Karina – Von Null auf 100 oder mein Weg zur Motorradfahrerin

SHE is a RIDER - Karinas Weg zur Motorradfahrerin
SHE is a RIDER - Karinas Weg zur Motorradfahrerin

Da ich oft gefragt wurde, wie das mit dem Motorradfahren bei mir angefangen hat, hat mich dies dazu inspiriert, diesen Artikel zu schreiben. So wurde ich zur Motorradfahrerin 🙂

SHE is a RIDER - Karinas Weg zur Motorradfahrerin
SHE is a RIDER – Karinas Weg zur Motorradfahrerin

Es begann mit Ute. Meine Freundin Ute habe ich bei einer Fortbildung kennengelernt. Schon bei unserer ersten Begegnung hatte ich das Gefühl, Sie schon ewig zu kennen. Später haben wir uns aus den Augen verloren und eines Tages in der Kantine von StreetScooter wieder getroffen. Danach haben wir uns wieder öfter gesehen. Wir fahren beide sogar einen Skoda in der gleichen Farbe.

Karina und Ute fahren beide Skoda
Karina und Ute fahren beide Skoda und das auch in der gleichen Farbe.

Eines Tages hat sie mich zu einem ihrer Social Dance Treffen und zu Wanderungen mitgenommen. Dies sind 2 Gruppen mit ganz unterschiedlichen Menschen, die gemeinsamen Freizeitaktivitäten nachgehen und einfach Spaß am Leben haben. Zugegeben, mit meinen 37 Jahren habe ich den Altersdurchschnitt nach unten gedrückt, was mich aber überhaupt nicht gestört hat. Im Gegenteil: ich habe die Gelassenheit und die Zuvorkommenheit dieser Menschen genossen. Bei dieser Gelegenheit brachte Ute mir auch einige Tanzschritte bei. Später lernte sie Holger, den Motorradfahrer, kennen und begann durch ihn auch wieder Motorrad zu fahren. Holger wird in dieser Geschichte gleich nochmal wichtig.

Meine ersten Berührungspunkte mit dem Motorsport hatte ich bis zu dem Zeitpunkt nur über die VIP-Betreuung bei der MOTO-GP oder als Promoterin am Stand von Polo Motorrad auf dem Sachsenring, bei Hobbyfotoshootings mit einem Rallyeauto und dem Racingteam-Kalender der FH-Zwickau.

Das erste mal in der zweiten Reihe mitfahren

So kam es, dass Holger, ein erfahrener Motorradfahrer, mich zum ersten Mal als Sozia mitnahm. Die Klamotten hat mir Utes Tochter geliehen. Ehrlich gesagt fühlte ich mich nicht sehr wohl in dem Ding – eher wie ein Astronaut auf Erden. Aber als wir dann mit Holgers BMW R1250GS diese erste Runde in der Eifel drehten, war ich überwältigt … Diese Geschwindigkeit, diese Kurven, das gemeinsame Burgeressen in der Pampa bei Sonnenuntergang etc. Das alles hat mein Herz höherschlagen lassen und es war um mich geschehen – ich war infiziert!

Als ich allerdings hörte, wie teuer dieses Vergnügen ist und dass es mit dem Kauf eines Mopeds nicht getan ist, habe ich die Idee, selbst Motorrad zu fahren, zunächst einmal aufgegeben. Aber die Leidenschaft schlummerte weiterhin in mir.

Gedanken zur Ablenkung – Haben alle nichts gebracht

Um meiner Leidenschaft fürs Motorradfahren etwas näher zu kommen, half ich sogar kurzzeitig in der Biker Ranch in Simmerath aus.

Neben den Zweirädern hat mich das Fliegen schon immer fasziniert. Nachdem ich mich über die Rahmenbedingungen der Hobby-Fliegerei informiert hatte, ist leider auch dieser Traum geplatzt. Obwohl es schon cool wäre, in einem warmen Land die Reichen mit dem eigenen Privatjet von A nach B zu fliegen *Da ist meine Fantasie mit mir durchgegangen 😉 * Aber man soll ja nie „nie“ sagen. Vielleicht kommt es ja doch noch, denn bis heute schaue ich immer wieder gerne nach oben, besonders wenn ein AWACS über das Wohngebiet fliegt.

Motorradfahren und die Alternativen zB Fliegen
Motorradfahren und die Alternativen. Für Karina z.B. Fliegen.

