
Wie ist Dein Name, bitte: Jenny
Und wie alt bist Du? 40
Was ist dein Job? IT-Projektmanagerin & Reiseveranstalterin
Seit wann fährst du Motorrad? 2019 – Und mein ganz persönliches Motorradabenteuer begann …

Wie und warum bist Du zum Motorradfahren gekommen?
Ich war gerade 35 geworden und meine Frau (jetzt Ex-Frau), die schon lange einen Motorradführerschein hatte, aber leider kein Motorrad mehr, schleppte mich in einen kleinen Laden nach Oberhausen, der Ural- und Royal Enfield Motorräder verkauft. Sie wollte sich eine Royal Enfield Himalayan zulegen. Nichtsahnend und mit mittelmäßigem Interesse bin ich mitgefahren, betrete den Laden und sehe die Ural Ranger, dieses klassische, russische Motorrad mit Beiwagen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich bin Tagträumerin und schon war ich weggetreten. Ich sah mich total verwegen auf der Ural sitzen, Hund im Beiwagen mit Fliegerbrille, ich mit flatternden Klamotten in den Sonnenuntergang durch Russland fahren … unendliche Weiten.
Noch am selben Tag habe ich mich in der Fahrschule in meinem Stadtteil Gerresheim in Düsseldorf zum Motorradführerschein angemeldet. Und siehe da, im August 2019 hatte ich dann meinen Führerschein!
Naja, die Probefahrt mit der Ural Ranger auf dem Parkplatz war anders als gedacht, ganz schön hart zu lenken. Aus der Traum mit Nito (der Hund) durch Russland zu fahren. Stattdessen habe ich mir dann die Royal Enfield Bullet 500 gekauft. Ein paar Mal in Deutschland gefahren, und schon ging es 3 Monate nach meinem Führerschein nach Indien zu meinem ersten Motorradabenteuer.

Motorradabenteuer Indien
Zufällig waren wir auf einer Hochzeit eingeladen. In Chennai gelandet, haben meine Frau und ich uns dann 2 Royal Enfield Himalayans gemietet und sind 700 km bis nach Coimbatore zur Hochzeit gefahren. Die Motorradvermietung, eine kleine Kaschemme, und der dort tätige Mechaniker waren dann doch so besorgt, dass wir als Frauen alleine losfahren wollten. So begleitete er uns auf seiner Maschine bis aus der vollen Stadt Chennai raus. Dann verabschiedete sich der freundliche Mechaniker von uns und überließ uns unserem Schicksal, mit Google Maps … das merken wir uns mal für später 😉
Die erste Etappe ging gut. Auf der zweiten Etappe verließ uns der Akku meines Motorradnavis von TomTom und wir benutzten Google Maps, um zur nächsten Unterkunft in den Bergen zu kommen. Die Einfahrt in die Straße und die ersten paar Hundert Meter machten mich schon skeptisch. Schlamm, dicke Felsbrocken, Kuh- und Ziegenherden. OK, ich hatte ja Motorradabenteuer bestellt und das Universum schien zu liefern …

