Hallo, ich bin Katharina und von allen auch die Katta genannt. Ich bin 53 Jahre alt und arbeite als Marketingreferentin. Nebenberuflich gebe ich Kurventrainings bei Teambiker. Ich habe das spezielle Händchen für ängstliche Fahrerinnen, Verunfallte und besonders vorsichtige Fahrerinnen.
Und wie lange fährst Du schon Motorrad?
Ich fahre seit 1994 Motorrad, also bald 30 Jahre. Als ich den Führerschein gemacht hatte, war ich fast überall die einzige selbstfahrende Frau, aber das hat mich nicht abgeschreckt – eher angespornt. Ich hatte immer einen lockeren Spruch auf den Lippen das hat den meisten den Wind aus den Segeln genommen und von da an war ich die coole Kumpel-Frau mit der man sogar Motorrad fahren kann.
Wie und warum bist Du zum Motorradfahren gekommen?
Die Faszination 2-Rad wurde mir durch meinen Opa in die Wiege gelegt – er ist immer Motorrad gefahren und hat in den 60er Jahren ganz Europa auf 2 Rädern bereist. Leider hatten meine Eltern den Motorradführerschein immer boykottiert. Als ich dann endlich ausgezogen und verheiratet war, das erste Kind hatte ich auch schon, lieh sich mein damaliger Ehemann ein Motorrad, ich bin als Sozia mitgefahren und hab sofort gewusst – das kann ich besser. So machte ich meinen Motorradführerschein.
Welches Motorrad fährst Du und wie groß bist Du bitte?
Ich fahre seit 3 Jahren eine Kawasaki Ninja 1000 SX Bj. 2020. Der Weg dahin war bunt. Ich bin mit 1,69 m nicht sonderlich groß und jede Frau kennt das Problem – welche Maschine passt zu mir. Anfangs bin ich Yamaha Virago 535 s gefahren – Chopper – mit kurzen Beinen eine gute Wahl, aber wenn man einen anderen Stil fahren möchte wird es eng …
Erstmal habe ich dann 11 Jahre Pause gemacht und meine dann insgesamt 3 Kinder großgezogen. Die Sehnsucht Motorrad fahren hat mich in dieser Zeit niemals losgelassen aber die Vernunft hat gesiegt. Eingestiegen bin ich dann aus Kostengründen mit einer KLE – Enduro – die hab ich 3x im Stand umgeschmissen weil meine Beine zu kurz sind. Ich hab es dann noch mit einer Bandit probiert und dann wieder Chopper – ne Trude. Dann reichte es mir – ich hab mir dann ein typisches Frauenmotorrad gekauft – Suzuki SV 650. 4 Jahre war sie meins und ich war erstmal glücklich.
Motorradwahl mit Popometer
Später wurde sie durch eine Suzuki SV 650 Gladius ersetzt. Diese fuhr ich auch wieder 4 Jahre. Ich wollte aber mehr Hubraum und mehr PS. Gesundheitsbedingt bin ich dann auf die Honda Africa Twin mit DCT Getriebe umgestiegen um nicht mehr schalten zu müssen. Das wurde mir zu langweilig. Ich wurde zu dieser Zeit auch Instruktorin und brauchte etwas sportlicheres – ich begab mich direkt auf die Suche nach einem Sporttourer. Die Auswahl ist in diesem Segment nicht groß. Bei meiner Ninja war es so, dass ich bei der Probefahrt noch nicht mal vom Hof gefahren war und bereits wusste, dass ist sie – Das ist mein Motorrad! Ich kann jeder Frau nur raten, lasst das Popometer entscheiden – nur Euer Popo weiß welches Motorrad zu euch passt. Lasst euch nicht von anderen sagen was ihr fahren sollt.
Die kurzen Beine sind natürlich hinderlich, jedoch kann man die Ninja 1000 SX auch tiefer legen. Mit einer Sitzhöhe von 83,5 cm gehört sie nicht zu den kleinen Motorrädern. Ich habe auf die Tieferlegung verzichtet und arbeite mit Physik und Technik im Umgang mit meinem Motorrad. Dies kann man super in einem Handlingskurs lernen und üben. Mit einem Tieferlegungssatz kann man die Ninja 30 mm runter ziehen. Eine niedrige Sitzbank gibt es auch noch mit bis zu 28 mm Einsparung und schon ist die Ninja 5,8 cm niedriger.
