Hallo, wie heißt du bitte? Nicole
Und wie alt bist du? 28
Was ist dein Job? Hauptberuflich Verwaltungsfachangestellte und nebenberuflich Tourguide bei Almoto
Seit wann fährst du Motorrad? 2013
Wie und warum bist du zum Motorradfahren gekommen?
Nach meiner Ausbildung habe ich mir ein Jahr Auszeit genommen und war mit einem Working-Holiday-Visum in Australien. Da mich vor Australien mein Bürojob fast zu Tode gelangweilt hat, habe ich mir bereits dort überlegt, wie ich meinen Alltag zu Hause etwas abenteuerlicher gestalten könnte. So kam ich auf die Idee, dass Motorradfahren genau das Richtige sein könnte.
Welches Motorrad fährst du?
Warum hast Du diese Maschine gewählt?
Mein erstes Motorrad war optisch mein Traummotorrad. Eine grüne Kawasaki Ninja 250 R in einer Sonderedition aus Italien. Es stellte sich jedoch heraus, dass man mit dieser Supersportler nicht sehr komfortabel sitzt und der Allerwerteste bereits nach 150 km schmerzt. Jahrelang habe ich vergeblich verschiedene Sitzkissen u. ä. ausprobiert, bis dann noch das Problem mit dem Gepäcktransport hinzukam.
Im Frühjahr 2018 habe ich dann auf einer Tour ein Auge auf die Yamaha MT-07 einer Mitfahrenden geworfen und am selben Abend noch die Website von Yamaha studiert. Für den nächsten Tag hatte ich mich zu einem Erste-Hilfe-Kurs angemeldet, da ich bis dahin nur einen A2-Führerschein für Motorräder bis zu 48 PS hatte. Vor der Fahrschule sagte man uns dann, dass der Kurs leider ausfällt. Also bin ich stattdessen zum Motorrad-Händler gefahren und habe mich sofort in das Yamaha MT-03 Naked-Bike verliebt. Spontan habe ich ein Motorrad mit 42 PS gekauft und den Aufstieg für die offene Motorradklasse auf Eis gelegt. Die Sitzposition bei diesem Motorrad ist sehr aufrecht, ich kann zwei große Gepäcktaschen transportieren und ich habe schon Tagestouren mit über 600 km damit zurück gelegt. Den Motorradführerschein für alle Motorräder habe ich dieses Jahr nachgeholt. Aber ich glaube, ich bleibe trotzdem erstmal bei der MT-03.
Was bedeutet dir Motorradfahren heute?
Motorradfahren bedeutet für mich Lebensfreude. Man erlebt und sieht so viel, wenn man unterwegs ist. Außerdem habe ich schon die tollsten Menschen über das gemeinsame Hobby kennengelernt, die ich wahrscheinlich sonst nie getroffen hätte. Wenn man mit dem Motorrad reist, nimmt man die Reise ganz anders war, als wenn man z. B. mit dem Auto oder Flugzeug unterwegs ist. Man bekommt ein anderes Gefühl für die Entfernungen, fürs Wetter und sogar für die Gerüche. Mit dem Motorrad kann ich all meine Hobbys (das Reisen und Fotografieren während ich Motorradfahre) kombinieren und am allerschönsten ist es, wenn noch ein paar nette Menschen dabei sind.
Was bewunderst du an anderen MotorradfahrerInnen?
Ich bewundere den Mut derjenigen, die einfach ihr Motorrad beladen und auf unbestimmte Zeit unterwegs sind. Manche kommen einfach erst wieder, wenn sie einmal um die Welt gefahren sind.
Was war deine größte Herausforderung bisher?
Wie hast du sie gemeistert und wie hat das dein weiteres (Biker-)Leben beeinflusst?
Meine größte Herausforderung war bisher eine Motorradreise in den indischen Himalaya. Das war 2017, zu dieser Reise kam ich durch Zufall, da die „Motorradecke“ für diese Reise noch Fotografen suchte. Bei dieser Tour gab es einen Tag, der es besonders in sich hatte. Wir mussten mit unseren Royal Enfields ca. 180 km zurück legen, wobei 120 km Offroad waren. Dabei waren nicht nur Schotterpisten, zu denen man in Deutschland nicht einmal Feldweg sagen würde, sondern auch Flussbettdurchfahrten mit fußballgroßen Felsen um und über die wir die Motorräder fahren mussten.
