Die BMW GS – Ein echtes Mädchen-Motorrad

BMW GS ein Frauenmotorrad
Die GS ist ein typisches Mädchenmotorrad. Diana weiß warum.

Welches Motorrad passt zu mir? Die Frage bewegt motorradfahrende Frauen ebenso, wie die Hersteller und Verkäufer von Motorrädern, die von dem stetig wachsenden Segment der Motoradfahrerinnen und -käuferinnen gern etwas abhaben möchten. Die Antwort ist so einfach wie unkonkret: Das kommt ganz auf die Frau an. Für mich ist meine BMW F 700 GS das perfekte Motorrad. Und das kam so:

Großes Motorrad = großes Vorurteil

„Die GS ist zu groß und zu schwer für mich“. Das denke ich jedenfalls, als ich vor etwas mehr als drei Jahren zum ersten Mal auf einer fahren soll. Dabei steht vor mir noch nicht mal BMWs Adventure Bike Flaggschiff, die „große“ BMW R 1250 GS, sondern die kleine Schwester, die F700 GS, Vorläuferin der heute aktuellen Modelle BMW F750GS, 850 GS und 850 GS Adventure. Dabei schrecken mich weder Hubraum noch PS-Zahl oder Sitzhöhe ab. Schließlich fahre ich damals selber eine F 800 R mit gleicher Kubikzahl, mehr PS und höherer Beschleunigung. Auch auf einer Triumph Tiger 800 war ich schon unterwegs gewesen und hatte viel Spaß, auch wenn ich trotz tiefergelegtem Sitz mit den Beinen nicht auf den Boden runter gekommen bin. Nein, nicht das Motorrad an sich lässt mich zögern, sondern sein Image. GS – das fahren doch nur erfahrene All-Terrain-Biker, Wüstendurchquerer und Weltumfahrer, starke Männer und Frauen, deren Reise- und Erlebnisberichte ich mit der gleichen Haltung verfolge, mit der ich am anderen Ende des Unterhaltungsspektrums auch Kochshows ansehe: Ich bin fasziniert, ziehe es für mich selber allerdings nicht in Betracht.

Achtung! Sie verlassen jetzt die Komfortzone.

Motorrad vs Vogel Strauß
Der Vogel Strauß erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h. Die F 700 GS kommt auf etwa 190 km/h. Der Punkt geht ans Motorrad.
Bild: Diana Runge

Zu Risiken und Nebenwirkungen gehören unkontrolliertes Grinsen und ein neuer Fahrstil.

Aber die GS ist das Standardmotorrad der anstehenden Tour, und Kneifen ist keine Option. Also raus aus der Komfortzone und rein in die GS-Erfahrung. Und auch wenn es dramatisch klingt: In nur wenigen Tagen hat die GS nicht nur meine Einstellung zu Adventure Bikes, sondern auch mein Fahrstil komplett verändert. Die über 210 Kilogramm schwere Maschine lässt sich mit einer Leichtigkeit durch enge Kurven steuern, die mich zu immer neuen Schräglagen-Experimenten verleitet. Das Grinsen in meinem Gesicht hört gar nicht mehr auf. Auf unebenem Gelände, über Schotter und in losem Sand sucht sich das Motorrad quasi selbst den Weg. Alles was ich tun muss, ist entspannt auf den Fußrasten stehen und so wenig wie möglich in das Geschehen eingreifen. Nachdem ich meine Off-Road erfahrenen Mitreisenden zu ihrem großen Erstaunen in einer Staubwolke hinter mir lasse, verleihen sie mir den Ehrentitel “Queen of the Gravel”.

BMW GS Traummotorrad in Südafrika
Es war Liebe auf den zweiten Blick. Doch heute ist die GS Dianas Traummotorrad.
Bild: Diana Runge

Dank des niedrigen Schwerpunkts ist die GS so gut ausbalanciert, dass sie sich auch mit „zu kurzen Beinen“ und damit auf Zehenspitzen im Stand rangieren lässt. Gutgemeinte Hilfsangebote, mein Motorrad für mich ein- oder auszuparken, kann ich von nun an mit einem selbstbewussten „Danke, nicht nötig“ ablehnen. Nach drei Wochen „Probefahrt“ unter den teilweise extremen Bedingungen südafrikanischen Terrains war für mich klar: meine nächste wird eine GS.

