Den Can-Am Ryker hatten wir ja schon im Frühjahr kurz angetestet. Jetzt waren wir im Sommer 2022 mehrere Wochen mit dem Can-Am Ryker Sport 900, unserem Batmobil, in Berlin und Brandenburg unterwegs und hatten viel Fahrspaß.
Wie Sabines erste Begegnung mit dem Dreirad verlief, kannst Du hier nachlesen.
Der erste Gedanke zum Ryker
Da stehst Du so vorm Ryker und denkst bei Dir: Wozu soll das dritte Rad da gut sein? Ich bin noch nicht „so alt“ und komme gut mit meinem Bike auf zwei Rädern zurecht!“ Aber ich bin ja von Berufswegen neugierig und probiere gern viele neue Bikes aus.
Was das Gefährt sofort sympathisch macht, Fußrasten und Lenker sind stufenlos verstellbar. Da findet sich für jede Körpergröße schnell die bequeme Sitzposition. Und das ganz ohne Werkzeug, das gibt Komfortpunkte.
Keyless Ride ist nicht ganz Keyless
Bei der Einweisung reicht mir Herr Ryker so einen „Nubsi“ entgegen. Der muss an der linken Seite, in Kniehöhe, auf das Gegenstück am Fahrzeug gesteckt werden, erst dann kann es losgehen. Und wenn man das gute Stück abstellt, sollte man an „das Ding“ denken und einstecken. Unfreundliche Zeitgenossen könnten Den sonst einfach abziehen und dann stehst Du da und wirst zwangsläufig zum Fußgänger degradiert.
Can-Am Ryker Sport 900 – Das Spaßmobil starten
Um den Ryker zum Leben zu erwecken, gehst Du sehr amerikanisch und sehr sicher vor. Hauptschalter an, Zündung und dann … erstmal den Gasgriff nach vorn drehen, um dem Bordcomputer zu bestätigen, dass Du die Sicherheitshinweise gelesen hast. Das machst Du vor jeder Fahrt! Den Fuß aufs Bremspedal, wie von der Vollautomatik beim Auto gewohnt, aber dann springt der Motor auch willig und auf Knopfdruck an. Unser Motorradtest kann starten – Diesmal auf drei Rädern 🙂
Der Ryker räuspert sich nicht, er röhrt
Der Rotax 900 ACE Dreizylinder Reihenmotor liefert 82 PS und die wollen sofort los. Denn Obacht: Der Ryker hat keinen Leerlauf. Also einfach mal so den Motor aufheulen lassen, um die Nachbarn zu beeindrucken, ist nicht drin! Also, ganz Piano losfahren. Denn wenn sich das Vollautomatik-Getriebe mit der Kardanwelle trifft, gibt es beim Gas geben ein hässliches „Klack“. Ist aber normal, sagte Herr Can Am. Nach ein paar Fahrten hat man sich dran gewöhnt und den Sweetspot gefunden, wie man sanft aber mit Durchzug Gas gibt.
Naked Bike Feeling auf drei Rädern
Und jetzt wird meine Neugier belohnt. Der Ryker hat von unten raus einen kernigen Sound und eine geile Beschleunigung. Du sitzt bequem in Chopper-Sitzhaltung auf dem Spaßmobil und fährst in Augenhöhe an den Autofahrern vorbei. Ein ganz neues Gefühl für mich. Also geduldig aus Berlin herauszirkeln und dann mal laufen lassen.
Der Rotax röhrt willig und der Ryker springt nach vorn. Dank Vollautomatik musst Du auch nicht schalten. Der linke Fuß hat hier eh fast nichts zu tun. Also einfach Gas geben und festhalten. Du sitzt zwar tief im Gefährt aber sehr aufrecht. Das wird ab 100 kmh für Arme und Oberkörper dann doch anstrengend. Der Fahrtwind ballert auf Brust und Helm und Du willst dann freiwillig wieder langsamer fahren. Trotzdem haben wir den Ryker auf der Autobahn mit 150 kmh bewegt, war aber kein Spaß.
Kurven fahren ist eine ganz neue Erfahrung
Du brauchst Dich gar nicht erst in die Kurve legen, dass Ding bewegt sich nicht. Wir Motorradfahrer waren da im ersten Moment zumindest „irritiert“. Der Ryker hat einen Lenker, also nutze ihn! Team Autofahrer fand das aber absolut normal und kam in der Situation schneller mit dem Ryker zurecht.
