Kastanienzeit in Südfrankreich – Sonne, Berge und mehr

Text : Britta Bremer / Fotos : Jochen Ehlers (ENDUROFUN TOURS)

Endurotour in Südfrankreich. Snack auf Französisch
Endurotour in Südfrankreich. Gut Motorradfahren und gutes Essen gehen hier Hand in Hand. C'est ca!


Auf einer Endurotour durch die Ardèche dem Grau im Norden Deutschlands entfliehen, dazu Berge und leere Straßen durch nun größtenteils verschlafene Dörfer. Der Herbst lässt die Weinberge in Südfrankreich leuchten, die Ernte die Tische bersten und nach dem sommerlichen Trubel entspannen die Menschen im Savoir Vivre. All das neben einer Menge Motorrad-Fahrspaß findet man hier im Süden Frankreichs

Anreise mit Berta und Horst zur Endurotour durch die Ardèche

Tatsächlich sind die Wetteraussichten für die kommenden Tage bestens: 14-20 Grad am Tage mit viel Sonne, wie mir mein Gastgeber Jochen Ehlers von Endurofuntours mitteilt. Da bei mir daheim typisches Novemberwetter mit Nebel und Regen bei max 8 Grad vorherrscht, bepacke ich nicht direkt meine Berta (BMW GS 750 Dakar), sondern alles samt Motorrad in meinen Van. Da noch reichlich Platz ist, darf auch Horst (Honda CRF 250 L) mit auf die Reise und somit bin ich gut gerüstet für alle Spielarten von Straßen.

Endurotour durch die Ardeche
Was man in Südfrankreich eben so “Straße” nennt. Aber die Wege durch die Ardèche sind wunderschön – Zum Schauen und Motorradfahren.

Erkundung der Umgebung

Die ersten Tage widmen wir der Erkundung der südlichen Ardèche, dies ist nicht nur das Departement in der Region Auvergne Rhône Alpes in der sich der Ort Joyeuse befindet, sondern auch der Fluss, welcher sich namensgebend durch das Land gegraben hat.

Strand und Fluss in Südfrankreich
Ein Strand, ein Fluss und schon bist du wieder ganz entspannt.

Um hier auch den allerletzten Stein zu finden, die Jochen alle mit Namen zu kennen scheint, trägt Horst mich über die Singletrails der kargen Landschaft, die ab und an auch von Ziegen und Eseln bewohnt wird. Falls es doch mal etwas fruchtbarer ist, übernehmen Weinreben, Olivenhaine und Esskastanienbäume auf mit Natursteinen terrassierten Hängen das Bild.

Menschen hingegen begegnet man kaum auf diesen abgelegenen Wegen, mal ein Feld- oder Waldarbeiter, ab und an einen Hundeführer, auch Wanderer oder Fahrradfahrer.Auch manche Dörfer scheinen komplett verwaist, auch wenn große Parkplätze und schön restaurierte Gebäude und Anlagen vom sommerlichen Trubel berichten. Dahingehend ist es etwas schwieriger, aber für Jochen nicht unmöglich, ein offenes Lokal für eine Rast zu finden oder einen Einheimischen wie Pascal, der kurzerhand im Garten Tee und Kaffee nebst einem Plausch offeriert.

Altstadt in Joeyeuse
Mit der Enduro durch menschenleere Gassen in Südfrankreich fahren. Das Publikum in Joeyeuse ist nur gemalt – aber sehr schön gemalt.

Neue Wege – neue Freunde

An den letzten verbleibenden Tagen gilt es ein paar Wege zu überprüfen, die evtl durch die letzten Überschwemmungen in Mitleidenschaft gezogen wurden und bei Unpassierbarkeit durch neue Routen zu ergänzen sind. So bleiben wir eher in den unteren Regionen.

Inzwischen haben wir auch gelernt, dass es am Abend schnell kühl wird und die tiefstehende Sonne, zwar tolles Licht für ein Foto hergibt, aber zum Fahren durchaus unangenehm werden kann. So sind wir auf dem Heimweg, als wir auf 2 weitere Enduristen treffen. Und man sollte es kaum glauben, an diesem Tag auf unseren Spuren gewandelt sind, wie wir nach einem kleinen Austausch erkennen und wir beschließen eine Tour gemeinsam zu machen.

