Tanja – Grenzen macht man sich selbst, meist im Kopf

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Tanjas Leben ist Motorradfahren. Biken ist ihr Hobby und ihr Job.

Hallo, wie heißt Du bitte? Tanja, man nennt mich auch “Coffee”
Und wie alt bist Du? 48
Was ist Dein Job? Seit 2015 bin ich freiberufliche Fahrsicherheitstrainerin & Instruktor auf der Rennstrecke für Motorrad. Darüber hinaus gebe ich Fahr- und Sondertrainings für PKW und Kleintransporter (Zertifiziert nach ADAC/DVR).
Seit wann fährst Du Motorrad? 2012

Wie und warum bist Du zum Motorradfahren gekommen?

In jungen Jahren fehlte das Geld für den Motorradführerschein. Zum 40sten habe ich mir dann einen Traum erfüllt, eine 50er Vespa. Die konnte man ja mit dem PKW Führerschein fahren. Ich hatte so viel Spaß, dass ich mit der schwarzen Vespa im ersten Jahr 6.000 km gefahren bin. Dann habe ich beschlossen, auf meine „alten Tage“ noch den A-Schein zu machen.

Gesagt getan, bereits fünf Wochen später hatte ich den Führerschein in der Tasche. Heute sind vier Motorräder in meinem Fuhrpark und ich lege im Jahr ca. 24.000 km zurück. Ich fahre bei jedem Wetter und zu jeder Gelegenheit. Da wird sich auch mal am Parkplatz umgezogen und aus dem Rucksack kommt das kleine Schwarze mit den Pumps zum Konzertbesuch.

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Tanja fährt auch mit Ihrer Monster auf die Rennstrecke. Hauptsache das Bike ist italienisch. Bild: racepixx

Welches Motorrad fährst Du? Warum hast Du diese Maschine gewählt?

Mein erstes Motorrad? Eine Ducati Monster mit 800 Kubik und 89 PS war mein Einstieg. Ich war schon immer Italien-affin. Ich liebe das Flair, liebe den italienischen Kaffee (daher auch mein Spitzname), die Emotionen und die Herausforderung. Die Monster war weiß mit rotem Rahmen … dazu später mehr.

Warum ich unbedingt so eine Italienische Diva haben wollte? Nach der ersten Probefahrt war mein Herz erobert, die Emotionen da und vor allem das Grinsen unter dem Helm war unbeschreiblich. Das Grinsen ist heute immer noch da, bei jeder Fahrt!

Wenn man mal die Liebe zu Ducati entdeckt hat, gibt es kein Zurück mehr. Und entgegen der leider weit verbreiteten Meinung, haben mich meine italienischen Divas noch nie im Stich gelassen. Voraussetzung ist aber eine regelmäßige Pflege!
Ducati’s sind einfach Motorräder mit Charakter und Emotionen.

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Tanjas Leben ist Motorradfahren. Sie hat Ihr Hobby zum Beruf gemacht und ist jetzt Instructor für Motorrad auf der Rennstrecke.

Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?

Leben. Motorradfahren ist mein Leben. Es ist icht nur ein Hobby, sondern inzwischen auch meine Berufung. Ich verbringe sehr viel Arbeitszeit auf dem Motorrad und kann es auch in der Freizeit nicht lassen, mich auf eines meiner Bikes zu setzen. Dabei genieße ich dieses Gefühl eins zu sein mit dem Motorrad. Ich mache auch gerne Touren alleine, einfach jeden Kilometer, den Fahrtwind, jeden Sonnenstrahl oder Regentropfen genießen. Aber auch in der Gruppe mit Gleichgesinnten macht mir das Motorradfahren sehr viel Spaß.

Egal ob auf der Rennstrecke, im Gelände, auf Urlaubstour oder schon auf dem täglichen Weg zur Arbeit, da ist immer dieses Gefühl: Das Leben Spüren – ich bin da – ich bin ich.

Was bewunderst Du an anderen?

Wenn man innere Zufriedenheit verspürt, hat man auf jeden Fall kein Neidgefühl. Deswegen kann ich gar nicht sagen, was ich an anderen bewundere. Manchmal, an viel jüngeren Fahrern vielleicht ein Stück Unbekümmertheit. Wobei das auch Gefahren birgt, die ich natürlich mit meiner Erfahrung kompensiere.

Was war Deine größte Herausforderung bisher?

Noch mal etwas ganz Neues anzufangen. Sich auf die Ausbildung als Fahrtrainerin zu konzentrieren und die Sache auch entsprechend zügig durchzuziehen. Mein Mann (er fährt nicht Motorrad) hat mir dabei den Rücken gestärkt und auch freigehalten – hierfür ein großes DANKE.

Wie hast Du Sie gemeistert und wie hat das Dein weiteres (Biker)Leben beeinflusst?