Und so geschah es auch. Meine Candy, eine BMW F 700 GS, Baujahr 2014, ist seit zwei Jahren meine treue Begleiterin für kurze Ausfahrten und lange Touren. Candy, benannt nach ihrer Farbe, die laut Kaufvertrag candy apple red (kandiertes Apfelrot, offiziell Red Apple Metallic) lautet, war schon ein Mädchen-Motorrad, bevor ich sie erwarb. Beide Vorbesitzerinnen waren Frauen. Eine von ihnen hat einen Kratzer im Lack mit rotem Nagellack „repariert“, was fast gar nicht auffällt. Männer runzeln darüber regelmäßig die Stirn. Ich hingegen finde es ebenso einfallsreich wie charmant: Die Idee hätte glatt von mir sein können.

Das Motorrad ist ein Gute-Laune-Garant - auch bei grauen Wolken
Gang rein und los. Auch, wenn der Himmel trüb ist macht Candy gute Laune.
Bild: Diana Runge

Die Gemeinsamkeiten zwischen GS und Frau

Beide sind herausfordernd, vielfältig und sehen verdammt gut aus.
Die GS ist für mich vor allem deswegen ein „Mädchen-Motorrad“, weil sie mich herausgefordert hat und mich hat wachsen lassen. Und Herausforderungen sind etwas, das Frauen täglich meistern. Die GS hat mir gezeigt, dass ich mit der richtigen Maschine unter dem Hintern mehr kann, als ich mir selber zutraue. Selbstzweifel überwinden – auch das ist etwas, was wir Frauen nur zu gut kennen. Candy hat mich gelehrt, dass die einzigen Grenzen beim Motorradfahren diejenigen sind, die ich in meinem Kopf ziehe. Diese Lektion kann und sollte wohl jede und jeder einmal lernen. Und dass sie richtig gut aussieht und ich dank ihr auf der Straße wie im Gelände ebenfalls eine ganz passable Figur mache, spielt natürlich auch eine Rolle. Zudem ist die GS so vielfältig, wie die meisten Frauen es sind: Shopping Trip in die Stadt, lange Straßentour mit viel Gepäck, entspanntes Cruisen am Wochenende, sportlich durch enge Kurven flitzen oder Off-road ordentlich Staub aufwirbeln: Das alles ist mit der GS problemlos möglich.
Das eine Motorrad für alle Frauen gibt es nirgendwo. Aber irgendwo gibt es für jede Frau das richtige Motorrad.

Die BMW GS Auf Schotterpiste in Südafrika
Die BMW GS ist ein echter Hingucker. Und die Schildkröte ist auch ganz hübsch.
Bild: Diana Runge

Ist die GS das richtige Motorrad für jede Frau?

Natürlich nicht. Das richtige Motorrad ist immer das, auf dem Frau sich hundertprozentig wohl fühlt. Ob Chopper, Cruiser, Roller, Tourer, Adventure/Naked/Sports Bike, Scrambler oder Enduro; ob Made in Germany, Austria, Japan, India, US oder UK; ob rot, schwarz, weiß, silber, blau, orange, grün oder alles zusammen: Irgendwo da draußen gibt es das richtige Motorrad für jede Frau. Bei der einen ist es Liebe auf den ersten Blick, bei der anderen (wie bei mir) dauert es ein bisschen länger. Doch irgendwann wird jede fündig.

