernachten, großartige Aussicht aufs weite Meer inklusive. Das Erlebnis kommt auf die Liste “Nächste Motorradtour durch Norwegen”.
Nachdem wir den Leuchtturm erobert haben machen wir uns wieder auf den Weg in Richtung Norden. Ein Stück die E39 weiter der 42, 468, Fv975 bis zu Abzweigung Fv986 – nein, ich bin icht in die Tastatur gefallen – das sind in Norwegen die Straßennamen und ab hier beginnt für mich eine der schönsten Straßen Norwegens.
Die schönste Straße Norwegens
Auf nach Lysebotn zum Campingplatz mit einem gigantischen Blick in den Lyse Fjord.
Am nächsten Tag lassen wir die Motorräder fast den ganzen Tag stehen und fahren nur das Stück vom Campingplatz zum Kjerag Parkplatz. Danach folgt eine sechsstündige Wanderung zu Fuß. Wohin? Zum Kjeragbolten: Das ist ein Felsblock, der zwischen einer Felsspalte eingekeilt ist. Man kann auf den Felsblock drauf, muss man aber nicht. Wer aber mit 1.000 m Luft rechts und links vom Felsen kein Problem hat, der hat sich ein adrenalingeschwängertes Erinnerungsfoto redlich verdient. Einer der gefährlichsten Foto-Hotspots der Welt!
Wir haben uns beide auf den Stein getraut und haben es beide überlebt und so können wir auch gemeinsam weiter durch Norwegen fahren.
Bergen wollte ich vor der Reise auch noch sehen. Mein Fazit nach der Reise: Kann man machen, muss man aber nicht. Wir haben wieder Glück mit dem Wetter und Sonnenschein, obwohl Bergen eine der regenreichsten Städte Norwegens ist.
Die Tage zuvor sind wir über die 9 hoch nach Norden und via E134 nach Røldal. Dort übernachten wir auf dem Seim Camping-Platz. Weiter geht es über die Landstraße 520 – eine landschaftlich sehr schöne Straße (Ryfylke).
Das Jedermannsrecht
In Norwegen gibt es das Jedermannsrecht. Das heißt, jeder darf überall übernachten. Natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, dies in der Nähe von Odda am Låtefossen auch mal in Anspruch zu nehmen. Auch hier gibt es Regeln. Die wichtigste von allen Regeln lautet: Verlass den Platz so, wie du in vorgefunden hast – oder noch sauberer!
Motorrad-Pause und Reifenwechsel
Auf einem kleinen und sehr schönen Campingplatz in der Nähe von Voss machen wir eine längere Pause auf unserer Motorradtour durch Norwegen. Drei Nächte bleiben wir und erkunden die Gegend. Zudem bekommen unsere Motorräder noch neue Reifen, die wir natürlich auch gleich einfahren. Zur Krönung begegnet uns dort auch noch ein Elch! Also diesmal einer aus Flesch und Blut mit Fell.
Wir fahren weiter die E7 und über Eid Fjord zum Vøringfossen. Dort oben wechseln wir auf die 50 nach Aurlandsvangen. Den Lærdalstunnelen, einen über 24 km langen Tunnel, lassen wir links liegen und fahren die landschaftlich schönere Strecke über das Aurlandsfjellet. Weiter geht’s auf der E5, vorbei am größten Festlandgletscher Europas dem Jostedalsbreen. Da das Wetter noch mal sein bestes gibt nehmen wir Gamle Strynefjellsvegen und Dalsnibba unter die Räder.
Wenn Frau mit Mann nach Norwegen fährt, dürfen Geiranger und Trollstigen nicht fehlen
Nachdem wir den Geiranger mit bewölktem Himmel über die Adlerstraße verlassen haben, geht es natürlich zum Trollstigen, wo uns der Wind um die Ohren pfeift. Dieses kleine Schlecht-Wetter-Intermezzo gibt sich aber schnell und der Himmel reißt schon wieder auf. So fahren wir auf unserer Motorradtour durch Norwegen weiter die E136 Richtung Dombås weiter auf die 29 in das Rondanegebiet und quer über das Grimsdalen.
