Joana – Mit dem Motorrad nach Südafrika

mit dem Motorrad nach Südafrika - Tanken im Sudan
Tanken im Sudan bedeutet Reservekanister vs Tankstelle. Sprit gibt es nur selten.

Hallo, wie ist Dein Name bitte? Joana
Und wie alt bist Du? 31
Was machst Du beruflich?
Ich bin Erzieherin in einer Kinderkrippe und arbeite mit Kindern von einem bis drei Jahren. Zurzeit habe ich aber gekündigt, da ich mit dem Motorrad von Deutschland nach Südafrika unterwegs bin.
Seit wann fährst Du Motorrad?
Im Sommer 2016 habe ich meinen Führerschein gemacht und fahre seitdem fast durchgehend Motorrad.

Wie und warum bist du zum Motorrad fahren gekommen?

Ich bin durch meinen Freund zum Motorradfahren gekommen. Er fährt Motorrad-Trial, seit dem er acht Jahre alt ist und hat mich daher gut auf die praktische Prüfung vorbereiten können, die ich dann auch auf Anhieb bestanden hab. Ich habe den Führerschein gemacht, da wir anschließend zusammen nach Südamerika geflogen sind, uns zwei Maschinen in Chile gekauft haben und damit ein Jahr durch Südamerika getourt sind. Seitdem ist es für mich zur Leidenschaft geworden, ich bin fast nur noch auf dem Motorrad unterwegs und kann es mir aus meinem Leben nicht mehr wegdenken.

Mit dem Motorrad durch den Schlamm in Tansania
In Tansania kann es schon mal schlammig werden.

Welches Motorrad fährst du? Warum hast du diese Maschine gewählt?

Ich fahre zurzeit eine Honda CRF 250L. Ich habe diese Maschine gewählt, weil sie für mich die geeignetste Reise Enduro ist. Sie ist mit 150 Kilo (beladen) schön leicht und daher komme ich trotz der 86 cm Sitzhöhe sehr gut damit klar, sowohl auf der Straße als auch im Gelände. Hondas kann man außerdem fast überall auf der Welt reparieren, es gibt in fast jedem Land einen Honda-Laden und man findet leicht Ersatzteile.

Was bedeutet dir Motorradfahren heute?

Motorradfahren bedeutet für mich Freiheit. Ich setze mich auf die Maschine und fahre einfach los, um andere Länder und Kulturen zu entdecken. Auf dem Motorrad habe ich ganz Südamerika und halb Afrika erkundet, so habe ich viele neue Freundschaften geschlossen und habe ich mich zur Reiseliebhaberin entwickelt. Ein Leben ohne Motorrad fahren wird es wohl für mich nicht mehr geben.

Mit dem Motorrad über den Rommelpass in Tunesien.
Mit dem Motorrad kommt Joana fast überall hin, wie z.B. auf den Rommel-Pass in Tunesien.

Was bewunderst du an anderen Motorradfahrer:innen?

Wenn mir auf sehr langen Strecken oder Tagen mit sehr vielen Kilometern manchmal die Kraft und Ausdauer ausgeht, dann bewundere ich diese Fähigkeit bei anderen Fahrern. Besonders bewundere ich Fahrer, die viel offroad fahren können ohne dabei groß zu ermüden und die Motorradfahrer, die trotz widriger Umstände oder schlechten Pisten niemals den Mut und die Freude verlieren.

Was war deine größte Herausforderung bisher? Wie hast du sie gemeistert und hat das dein weiteres (Biker)-Leben beeinflusst?

Die größten Herausforderungen lagen für mich auf der Tour durch Südamerika. Nur vier Monate vor Aufbruch hatte ich den Motorrad Führerschein gemacht. So waren die ersten drei Monate der Tour oft sehr anstrengend für mich, da mir natürlich die Routine, die Kraft und die Ausdauer fehlten, besonders auf den vielen Schotterpisten. Außerdem sind wir kurz nach der Regenzeit durch den Amazonas in Brasilien gefahren, die Piste war ein einziges Schlammfeld und für die 400 km haben wir fünf Tage gebraucht. Es war sehr kräftezehrend und all unsere Vorräte waren am Ende verbraucht, aber wir haben es letztendlich geschafft.

Solche Erfahrungen beeinflussen natürlich sowohl das Alltagsleben als auch das Bikerleben. Man entwickelt seine Fahrkünste weiter, man wird stärker, man wird selbstbewusster, man erkennt was in einem steckt und was man alles schaffen kann. Das überträgt sich ganz automatisch auf den Alltag – man erkennt auch hier, dass man eigentlich alles schaffen kann, wenn man nur will!

Tunesien Wüste Motorradsturz im Sand.
In Tunesien kann man nach dem Sand-Sturz gleich eine Pause und ein Bild machen. Die Leser danken es dir

Gab es schon mal eine brenzlige Situation?

In Paraguay hatte ich einen gefährlichen Sturz bei ca. 70 Stundenkilometer auf Asphalt bei regennasser Fahrbahn . Ich habe es aber irgendwie geschafft, während des Sturzes auf dem Bike zu „surfen“, sodass ich mit keinem Körperteil den Asphalt berührt habe und außer ein paar verkrampften Muskeln nichts davon getragen habe. Glück gehabt!

Was war dein schönstes Erlebnis?