Du hast einen Spitznamen oder einen Insta-Namen?
Mein Spitzname ist „die Katta“ – das „die“ ist ganz wichtig ☺
Ich habe 2010 einen Frauen-Motorrad-Stammtisch die Kurvenbienen gegründet.
In unserer Anfangszeit als wir Ausfahrten, Unternehmungen etc. geplant haben wurde immer gefragt: „wer organisiert das?“ und als Antwort kam immer einstimmig „DIE KATTA“ – so ist mein Spitzname bei den Kurvenbienen entstanden und ich trage ihn stolz. Mein Name bei Instagram ist kurvenbiene_katta
Was bedeutet Dir Motorradfahren heute?
Motorradfahren ist für mich ein Lebensgefühl, Freiheit, aber auch das beherrschen vom technischen Gerät. Ich fahre leidenschaftlich gerne Motorrad und es ist für mich nicht nur ein Hobby sondern Therapie, positive Energie, Kopf frei blasen und durch meinen Nebenjob als Instruktorin auch das Schönste überhaupt anderen beizubringen wie sie es besser machen und ggf. ihre Angst verlieren können.
Was bewunderst Du an anderen Motorradfahrerinnen?
Das ist eine schwierige Frage für jemanden der das richtige Kurvenfahren unterrichtet ☺ ich bewundere Fahrerinnen die Respekt aber keine Angst vor Geschwindigkeit haben. Ich habe heute noch immer oft das Gefühl, ich fahre zu langsam, kann nicht mit anderen auf der Rennstrecke mithalten. Dies ist vielleicht eine subjektive Wahrnehmung, da mir in meiner Laufbahn immer wieder, vor allem durch Männer, das Gefühl gegeben wurde, ich kann das nicht richtig und bin zu langsam. Dies sitzt so tief, dass ich es nicht los werde. Ich bewundere Fahrerinnen welche einen Unfall hatten, oder Angst haben und es trotzdem probieren und dieses Lachen in ihren Gesichtern wenn der Knoten geplatzt ist.
Ich bewundere kleine Frauen die auf ständigen Gegenwind stoßen wenn sie Motorrad fahren wollen – sie finden keine Maschinen, sie finden keine Schutzkleidung, die Hebel sind zu weit weg und vieles mehr – aber sie geben nicht auf denn sie wollen einfach Motorrad fahren – hier einen kurzen Gruß an die Frauen-Motorradgruppe „die Kurzen“ – ihr seid der Wahnsinn ☺
Ich bewundere alle Motorradfahrer – wir sind einfach die geilsten…. das lasse ich mal so stehen.
Was war Deine größte Herausforderung bisher und wie hast Du sie gemeistert?
Ich hatte 2 Herausforderungen in meinen Motorrad-Leben. Das eine war die Gründung der Kurvenbienen. Ich wurde von vielen belächelt und mir wurde das Scheitern prognostiziert, denn es gäbe die Zielgruppe ja gar nicht und mehr als 5 Frauen auf einem Haufen kann man eh nicht handeln – ich habe es einfach gemacht und liebe es bis heute. Wir sind um die 30 selbstfahrende Frauen – wenn wir eine Ausfahrt machen – vorne meine Roadqueen die Anke – dahinter 7, 10 oder 15 Frauen und als Schlusslicht fahre ich, dann bin ich immer ganz gerührt, weil ohne mich würden diese tollen Mädels jetzt hier nicht zusammen fahren.
Dies hat indirekt auch meine 2 Herausforderung geprägt und beeinflusst – meine größte Herausforderung…. her zu gehen und zu sagen ich fahre gut Motorrad, ich kenne die perfekte Linie und die beste Technik diese zu fahren – ich kann das auch noch gut rüber bringen – ich lerne das jetzt anderen Motorradfahrern. Ohne Silke von Teambiker und meinen tollen (den besten) Teamkollegen hätte ich vielleicht aufgegeben. Meine ersten Versuche auf der Rennstrecke – ich dachte nur „was tust du hier….???“ Ich fuhr wie ein Anfänger und dabei war der Anspruch an mich selber so groß. Dies endete auch schon mal in Tränen auf der Toilette.
Wie habe ich es gemeistert? Einfach gemacht! An mich geglaubt und nicht aufgegeben!