Ich erinnere mich noch heute an den LKW, der uns viel zu schnell auf der Schotterterpentine entgegenkam, beladen mit ca. 50 Frauen, die ins nächste Dorf wollten und die alle gleichzeitig angefangen haben zu schreien, als wir in der Kurve auftauchten, beide vor Schreck umgekippt sind und der LKW 2cm vor unseren Motorrädern zu stehen kam. Mitten in der einsamen Walachei waren plötzlich dutzende Menschen da, die uns zur Hilfe kamen und uns halfen, die Motorräder wieder aufzuheben.
Das war ein wirklicher Schreck – aber das macht das Leben und Reisen aus: die aufregenden Momente. Mit weichen Knien und besorgt über die eintretende Dämmerung hatten wir noch 15 km Schotterterpentinen bergauf vor uns. Oh mein Gott, dachte ich. Zur Sicherheit fragte ich einen der Helfer: “Ist da oben ein Hotel?” Ich zeigte auf mein Papier mit dem Hotelnamen.
„Yes, yes, another 15km“.
Google Maps – Immer eine gute Wahl?
Ich wusste nicht, ob ich krank lachen oder weinen sollte. Schlussendlich kamen wir nach 7h Stunden fahren an dem Tag in dem Hotel an. Eigentlich ein ganz schickes Hotel. Ausgehungert, durstig und verstört fragte ich an der Rezeption, wie denn andere Gäste bitte diese Unterkunft erreichen? Der Rezeptionist fragte mich nur:
„Habt ihr Google Maps benutzt?“.
„Ja“.
„Niemals Google Maps hierhin benutzen. Führt euch auf die falsche Straße. Auf der anderen Seite des Berges gibt es eine gut ausgebaute Teerstraße zu uns.“
So kam es, dass ich seitdem nicht mehr aufhören kann von Motorradreisen zu träumen und schon mein Motorradabenteuer in Afrika zu planen begann.
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Welches Motorrad fährst Du? Und wie groß bist Du bitte?
Inzwischen fahre ich eine Royal Enfield Himalayan. Ich bin 175cm groß. Das Motorrad passt größentechnisch bestens zu mir. Ich komme mit beiden Beinen locker fest auf den Boden.
Die Marke und das Modell gelten als „Esel“. Unkaputtbar – hat sich auch in Afrika gezeigt: hat nicht einmal Mucken gemacht. Ich kann sie mit meinem installierten Rack voll beladen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist unschlagbar
Du hast einen Spitznamen oder einen Insta-Namen?
Jenny, mein Insta Name für mein Reiseunternehmen ist secreto_travel
Auf Facebook lautet mein Reiseunternehmen: Secreto Travel – Wild & Raw Adventure Tours.
Magst Du uns die Geschichte zu Deinem Handle erzählen? Wie kam es dazu?
Auf meinem privaten Account poste ich vorwiegend meine Tierbilder, die ich auf Reisen gemacht habe. Meinen Reise-Account nutze ich, um Reichweite zu gewinnen und Abenteurerinnen für meine Gruppenreisen exklusiv für Frauen zu gewinnen.
Ein Motorradabenteuer nur für Frauen. Derzeit suche ich noch Mitfahrerinnen für eine Frauen-Offroad-Motorradreise nach Namibia – auch Einsteigerlevel sind willkommen. Ansonsten biete ich aber auch andere Aktivitäten an wie Tauchen (lernen), Wandern, Yoga, Fitness, Safari und Rundreisen. Mein Lieblingskontinent ist Afrika.

Auf die Idee bin ich gekommen nach meinem Sabbatical in Afrika. Ich hatte mein Motorrad nach Namibia verschifft und bin von dort aus losgefahren. Von Namibia nach Botswana, weiter nach Südafrika und habe dort als Divemaster für Hai-Tauchen und den berühmten Sardine Run gearbeitet. Körperlich war ich dann so erledigt, dass ich das Motorrad stehen gelassen habe und mit dem Bus weiter nach Mosambik gefahren bin, um dort Tauchlehrerin zu werden. Dort habe ich dann 7 Monate gearbeitet und als ich körperlich wieder stark war, habe ich mein Motorrad später wieder nach Kapstadt gefahren, um es wieder nach Hause zu verschiffen. Auf meiner Reise hatte ich so tolle Begegnungen und Kontakte knüpfen können, bin auch allein reisenden, mutigen Frauen begegnet, dass ich mir dachte, dass sicher viele Damen noch zu Hause sind, weil der erste Schritt so schwer fällt und beängstigend ist (so ging es mir jedenfalls).
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Von daher möchte ich mit meinem Reiseunternehmen und den Gruppenreisen für Frauen, anderen Frauen den Schritt ermöglichen, sich erst einmal in der Gruppe in weit entfernte, unbekannte Länder zu wagen.
Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?
Absolute Freiheit, wenn ich den Fahrtwind spüre. Verbundenheit mit mir und der Natur, da sie einem auf weiten Strecken viel näher ist als in einem anderen Fahrzeug.
Was bewunderst Du an anderen Motorradfahrerinnen?
Den Mut. Ich habe mir auf meiner Solo-Tour wirklich oft in die Hose gemacht (nicht wirklich natürlich) und hatte großen Respekt vor den Straßenverhältnissen. Die ganzen Bikerinnen, die man auf YouTube bewundern kann, sind wirklich einmalig. Auf YouTube sah das einfacher aus als es für mich in Realität war. Aber ich bin sehr stolz, meine eigene Motorradreise durch das südliche Afrika gemacht zu haben.

