Ich heiße Andrea, bin 37 Jahre alt und arbeite als IT-Systemkauffrau.
Seit Juni 2013 fahre ich Motorrad.
Wie und warum bist Du zum Motorradfahren gekommen?
Ich habe schon als Kind Motorradrennen im Fernsehen geschaut, obwohl Motorräder oder Motorradfahren in meiner Familie überhaupt kein Thema waren. Mit 17 bin ich mit meinem Partner zusammengekommen. Was für ein schöner Zufall, dass er ein Motorradfahrer ist ??. Nach ca. 10 Jahren Sozia-Dasein und „in den Ohren liegen“ bei meinem Freund (er hatte einfach Angst um mich), dass ich selbst gern fahren möchte, habe ich 2013 dann den Entschluss gefasst den Schein zu machen.
Welches Motorrad fährst Du? Und wie groß bist Du bitte? Warum hast Du diese Maschine gewählt?
Ich bin 1,72m und fahre eine BMW R1250GS Rallye, die vierte Boxer-GS in meiner „Motorradkarriere“. Angefangen habe ich mit einer BMW F650GS Twin.
Die große GS zu fahren war von Anfang an mein Ziel. Ich liebe den Boxer-Motor mit seinen Eigenschaften. Ich mag die Optik der Maschine, den Sound, und dass sie wirklich für alle Untergründe gemacht ist, egal ob Asphalt, Schotter-, Wald- und Wiesenwege. Ich liebe es Offroad zu fahren. Herausforderungen mit diesem Motorrad zu bewältigen ist ein super Gefühl. Die GS ist einfach dafür gemacht. Eben die „eierlegende Wollmilchsau“ in meinen Augen.
Du hast einen Spitznamen oder einen Insta-Namen?
Ich habe ein Instagram-Profil und ihr findet mich hier.
Ich habe mir anfangs ein privates Profil angelegt um Motorradreisenden wie Erik Peters oder den Kradvagabunden folgen zu können. Irgendwann stellte ich mal ein Bild ein und das Feedback war richtig toll. Nach und nach wurde es mehr und mein Profil öffentlich. Im Januar 2021 wurde ich dann von BMW Motorrad Deutschland zur „Bikerin des Monats“ ernannt. Das war schon wirklich sehr überraschend für mich, ich freute mich riesig und selbst unsere Tageszeitung hat davon berichtet.
Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?
Freiheit! Ich liebe es mit dem Motorrad zu fahren oder bestenfalls zu reisen. Jeder Urlaub (vom Wochenendtrip bis zum 3-wöchiger Jahresurlaub) wird auf dem Motorrad verbracht. Wenn man fremde Länder bereist, ist man viel mehr mit dem Land in Verbindung als wenn man im Auto sitzt, finde ich. Man kommt auch viel eher mit den Einheimischen ins Gespräch, gerade wenn man nur zu zweit reist. Und eben auch, weil man als Frau selbst ein Motorrad fährt. Da wird man schon häufig angesprochen, auch wenn die Kommunikation vielleicht auch mal nur mit Händen und Füßen funktioniert.
Und dann ist es einfach Erholung für Kopf und Seele. Mein Freund und ich arbeiten beide in Berufen bei denen man permanent parat stehen muss. Das Telefon klingelt den ganzen Tag und Leute wollen etwas von einem. Auf dem Motorrad geht das nicht. Man ist sich selbst überlassen und kann sich ausschließlich auf das Fahren und das Genießen der Landschaft konzentrieren. Es ist eine Flucht aus dem stressigen Alltag. Wir lieben es uns unterwegs einen Pausenplatz für ein Picknick in der einsamen Natur zu suchen wo keiner weiter ist. Nur wir, die Motorräder, ein Snack und die Landschaft. Das ist Erholung pur.
PS: Die schönsten Picknick-Plätze, die wir bisher auf unseren Touren gefunden haben findet ihr auf unserer Website: www.mianmoto.de – als kleiner Tipp am Rande.
Was bewunderst Du an anderen Motorradfahrern/Fahrerinnen?
Ich bewundere beispielsweise Fahrerinnen wie Jocelin Snow. Sie bewegt die GS (auch die Adventure) mit ihren gerade mal 1,55m unglaublich leicht im Gelände und beweist, dass alles nur eine Frage der Technik ist.
Was war Deine größte Herausforderung bisher?
Die Herausforderung, die ersten Male auf unbefestigten Wegen zu fahren. Den Mut zu fassen meine 250kg schwere Maschine dort zu bewegen.