Da ich im positiven Sinne schon immer ein wenig „verrückt“ war, kann ich mir zumindest vorstellen, mir im Rentenalter irgendwo in Kalifornien, Italien oder Spanien eine kleine Finca zu kaufen und mich dort mit einem Vierbeiner niederzulassen. Als Minimalist hätte ich damit kein Problem und in Deutschland ist es mir sowieso viel zu kalt, und ich genieße jeden Sonnenstrahl, wenn andere vor Wärme zerfließen. Aber bis dahin ist es noch viel Zeit. Zumindest meint man das. Aber das Leben ist kürzer als man denkt. „Carpe Diem“ ist mein Lebensmotto, das ich mir vor 14 Jahren als erstes Tattoo auf die Rippen stechen ließ, nachdem ich mit meiner Au Pair Gastfamilie von einer Reise nach Hawaii zurückgekehrt war. Danach habe ich versucht, danach zu leben. Die Bücher von John Strelecky mit dem Titel „Das Café am Rande der Welt“ haben mich in meiner Denkweise bestärkt, und seit ich selbst Motorradfahre, ist mir das noch bewusster geworden. Das gilt für jede Lebenssituation: Wenn ich mit einer Situation unzufrieden bin, versuche ich, mich damit zu arrangieren oder sie zu ändern, aber nicht ständig zu meckern, wie scheiße dies oder jenes ist. Wichtig ist auch, sich selbst treu zu bleiben.

Motorradfahren – Jetzt aber wirklich

Ein Jahr nach der megageilen Fahrt mit Holger, stand ich ohne Arbeit und mit einem gebrochenem Herzen da. Da ich aber grundsätzlich ein positiver Mensch bin, löste die Gesamtsituation letztendlich in mir aus, dass ich ein paar Fahrschulen angeschrieben habe, um mir meinen Traum vom Motorradfahren jetzt zu erfüllen. Und hey, ich war jung, topfit und hatte weder Verantwortung noch Verpflichtungen. Ganz nach dem Motto: Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich konnte es kaum erwarten, damit los zu legen. Da kam mir die Fahrschule “Speedy” mit der Fastlane (gibt es leider heute nicht mehr) gerade recht: “Montag geht’s los, komm einfach vorbei und schau es Dir an”, sagte die Sekretärin.

Fahrschulmotorrad probesitzen
Fahrschulmotorrad probesitzen denn hier gilt nicht “One Size fits All”

Gesagt, getan. Also bin ich am Montag einfach rein, habe Ivan kennengelernt und erst mal meine “Größe vs. Fahrschulmotorrad” überprüfen lassen, denn mit meinen 1,63 cm war ich nicht für jede Maschine geeignet. Dann saß ich in der ersten Reihe bei der Theorie mit vielen jungen Leuten, die die Klasse B machen wollten. Über mein Projekt Motorradführerschein habe ich nur 3 Freunden erzählt, weil ich mir blöde Sprüche ersparen wollte. Sogar mein Bruder nennt Motorradfahrer liebevoll „fahrende Organspender“. Deshalb habe ich ihm und meiner Mutter mein Vorhaben vorerst verschwiegen. Sie hätten es sowieso nicht verstanden.

Für mich stand von Anfang an fest: Wenn ich schon den Motorradführerschein mache, dann offen. Alles andere hätte keinen Sinn ergeben. Entweder ganz oder gar nicht. Außerdem bin ich ein kleiner Idealist und habe einen großen Ehrgeiz. Ich habe nur ein großes Problem: Ich habe wahnsinnige Prüfungsangst. So saß ich bei der theoretischen Prüfung mit feuchten Händen, Herzrasen und einer unglaublich hohen Atemfrequenz. Die FFP2-Maske (zu der Zeit noch Pflicht) hat das Ganze noch verstärkt und mein Gehirn hat komplett ausgesetzt. Ich konnte die Fragen kaum lesen und so kam es, wie es kommen musste: Durchgefallen! Also hieß es in einem Monat wieder antreten, geduldig bleiben und bis zum Erbrechen fleißig weiter lernen.

Eine Prüfung reicht nicht

Zu dieser Zeit lernte ich noch für die Externenprüfung der IHK, um den 3-jährigen Berufsabschluss als Kauffrau für Büromanagement zu erlangen, denn mein Wunsch war es, in den öffentlichen Dienst zu gehen und dafür wurde meine 2-jährige schulische Ausbildung als Wirtschaftsfremdsprachen Assistentin nicht anerkannt. Wie dem auch sei, das Ei hatte ich mir selbst gelegt. Also zog ich mich ein wenig zurück und lernte viel, vor allem im Grünen, am Wasser, an Flüssen und Seen. Vielleicht, weil mich gerade die Natur und das Wasser so faszinieren oder einfach, weil ich Sternzeichen Fisch bin.