Die BMW GS in Südafrika
Hinter dem Horizont geht’s weiter. Für die GS gibt es zwar kaum Grenzen, aber über Wasser fahren kann sie leider (noch) nicht. Bild: Diana Runge

Werde ich selber für immer bei GS bleiben? Keine Ahnung. Wenn der Tag kommt, an dem Candy und ich getrennte Wege fahren müssen, dann werde ich mich wieder auf dem Markt umsehen und schauen, welches Modell zu meinen Wünschen und Anforderungen passt.Wenn die Motorradhersteller es bis dahin noch schaffen, ihre Modelle etwas leichter zu machen, mit etwas weniger Abstand zwischen Sitzbank und Boden zu konstruieren, ihre Farbpalette durchzumischen und Werbekampagnen zu entwickeln, in denen Frauen nicht nur Sozia oder schmückendes Beiwerk sind, dann habe ich, dann haben wir alle, dabei zukünftig auch eine noch größere Auswahl.

Wer mit Diana auch mal durch Südafrika fahren möchte – hier habt ihr die Gelegenheit dazu!

Und hier sind noch weitere Motorradfahrerinnen, die sich genau wie Diana in die GS verliebt haben:

Nicole – Lass Dir nicht sagen, welches Motorrad Du fahren sollst
Tine – Lass Dich nie in eine Schublade stecken
Kiki – Für weniger als 400 km steige ich nicht auf’s Motorrad
Maike – Wenn Dreck dran ist, war’s gut!
Mona – Mit dem Motorrad durch Australien
Nikki – Manchmal gehört hinfallen einfach dazu
Iris – Lebe Deinen Traum
Verena – Girls, Ladies und Omis, rauf auf’s Bike
Jocelin – Ich war noch nicht überall aber ich habs auf dem Zettel


Diana lebt mit ihrem Mann in Bloubergstrand an der wunderschönen Tafelbucht. Die Liebe und ihre Leidenschaft zum Motorradfahren führten sie von Deutschland nach Südafrika, wo sie den täglichen Blick auf Kapstadt und den Tafelberg genießt, wenn sie nicht auf Motorradtour ist. Zusammen mit ihrem Mann Joe betreibt sie Due South Motorcycle Tours und führt insbesondere deutschsprachige Motorradreisen durch Afrika. Zur Motorrad-Reisereporterin wurde Diana durch SHE is a RIDER, das deutschsprachige Motorradmagazin für Frauen. Mehr Motorrad-Geschichten von und mit Diana findest du auf SHEisaRIDER.de unter Motorradtouren & Events.

3 Kommentare

  1. Hallo Diana, dein Bericht war mir hilfreich, da ich auch mit der F 700 GS nach einer kurzen Probefahrt ums Haus liebäugele.Ich habe vor 2 Jahren mit 56 meinen Führerschein gemacht,fahre seitdem eine MT07, die mir aber auf Dauer zu unbequem für längere Touren ist.Ich kann mich kopfmäßig aber nicht durchringen, da vor größeren und schweren Maschinen großen Respekt und auch Schiss habe, vor allem beim rangieren.Dieses Jahr werde ich aber nochmal eine richtige Probefahrt starten !

    • Hallo, ich bi auch ein Spätzünder und habe den Schein mir 53 Jahren gemacht. Ich fahre derzeit das Modell aus meiner Fahrschule , eine Honda CB 500F… ich darf bis nächstes Jahr nur A2 Modelle fahren. Dann möcjte ich umsteigen und habe Die BMW GS 750 om Auge. Bin aber nur 157cm groß . Wie groß ist Du denn? Ich müsste das Modell definitiv tieferlegen lassen. Hab ich bei der Honda auch gemacht. Ist einfach sicherer. Eine Ahnung ob bei meiner Größe die BMW nicht ein Traum bleiben muss…?!?!

      • Nun, dazu kann ich Dir ganz einfach sagen: Es kommt ‘drauf an!
        Größe ist nicht alles, es kommt ja noch auf die Beinlänge an und auf das persönliche Sicherheitsempfinden/Bedarf.
        Von Tieferlegen über eine niedrigere Sitzbank bis zu Motorradstiefel mit erhöhtem Absatz gibt es viele Möglichkeiten, mit Deinem Traummotorrad zu fahren.

        Wir empfehlen hier immer unsere fb-Community. Hier findest Du viele Frauen, die die gleiche Herausforderung haben wie Du und Dir bestimmt gute Tipps geben können.
        https://www.facebook.com/groups/1001064883635684

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