Der Wunsch war von Anfang an da, ich wollte die GS auch auf nicht asphaltierten Straßen fahren, dafür ist sie nun mal gemacht und sie ist nicht umsonst eine ReiseENDURO. Dafür haben wir 2016 ein Training beim Enduro Action Team gemacht. Das brachte unheimlich viel Selbstbewusstsein fürs Gelände und auch für die Straße hat das richtig viele Punkte gebracht. Ich kann das nur jedem empfehlen! Ganz zu schweigen von dem Spaß, den so ein Training macht.
Wie das mein Bikerleben beeinflusst hat?
Eine Sucht ist ausgebrochen und ich habe nicht vor mir diese Sucht abzugewöhnen :). Das Offroadfahren ist einfach genial und eröffnet viele Möglichkeiten, in die Tiefen anderer Länder abseits der Touri-Hotspots einzutauchen.
Gab es schon Mal eine brenzlige Situation?
Leider hatte ich schonmal einen kleineren Unfall. Wir waren in der Toskana unterwegs und beim Sightseeing bin ich versehentlich in einen kleinen Graben gefahren, der Kardan setzte auf und ich konnte die Maschine nicht mehr abfangen. Wir beide schlitterten über diese kleine Bergstraße. Zum Glück kam genau in diesem Augenblick niemand gefahren. Wir konnten die Maschine aufheben und bei Seite schieben. Ich hatte glücklicherweise keine Blessuren außer einem blauen Fleck und drei Tage schrecklichen Muskelkater. Auch meiner Maschine ging es gut, nur der Schalthebel war verbogen. Den hat mein Freund wieder geradegebogen und ist eine kleine Runde mit der GS gefahren. Mit dem Motorrad war alles in bester Ordnung.
Ich war so schockiert und wütend auf mich, dass mir dieser dumme Fehler passiert ist. Man darf nicht nachdenken, was passieren hätte können, wenn da beispielsweise kein Berg auf dieser Seite gewesen wäre, sondern der Abgrund. Aber aus solchen Fehlern lernt man – Die macht man nie wieder!
Was war Dein schönstes Erlebnis?
Das Motorradreisen an sich! Es gibt so viele schöne Erlebnisse, die man auf Motorradreisen erlebt. Die absoluten Highlights für mich waren bisher Schottland 2017 und die Balkanstaaten 2021. Wir haben schon einiges gesehen, wie Korsika, Spanien, die Pyrenäen, unzählige Male Slowenien (Kurzurlaub-Geheimtipp!) und die kompletten Alpen sowieso, aber diese beiden Reisen waren wirklich das i-Tüpfelchen bisher. Da würde ich sofort wieder hinfahren.
Okay, ein weiteres schönes Erlebnis fällt mir noch ein: die Assietta-Kammstraße ist auch eines meiner Highlights. Eine tolle Offroadpiste mit atemberaubenden Aussichten auf die Berge. Mehr geht nicht!
Wo oder welche Strecke würdest Du gern einmal fahren? Warum reizt Dich das?
Mich reizt unwahrscheinlich die Mongolei. Die Wildheit und die Weite des Landes mal mit den eigenen Augen zu sehen ist ein Traum von mir. Und das bestenfalls mit dem eigenen Motorrad. Jedoch scheitert das einfach an der Zeit. Dafür reichen leider keine 3 Wochen Urlaub.
Was würdest Du Dir selbst raten, wenn Du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
- Fehler passieren. Es ist nicht schön, aber man lernt daraus.
- Ich hätte schon viel eher anfangen sollen mit dem Motoradfahren.
Wenn der Wunsch da ist – machen! - Immer locker bleiben und nicht verkrampfen, vor allem in der Hüfte. Dafür ist sie da Ladies!
Warum sollte Frau Motorradfahren?
Weil es einfach ein unbeschreiblich schönes Gefühl ist mit dem Motorrad unterwegs und besser noch, auf Reisen zu sein. Und eben auch eine gute Möglichkeit dem Alltag zu entfliehen.
Aber das Schönste ist einfach das Reisen! Und wenn beide selbst fahren, bekommt man umso mehr Gepäck weg und kann weiter und länger auf Reise sein.
Also traut euch Mädels:
Selber fahren ist viel geiler als nur hinten drauf sitzen!
Ist da noch etwas, was Du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest
Lasst euch nicht einreden, dass ein Motorrad zu groß oder schwer ist! Die Technik machts. Natürlich benötige ich auch immer mal wieder Hilfe von meinem Partner, weil die GS schon ein schweres Motorrad ist. Aber zum Glück ist Sie ja nicht zum Schieben da :).
Fahrt was ihr wollt oder probiert es zumindest mal aus um euch ein Urteil bilden zu können. Ihr werdet schon merken, ob es passt oder nicht.
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