Prüfung Nr. 2 – Jetzt gilt’s

Als es dann soweit war, hörte ich auf der Toilette einen lauten Bass, aber es war mein Herz, das mir bis zum Hals schlug. Ein riesiger Grashüpfer war mein Zeuge 😀
Rein in den Raum, hinsetzen und loslegen. Jetzt hieß es nur noch auf den Abgabeknopf drücken und warten. In diesem Moment drehte ich mich einfach um, bis der TÜV-Prüfer mehrmals etwas zu mir rief. Ich bin kreidebleich auf ihn zugegangen und dann hat er mir den Schein in die Hand gedrückt. Ich konnte nicht mal lächeln, so geschafft war ich. Erst im Auto fiel mir der schwere Stein vom Herzen und ich jubelte mit einem dicken Grinsen in mich hinein, Amen!

Sichere Motorradausrüstung ist wichtig. Was Frau eben so braucht.

Shopping!

Ich hatte mir vorgenommen, mir erst nach bestandener Theorieprüfung die Mopedklamotten zu kaufen. Also, auf in die Bikerläden! Ich habe viele Kombis anprobiert und mich für eine Lederkombi, Zweiteiler, entschieden. Die von Held mit dem weichen Leder fand ich am bequemsten, war aber auch die teuerste Wahl. Einmal damit angefangen, wollte ich nicht an der richtigen Motorrad-Kleidung sparen. Schließlich gehört Motorradfahren zu den etwas gefährlicheren Hobbys, weshalb auch schon einige Fahrschüler mitten in der praktischen Fahrausbildung oder kurz danach, mit der ersten Fahrpraxis, aufgehört haben. Aber zurück zum Lederkombi: Gesagt, gewählt, bestellt!

So, meine ersten Fahrstunden waren gebucht. Leider war mein Kombi noch nicht da und so musste improvisiert werden. Mein Fahrlehrer gab mir eine Herrenhose in XXL … Aber, wie soll das funktionieren, fragte ich mich. Kein Problem: Um meine Hüfte wickelte er Transportsicherungsgurte mehrmals herum und zog einen festen Knoten. Die Hose reichte mir bis zur Brust – ein Bild für die Götter 😀 Aber sie hielt und ich konnte damit endlich auf die Suzuki Gladius 650 steigen und auf dem Übungsplatz meine ersten Runden drehen!

Übung macht die Meisterin

Das waren nun endlich meine ersten Fahrstunden und mein Herz schlug wieder bis zum Hals. Ein ganz anderer Lenkimpuls als beim Fahrradfahren. Vor allem das Drücken und Ausweichen sind mir anfangs noch schwergefallen. Um das zu ändern, und meinen Kopf in die richtige Richtung zu drehen, bin ich mit dem Fahrrad ein paar Runden um den Rursee gefahren. Außerdem habe ich mir in Abständen ein paar Wasserflaschen hingestellt und fleißig mit der „Drücktechnik“ das Umfahren geübt. Das klappt übrigens auch mit dem Ausweichen über Kanaldeckel, allerdings würde ich diese Übung nicht auf stark befahrenen Straßen empfehlen.

Ich war keine Musterschülerin und ich kann die Sorgen eines jeden anderen Anfängers verstehen. So bin ich zum Beispiel mit der Gladius aus dem Stand umgefallen, weil mir damals noch der nötige Gleichgewichtssinn fehlte. Beim zweiten Sturz stand auf dem Verkehrsübungsplatz eine andere Fahrschülerin direkt nach der Kurve vor mir. Lenken, Bremsen, alles auf einmal, das war damals noch ein wenig zu viel … Bei beiden Stürzen ist mir nichts passiert und das Motorrad hatte Sturzbügel. Und so kam ich mit dem Schrecken davon.

