Anastasia – Motorradfahren ist die Liebe meines Lebens

Anastasia Motorradfahren in 30 Ländern dieser Erde

Hallo, wie heißt du bitte? Anastasia Leniova und weil meine Startnummer bei Rennen die 33 ist, nenne ich mich auf meinem Blog “Leniova33”
Wie alt bist du? 27 Jahre
Was ist dein Job? Mediaberater
Seit wann fährst du Motorrad? Seit ich 20 bin

Wie und warum bist du zum Motorradfahren gekommen?

Mit 13 Jahren begann ich, Motorradzeitschriften zu lesen. Die haben meine Eltern immer für meinen Bruder gekauft. Da ich keine Freunde mit Motorrädern hatte, waren diese Magazine die Quelle meiner Inspiration. Ich wollte genau das Leben haben, das ich auf den bunten Covern gesehen habe.

Motorradfahren im Norden der USA. Schnee, Eis, Offroad.
Vom Motorradführerschein bis in den Norden der USA.

Als ich 20 war kaufte ich ein altes chinesisches 250 ccm Motorrad. In der Werkstatt, wo mein Bike wieder fahrtüchtig gemacht wurde, hatte ich auch meine Fahrstunden und Theorieunterrricht. Während also die Mechaniker mein Bike reparierten, lernte ich Motorradfahren.
Allerdings hatte ich die Theorieprüfung früher bestanden, als die Mechaniker mein Motorrad fertig repariert. So stand ich vor der praktischen Fahrprüfung ohne Motorrad. Den Termin zu Verschieben war keine Option. Und da ich weder Bike noch Ausrüstung hatte, musste ich mir schnell etwas leihen. So habe ich einen zufällig vorbeikommenden Motorradfahrer angesprochen und gebeten, mir “alles” zu leihen. So stand ich mit einer russischen Yava und einem viel zu großen Helm da, bereit für meine Führerscheinprüfung.
Irgendwie habe ich es geschafft, dass Motorrad nicht fallen zu lassen und die Prüfung zu bestehen. So hat alles angefangen. Und dann kamen die Motorradtouren und schließlich die Off-Road-Rennen.

Anastasia und ihre zwei KTM Motorräder
Anastasia ist stolze Besitzerin von zwei KTM Motorrädern.

Welches Motorrad fährst du?Warum hast du diese Maschine gewählt?

Früher hatte ich eine Honda 650 Transalp. Aber das Motorrad hatte ich nicht richtig Griff. Nachdem ich es in der Kara-Kum-Wüste aus dem Sand gebuddelt, es aus kalten Flüssen in Nord-Russland gefischt und es aus Sümpfen, Dreck und allem was die Wildnis zu bieten hatte gezogen habe, hab ich schlichtweg erkannt: Ich brauche ein leichteres Motorrad!

Nach meiner Recherche musste ich mich schließlich zwischen einer Suzuki DR 650 und einer KTM 690 Enduro R entscheiden. Und so hat mich “meine” KTM schließlich gefunden.

Aktuell habe ich zwei Motorräder. Beides KTM. Die zweite Maschine ist eine 250 SX-F. Ich mag KTM-Motorräder wegen der Leistung und ihres Charakters. KTM beschränkt nicht die Motorleistung, hier bekommst du alles. So mag ich es, volle Power.

Was bedeutet dir Motorradfahren heute?

Motorradfahren ist definitiv mehr als nur ein Hobby für mich. Ich würde sagen, es ist die Liebe meines Lebens. Ich liebe es neue Motorräder zu testen, darüber zu schreiben und den Menschen neue Features vorzustellen. Und ich verbessere meine Fähigkeiten dabei, jeden Tag.

Moto-Gymkhana mit KTM
Motorradbeherrschung ist alles beim Moto-Gymkhana.

Was bewunderst du an anderen Motorradfahrern?

Ich bewundere Menschen, die an ihre Grenzen gehen und das Unmögliche möglich machen. Es berührt mich und motiviert mich, auch mein Bestes zu geben. Ich bewundere alle Frauen, die es geschafft haben, die Dakar zu beenden – ich weiß, dass es nicht nur fahrerisch schwierig ist, sondern dass es auch schwierig ist, Sponsoren zu finden. Diejenigen, die beides geschafft haben, verdienen große Bewunderung!

Anm.d.Red.: Tina Meier ist die Dakar vier mal gefahren und hat sie einmal gewonnen. Lies ihre Geschichte bei uns im Interview.

Was war deine größte Herausforderung bisher?
Wie hast du Sie gemeistert und wie hat es dein weiteres (Biker)Leben beeinflusst?

Rückenschmerzen! Ich habe viele Bandscheibenvorfälle, und das war mein größter Kampf in den letzten Jahren. Ich hatte dieses Problem vor einiger Zeit, und ging deswegen ins Fitnessstudio, um meine körperliche Fittness zu erhalten und weiteren Beschwerden vorzubeugen.
Als ich anfing, Enduro-Rennen zu fahren, war alles noch in Ordnung, bis ich mal ein Winterrennen fuhr. Es war ein sehr hartes Rennen, mit Tiefsttemperaturen von bis zu -14° Celsius und einer enormen Menge an supertiefem Schnee und Eis. Ich musste mein Motorrad viele Male aufheben und das alles zusammen hat mich kaputt gemacht.
Um mich zu erholen, durfte ich mehrere Monate lang überhaupt nicht fahren. Das hat aber auch nicht geholfen.
Jetzt ist es 2,5 Jahre her, und ich fahre hauptsächlich zum Vergnügen und nehme nicht an ernsthaften Enduro-Rennen teil. Aber ich habe die Rallye als Alternative entdeckt.

