Hallo, ich bin Lisa und 35 Jahre alt. Ich bin studierte BWLerin für den Bereich Hotellerie und Gastronomie. Bevor es auf Weltreise ging, habe ich in Erfurt 7 Jahre lang ein mexikanisches Restaurant geleitet. Motorrad fahre ich seit August 2021 und aktuell bin ich in Südamerika unterwegs.
Wie und warum bist du zum Motorradfahren gekommen?
Ich muss kurz ausholen 😉 Im Jahr 2020 als Covid ausbrach, lernte ich über Tinder Micha kennen. Er war ein Profi auf dem Gebiet Motorradfahren. Ich dagegen habe vorher noch nie auf einem Motorrad gesessen, obwohl ich aus Suhl komme und obwohl meine Eltern beim Zweiradhersteller Simson gearbeitet haben. Also hat Micha diesen Missstand sofort geändert. Er hat einfach an einem Sonntag Nachmittag die Simson aus der Garage geschoben, mir einen Helm in die Hand gedrückt, kurze Instruktionen gegeben und mich aufs Moped gesetzt.
Ich dachte nur „Oh mein Gott, wie geht das?“. Keine 100 Meter weiter war ich infiziert, vom Gefühl, mit einem Zweirad unterwegs zu sein. Im Jahr darauf machte ich meinen Motorrad-Führerschein und hatte diesen im August 2021 in der Hand. Ein eigenes Motorrad hatte ich einen Monat später gekauft und einen weiteren Monat später war sie bereits im Container nach Südamerika. Denn hier sollte unsere Reise beginnen.
Und mit welchem Motorrad bist du jetzt in Südamerika unterwegs?
Nachdem der Führerschein bestanden war, kam die große Frage: Welches Motorrad passt zu mir? Von der lieben Pam habe ich zur Leihgabe ihr Motorrad bekommen, eine rote BMW F650GS Twin.
Dank tiefer Sitzbank perfekt für mich 1,62m „große” Lisa. Im Internet war schnell meine „Sky“ eine dunkelblaue BMW F650GS Twin Baujahr 2011 gefunden und gekauft. Als ich sie das erste mal sah war sofort verliebt und wusste genau, wir werden viele gemeinsame Abenteuer erleben. In Südamerika und der ganzen weiten Welt.
Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?
Freiheit. Neue Kulturen. Großartige Bekanntschaften. Hilfsbereitschaft. Freude. Die große Familie der Motorradcommunity. Näher an Natur & Mensch.
Warum ist das so?
Wir befinden uns seit 2022 auf Weltreise, dank Motorrad kommen wir täglich mit unzähligen Menschen und neuen Kulturen in Kontakt. Menschen sprechen uns bei jeder Gelegenheit an, beim Warten an der Ampel, beim Einkaufen, beim Einparken etc. Das Tool Motorrad führt immer zu einem netten Gespräch. Die Menschen fragen uns: „Woher wir kommen und wohin wir wollen“. Stehts haben Sie Bewunderung und Freude in ihren Augen. Und stehts hören wir „Willkommen in meinem Land, schön dass du hier bist.“ Zusätzlich bekommen wir unzählige Tipps zu Sehenswürdigkeiten, bevor die Reise weiter geht.
Was bewunderst Du an anderen Motorradfahrern/innen?
Das sie Motorrad fahren. Sie haben das richtige Gefährt um das Leben einmal mehr als andere zu genießen. Motorradfahrer sind weltoffen, reiselustig und haben eine Menge positiver Lebensenergie. Ich bin in der Motorradcommunity noch ein Neuling, umso mehr war ich verblüfft, dass diese Familie einen so herzlich aufnimmt. An dieser Stelle, Danke ☺
Was war deine größte Herausforderung bisher?
Meine größte Herausforderung ist diese Reise, auf der ich mich gerade befinde. Ohne Fahrerfahrung mit einem großen Motorrad zuzüglich Gepäck (250kg) durch unbekannte Länder. Es hat mich wachsen lassen, über mich hinauswachsen lassen. Ich durfte mit 33 Jahren etwas Neues lernen. Seit ich mit meiner Sky unterwegs bin habe ich unzählige Menschen kennengelernt, tolle Gespräche geführt, neue Orte entdeckt und habe Sicherheit auf dem Motorrad gewonnen. Seit dem bestehen des Führerscheins bin ich 40.000km durch 10 Länder in 10 Monaten gefahren. Dies wäre ohne Motorrad so niemals möglich gewesen. Ich kann jedem von euch und vor allem jeder Frau nur empfehlen: Setzt euch aufs Motorrad und fahrt los! Fahrt in das Nachbardorf, in die nächste Stadt oder in das nächste Land, ihr werdet großartige Begegnungen haben und werdet über Euch hinauswachsen. Es gibt kein besseres Gefühl als auf sich selbst stolz zu sein. Wie oft sitze ich mit einem fetten Grinsen auf meiner Sky, weil mir voller Stolz jemand sagt: „WOW, du fährst dieses schwere Motorrad seit 40.000km durch Südamerika und sammelst seit Reiseantritt deine ersten Kilometer“.
Gab es schon mal eine brenzlige Situation?
Nein – Die einzige brenzlige Situation war, wenn Micha mir übers Headset kluge Ratschläge gegeben hat, ich aber mit meinem Dickkopf nicht auf ihn hören wollte. Zu Beginn hat dies mit dem Ausschalten des Headsets geendet. Und ca. 30 Minuten später habe ich die Kommunikation wieder eingeschaltet und wir haben darüber gelacht.
Was war dein schönstes Erlebnis?