Da ich zur gleichen Zeit noch für die IHK-Prüfung lernen musste, fuhr mein Fahrlehrer meistens sehr früh morgens, so um 5 Uhr mit mir. Das machte mir nichts aus, aber dummerweise wollte kurz nach dem Start, durch die Vibrationen, immer der Kaffee wieder raus. Das waren dann immer kurze Pausen, ein weiterer großer Vorteil eines Zweiteilers 😉

Motorradfahrerin Karina im Spiegel
Wenn man seine Motorrad-Karriere mal ganz entspannt im Rückspiegel betrachtet …

Das metrische System

Eines Tages holten wir eine nigelnagelneue Suzuki SV 650 in Würselen ab. In einer 30er Baustellenzone wurde ich über Funk angepflaumt, ich solle mich doch an die Geschwindigkeit halten. Laut Tacho habe ich mich aber daran gehalten! „Was ist denn mit dem los?“ Nach einer kurzen Diskussion und Fehlersuche stellten wir schnell fest, dass der Tacho auf Meilen eingestellt war 😀

Kurz vor meiner praktischen Prüfung fuhren wir morgens bei 6° Grad Außentemperatur los. Während der Fahrt den Sonnenaufgang zu sehen war atemberaubend schön, allerdings war ich diese Kälte beim Fahren nicht gewohnt und hatte mich nicht warm genug angezogen. So mussten wir zwischendurch auf einem Parkplatz anhalten, weil ich nur noch gezittert habe. Ivan legte meine Handschuhe zum Aufwärmen einfach auf den Motor – Trick 17. Tja, Improvisation ist manchmal das halbe Leben. Irgendwann war dann auch die Nachtfahrt auf der Landstraße an der Reihe. Mein Fahrlehrer meinte, dass die Aussicht hier sehr schön sei. „Wunderschön“, habe ich nur gedacht – im Dunkeln sehe ich überhaupt nichts!

D-Day

Wir schreiben den Tag meiner Prüfung im November 2022 und ich habe mir am Abend zuvor noch eine halbe Flasche Rotwein reingezogen, um die Nervosität abklingen zu lassen. Bei der Prüfungsfahrt selbst, habe ich Ivan und den Fahrprüfer viel erzählen gehört und ich war, offen gestanden, sehr froh über die Ablenkung. Schließlich war dann plötzlich alles vorbei –„HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, SIE HABEN BESTANDEN“ und der ganze Druck ist von mir gefallen – endlich geschafft!
Am Wochenende standen die Chippendales auf dem Programm, bei dem ich die bestandene Prüfung ausgelassen mit den Mädels feiern konnte.

Chippendales zum Motorradführerschein
Wir wissen ja nicht wie ihr so feiert, bei Karina gab es Chippendales zum Motorradführerschein

Wer suchet, der findet

Nun ging die Suche nach „Der Richtigen“ los. Ich habe viel recherchiert, Freunde befragt und mich von Fachhändlern beraten lassen. An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei Kurt Stöbe bedanken, der mir frech mit einem Eis in der Hand den Rat gab, mich nicht für eine 125er zu entscheiden, weil sie mir schnell zu langsam werden würde. Denn nur bei den kleinen, für mich untermotorisierten Motorrädern, bin ich mit beiden Beinen auf dem Boden gekommen. So habe ich mich für eine solide Yamaha MT-07 mit 75 PS und 689 Kubik entschieden, vor allem wegen des schmalen Tanks, der besonders für kleinere Menschen geeignet ist.

Händler vs. Privat

Sie fährt sich fast so leicht wie ein Fahrrad. Meine Favoritin fand ich in den Online-Kleinanzeigen mit knapp 5.000 km auf dem Tacho, gebraucht, in sehr gepflegtem Zustand im westlichen Münsterland. Der Vorbesitzer hatte sie für seine Frau gekauft, um sie damit zu überraschen. Die Freude war wohl so groß, dass sie mit Zwillingen schwanger wurde und das Motorradfahren aus Verantwortung aufgegeben hat. Einen Tag vor Weihnachten wollten mein Kumpel Matthias und ich sie eigentlich mit einem Hänger abholen, doch dann bekam ich plötzlich Corona. Meine Enttäuschung war groß, aber der Besitzer hatte dem Termin dennoch zugestimmt.

Da Matthias das Motorradfahren schon in die Wiege gelegt wurde, kannte er sich damit bestens aus und machte für mich bei Wind und Wetter die Probefahrt. Allerdings war mir die Japanerin zu groß, ich kam gerade mal mit den Zehenspitzen auf den Boden. Eine Probefahrt kam für mich als Fahranfängerin also nicht in Frage. Ich habe ihm einfach vertraut, und das hat sich bewährt. Gekauft, aufgeladen und bei mir eingelagert. Bei mir zu Hause konnte ich dann leider nur noch Nachts in den Keller gehen, um Sie zu bestaunen. Ihr wisst schon: Corona, Quarantäne, Abstand halten …