Mein schönstes Erlebnis war das Motorradfahren in den Anden in Südamerika. Es gab dort viele Schotter-Pisten, die sich als schmale Pfade bis auf 4.000 Meter Höhe hinauf und wieder hinunter geschlängelt haben. Das war zwar oft sehr anstrengend, aber die Ausblicke und die Landschaften waren atemberaubend schön und auf dem Motorrad hat man sich eins mit dieser Natur gefühlt.

Tankstopp in Sambia mit Motorrad
Tankstellenplausch in Sambia. Mit dem Motorrad bist du nie lange allein.

Wo oder welche Strecke würdest du gerne einmal fahren? Warum reizt dich das?

Ich würde gerne mit meinem Motorrad ins Himalaya fahren, der Pamir Highway reizt mich. Ich liebe es einfach in den Bergen unterwegs zu sein! Auch die Türkei und Georgien reizen mich sehr, was man gut mit einer Tour durch Osteuropa verbinden könnte.

Was würdest du dir selbst raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?

  • Es ist ratsam mit einer kleinen Maschine mit geringer Kubikzahl zu beginnen, denn so lernt man sein Bike und das Gefühl dafür am besten kennen. Meine erste Maschine war eine Yamaha XT 350, in Südamerika bin ich eine Honda XR 190 gefahren und jetzt fahre ich eine Honda CRF 250L. All das reicht zum Reisen allemal aus.
  • Mir hat es außerdem geholfen, offroad fahren zu üben, da man dadurch auch auf der Straße viel sicherer wird. Das kann man entweder einfach auf Feldwegen machen, oder in speziellen Enduro-Trainings, oder in meinem Fall beim Motorrad-Trial (Geschicklichkeitsfahren im Gelände mit einem Trial-Motorrad).
    Ich habe dies mit meinem Freund geübt und außerdem eine Woche einen professionellen Trial-Lehrgang besucht. Das hat mich um Welten vorwärtsgebracht und sehr viel Angst im Gelände genommen.
  • Ansonsten ist einfach die Routine wichtig. Wer nur ein paar Mal im Sommer fährt, wird keine große Fahrpraxis bekommen. Ich fahre ganzjährig mit dem Motorrad, auch im Winter (es sei denn es hat frisch geschneit). Ich fahre nicht nur zum Spaß, ich fahre mit meiner Maschine zur Arbeit, zum Einkaufen, ins Fitnessstudio usw. Das gibt Übung bei allen Wetter Lagen und man lernt z.b. auch mit nasser oder glatter Fahrbahn umzugehen.
Trial Fahren oder einfach Motorradfahren im Gelände
Joana beim Trial. Das Motorradfahren im Gelände gibt viel Gefühl und hilft auch beim Fahren auf der Straße.

Wichtig ist einfach immer dranzubleiben! Je mehr Übung man hat, desto mehr Spaß hat man, und je mehr Spaß man hat, desto mehr fährt man.

Warum sollte Frau Motorrad fahren?

Einfach weil sie es kann! Es macht riesigen Spaß, die Welt auf dem Bike zu erkunden, man ist viel dichter an den Menschen und an seiner Umwelt dran als im Auto. Man kann sehr schnell Kontakte mit anderen Bikern oder auch Reisenden knüpfen und findet schnell neue Freunde, da man als Motorradfahrerin oft auf einer Wellenlänge ist.

Frauen können genauso gut Motorrad fahren wie Männer, sie müssen es sich nur trauen. Und ich bin mir sicher, mit etwas Übung können es manche vielleicht sogar noch viel besser.

Joana Breitbart mit dem Motorrad in Afrika
Joana mit einem großen Grinsen und ein wenig afrikanischer Piste im Gesicht.

Ist da noch etwas, was du unseren Leserinnen gerne mitteilen würdest?

Ich bin zur Zeit zusammen mit meinem Partner mit dem Motorrad nach Südafrika unterwegs. Wir sind im September 2020 in Deutschland aufgebrochen und unser vorläufiges Ziel ist Südafrika. Gerade sind wir in Sambia. Trotz Corona und sonstigen Schwierigkeiten wie z.b. schweren Pisten, Stürzen oder korrupten Polizeibeamten ist es für mich eine wundervolle, einmalige Erfahrung und die Erlebnisse, die ich bisher schon hatte, möchte ich nicht mehr missen.

Turkana Region in Kenia mit dem Motorrad entdecken
Kenia und die Turkana-Region machen mit dem Motorrad gleich doppelt Spaß

Wenn euch meine Reise interessiert, dann könnt ihr gerne auf unserer Homepage auf Instagram hier oder auf Facebook vorbei schauen und euch Anregungen oder Tipps über die Reise mit einem Motorrad holen.

Wenn ich einige von euch inspirieren kann, mit dem, was ich tue, freut mich das sehr! Ich treffe nämlich nur sehr selten motorradfahrende Frauen und würde mich sehr freuen, wenn das öfter passieren würde!

2 Kommentare

  1. Die Bikerfreunde Osthessen sind stolz darauf eine so abenteuerfröhliche Bikerin in unserer Region zu haben! Ein echtes Vorbild für den Blick in Richtung FERNWEH!#bfoh (ARo)

  2. Boah, Axel, wir sind erst stolz. Die künftigen Schwiegereltern!!! Wir sind überhaupt Schuld an allem: Josh, frühkindliche Prägung. Joana kennen gelernt. Zeigt ihm wo der Reifen läuft. Also wir sind dreimal mehr stolz!!!
    Grüße Moni und Lars

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