Schluss mit 50ccm! Der Traum vom Motorradführerschein

Nika geht zur (Fahr)Schule

Motorradfuehrerschein-Suzuki-Intermot
Motorrad-Liebe kann sie. Nika strahlt über das ganze Gesicht beim Probesitzen verschiedener Bikes auf der Intermot in Köln.

Endlich frei! Das war mein erstes Gefühl, als ich mit 16 Jahren meinen ersten fahrbaren Untersatz bekam. Inzwischen ist das 15 Jahre her und es wird Zeit das kaiserliche Popöchen auf einen kaiserlichen Untersatz zu verfrachten. Warum ich meinen Traum vom Motorradführerschein erst jetzt verwirkliche und warum ich meine Knutschkugel trotzdem liebe, das erzähle ich euch jetzt.

Lieber ein Motorroller als zu Fuß

Ich will selber fahren! Damit fing für meine Eltern das Dilemma vor nun rund 15 Jahren an. Als ältestes von drei Kindern, war ich auch die Erste, die anfing genervt vom Warten auf das Mutti-Taxi zu sein.

Wer wie ich in der Provinz groß geworden ist, der kennt das. Der nächste größere Ort, indem ich nicht nur zur Schule ging, sondern wo das Leben passierte, war schlicht 10 km von zu Hause entfernt. Busse fahren maximal stündlich, aber auch nur unter der Woche und um 19 Uhr ist Schicht im Schacht. Wenn der Gehweg hochgeklappt wird, dann bleibt nur noch das betteln nach einer Mitfahrgelegenheit, die meist im Mutti-Taxi endet.

Die 125er sollte es werden. Zumindest wenn es nach mir ging. Mein Freund fuhr selbst eine 125er Kawasaki, an das Modell erinnere ich mich nicht mehr, nur noch daran, dass er für die Chopper damals ordentlich Sprüche einsteckte. Aber wie egal ist das, wenn du, wann du willst wohin du willst fahren kannst. Dauerhaft die Sozia sein wollte ich auch nicht, also wurde diskutiert. Wie ihr euch vorstellen könnt, hab ich den Kampf um den kleinsten aller Motorradführerscheine verloren.

Entweder der Motorroller oder du läufst! Die Ansage hatte gesessen und so blieb der Motorradführerschein aus.

Mein erster Motorroller_Die Anfänge einer Motorradfahrerin
Blick ins Fotoalbum einer 16-jährigen Nika. Jede Motorradfahrerin fängt mal klein an.

Meine Motorroller-Historie

Ich habe sie alle geliebt, (fast) jede einzelne meiner Knutschkugeln, auch wenn ich nie aufgehört habe den “Großen” sehnsüchtig hinterher zu schmachten.

Inzwischen kann ich behaupten eine regelrechte Motorroller-Historie zu haben, angefangen bei meiner ersten großen Liebe, meinem kleinen schwarzen Yahama Aerox, den ich bis zum Diebstahl regelmäßig am Samstag gewaschen und poliert habe. Kein Scherz.

Als der Roller eines morgens nicht mehr im Carport, eingepfercht zwischen den Mülltonnen und der Mutti-Kutsche stand, flossen Krokodilstränen. Und davon nicht zu knapp. Ich habe mich regelrecht meiner Freiheit beraubt gefühlt, gefesselt an Haus und Garten bis zum Tag meiner Befreiung. Das mag dramatisch klingen, aber es hat sich eben genau so dramatisch angefühlt. Dem Typen, der mir meinen kleinen schwarzen Flitzer stahl, verzeihe ich das nie!

Meine Eltern hatten Gott sei Dank ein Herz für das leidende Kind und konnten einen Ersatz organisieren. Wir übernahmen einen kleinen blauen Peugeot Motorroller, der zwar seinen Dienst tat, aber bei dem die Liebe leider ausblieb. Zu groß war auch immer noch der Traum vom richtigen Motorrad, den ich mir nicht erfüllen konnte.

Mit der Ausbildung brach die Ära der Fahrzeuglosigkeit an. Als ich meinen Autoführerschein machte, blieb die Kombination mit dem Motorradführerschein erneut aus. Zeit, Geld, “…hast eh kein Moped…”, die typischen Argumente hielten mich wieder ab. Und so blieb es auch zunächst. Mein kleiner Bruder übernahm den Roller und ich fuhr bei Gelegenheit mit Vatis Auto.

Mit dem Motorroller Hawaii erkunden
Ganz glücklich mit dem neuen grünen Flitzer. Nika hat auch auf Hawaii die Insel auf zwei Rädern erkundet.