Rallye fahren mit KTM Motorrad
Motorradfahren, Rallye, egal Hauptsache offroad. So fährt Anastasia am liebsten.

Gab es schon Mal eine brenzlige Situation? Was war es und wie hast du reagiert?

Die gibt es irgendwie ständig. Aber lass mich ein paar von meinen “Lieblingssituationen” beim Motorradfahren erzählen.

Iran, einige Berge, ich zelte mit drei deutschen Jungs (Threesomewithtwins.com), die ich vor einigen Tagen auf der Straße getroffen habe. Ich ziehe den Hijab aus und krabbel für die Nacht ins Zelt. Zwei der Jungs schliefen schon und einer von ihnen rauchte noch seine Gute-Nacht-Zigarette auf.
Mitten in der Nacht schrecke ich hoch. Ich höre Stiefelgetrappel und Schreie wie in Kriegsfilmen. Ein mit Sturmhaube maskierter Mann zieht mich aus dem Zelt und stößt mich neben meinen deutschen Freunde auf die Knie. Die knien bereits in einer Reihe auf dem Boden. Die Männer halten uns grelle Taschenlampen ins Gesicht und ich sehe nichts, außer der Mündung eines Gewehrlaufs.
Sie schreien etwas auf Persisch und verstehen nichts auf Englisch oder Deutsch. “Da hast du deine Reiseabenteuer, Anastasia, da hast du es”, dachte ich mir.

Ich spreche ein paar Brocken Farsi, und einige Wörter wie “Pass” und “Tourist” sind international, also wiederholte ich es immer wieder und nannte ihnen unsere Herkunftsländer. Schließlich befahlen sie uns, unsere Pässe zu holen. So stellte sich heraus, dass es keine Terroristen waren, sondern ein lokales SWAT-Team, das uns für Terroristen gehalten hat. Sie befahlen uns, unsere Zelte abzubauen und zu verschwinden. Das haben wir gemacht.

Um eins klarzustellen und um niemanden zu verwirren: Der Iran ist ein nettes Land und fast alle Leute, die ich auf der Straße getroffen habe, waren super gastfreundlich und sehr hilfsbereit. Manchmal ist man einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Danach habe ich nie wieder wild im Iran gezeltet.

Anm.d.Red.: Dich interessiert Motorradfahren im Iran? Lois Pryce hat uns hier ihre Geschichte über ihre Abenteuer im Iran erzählt.

Mit Helm und Handschuhe. Schutzausrüstung beim Motorradfahren.
Anastasia, zum Motorradfahren immer korrekt gekleidet.

Eine andere Situation war weit weniger beängstigend. Auf einer Offroad-Tour um die Ostsee, habe ich meine einzige Kreditkarte verloren. Bargeld hatte ich nicht mehr dabei. Ja, ich weiß, dass ist dumm, aber eine Reise um die Ostsee war nach all den anderen Motorradtouren wie ein kleiner Spaziergang. Ich war nachlässig und habe ich mich nicht gut genug vorbereitet.
Es war in der Nähe von Klaipeda, Litauen, von wo aus ich eine vorausbezahlte Fähre nach Schweden hatte. Dort wollte ich an einem TET-Treffen in der Nähe vom Hafen teilnehmen. Ich hatte aber nicht mehr genug Benzin für die Heimreise im Tank und so beschloss ich, weiter zu fahren und zu schauen, was kommt. Meine letzte Tankfüllung für den Tripp habe ich dann mit etwas Corned Beef und selbstgemachten Wodka bezahlt. Alles in allem war es eine sehr gute Lektion darüber, dass man alle Probleme lösen kann.

Hells Gate in Turkmensitan
Anastasia am Hells Gate in Turkmenistan

Was war dein schönstes Erlebnis?

Eine Nacht in der Nähe des Darwaza-Kraters, Turkmenistan, auch bekannt als “Hell’s Gate”, würde ich sagen. Ich bin mit dem Motorrad durch 33 Länder gefahren und jedes einzelne davon, hatte malerische Orte zu bieten!

Wo oder welche Strecke würdest du gern einmal fahren? Warum reizt dich das?

Ich träume davon, die Dakar oder der Africa Eco-Rallye zu fahren. Es ist ein langer Weg, aber es ist mein Lebenstraum.

Was würdest du dir selbst raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?

  • Leg los, Mädchen!
  • Mach die gleichen Fehler!
  • Das einzige, was ich anders machen würde, ist, dass ich mir früher in meiner Motorsportkarriere einen guten Trainer und einen guten Physio-Therapeuten nehmen würde.

Drei Tipps aus deiner persönlichen Erfahrung?

Für Reisen:

  • Bleibe bescheiden
  • bleibe offen und neugierig
  • Sei positiv

Für den Rennsport:

  • Fahre Rennen mit Profis, von denen du lernen kannst
  • Miss dich mit der gestrigen Version von dir selbst
  • Immer Erholungsphasen einbauen

Warum sollte Frau Motorradfahren?

Frau sollte einfach das tun, was sie will. Sei es nun Motorrad fahren oder etwas anderes. Tu das, was auch immer Dich glücklich macht!

Motorradfahren in Weissrussland auf dem Trans Euro Trail
Anastasia hat einne Teil des TET, des Trans Euro Trail, entworfen. In Weissrussland kennt sie sich beim Motorradfahren aus,

Ist da noch etwas, das du den Leserinnen mitteilen möchtest?

Ich habe vor kurzem einen Teil des TransEuroTrails in Weißrussland entworfen. Das ist eine großartige Dual-Sport Route durch ganz Europa. Ich würde mich sehr freuen, Gäste hier begrüßen zu dürfen!

Mehr von Anastasia findest du in ihrem Blog hier oder auf Instagram hier.

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