Yamaha  MT-07 im Keller
Mit der Yamaha MT-07 allein im Keller … Nach Corona lachen wir alle drüber 😊

Vorfreude sinnvoll genutzt

Aber so hatte ich viel Zeit, mir mein Weihnachtsgeschenk „Die Kurve“ durchzulesen, mich noch mehr in die Materie einzuarbeiten und mir auf YouTube viele nützliche Tipps zu holen. Inzwischen haben wir Sturzpads, passende rote Kupplungs- und Bremshebel nachgerüstet, wobei mir das rote Plastikteil vom Kupplungshebel nach wenigen Kilometern abgefallen ist. Feedback hierz vom Hersteller: “Die Schrauben müssen alle paar Kilometer nachgezogen werden …” und sowas hat die ABE? Ce´st la vie.

Zum Karina-Tuning kam noch das Tieferlegungsset. Zwar haben mir Freunde Daytona Motorradstiefel mit Absatz empfohlen, die auch ihren Zweck erfüllen, aber als eitler Mensch fand ich die ultra hässlich. Die Alternative wäre gewesen, zum Sattler zu gehen und sie schmaler machen zu lassen.
Über eine Werkstattempfehlung meines Versicherungsmaklers, kam ich mit Dirk aus Stolberg in Verbindung.
Nach einem kurzen Statusupdate mit Ivan, meinem Ex-Fahrlehrer, kam es dazu, dass er kurzerhand zu mir kam um meine MT-07 zum Umbau in die Werkstatt zu fahren. Nun sprang die Maschine nicht gleich an, weil sie beim Vorbesitzer lange herumgestanden hatte und Ivan musste laufend viele Stuntman-Versuche unternehmen, um die Yamaha zum Leben zu erwecken. Als er das gute Stück nach mehreren Anläufen endlich zum schnurren gebracht hat, bin ich in sein Fahrschulauto gesprungen und hinter ihm hergefahren.

Nach nur 2 Tagen war es dann endlich so weit und ich durfte sie selbst fahren – Berg ab und bei Nieselwetter. Vor der ersten Abfahrt gab mir Dirk die wertvollen Tipps, am besten Sonntag in den frühen Morgenstunden in der Eifel zu üben und regelmäßig nach dem Öl zu schauen.
Mit dem Tieferlegungssatz hat er mir die Japanarin um ganze 5 cm abgesenkt inkl. Gabeldurchführung und Ständerkürzung. Damit lässt die Maschine allerdings keinen Sozius mehr zu. Außer dem EINEN: Dem Werner!

The one and only 😊

Bei dieser Geschichte muss ich ausholen … Ich bin in der Ukraine geboren und bekam “damals” zu Weihnachten eine Videokassette mit „Werner Beinhart!“. Ich war gerade 6 Jahre alt, sprach und verstand noch kein Wort Deutsch, aber dieser Film hat mich wirklich bis heute geprägt. Trotz der Sprachbarriere habe ich mich gekugelt vor Lachen! Dieser Moment ist mir so in Erinnerung geblieben, dass ich mich noch heute daran erinnern kann, wie ich damals vor diesem kleinen beigen Röhrenfernseher saß.

Werner ist Karinas Sozius
Werner ist Karinas Sozius

Mein Werner als Beifahrer

Mein Vater war Fernfahrer und er fuhr weite internationale Strecken mit dem LKW, mit Werner als Beifahrer. Leider ist mein Vater früh gestorben und ich habe Werner geerbt. So kam es, dass ich Werner eines Tages bei meinem Bruder in Köln abgeholt habe, damit er weiter bei mir mitfährt.
Als ich Werner durch die Altstadt getragen habe, waren die Reaktionen einfach nur irre. Die Leute haben angefangen zu grinsen, manche haben herzhaft gelacht und den Daumen hoch gehalten. Auf den Straßen haben die Autofahrer die Scheiben runtergekurbelt und auch gewunken oder gehupt. Und wenn ich heute mit ihm fahre, ist es, als würde ein Stück von meinem Vater mitfahren. Es ist schön zu sehen, wie sich die Menschen freuen, auch wenn mir dabei manchmal ein Tränchen unter dem Visier runterkullert. Wenn mein Vater wüsste, wie viel Freude er bei mir mit dieser Plüschfigur auslöst, würde er sich bestimmt genauso freuen wie ich. Vor allem die Kinder strahlen und quietschen förmlich, wenn sie ihn sehen.