Erst mit meinem Auslandssemester auf Hawaii kam wieder eine Knutschkugel her und ich kann euch sagen, während ich auf diesem kleinen grünen Flitzer, zwischen Palmen mit Meeresbrise, die Insel entdeckte war klar: Eines Tages komme ich auf dem Motorrad wieder. Ich habe es selten irgendwo so genossen mir den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen, wie auf Hawaii, wenn man von weitem das Meer und die Plumeria-Bäume riechen kann. Dieses Panorama, das sich vor einem eröffnet wenn man die Küstenstraßen Hawaiis entlang fährt, ist unbeschreiblich.

Bisher bin ich nicht wieder zurückgekehrt. Vielleicht lag es am Motorradführerschein? Aber damit ist ja jetzt Schluss!

Das Geständnis einer (noch) nicht Motorradfahrerin

Ich gestehe! Ich hab es schleifen lassen. Klar hätte ich den Motorradführerschein inzwischen längst machen können, den einen oder anderen Urlaub zu streichen hätte das nötige Kleingeld schon irgendwie in die Kassen gespült. Aber Butter bei die Fische: Ich hatte Schiss wie Oskar in die Fahrschule zu gehen und zu sagen: “Hier bin ich, die kleine Nika und ich hätt’ jetzt gern’ die Lizenz zum… natürlich Motorradfahren.”

Ich hatte das Gefühl, ich könne das Gelächter schon hören, wenn ich mit dieser Idee irgendwo aufschlage. Ich kannte keine Frauen die Motorrad fahren, bis zum Tag von SHE is a RIDER.

Wo hattet ihr euch nur alle versteckt? Mit jedem Interview in der Rubrik RIDER of the WEEK und jedem Motorradreisebericht loderte, das aus Angst kleingehaltene Flämmchen der Sehnsucht nach dem Motorradführerschein, Stück für Stück wieder auf.

Motorradführerschein-BMW-1600-Polizei-BMT
Probesitzen kann Nika wie eine ausgewachsene Motorradfahrerin, auch auf den Boliden der Polizei. Wie hier bei den Berliner Motorradtagen.

Jetzt geht’s los: Motorradführerschein ich komme!

Ab heute heißt es (Fahr)Schulbank drücken. Nach einem sehr positiven ersten Telefonat mit der Fahrschule, hab’ ich nicht mehr lange gefackelt. Mit dem Motorroller ging es ab zur Fahrschule und binnen weniger Minuten war der Vertrag unterzeichnet.

Meine kleine Knutschkugel gebe ich erstmal nicht ab. Das gute Stück ist einfach zu praktisch. Großeinkäufe und Gepäcktransport, auf meinem Motorroller werde ich zum logistischen Genie. Not und Tugend, ihr kennt das sicher.

Ab heute darf ich euch mitnehmen auf meinem Weg zum Motorradführerschein, von Erfolgen oder Tiefschlägen, ich werde euch berichten. Vielleicht ist ja die eine oder andere unter euch, die sich auch noch ziert den Schritt zu wagen? Dann hoffe ich, dass ich ab heute eine von den Frauen bin, die es schafft, auch Dich zur Motorradfahrerin zu machen.

Auf Facebook und Instagram könnt ihr meine Fahrschul-Geschichte ein Stück mitverfolgen und selbstverständlich werden auch hier weitere Beiträge folgen.

4 Kommentare

  1. Nika, du bist der Hammer Danke für deine tolle Geschichte und das du uns an deinem neuen Abenteuer auf dem Weg in eine ganz andere Freiheit teilhaben lässt ❤️ Und das unsere Geschichten dich motiviert haben So soll es sein ❤️ Ich wünsche dir von ganzem Herzen viel Erfolg und Freude ❤️ Einfach klasse das du diesen Schritt nun gehst Herzensgrüße Melanie

    • Hallo Nika, du hattest uns gestern Abend von dieser fantastischen Onlinezeitung erzählt. Veranstaltet ihr auch Motorradtouren hier in Berlin / Brandenburg? Herzliche Grüße von Andreas

      • Hallo Andreas,

        schön, dass du dich an unser Online-Magazin erinnerst. Bisher planen wir keine Touren denen man sich anschließen könnte, aber man weiß ja nie, vielleicht kommt das früher als wir denken. Ich freue mich, wenn du und deine Frau weiter fleißig mitlest.

        Beste Grüße,

        Nika

    • Liebe Melanie,

      vielen lieben Dank für dein Lob zu dieser doch sehr persönlichen und ehrlichen Geschichte. Ich bin nun schon im Endspurt zum Führerschein und die Vorfreude auf die ersten eigenen Touren ist kaum zu bremsen. Vielen Dank für die guten Wünsche und ich hoffe wir fahren mal ein Stück gemeinsam, sobald mein Schein und das Moped da sind. DLzG, Nika

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