Da in Norwegen bekanntlich Elche leben fahren wir wieder Richtung Osten die E3 entlang, zum größten seiner Art. Er ist nicht nur der größte Elch Norwegens, er ist sogar der größte der Welt! Und dieser risige Vertreter seiner Art steht direkt am Rastplatz Bjøråa und soll Auto- und Motorradfahrer daran erinnern, dass immer ein Elch auf der Straße stehen kann. Auf jeden Fall ist das einprägsamer als ein Warnschild.
Ab da geht es wieder heimwärts und ab Richtung Süden. Wir fahren durch das Telemark. Dort gibt es sehr schöne kleine Straßen. Wir genießen unsere Motorrad-Tour durch Norwegen bei sagenhaften 25 Grad im September.
Ich muss sagen: so viel Glück, zweieinhalb Wochen und 4.000 km ohne Regen durch Norwegen, das hat nicht jeder. Odin meinte es auf unserer Motorradtour durch Norwegen wirklich richtig gut mit uns. Wir sagen “Tusen takk”.
Camping und Essen auf unserer Motorradtour durch Norwegen
Zu 90% haben wir total entspannt im Zelt geschlafen. Campingplätze gibt es an jeder Ecke. Wenn man sich einen schönen rausgesucht hat, sucht man sich dort einfach einen freien Platz, wo man den Anker werfen will. Zahlen und einchecken? Easy!
Entweder über eine App oder es kommt einfach jemand im Laufe des Abends bei dir vorbei und kassiert dann die Gebühr (15-25 Euro). Die Lebensmittel hingegen sind in Norwegen nicht ganz so günstig. Darum essen wir das eine oder andere Mal selbstgekochte Spaghetti. Es gab aber auch mal Burger oder Fisch vom eigenen Grill.
Natürlich gibt es noch viele Fotos und noch mehr Erlebnisse. Gerne könnt ihr mich auf meiner Website besuchen und mich auf meinen Touren begleiten.
So groß ist Norwegen
So groß und weit ist Norwegen, dass du es ständig umarmen möchtetst aber beide Armlängen nicht ausreichen. Wie du siehst, solltest du auf deiner Norwegenreise auch immer ein paar Wanderstiefel dabeihaben, es lohnt sich!
Große Motorradreise voraus
Am Anfang des Reiseberichts habe ich erwähnt, dass diese Reise durch Norwegen ein Test für etwas viel größeres ist.
Mein Traum ist es, die Panamericana mit dem Motorrad zu bereisen. Diesen Traum werde ich mir 2022 erfüllen. Von Alaska nach Feuerland, bis ans Ende der Welt.
Ich freu mich jetzt schon darauf, euch hier von meinen Vorbereitungen zu berichten.
Kiki hat uns im Interview schon mal einiges erzählt und vor allem, wie sie überhaupt zum Motorradfahren gekommen ist.
Kiki, lebt in den der Nähe von München. Die Panamericana mit dem Motorrad? Nee, viel zu anstrengend! Das dachte sie sich noch, bevor sie 2017 den Motorradführerschein gemacht hat. Als sie dann ihr Motorrad und das Fahren lieben lernte, war es um sie passiert – und voller Sehnsucht blickte Kiki in die Ferne. Sie wollte sich diesen Traum erfüllen.
Im Dezember 2020 lernten sich Henny und Kiki kennen. Lange hat es nicht gedauert, dann hieß es: Komm wir machen das! Um sich und das gemeinsame Reisen per Motorrad zu testen, haben sie es einfach ausprobiert – Auf einer Motorradtour durch Norwegen.
Jetzt stecken die Beiden mitten in der Panamericana-Planung. Es werden viele aufregende Reiseberichte von A-Z entstehen.
Vielen Dank Kiki für die schöne WebSite! Deine Erzählung ist locker und nicht zu langatmig. Superschöne Fotos! Was ich noch vermisst habe, ist eine Karte mit der Route…
Weiter so, ich drück euch die Daumen!
Toller Bericht – herzlichen Dank.
Da muss ich auch hin