Bremsen.Hilft.Immer* – Sabines Motorradkolumne

Gas raus, Ruhe rein. Entschleunigung und Selbstreflexion. Helfen immer.
Gas raus, Ruhe rein. Entschleunigung und Selbstreflexion helfen immer.

Puh – noch mal gut gegangen. Die Kurve war doch enger als gedacht und meine Geschwindigkeit für meine Fahrkünste doch etwas zu hoch. Überschätzung – darum geht es in meiner heutigen Motorradkolumne.

Mithalten um jeden Preis?

Es war eine meiner ersten Touren in einer Gruppe. Ich fuhr direkt hinter dem Guide und wollte mir auf keinen Fall anmerken lassen, dass ich blutige Anfängerin war. Also hatte ich mich vorab schon mal informiert, auf was es ankommt, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist.

Was ich nicht gelesen hatte war, dass sich die Gruppe immer nach dem schwächsten Mitglied richtet. Also wollte ich mir keine Blöße geben oder gar der „Bremsklotz“ sein und fuhr das Tempo des Guides mit. Bis zu dieser einen Kurve. Flott fuhr der Guide voran und ich ebenso flott hinterher. Die Kurve wurde immer enger und ich bekam Panik. In meinem Kopf hörte ich nur „Drücken, drücken…“ und ich schaffte es irgendwie die Kurve zu meistern, ohne das Bike wegzuwerfen.

Überschätzung tut selten gut

Zu Beginn der Tour war ich sicher, dass ich locker mithalten kann. Ich hatte mich getäuscht und anstatt es zuzugeben, begab ich mich in Gefahr. Es hätte auch schief gehen können.

Nicht nur beim Motorradfahren, auch im privaten und geschäftlichen Bereich kann Überschätzung gefährlich werden. Wenn Du immer wieder über Deine Grenzen gehst, dann läufst Du Gefahr Deine Gesundheit zu riskieren.

Gerade wenn Du enthusiastisch an einer Sache arbeitest, wenn Du total begeistert bist von dem was Du tust, dann fällt es oft schwer, sich die nötigen Pausen zu gönnen. Das geht sicher eine Zeit lang gut, doch dann kommen die ersten Warnhinweise, dass etwas dabei ist, schief zu laufen. Wie gerne überhörst Du die Warnzeichen, die Dir dein Körper sendet?

Mein Tipp

„Fahre nicht schneller als Dein Schutzengel fliegt.“ Der Spruch mag sich abgedroschen anhören, doch es steckt viel Wahrheit in ihm.
Für Dein Berufs- und Privatleben gilt: Achte auf Dich und Deine Bedürfnisse. Nimm Dir immer wieder mal Tempo raus und gönne Dir eine Auszeit.

Die Linke zum Gruß und bis in 14 Tagen zur nächsten Motorradkolumne
Sabine

*vor der Kurve


Sabine lebt in Prenzlauer Berg in Berlin. Zu ihrem 50. Geburtstag hat sie sich selbst den Motorradführerschein geschenkt und ist seitdem das ganze Jahr über auf zwei Rädern unterwegs. Gerne fährt sie auch mal mit ihrer Triumph Tiger 900 zu Terminen mit ihren Kunden. So kam sie auch auf die Idee, eine 14-tägliche Kolumne für SHE is a RIDER zu schreiben, in der Sabine die Erfahrungen aus ihren Coachings mit dem Motorradfahren verknüpft. Sabines Beiträge findest Du auf SHEisaRIDER.de unter Kolumne.

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2 Comments

  1. Ich war zwar nicht in einer Gruppe unterwegs, hab aber eine Kurve verdammt schlecht eingeschätzt und bei mir hat leider mein Hirn nicht gesagt “drücken, drücken”.. Als ich den Straßenrandbegrenzungsstreifen direkt an meinem Vorderrad sah war mein einziger Gedanke “Scheiße” und an das was dann passierte kann ich mich nur wenig erinnern. Als ich meine Augen geöffnet habe fand ich mich auf einem Feld wieder, 3m von mir entfernt mein Motorrad. Ich habe gelacht (über mich selbst), geflucht und geheult und das alles gleichzeitig.
    Ich hatte Glück IM Unglück, keine Leitplanke, kein Leitpfosten, kein Baum und daher “nur” Verletzungen an meinen Beinen. Hat mir zwar auch 2 OPs und 20 Tage Krankenhaus eingebracht aber keine bleibenden Schäden und das wichtigste ist: Ich bin am Leben!
    Und daraus hab ich gelernt, lieber ein bisschen langsamer, gemütlicher fahren, lieber ein bisschen mehr vor der Kurve bremsen!

    Auf den Straßen sowie im Leben.
    Danke Sabine du hast mit deinem Artikel dies genau auf den Punkt gebracht.

    DLzG & bleibt gesund!

  2. Mir gings in meiner ersten und engen Überlandkurve in der Fahrschule so, hatte die Kurve gar nicht erfasst, weil komplett uneinsehbar und war einfach meinem Fahrlehrer unbedarft hinterhergefahren. Plötzlich merkte ich “scheiße, das ist ne enge Kurve, du bist zu schnell, DRÜCKEN, DRÜCKEN”. Ging auch gut, aber ich kam direkt an der Mittellinie raus, weil von Blickführung auch noch keine Ahnung, zum Glück kein Gegenverkehr. Hinterher dann noch nen Anschiss vom Fahrlehrer bekommen, warum ich so langsam bin und ich soll gefälligst an ihm dranbleiben (er im Auto). Ich die Fahrschule gewechselt und in der neuen auch sehr früh kurvenreiche Landstraße gefahren, Fahrlehrer auf’m Bike vorneweg. Ich schön meinem (Nicht-)Können angepasste Geschwindigkeit gefahren, bei der ich mich in den unbekannten Kurven sicher fühlte und hinterher auch nen Anschiss kassiert vom Fahrlehrer, er wüsste schon, was ich schaffen würde und würde nur diese Geschwindigkeit fahren. Dann hat er aber von mir mal die Meinung gegeigt bekommen. Hat nen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen :-). Mittlerweile (immer noch in der Fahrschule, Prüfung übernächste Woche) trau ich mich auch in unterschätzten Kurven in Schräglage zu bremsen, gar kein Problem, wenn mans mit Gefühl macht.

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