Wunderschön, so wunderschön! Und so vielseitig! Schnell, bequem, praktisch, geländegängig, sportlich oder gemütlich… Motorräder lassen sich auf die unterschiedlichste Art mit Attributen belegen und bei jedem schlägt das Herz für ein anderes. Für den einen geht nichts über Chopper, der andere liebt Allrounder wie die GS, für den nächsten kann es nicht gebückt genug sein. Die schlimmste aller Fragen jedoch stellt sich für den Fahrer: Welches Motorrad soll es sein?
Es beginnt bereits mit der Fahrschule …
… oder Moment! Auch schon lange davor. Dann ist die Reihenfolge:
- ich möchte jenes Motorrad fahren,
- ich mache den Führerschein,
- ich erfülle mir meinen Traum.
So steht man also schon früh vor der Wahl des richtigen Hobels und muss sich mit der
schweren Entscheidung befassen, auf welches Motorrad man sich festlegen wird. Denn die
Entscheidung ist dann erstmal fest – ob für eine Saison oder ein Leben lang, ist Einstellungssache.
Es soll Leute geben, die tauschen ihre Mopeds wie ihre Unterhose. Mein Vater gehört dazu.
So kommt er in den Genuss der größtmöglichen Mopedvielfalt – ich jedoch frage ihn bei
jedem Treffen wieder, was er wohl dieses Mal für ein Motorrad fährt. Ich war oft schon
verblüfft über seine Wahl und habe mit den Jahren aufgehört zu zählen. Aber auf zwei
Rädern war er immer unterwegs; eine Zeit “ohne” gab es nicht.
Was tun also, wenn man mehr als einen Wunsch hat?
Mehr als nur einen Anlass zu fahren? Über den Rundkurs sausen, eine Woche verreisen, ab ins Gelände, sonntags gemütlich zur Eisdiele … die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht, auch wenn manch ein Crossover-Fahrer das so sehen mag.
Und so gibt der Markt für jede Nische das passende Zweirad her. Lassen der Platz und das
Portemonnaie es zu, kann man sich sogar mehr als ein Gefährt auf zwei Rädern gönnen.
Die wollen aber alle gefahren, versichert und vor allem gewartet und durch den TÜV
gebracht werden! Ergo bleibt dann oft nur die letzte schwere Entscheidung: die eine
verkaufen oder behalten?
Jedes Motorrad, das man ein paar Kilometer gefahren ist, belegt ab sofort ein bestimmtes
Gefühl im Körper und im Gedächtnis. Wir erinnern uns an tolle Erlebnisse, krasse Fahrten
und so manche Überraschung. Da fällt die Trennung schwer, auch wenn die Zeit für etwas
Neues noch so reif ist.
Andersrum gibt es auch die richtigen Hasslieben, bei denen man froh ist, die Kiste endlich
los zu sein. Manchmal merkt man erst auf dem neuen Motorrad, wie sehr man sich über
Jahre auf dem alten Ding abgequält hat. Das geschieht auch oft, wenn jemand anderes die
Wahl des Motorrads getroffen oder mit seinem fachmännischen Rat die Entscheidung
maßgeblich beeinflusst hat.
Es hat alles seine Zeit
Der Instinkt für das Motorrad, das genau in diesem Moment zu mir, zu meinem Fahrstil und
meinem Lebenswandel passt, entwickelt sich zunehmend mit den gefahrenen Kilometern.
Was man mag, braucht, hasst und liebt weiß jede Motorradfahrerin bald ganz genau – und hat ihr
Traummotorrad gefunden, das sie frei über die Straßen trägt.
Aber andere Mütter haben nun mal auch schöne Söhne! Und so lebt die verlockende
Versuchung, doch mal ein anderes Motorrad zu fahren, immer wieder auf und hält uns wach und
lebendig für Neues.
Einfach mal machen – könnte ja gut werden.
Bis in 2 Wochen zu meiner nächsten Motorradkolumne.
Eure Claudia
In der zweiwöchentlichen Motorrad-Kolumne “Perspektivwechsel” von Motorradcoachin Claudia dreht sich alles um unser geliebtes Zweirad und die Menschen, die es fahren. Mit ihren Geschichten über Gedanken, Gefühle und alles, was sich beim Fahren “zwischen den Ohren” abspielt, gibt sie neue Impulse für einen Perspektivwechsel.
Mehr zu Claudia, ihrer Arbeit als Motorradcoachin sowie direkte Kontaktmöglichkeiten findet ihr hier oder bei Insta und Facebook.
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