Tonia – Ich wollte es der Welt einfach mal zeigen

Tonia ist smallgirl on tall bike und zeigt es vom Sattel Ihrer GS der ganzen Welt
Tonia ist smallgirl on tall bike und zeigt es vom Sattel Ihrer GS der ganzen Welt

Hallo, wie heißt Du bitte? Tonia
Und wie alt bist Du? Ich bin 34 Jahre alt.
Was ist dein Job? Redakteurin
Seit wann fährst du Motorrad? Ich habe 2021 mit B196 den Führerschein „light“ gemacht, hier darf man nur 125er fahren. Zwei Jahre später war dann aber einfach der offene Schein fällig … und eine GS.

Wie und warum bist Du zum Motorradfahren gekommen?

Ich glaube, mit 30 habe ich so eine Art Midlifecrisis gehabt 😀 Es gab die erste Steuererklärung, von der Rückzahlung das erste Tattoo und ich habe mich fürs Motorradfahren interessiert. Meine Eltern sind in ihren 30ern auch Motorrad gefahren – meine Mama hat es jedoch schnell aufgegeben, weil sie etwas Angst auf den großen Maschinen hatte. Ich selbst bin auch eine kleine, zierliche Frau – und irgendwie wollte ich etwas machen, was man mir so gar nicht zutraut. Wollte es der Welt einfach mal zeigen – und auch mir selbst. Und das weiterführen, was meine Mama damals aufgegeben hatte. Im Übrigen habe ich sie auch schon mal als Sozia mitgenommen.

Tonias Mama fuhr auch Motorrad
Mama ist mit Schuld, dass Tonia jetzt Motorrad fährt. Danke Mama!

Welches Motorrad fährst Du? Und wie groß bist Du bitte?

Ich fahre seit einem Jahr eine BMW 1200 GS und ich bin 1,65m groß. Ich finde die 1200er GS vom Design her einfach klasse, es hat etwas starkes, majestätisches. Das hat mich schon gereizt. Zuvor hatte ich eine Yamaha 700 Tracer, aber die GS hat mich schon von Anfang an begeistert – es war immer mein Traum. Zugetraut habe ich es mir aber lange nicht. Bis ich an Silvester 2023 ganz spontan eine Probefahrt hatte, da hat es im Kopf Klick gemacht. Ich sage immer, die GS ist meine große Klappe – und ich liebe diese Maschine einfach sehr. Ihr Spitzname ist übrigens Brunhilde!

Tonias GS Brundhilde
Brundhilde, vollgepackt, abfahrbereit! 🙂

Sie ist meiner Meinung nach eine der besten Reiseenduros, kraftvoll und zuverlässig. Gewählt habe ich die GS anfangs als optimale Reisemaschine, mittlerweile fahre ich aber auch super gerne Offroad und probiere mich da aus. Die Maschine wiegt vollgetankt knapp 240 Kilo, aber wenn sie mal umkippt, habe ich sie bislang jedes mal alleine aufheben können. Für mich ist meine Größe absolut kein Hindernis, eine Reiseenduro zu fahren. Manchmal könnte ich längere Beine gebrauchen, aber für gewöhnlich braucht es einfach nur die richtige Technik und ein gesundes Selbstvertrauen.

Du hast einen Spitznamen oder einen Insta-Namen?

Ich zeige auf meinem Instagram-Kanal smallgirl_tallbike meinen Bikerinnen-Alltag und meine Reisen. Der Name ist Programm 😉 Mein Motto hier ist “Prise Mut, Prise Schiss, große Portion Des wird scho!”. Ich möchte hier zeigen, dass auch kleine Personen (insbesondere Frauen) große Bikes fahren können. Es ist einfach super wichtig, das sichtbar zu machen.

Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?