Was war Dein größtes Motorradabenteuer bisher?
Mein eigenes Bike aufheben. Spaß beiseite. Da kann man auf Hilfe warten.
Die Komfortzone verlassen. Immer wieder im Leben. Etwas Neues wagen. Immer wieder. Ich brauche das, um mich am Leben zu fühlen. Dennoch ist es furchtbar beängstigend. Aber man muss es trotzdem tun. Und wenn es so weit ist, loslassen, nicht zu viel planen, gerade genug, um eine Ahnung zu haben und dann: „Go with the flow …“ Dann passieren die besten Dinge, man begegnet hilfsbereiten Menschen, bekommt wertvolle Hinweise und vielleicht hat man auch selbst wertvolle Lebensweisheiten für die Menschen, die einem auf der Reise begegnen
Gab es schon Mal eine brenzlige Situation?
Glücklicherweise hatte ich fast ausschließlich positive Begegnungen. Klar, der Beinahe-Unfall mit dem LKW in Indien war brenzlig.
In Afrika habe ich mir meine eigene Regel aufgestellt, nicht in der Dunkelheit zu fahren, immer zu wissen wo ich schlafen werde, bevor ich losfahre. Etwas mulmig war mir auf der Autobahn in Südafrika. Gefahren wird da rücksichtslos, als würden Motorradfahrerinnen nicht existieren. Aber es ist alles gut gegangen.
Allein in Namibia auf einem einsamen Rastplatz hatte ich eine schräge Begegnung mit einem angetrunken wirkenden Mann mit Machete. Da habe ich mich dann langsam zum Motorrad geschlichen und bin schnell weggefahren.

Was war Dein schönstes Erlebnis?
Als ich endlich einem anderen Motorradfahrer begegnet bin. In Afrika waren 2022 im April (Post-Covid) als ich losgefahren bin, kaum Menschen (Touristen) unterwegs. Im Mai lernte ich dann in einem Gasthaus Gregg aus Neuseeland kennen. Gregg hatte noch nie etwas vom Okavango Delta gehört und wir haben uns dann noch in derselben Stunde dazu entschieden zusammen weiterzufahren und eine Route durch Botswana zu nehmen, die ich mich alleine nicht getraut habe zu fahren. Das war auch gut so. Man denkt: „Ist doch okay die Straße. Die paar Schlaglöcher …“ Und auf einmal verschwindet die Straße, nur noch Staubwolken und fette LKW vor einem. Tiefer Sand. Ojeee. Gut, dass Gregg da war. Auf unserem Weg sind wir dann noch einem Fahrradfahrer namens Algirdas begegnet, dem wir mit Trinkwasser ausgeholfen haben.
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Wo oder welche Strecke würdest Du gern einmal fahren?
Ich würde gerne noch weitere Teile Afrikas befahren, wie Westafrika oder in Ägypten starten und dann runter in die südlichen Länder und Zentralafrika. Afrika hat mich einfach schon immer gepackt. Das erste Mal war ich dort, als ich als Krankenschwester (das war ich damals) im Südsudan gearbeitet habe und diese rauhe, wilde Natur und die Einfachheit bringt einen zurück auf den Boden. Im Leben braucht man eigentlich nicht viel, aber hier in Deutschland sammelt man schnell viel „Material“ an, so dass der Druck dieses zu halten immer größer wird.
Ein Motorradabenteuer ist auch zu zweit ein Abenteuer
Aber wenn ich nochmal losfahre, würde ich das lieber mit mindestens einer weiteren Person zusammen machen. Schon alleine, weil man sich zusammen besser helfen kann. Einsamkeit kann auch ein Thema werden. So direkt nach meiner Scheidung loszufahren, furchtbarer Herzschmerz, war wirklich schlimm. Man kann natürlich auf langen Strecken auf dem Motorrad reflektieren, was eigentlich passiert und alleine unter seinem Helm weinen. Aber da ich nach COVID teilweise oft der einzige Gast im Camp oder Gasthaus war, war das schon niederschmetternd.

Was würdest Du Dir selbst raten, wenn Du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
- Sofort Anschluss suchen, Fahren, fahren, fahren.
- Da ich unbefestigte Straßen mag, ich es aber dennoch sehr herausfordernd finde, würde ich sagen direkt Trainings zu machen, die an eine Tour anschließen, damit sich das Gelernte verfestigen kann.
- Und bei einem langen Trip bloß nicht so viel einpacken wie ich.
Warum sollte Frau Motorradfahren?
Weil wir es können.
Ist da noch etwas, was Du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest?
Überwinde Bedenken und Angst. Mache es trotzdem, auch wenn du Angst hast. Es lohnt sich die Komfortzone zu verlassen – nur so kann man wachsen. Dein ganz persönliches Motorradabenteuer wartet nur auf Dich!
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