Es hat mein gesamtes Motorradleben beeinflusst – ich sehe „Fehler“ eher, ich kläre auf und werde ernst genommen – die Reaktionen meiner Teilnehmer sind einfach der Wahnsinn – wenn ich nach einem Trainingstag umarmt werde und höre – ich hab so viel gelernt und nehme so viel mit, ich komme wieder, Danke Katta – dann hab ich alles richtig gemacht.
Gab es schon mal eine brenzlige Situation?
Klar gab es brenzlige Situationen. Ich hatte bis jetzt einige Umfaller und insgesamt 3 Stürze. Ich habe mich bei keinem ernsthaft verletzt. Ich reagiere sehr vorausschauend und kenne meine Grenzen. Somit manövriere ich mich selber selten in gefährliche Situationen.
Ich kann mich erinnern, dass ein befreundeter Motorradfahrer eine Gruppe geleitet hat, ich bin als 3. gefahren. Er fuhr auf eine Kreuzung mit „Vorrang geben“-Beschilderung zu und bremste nicht – er schaute immer wieder auf das Navi … Er fuhr ungebremst über die Kreuzung – das ging so schnell, ich hab so geschrien unter dem Helm und konnte nichts tun – nicht reagieren. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen zu hupen – er hatte Glück und niemand kam – diese Situation steckt mir heute noch in den Knochen – ich fahre bewusster mit Navi und lasse mich davon nicht ablenken.
Im Urlaub in Österreich kam mir einmal ein „überholender Autofahrer“ auf meiner Spur entgegen – es war knapp aber ich konnte ausweichen – warum? Weil ich es trainiere – ich kann jeden nur raten immer wieder ein Training zu machen um bei solchen Situationen richtig zu reagieren – wenn man es immer wieder übt, dann spult sich das richtige Handeln wie ein Film ab und man macht es einfach.
Was war Dein schönstes Erlebnis?
Oh – da weiß ich gar nicht wo ich anfangen und aufhören soll. Ich habe so viele tolle Momente mit und beim Motorradfahren erlebt. Das fängt an bei einer gut gefahrenen und gelungenen Kurve, geht weiter über gemeinsame Ausfahrten, lachen, weinen, zusammenhalten und gemeinsam für einander da sein und endet mit einem wunderschönen Urlaub in Österreich, Italien oder Kroatien. Ich hatte so viele schöne Erlebnisse – damit könnte ich Bücher füllen ☺
Wo oder welche Strecke würdest Du gern einmal fahren?
Warum reizt Dich das?
Der Großglockner in Österreich. Ich bin gebürtige Österreicherin und bin noch nie den Großglockner gefahren, Asche auf mein Haupt. Irgendwie hat es nie gepasst, aber er steht dieses Jahr ganz oben auf meinem Urlaubsprogramm.
Aber es gibt noch ganz viele Strecken die ich gerne bereisen/fahren möchte: Pyrenäen, Schweiz, Dolomiten, Portugal, Frankreich, und noch vieles mehr. Aber eines reizt mich ganz besonders – England und da Südengland/Cornwall. Dahin hatte ich schon mal eine Reise geplant und gebucht, musste diese dann aber leider absagen. Da möchte ich unbedingt mal mit dem Motorrad hin und an der Küste entlang auf den Spuren des legendären Doc Martin fahren.
Was würdest Du Dir selbst raten, wenn Du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
- Glaub an dich selber, höre auf dein Bauchgefühl und mach was dir Spaß macht.
- Fahre deinen Stiefel und bring dich nicht in Gefahr um mit anderen mitzuhalten.
- Finde dein Motorrad selber – Ratschläge sind gut aber am Ende des Tages musst du drauf sitzen.
- Nimm dir blöde Sprüche nicht zu Herzen sondern hab immer eine klare Ansage als Antwort parat.
- Und bitte, bitte, bitte – gib niemals auf – ruf mich vorher an ☺
Warum sollte Frau Motorradfahren?
Warum nicht? Verstehe die Frage nicht…..
Ist da noch etwas, was Du unseren Leserinnen gern mitteilen möchtest?
Frauen sind schon ziemlich geil, aber Motorrad fahrende Frauen sind die Geilsten. Bitte Mädels bleibt euch treu und lebt euren Traum. Es gibt nichts schöneres als mit dem Motorrad und Gleichgesinnten
eine absolut tolle Zeit zu verbringen – ok Sex vielleicht, aber der muss schon richtig gut sein ☺ Trainiert und übt damit ihr allen Situationen gewachsen seid und genießt jeden Moment auf und mit eurem Bike.