Gute Frage! Das kann ich nicht an einem Moment festmachen. Das Abenteuer, in dem ich mich gerade befinde, ist das schönste, das ich je mit meinem Motorrad erlebt habe. Und dabei sind es nicht ausschließlich die schönen Orte, die ich täglich sehe, es sind die Menschen, denen wir begegnen. Menschen machen Orte zu etwas Besonderem. Mit jedem Ort verbinde ich eine Bekanntschaft, die ich dort gemacht habe. Die Menschen sind so offen und hilfsbereit.
Wie oft habe ich mir die Frage gestellt: „Wäre ich in Deutschland so gastfreundlich „Fremden“ gegenüber?“. Nein. Ich muss zugeben, auch ich habe meine Schubladen gehabt, in denen ich Menschen, Kulturen & Religionen hineingesteckt habe. Jetzt habe ich aber schon wieder so viele aus ihrer Schublade herausgeholt. Und dabei dachte ich vor Reiseantritt, ich wäre ein offener und unvoreingenommener Mensch. Pustekuchen! Das ist wohl die schönste Erkenntniss, die ich auf meiner Reise bisher gemacht habe. Die Menschen sind gut. Wir müssen nur zuhören und ihnen die Chance geben mit uns zu sprechen. Und ein neuer Traum, der auf dieser Reise heranwächst ist: Zurück in Deutschland möchten wir einen Ort schaffen, in dem Kulturen und Menschen zusammenkommen …
Wo oder Welche Strecke würdest du gerne mal mit dem Motorrad fahren?
Ich würde gerne einmal mit einer Simme (Simson 50ccm) an das Nordkap fahren. Ohne viel Schnickschnack. Ohne auf die Uhr zu schauen. Warum? Dank Simsonwerk bzw. die „Simme“ die dort gebaut wurde, gibt es mich heute. Meine Eltern haben sich dort zu DDR-Zeiten kennengelernt. Darum ist die „Simme“ der Start meiner Geschichte.
Was würdest du dir selbst raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
- Kopf aus! Ich zerdenke zu oft die Situation, in der ich mich gerade befinde. Ich habe zu Beginn von einer Motorradfahrerin den Hinweis bekommen: „Es ist nicht schlimm, an der Ampel umzufallen.” Wisst ihr, wie oft ich mir dieses Szenario ausgemalt habe? Ist bis heute nicht passiert. Einfach machen!
- Wenden üben! Das ist das Einzige, mit dem ich mich schwer tue. Warum? Weil ich den Kopf einschalte.
- Tschakka, du schaffst das! Mach dir nicht so viel Druck. Dieses Freiheitsgefühl kann dir keiner mehr nehmen.
Warum sollte Frau Motorrad fahren?
Weil es geil ist. Weil es Spaß macht. Weil es uns ein Strahlen ins Gesicht zaubert. Weil es einem ein neues Freiheitsgefühl gibt. Weil man über sich hinauswächst. Weil man Mensch, Kultur und Umwelt neu kennenlernt. Weil man um sich herum alles viel intensiver wahrnimmt, man riecht die frisch gemähte Wiese an der man gerade vorbeigefahren ist, man hört die Vögel im Wald zwitschern, man fühlt die Luft wie sie durch deine Klamotten hindurchfährt, wenn man beschleunigt. Es ist einfach ein anderes Lebensgefühl. Man muss es selbst erlebt haben. Und das Allerwichtigste ist, das Kind in einem wird glücklich gemacht!
Ist da noch etwas, was du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest?
Hallo Mädels, ich war mega Happy als die Anfrage von SHE is a RIDER kam, ein paar Zeilen über mich für Euch zu schreiben. Ziel sollte es sein, dass Ihr alle hier einmal Eure Geschichte schreiben könnt. Es gibt unzählige Frauen, die mich inspirieren in dem sie Motorrad fahren. Es ist beeindruckend, wie sie diese schweren Motorräder mit Leichtigkeit bewegen.
Liebe Frauen da draußen, tut stets Dinge, die Euch gefallen und Freude machen. Und es ist gar nicht schlimm, wenn man auch mal hinfällt. Ich bin bereits 25-mal hingefallen (umgefallen). Einfach weil ich meine Sky nicht halten konnte. Aber das ist gar nicht schlimm, denn es dauert keine Minute, da kommt jemand und hilft mir, mein schweres Motorrad wieder aufzuheben. Hinfallen gehört dazu, dann heißt es: aufstehen, Helm (Krone) richten und weiter geht’s.
Und bitte vergleicht Euch nicht mit anderen, ihr wollt einzigartig sein, dann seid es auch ! 😉 Findet Euch mit Gleichgesinnten zusammen, tauscht Euch aus oder trefft Euch zu einer Ausfahrt.
Lieben Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, meine Geschichte zu lesen. Wenn ihr auch weiterhin bei meinem Abenteuer Weltreise (Aktuell in Südamerika) von Ushuaia bis Suhl dabei sein wollt, dann findet ihr mich hier.
Deine Lisa & Sky
Hallo Lisa, schön, dich hier zu finden und das “She is a Rider” über dich/euch berichtet! Ich hab dich/euch kennenlernen dürfen und freue mich schon auf unser Wiedersehen in eurer Heimat. Liebe Grüße von Jörg und mir und ab dem 1. Juli geht #mototourriders auf Tour in Richtung Nordkap. Liebe Grüße DLzG ✌ und passt auf euch auf!
Hallo Lisa,
schön, hier von Dir zu lesen und etwas mehr von Dir zu erfahren. ich folge Euch auf Instagram und bin total begeistert: von Deiner lebensfreude, von den Naturschönheiten und Euren netten Begegnungen. Macht weiter so.
Ich wünsche Euch noch zahlreiche wunderschöne Momente.
Viele liebe Grüße