Mit 4 Motorrädern auf Endurotour durch die Ardèche
Aus 2 Endurofahrern werden 4 und weiter geht die Tour durch die Ardèche

Jochen wird auf Endurotour geführt – Selten aber schön

Dies ist auch mal für Jochen entspannend und spannend zugleich: Sonst im Gelände meist vorneweg, den Weg bereitend, kann er die beiden überreden die Tour anzuführen. Aber dafür gilt es die neuen Wege, die unsere Begleiter Greg und Robin aufzeigen, in sein Kartengehirn abzuspeichern.

Nach unserem Treffen am Morgen in Largentière geht es in eine auch Jochen unbekannte Gegend. Erstmal über etwas breitere Wald- bzw. Forstwege, auf denen wir auch Jäger und Co treffen, die alle ein launiges Nicken für uns übrighaben.

Ganz Gentleman weist mich Robin darauf hin, dass demnächst ein etwas steilerer Anstieg mit eher losem, steinigem Untergrund kommt, aber oben eine großartige Aussicht wartet. Dies war dann eher die kleinste Herausforderung. Es folgt ein Abstieg über einen Waldweg, den manche meiner Freunde noch nicht einmal zu Fuß gewagt hätten.

Schließlich landen wir bei einer Ruine von Kirche, die dem Wald einen besonders verwunschenen Charakter verleiht. Ab jetzt soll es wieder ruhiger werden, tatsächlich bin ich im Gegensatz zu allen anderen etwas verschwitzt und benötige alle Nase lang eine Pause. Da merkt man halt den Unterschied zu dem Gelegenheitsfahrer, dem alten Hasen und den Einheimischen, die ein solches Gelände, dass man dazu auch noch legal befahren darf, direkt vor der Tür haben.

Mit der BMW GS über die Brücke in Gelönder
Auf einer Endurotour durch die Ardeche kommst du auch über die Brücke in Gelönder

Und nein, ich kann nicht das Motorrad dafür verantwortlich machen: ein Tausch mit Jochen zeigt mir die Vorteile der WR auf, aber auch, dass diese Anfängern nicht ganz so gnädig gestimmt ist. Und das Greg so traumwandlerisch vor mir durch die Landschaft tänzelt und dabei schaut, dass ich den Anschluss nicht verliere, während ich schweißgebadet nach der besten Spur suche, ist sicherlich nicht seiner 125er Honda aus den 80er Jahren geschuldet, deren Sattel nur aus Klebeband bestehen zu scheint.

Das P in Endurotour

Eine letzte Herausforderung wartet noch auf mich: Mit einem großem P in den Augen, sehe ich wie Robin vor mir einfach „verschwindet“, nur um ein paar Meter tiefer mitsamt Motorrad zwischen 2 großen Felsblöcken stecken zu bleiben. Greg, der hier vorausgefahren ist, hilft ihm ein wenig aus der Bredouille. Und nun erwarten die Beiden ernsthaft, dass ich da runterfahre?
Kaum zu glauben, wage ich es, nachdem sie mir mit viel Charme und ehrlichen Augen versicherten, dass ich es mit ihrer Hilfe schon schaffen werde. Vor mir Robin, ich habe die ganze Zeit Angst ihn einfach zu überrollen, und hinter mir Greg, den ich kaum bemerkt habe vor lauter Überforderung. So komme ich schließlich unten an: klitschnass, voller Adrenalin und mit null Sicht hinter der beschlagenen Brille.

Dieser Tag war die Krönung einer großartigen Endurotour durch den sonnigen Süden Frankreichs in all seinen Facetten. Hier kann man so viel erleben: freundliche Menschen, kulinarische Genüsse, Kultur, Wassersport und natürlich jede Menge Motorradspaß. Ich komme auf jeden Fall wieder …

Hier in der Ardèche kannst du mit der Enduro auch durch die Weinberge fahren
Hier in der Ardèche kannst du mit der Enduro auch durch die Weinberge fahren

Die perfekte Vorbereitung auf eine Endurotour ist ein Offroad-Training.

Wenn du auch mit einer Enduro durch Südfrankreich fahren willst, dass freundliche Team von EndurofunTours hilft dir gerne weiter.

Über unsere motorradfahrende Reporterin

Britta lebt wieder an ihrem Geburtsort nähe Hannover. Reist beruflich viel durch Deutschland und ist privat auf dem Motorrad in Europa unterwegs. Nach 10 Jahren Pause vom Motorrad, kam eine Renaissance in Form von Urlaubstouren mit Freunden durch Schottland, Polen, Tschechien und das Baltikum. Dabei wurde die Neugier auf unbefestigte Wege immer größer …
Geplant sind dieses Jahr kleine Reisen in Europa. Irgendwann soll es mal nach Island und Afrika gehen.

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