Ich habe die Chance bekommen, mein Hobby zum Beruf zu machen. Mit allen Konsequenzen. Ich habe mir selbst etwas geschaffen und trage Verantwortung. Aber das beste ist, ich stehe jeden Morgen auf und freue mich auf den Tag, auf meine Teilnehmer, auf meine Kurse. Was gibt es schöneres, als anderen Menschen etwas mit zu geben? Das sind oft verschiedene Dinge – von besseren Fahrfertigkeiten, Umsetzung dieser, Sicherheit, Vorrausschauen, Handlungsmuster, Selbstbewusstsein … die Liste ist unendlich.

Italienische Brands und Tanja … Ducati, Dainese. Gibt es eigentlich auch einen Kaffeeröster mit “D”? Dann hätten wir die perfekte Alliteration. Bild: racepixx

Gab es schon Mal eine brenzlige Situation? Was war es und wie hast Du reagiert?

Ja, ein Motorradunfall. Ich war 2013 mit einer Freundin auf Motorradtour zum Gardasee. Wir waren auf dem Rückweg übers Penser Joch (Südtirol), als mir in einer Linkskurve auf meiner Seite, ein anderes Motorrad entgegenkam.

In Bruchteilen von Sekunden musste ich eine Entscheidung treffen. Damals war ich selbst noch keine Fahrtrainerin, hatte aber kurz vorher zwei Trainings absolviert (Intensiv und Perfektion).
Ich bremste (mit ABS) und realisierte aber, dass der Andere es nicht schaffen würde, weil er sich und seine Maschine quer stellte (kein ABS). Ich drückte mich aus den Fußrasten und verließ im hohen Bogen mein Bike. Weit hinter meinem Motorrad landete ich auf dem Rücken.

Die beiden Motorräder crashten ineinander.

Dank guter und kompletter Motorradbekleidung (Lederkombi, Stiefel, Handschuhe, Vollvisierhelm und Rückenprotektor) kam ich „nur“ mit ein paar Prellungen davon. Das Motorrad, die schöne weiße Monster, war ein Totalschaden.

Der Wille und die Motivation waren ungebrochen, bereits drei Wochen später, als mein Fuß wieder in einen Motorradstiefel passte, bin ich aufs Motorrad und habe mir wieder eine neue Monster bestellt.

Was war Dein schönstes Erlebnis?

Oh, da gibt es so viele. Es ist wirklich schwierig, da explizit etwas Bestimmts heraus zu suchen. Es sind meist die Herausforderungen, die ein Erlebnis besonders machen. Egal, ob mit einer großen BMW 1200 GS durchs Gelände zu pflügen, oder mit der Ducati Panigale auf der Rennstrecke Kringel ziehen. Auch meine 1.000 km Tour letztes Jahr von der World Ducati Week (Misano) nach Hause (in einem Stück) war ein besonderes Erlebnis.

Wo oder welche Strecke würdest Du gern einmal fahren? Warum reizt Dich das?

Auf meiner kleinen To-Do-Liste stehen so Dinge wie:
Touren durch Norwegen, Spanien, Frankreich und Italien. Oder auf einer Royal Enfield durch den Himalaya fahren. Aber natürlich auch diverse Rennstrecken dieser Welt.
Ich schaue gerne über den Tellerrand hinaus und mag es auch mal unkonventionell. Ich bin Jemand, der Ideen auch umsetzt. Manchmal braucht man dazu nur ein paar Wochen, manchmal etwas länger. Wichtig ist immer, dass man seine persönlichen Ziele dabei nie aus den Augen lässt.

Tanja ist eine Frau mit Style und Speed – SHE is a RIDER.

Was würdest Du Dir selbst raten, wenn Du heute mit dem Motorradfahren beginnen würdest?

Respekt ist gut – Angst ist ein schlechter Begleiter.

Drei Tipps aus Deiner persönlichen Erfahrung?

  • Fahre so viele Kilometer im Jahr, wie es geht (auch zum Einkaufen, Freunde besuchen, Biergarten usw.)
  • Fahrtrainings sind nicht nur für Einsteiger sondern für alle
  • Ordentliche Schutzkleidung. Immer!

Warum sollte Frau Motorradfahren?

Warum nicht? Heute muss keine Frau mehr Angst haben, nicht das passende Motorrad oder Equipment zu finden. Die Industrie hat sich angepasst und das Angebot da draußen ist inzwischen riesig. Ich finde, es sollte ganz normal sein, dass wir Frauen auch Motorrad fahren.
Es gibt heute auch genug Frauen wie Heather Ellis oder Lois Pryce, die mit dem Motorrad um die Welt fahren, völlig alleine. Man ist nie zu alt, sich auch als Frau für das Motorradfahren zu entscheiden. Grenzen macht man sich selber, meistens im eigenen Kopf.

Geht raus, startet den Motor, setzt euch drauf und fahrt einfach los.

1 Comment

  1. Hallo, spannende Story! Wo kann man lernen, im Falle einer drohenden Kollision vom Motorrad abzuspringen?
    By the way, ich finde nicht, daß es das passende Motorrad für eine Frau einfach zu finden ist. Ich habe mit 163cm ziemlich Durchschnittsgröße für Frauen und kann nur Motorräder fahren, die (kostenpflichtig) tiefergelegt sind.

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