Mein Name ist Carina, ich bin 33 Jahre alt und einer der Gründer des Twinspark Motorrad-Podcast. Mein Co-Host Alex und ich sprechen dort mit Menschen, die das Thema Motorrad auf unterschiedliche Weise in ihr Leben integriert haben. Wir hatten zum Beispiel schon Weltreisende, Customizer, eine Motorrad-Journalistin oder die Teilnehmer der BMW GS Trophy 2022 zu Gast und befragten sie zu ihrem Motorrad-Leben und Werdegang dorthin. Kurz gesagt, unser Podcast besteht aus Benzingesprächen zum Anhören, Mitträumen und Mitlachen – wir wollen eine Inspiration sein und zeigen, was man alles mit Motorrädern verbinden und erleben kann.
Ich selbst habe Wirtschaftsingenieurwesen studiert und arbeite in der Automotive-Industrie.
Meinen Führerschein habe ich seit meinem 18. Lebensjahr, das erste Mal „richtig“ Motorrad gefahren bin ich allerdings erst mit 20, als mein Führerschein offen war und ich die 1998er Africa Twin meiner Mama ausleihen durfte.
Wie und warum bist du zum Motorradfahren gekommen?
Motorräder waren schon immer Bestandteil meines Lebens. Meine Mama war leidenschaftliche Motorradfahrerin, solange ich mich erinnern kann, hatten wir immer ein Motorrad in der Garage. Es gibt sogar Fotos von Mama und mir auf ihrer damaligen R100 G/S, da war ich etwa ein halbes Jahr alt. Ich wuchs im Freundeskreis meiner Mama mit Biker-Hochzeiten, gemeinsamen Ausfahrten, Motorcross-Rennen und vielen weitere Events auf. Und deshalb verknüpfe ich das Thema Motorrad schon immer mit Freundschaft, Zusammenhalt, dem Geruch nach Benzin und spaßigen Aktivitäten. Die Frage war deshalb nicht, ob ich später mal selber fahre, sondern: „Wann werde ich endlich 18 und darf den Führerschein machen?“
Welches Motorrad fährst du? Warum hast du diese Maschine gewählt?
Ich besitze aktuell zwei Motorräder: eine BMW S1000R, Baujahr 2015 und eine BMW F800GS, Baujahr 2012.
Die S1000R ist einfach mein Herzensmotorrad. Ich habe sie im Juni 2018 gegen mein damaliges Auto getauscht, einer der besten Deals meines Lebens. Sie macht unglaublich Spaß, passt ergonomisch perfekt zu mir und ich fühle mich unglaublich glücklich und frei sobald ich den Zündschlüssel drehe und der Motor anspringt. Sie ist ein perfekter Onroad-Allrounder, für mehrtägige Touren durch die Alpen ebenso wie für Rennstreckentrainings. Der Vierzylindermotor ist in allen Lebenslagen präsent, man kann sie entspannt fahren aber auch mal richtig am Gas drehen, wenn man möchte. Und ganz ehrlich: ich finde sie einfach wunderschön!
Die F800GS habe ich seit Anfang 2021 und sie ist die perfekte Ergänzung für den Alltag. Die Packtaschen ersetzen einen PKW-Kofferraum in den meisten Lebenslagen und auch mit Zelt, Schlafsack und Campingausrüstung ist sie nicht überfordert. Der 800er Zweizylinder hat ausreichend Leistung und fährt sich agil und spritzig. Außerdem wollte ich unbedingt ein Motorrad mit 21 Zoll Speichen-Vorderrad und Offroad-Tauglichkeit für Reisen und Offroad-Abenteuer, die bereits in Planung sind.
Was bedeutet dir Motorradfahren heute?
Wenn ich ehrlich bin: Alles! Motorradfahren ist mein liebstes Hobby und gleichzeitig Therapie auf zwei Rädern. Ich habe dabei Zeit zum Nachdenken, kann meinen Fokus finden und den Rest der Welt für kurze Zeit ausblenden. Wenn ich am Abend nach einer Tour vom Motorrad steige, bin ich ausnahmslos immer glücklich. Mein halbes Leben spielt sich auf zwei Rädern ab, allerdings ist das reine Fahren inzwischen nur ein Teil des großen Ganzen geworden.