Wo ich anfangs noch auf einer Honda CBR sportlich unterwegs war, sind es heute die großen und kleinen Motorradreisen geworden, die mir sehr viel Freude machen. Lange Strecken fahren, auch mal etwas länger Pause machen und den Moment genießen. Es gibt mir aber auch persönlich sehr viel: Denn nicht nur der Hubraum meiner Bikes ist größer geworden, sondern auch mein Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Sich als kleine Frau in der (noch sehr) von Männern dominierten Motorradwelt zu behaupten – und dann noch mit einer schweren GS – ist nicht immer einfach. Aber es bestärkt mich, weiter zu machen. Motorradfahren ist für mich in gewisser Weise auch Persönlichkeitsentwicklung, Stärke zeigen, zu sich selbst finden.

Offroadspaß mit Tonia und GS
Tonia mit Spaß und GS. Zwei Damen im Wald …

Was bewunderst Du an anderen Motorradfahrerinnen?

Ich bewundere, mit welcher Selbstsicherheit manche Bikerinnen fahren – mein größtes Idol ist dabei Jocelin Snow aus den USA. Wenn’s bei mir mal nicht so richtig klappt, denke ich mir immer „Jocelin hat’s auch geschafft!“  

Was war Deine größte Herausforderung bisher?

Ich war 2023 zum ersten Mal auf langer Tour, zehn Tage durch Norwegen. Da hatte ich meine GS erst wenige Wochen, zudem war die Maschine vollgepackt und noch schwerer als sonst! Ich hatte leider noch viel zu wenig Vertrauen in meine Fähigkeiten, was mich doch sehr eingeschränkt hat. Ich konnte es nicht in vollen Zügen genießen. Da gab es noch viele Momente, wo ich kapituliert habe, ohne es versucht zu haben. Es hat mich aber auch bestärkt, die Reise dieses Jahr wieder zu wagen und daran zu wachsen.

Mit der BMW GS 1200 durch die Kurve
Kurven räubern mit der einzigen BMW GS, die auf den Namen Brunhilde hört.

Gab es schon Mal eine brenzlige Situation?

Ich würde sagen, die leider gängigen, brenzligen Situationen auf der Straße habe ich wie so viele schon erlebt. Dass jemand die Vorfahrt nimmt oder stark abbremst. Ich versuche einfach, vorausschauend und aufmerksam zu fahren. Brenzlig wird es ab und zu in Kurven, da bin ich einfach nicht so geübt und muss mich wirklich zügeln und trainiere es wo es geht.

Was war Dein schönstes Erlebnis?

Das schönste Erlebnis war eigentlich die Probefahrt mit der 1250er GS in Bispingen. Nicht per se wegen der Maschine, sondern weil es mir in dem Moment persönlich unfassbar viel gegeben hat. Ich hatte bis dato absolut nicht daran geglaubt, dass ich eine solch große Maschine überhaupt fahren könnte. Auf den ersten Metern kamen mir sogar die Tränen, weil ich mich so sehr über meinen Mut und mein Vertrauen in mich selbst gefreut habe. Auch heute noch hab ich bisschen Pipi in den Augen, wenn ich dran denke 😉

Wo oder welche Strecke würdest Du gern einmal fahren?

Ich würde sehr gerne mal in Japan fahren. Ich war schon sehr oft dort, aber ich würde das Land sehr gerne mal mit dem Bike und als Motorradfahrerin entdecken. Außerdem will ich super gerne mehr Offroad fahren, zum Beispiel den TET in Skandinavien oder in der Balkan Region.

Sunset und GS
Was gibt es schöneres als einen Sonnenuntergang? Einen Sonnenuntergang auf deinem Motorrad.

Was würdest Du Dir selbst raten, wenn Du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?

  • Sei mutig und geduldig!
  • Lass dich nicht verunsichern – weder von dir selbst, noch von anderen.
  • Trainiere deine Schwachstellen!

Warum sollte Frau Motorradfahren?

Na warum nicht 😉

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Lasst euch auch mal aus der Komfortzone locken, aber vergesst nie eure Grenzen. 😉

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