Um entspannter um die Kurve zu kommen “krallst” Du Dich mit dem inneren Knie in den Tank, um Dich so der Querbeschleunigung etwas entgegenzustemmen. Bei der wahrgenommenen Querbeschleunigung schaust Du bei schnelleren und engeren Kurven immer sorgenvoll aufs kurveninnere Vorderrad. Du hast immer das Gefühl, das Rad hebt gleich ab. Aber die Technik im Can-Am Ryker Sport 900 ist in dem Moment Dein Freund und würde die Antriebskraft entsprechend so abregeln, dass alle drei Räder auf der Straße bleiben.
Handling
Für Team Motorradfahrer war der Rückwärtsgang ein grandioses Feature. Hier kommt der linke Fuß zum Einsatz. Die Schaltung kennt nur zwei Stellungen: Vorwärts und Rückwärts. Also hakst Du den Spann ein und ziehst den Hebel nach hinten. Ich persönlich hatte immer das Gefühl, ich kugel mir gleich das Hüftgelenk aus und habe die Hand zur Hilfe genommen. Sah nicht so ladylike aus, funktionierte aber bestens.
Der eingelegte Rückwärtsgang wird mit einem lauten Piepen quittiert. So weiß wirklich jeder in der Umgebung, dass es jetzt rückwärts geht. Das enge Hereinzirkeln in Einfahrten oder Parklücken ist kinderleicht und einparken hat nie mehr Spaß gemacht.
Überhaupt ist das exakte Handling des Rykers mit dem breiten Lenker und dem möglichen Maximaleinschlag grandios. Und für uns Motorradfahrer, Du kannst nicht umfallen! Gerade in der Großstadt Berlin ist das absolut entspannend.
Bremsen
Wie bereits erwähnt, hast Du hier nur die Fußbremse und wie für alle Fahrerlager gewohnt, auf der rechten Seite. Die Motorradfahrer unter uns, die gern die Vorderradbremse nutzen, haben sich alle mehrfach erschreckt. Rechts ist kein Bremshebel und Du greifst ins Leere. Das war gewöhnungsbedürftig.
Die Verzögerung ist gut. Die Bremsen greifen beherzt zu und durch das Zusammenspiel von Buckeltank, breitem Lenker und den Fußrasten kannst Du Dich gut am Ryker abstützen. Das gibt Sicherheit.
Der Ryker ist der Hingucker
Egal ob beim Tankstop, bei der Pause am Café oder einfach beim Halten an der Ampel, der CanAm Ryker zieht die Blicke auf sich und Du wirst angeschaut, angesprochen und auch fotografiert. Einfach so.
Fazit – Der Ryker polarisiert
Wer aus dem Lager Autofahrer kommt und sich nicht sicher ist, ob einem Motorradfahren Spaß macht, kann mit dem Ryker einfach mal das Gefühl des freien Fahrens ausprobieren. Autoführerschein genügt. Was viel Stress und Bedenken eliminiert und ein großes Sicherheitsplus ist: Du kannst nicht umfallen!
Wenn Dein Partner Biker ist, könnt ihr so einfach mal zusammen unterwegs sein, das Feeling der Landstraße genießen und abends gemeinsam Benzingespräche führen. Hier wird der Ryker schnell zur Einstiegsdroge.
Das Lager Motorradfahrer ist gespalten. Hier gehen die Meinungen von „Das dritte Rad braucht kein Mensch“ über „Die Nachteile des Autos kombiniert mit den Nachteilen des Motorrads“ bis hin zu „Was für ein geiles Spaßmobil!“.
Also am besten selbst eine Meinung bilden und den Ryker ausprobieren. Für mich ist das „Batmobil“ eine absolute Alternative zum Motorradfahren mit viel Fahrspaß auf drei Rädern.
Disclaimer: Mit freundlicher Unterstützung von BRP Deutschland GmbH
Ich habe die Ryker 900 zwei Jahre lange gefahren – insgesamt doch imposante 13000km
Andalusien, Kärnten, Bayern, Schwarzwald und Eifel
Ich habe sie geliebt, fühlte mich völlig sicher, zumal mir das Motorrad so wie auch das Fahrrad suspekt und viel zu wackelig waren auf den zwei Rädern.
Doch jetzt will ich mehr!
Um mich an das freie Fahren zu gewöhnen und im Verkehr zurecht zu kommen war die Ryker perfekt für mich.
Sie war mein Gefährt, um mich aufs Motorrad fahren vorzubereiten.
Jetzt bin ich am Führerschein zur A-Klasse – jetzt bin ich bereit!
Danke für Dein Feedback. Beeindruckend, wieviele km Du mit der Ryker gefahren bist! Dann ganz viel Spaß auf 2 Rädern.
Schön, dass Du Dich Dank Ryker an das freie Fahren gewöhnen konntest und viel Spaß dabei hattest!