Ich habe durch das Motorradfahren viele Freunde und liebe Bekannte gefunden, meinen Partner hätte ich ohne dieses gemeinsame Hobby vermutlich nicht kennengelernt. Motorradfahrerin zu sein ist mein Lebensgefühl und passt perfekt zu meinem freiheitsliebenden Naturell. Es macht unglaublich Spaß, die Begeisterung für Zweiräder und den Motorrad-Lifestyle zu teilen und sich über diese Leidenschaft auszutauschen. Und das kann ich durch mein Mitwirken in der Motorrad-Podcast-Welt bei „Twinspark“ und im Team „BEARcast“ absolut ausleben.
Was bewunderst du an anderen Motorradfahrern/Fahrerinnen?
Die scheinbar unendliche Energie, nach Unfällen und Rückschlägen wieder aufzustehen, zu kämpfen und weiterzumachen. Motorradfahren ist für viele Menschen (inklusive mir) so viel mehr als nur ein Hobby.
Und ganz besonders in der Offroad- und Reise-Community habe ich einen Zusammenhalt und Teamgeist kennengelernt, den man selten erlebt.
Was war deine größte Herausforderung bisher?
Anfang 2020 habe ich mir beim Indoor-Supermoto-Training nach einem Sturz das Knie verletzt. Kreuzband und Meniskus waren gerissen, das Innenband angerissen. Nach 6 Wochen konnte ich operiert werden, danach folgten weitere 6 Wochen auf Krücken, Physiotherapie und dann langsamer Aufbau von Muskeln und Vertrauen. An sich war das alles nicht schlimm, aber es hat mich damals herausgefordert, meine Gesundheit in den Vordergrund zu stellen, auf meinen Körper zu achten und vor allem geduldig zu sein. Auch das Motorradfahren hinten anzustellen und nichts zu überstürzen war hart.
Ich konnte aber aus dieser Situation mitnehmen, dass mein Körper gesund und stark ist. Er kann sich schnell regenerieren, wenn er bekommt was er braucht und ich kann mich auf ihn und mich selbst verlassen. Dieses Mindset ist sehr wertvoll für alles, was weiterhin kommt, auch im Bereich Fahrertrainings und fahrerischer Herausforderungen. Ich habe daraus eine gewisse Gelassenheit und Zuversicht mir gegenüber entwickelt, denn in der Vergangenheit stand ich mir oft mit negativen Gedanken und Zweifeln selbst im Weg.
Gab es schon Mal eine brenzlige Situation? Was war es und wie hast du reagiert?
Das ein oder andere Mal gab es knappe Situationen, beispielsweise kam ich auf einem kleinen italienischen Alpenpass mit meinem Vorderrad am Kühlergrill eines Autos zum Stehen. Die Straße war eng und nicht gut einsehbar, daher waren wir beide langsam und nur der Schreck war groß. Ich fahre auf der Straße nie am Limit, daher hatte ich bisher keine nennenswerten Unfälle. Aber zugegebenermaßen war manchmal schon ein Quäntchen Glück dabei.
Was war dein schönstes Erlebnis?
Das ist eine Frage, die ich wirklich nicht beantworten kann. Es gab schon so viele schöne Erlebnisse: als ich die kurvenreichen Straßen auf Sardinien fuhr, bis mir schwindelig wurde. Eine Auffahrt zum Passo Rolle an einem wunderschönen Septembervormittag. Als ich glücklich und erschöpft mein erstes Rennstreckentraining am Salzburgring beendete. Das erste Mal nach meiner Knie-OP wieder auf dem Motorrad zu sitzen und danach am Seeufer Eis zu essen, all das hat mich wirklich glücklich gemacht, und so könnte ich vermutlich noch seitenlang erzählen… 🙂
Wo oder welche Strecke würdest du gern einmal fahren? Warum reizt dich das?