Die Katta – Kurvenbiene und Instruktorin aus Leidenschaft
Danke für den tollen Artikel ☺️
Ich freue mich schon als Tourenguide bei die Leserinnen-Reise im Juni in den Harz dabei sein zu können ️ liebe Grüße die Katta
Und hier geht es zur SHE is a RIDER Motorradtour, geführt von “Die Katta”
https://motoguides.de/detailAFI.asp?bid=135&terminid=136&paid=24
Hi die Katta, jedes Wort in deinem Artikel ist war und große Teile sind Deckungsgleich mit meinem Motorradleben. Bei mir war es der motorradbegeisterte Papa, aber auch meine Eltern waren gegen den Motorradführerschein. Aber mein Traum blieb und ich habe nach Kind und Karriere mit 52 den Schein gemacht. Auch nach einer Sozia-Fahrt die ich mit den Worten beendete :“Das kann ich selber“. 4 Wochen Später hatte ich den FS und meine Maschine stand vor der Tür. Ich habe mich dann für die Tourguide-Ausbildung entschieden und zeige gerade Frischlingen, dass unser Hobby auch als Anfängerin Spaß machen kann. Du bist 169cm – ich bringe nur 160cm auf meine Honda 1000 CBF und gehöre zu den Admins der „Kurzen Bikerinnen“. Und wir sind VIELE, inzwischen 1650 KURZE die ihre Tipps und Tricks austauschen und Mut geben.
Hallo Elke – das finde ich absolut Klasse es sollte mehr Frauen wie uns geben – ich wünsche dir viel Erfolg und ganz viel Spaß weiterhin vielleicht fahren wir uns mal über den Weg ️ bis dahin schön oben bleiben liebe Grüße die Katta
Ich freue mich schon darauf ️
Schöner Artikel.
Eigentlich finde ich es etwas traurig, dass es soweit gekommen ist, dass sich Frauen zusammenschliessen mussten und müssen, nur weil einige Kerle sich einfach verstehen, dass es ansich völlig egal ist wie (schnell) man fährt, solange man Spass hat. Und weil diese „Experten“ sich unbedingt über andere erheben, haben Freuen keine Lust mehr sich mit solchen Leuten abzugeben. Leider spielen dann ihre Gefühle ihnen dann einen Streich und sie denken, alle würden so denken.
Nein, liebe Frauen, nicht alle. Ich zum Beispiel fahre gern mit Frauen, weil die, im Gegensatz zu vielen Männern, meist niemandem etwas beweisen müssen. Ausser manchmal anderen Frauen gegenüber (auch schon erlebt).
Ich hoffe, wir überwinden irgendwann mal diese Unterschiede auch hier…
Toller Artikel … lustig … aber! Eine wirklich gute Trainerin wirst Du erst, wenn Du Dein ‘Geschwindigkeits’-Trauma abgelegt hast. Wenn Dir scheißegal ist, ob andere(!!!) Dich für schnell oder langsam halten. Warum Du dann erst eine gute Trainerin wirst? Wer sich von anderen reinreden lässt, wie hoch das Risiko ist, das man einzugehen hat, ist nicht seklbstbestimmt! Wie willst Du denn Selbstbestimmtheit – eine der wichtigsten Kompetenzen bei Risiko-Sportarten – vermitteln, wenn Du die selber nicht hast!?!
Wieso ist Dir Geschwindigkeit überhaupt wichtig? Wenn Du Motorradfährst, nur weil es schnell ist, fahr Rennen und maße Dir nicht an ausbilden zu können. Du trägst als Trainerin eine verdammte Verantwortung, die weit über das Kursende hinaus geht.
Ich fahre seit 2007 Motorrad. Meine ersten Kurse habe ich bei Antje und Gesine bekommen. DIE ZWEI(!) sind selbstbestimmt. Um deren Können – auch – als Trainerinen zu erreichen, brauchst Du noch viel ‘Übung’. Wahrscheinlich wirst Du nie an sie heranreichen.
Mein Tipp (als Coach): Finde Deine(!!!) Grenzen und setze Dir nicht die Grenze anderer.
Es ist Dein Leben, es werden ggf. Deine Knochenbrüche sein. Und nicht die von anderen.
Bestimme also Dein Leben selber! Und vor allem vermittle diese Selbstbestimmtheit an Deine Klientel.