Mit 1,57 m Körpergröße kam ich bei diesem Motorrad nicht mit beiden Füßen gut auf den Boden, was wahrscheinlich dazu führte, dass ich an diesem einen Tag drei Mal mit dem Motorrad umgekippt bin. Die ersten paar Flussdurchfahrten habe ich mein Motorrad von den Männern „übersetzen“ lassen, weil ich mich nicht getraut habe mit Vollgas durch den Fluss zu fahren, ohne zu sehen was unter mir ist. Bei einer einfacheren Flussdurchfahrt habe ich gerade mitten im Fluss angehalten, weil vor mir ein rießen Felsen lag, der mich zum Stocken brachte. Eigentlich wollte ich in diesem Moment absteigen und wieder jemand anderes übernehmen lassen, aber da wurde ich schon samt Motorrad von Indern nach vorn geschoben und von diesem Moment an habe ich jede Flussdurchfahrt selbst gemeistert.
Gab es schon Mal eine brenzlige Situation? Was war es und wie hast du reagiert?
Ja, leider hatte ich dieses Jahr einen kleinen Unfall. Als ich abends von einer Tour zurück kam, fuhr ich im Nachbardorf über eine kleine Bergkuppe und sah, dass direkt vor mir ein Auto von rechts aus einer Wiese auf die Straße fährt. Ich hatte keine Zeit mehr noch irgendetwas zu tun. Als ich in das Auto rein gefahren bin, bin ich zunächst auf dem Motorrad sitzen geblieben und habe es dann beim umkippen vorsichtig abgelegt. Mir ist zum Glück nichts passiert und eigentlich wollte ich direkt weiter fahren. Allerdings war (auf den ersten Blick) der Schalthebel verbogen und es lies sich nicht starten. Letztendlich stand das Motorrad dann vier Wochen in der Werkstatt und hatte einen Schaden von fast 3.000 €. Zum Glück habe ich meine Kawasaki noch und konnte so gleich am nächsten Tag wieder auf dem Motorrad sitzen und die Angst vor dem Fahren hatte keine Chance sich auszubreiten.
Was war dein schönstes Erlebnis?
Eine schwierige Frage. Auf meinen Motorradreisen hatte ich schon so viele schöne Momente. Zu den schönsten gehört auf jeden Fall ein Moment im Himalaya. An einem Tag fuhren wir auf den Bachalachala Pass, welcher auf ca. 4.900 Höhenmetern liegt. Wir gingen dann noch 100 Höhenmeter zu Fuß weiter nach oben, um die 5.000 Meter über Null zu überschreiten. Dort oben zu stehen, ist ein unbeschreibliches Gefühl.
Wo oder welche Strecke würdest du gern einmal fahren? Warum reizt dich das?
Ich würde gern einmal bei Tina Meiers Wüstencamp in Marokko dabei sein. Vor einigen Wochen hatte ich beim Petrolettes-Festival die Gelegenheit bei einem Schnuppertraining auf einer Enduromaschine bei Tina teilzunehmen. Und mit dem Motorrad durch die Sanddünen in der Wüste zu fahren klingt für mich nach Herausforderung und Abenteuer pur. Ab und zu brauche ich das für mich selbst.
Auf meiner To-Do-Liste steht auch noch eine Ostseeumrundung, Kroatiens Küste, Albanien und Kirgisistan.
Was würdest du dir selbst raten, wenn du jetzt mit dem Motorradfahren beginnen würdest?
Drei Tipps aus deiner persönlichen Erfahrung:
- Wenn du große Angst hast und unsicher bist, solltest du es lieber sein lassen.
- Suche Kontakt zu anderen motorradfahrenden Frauen. Mir persönlich gibt die Gemeinschaft sehr viel. Seit dem ich Mitglied bei den WoW‘s und der WIMA bin, fahre ich über 12.000 km im Jahr Motorrad. Vorher waren es nur so um die 5.000 km, da ich meist nur bekannte Strecken gefahren bin und mich immer stundenlang gefragt habe: „Wohin soll ich denn nur fahren?“.
- Man kann auch mit wenig PS sehr viel Spaß auf dem Motorrad haben.
Warum sollte Frau Motorradfahren?
Weil wir es mindestens genau so gut können wie die Männer.
Wenn du Nicole auf ihren Reisen begleiten möchtest, findest du hier auf ihrem Instagram-Account viele weitere Geschichten.
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