Eine Rennstrecke, die ich gerne einmal fahren würde, ist das Automotodrom Brno (in Brünn, Tschechien). Dort hatte ich einmal die Möglichkeit, Valentino Rossi fahren zu sehen und dieser Tag hat sich in mein Motorradherz eingebrannt.
Ansonsten steht mir in meiner Vorstellung über Reiseziele die Welt offen. Es gibt viele Länder in Europa, die ich wegen ihrer spektakulären Landschaft gerne bereisen möchte, wie z.B. Irland, Schottland, Skandinavien, Island, Spanien oder die Balkan-Länder. Und irgendwann möchte ich nach Patagonien. Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht so recht, wo ich anfangen will, wahrscheinlich aber auf der ligurischen Grenzkammstraße.
Was würdest du dir selbst raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest? Drei Tipps aus deiner persönlichen Erfahrung?
- Den Motorrad-Führerschein erst machen, wenn auch Geld für ein Motorrad vorhanden ist. Das war damals ein Fehler, den ich an einigen Stellen immer noch ausbügeln muss, denn es geht nichts über sofortige Fahrpraxis nach der Fahrschule. Ich hatte 2 Jahre Pause zwischen Fahrschule und den ersten Kilometern auf dem Motorrad, dementsprechend unsicher war ich.
- Von Anfang an Fahrsicherheitstrainings machen. Ich habe erst vor drei Jahren mein erstes Training gemacht. Es ist zwar nie zu spät und man lernt ja bekanntlich auch nie aus, aber je früher man anfängt, sich Impulse und Übung unter Trainingsbedingungen zu holen, desto weniger Fehler schleichen sich im Alltag ein. Außerdem lernt man dort sehr anschaulich, was ein Motorrad alles kann, meistens weitaus mehr als der Fahrer selbst.
- Motorradkleidung kaufen, die gut passt und in der man sich wohlfühlt. Ich habe jahrelang mit Kompromissen gelebt, was zwar nie schlecht aber auch nie richtig gut war. Gerade als Frau kann die Suche nach der perfekten Bekleidung schon mal zum Spießrutenlauf werden. Allerdings gibt es immer Möglichkeiten und Wege, und gut sitzende Kleidung ist ein Wohlfühlfaktor, der sich durch nichts ersetzen lässt.
Warum sollte Frau Motorradfahren?
Gegenfrage: was ist ein Frauenmotorrad? – Naja, wenn eine Frau auf dem Motorrad sitzt, ist das wohl ein Frauenmotorrad. Egal wie groß, klein, alt, jung, dick, dünn: es gibt für jede Lady das passende Bike, davon bin ich überzeugt. Wenn eine Frau Motorrad fahren will, dann sollte sie es tun und dabei an sich glauben und auf ihre Stärke vertrauen.
Es ist nicht schlimm, wenn der Motor abstirbt. Es ist nicht schlimm, wenn das Motorrad umfällt. Es ist nicht schlimm, wenn man weinen muss (wie ich z.B. vor Wut, als mir meine S1000R das erste Mal umgefallen ist).
Es ist nur schlimm, wenn man sich von Zweifeln, Sorgen oder Ängsten abhalten lässt, diese wundervolle Motorradwelt zu entdecken.
Ist da noch etwas, was du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest?
Einfach mal machen, es könnte ja gut werden!
Die Motorradwelt ist so schön und intensiv, so herzlich, freundlich und frei, es lohnt sich. Und abends beim Stiefelbier kann man wunderbar Motorrad-Podcast hören, die Kurven des Tages Revue passieren lassen und sich Inspiration für die nächste Tour holen.
Carina ist so eine Granate. Beste Podcast-Partnerin.
Servus
Jedes Motorrad ist auch für Frauen geeignet, sollte wirklich das Traummotorrad nicht erklimmbar sein kann man es anpassen. Ich begrüße es das Frauen selbst fahren, also allzeit gute Fahrt LG Walter