Besonders gut kam er bei Radio 100,5 „Vollgas für den guten Zweck“ an, bei den Bikern ohne Grenzen in Selfkant. Die hatten nämlich gewettet, dass sie am 17. Juni 1000 Motorräder zusammenbekommen. Für jeden Mitfahrer gab es eine Spende für die Kinder- und Jugendhilfe in Wassenberg. Eine tolle Aktion: für 2,-€ Startgeld gab es jede Menge Essensstände, Bierbänke, Musik und Motorräder soweit das Auge reichte. Zwischendurch wurden Gruppen gebildet und gemeinsam durch den Ort gefahren.
Es war aber auch einer der heißesten Tage des Jahres.

Jede Jahreszeit hat ihren Motorradkombi

An diesem Tag hatte ich unter der Lederkombi meine eigene Sauna. Ich habe mir bei Louis eine Sommer-Textilkombi VAJ-3 von Vanucci gekauft. Mit den Klettverschlüssen der Handschuhe muss man jedoch ziemlich aufpassen, da sonst der Stoff schnell beschädigt wird. Ansonsten ist der Kombi sehr bequem und hat Taschen. So musste ich Handy, Schlüssel, Papiere etc. nicht mehr in mein Oberteil stecken und hinterher aussehen wie ein Michelin-Männchen. Wobei in so einen BH ja ziemlich viel rein passt. Wo ich schon mal beim Einkaufen war, habe ich mir das Sena 50R gleich dazu gekauft. Leider hat direkt nach dem Einbau ein Lautsprecher gekratzt. Da wir das Problem bei Louis nicht beheben konnten, habe ich mich kurzerhand entschieden, direkt zu Sena Europe Headquarter nach Köln zu fahren.

Hausbesuch bei SENA – So geht Kundendienst!

Das ist natürlich nicht üblich, aber das SENA-Team hat mich herzlich in Empfang genommen und wir konnten den Fehler schließlich bei einem netten Plausch beheben. So hatte ich die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Mein Feedback zum Intercom

Ich bin auch sehr zufrieden, denn es macht was es soll, hat das Group Mesh Intercom, der Akku hält lange und verbindet sich schnell mit meinem Handy und den Kommunikationssystemen meiner Freunde. Der Klang ist allerdings trotz der integrierten Lautsprecher von Harman Kardons nicht ganz so gut wie bei den In-Ear-Sportkopfhörern von Bose. Aber ich denke, das ist eine individuelle Wahrnehmung und hängt vom Musikgeschmack ab. Ich höre gerne sehr basslastige Musik, aber auch Heavy Metal, Ibiza Chillout und ab und zu Hans Zimmer.

Ein Schneemann auf Yamaha
Ein Schneemann auf Karinas Yamaha ist ein Hinweis auf die Außentemperatur.

Anfängerfehler

Einer meiner dümmsten Anfängerfehler ist mir unmittelbar nach meiner bestandenen Prüfung passiert: „Highway to Hell“
Ich wollte unbedingt meinen Freunden aus Uedem mein Moped vorführen. Es war einer dieser legendären Abende, an denen wir viel erzählt und die Zeit nicht mehr im Blick hatten. Die Bürgersteige wurden eingefahren und die Sterne immer klarer. Draußen waren es nur noch 4° und ich wollte unbedingt zu Hause in meinem Bett schlafen. Also bin ich hundemüde gegen Mitternacht los getingelt. Eine ganz dumme Idee. Ich kam nicht weit und musste auf der Autobahn zwischenzeitlich zwei mal halten um mich aufzuwärmen. Ohne Wintersachen und Heizgriffe war das eine Eiszapfenfahrt. Eine Regenjacke hätte da schon ein wenig Abhilfe geschaffen, da sie zumindest den Wind abgehalten hätte. Die Temperaturen fühlen sich nämlich schon von Grund auf während der freien Fahrt, je nach der Geschwindigkeit, um mindestens 7 – 11 Grad kälter als der tatsächliche Temperaturwert an. Hinzu kam dann noch, dass ich während der Fahrt in einem Moment unachtsam auf den Tacho geschaut habe und als ich den Kopf wieder auf die Bahn geworfen habe, sah ich plötzlich ein junges überfahrenes Reh genau auf meiner Spur. Hätte ich auch nur eine Millisekunde länger auf den Tacho geschaut, wäre es das definitiv für mich gewesen.

Ausrüstungsshopping – Learning bei Doing

Nach dieser Tour kaufte ich mir einen wärmeren Buff von Alpinestars und eine Handyhalterung mit Vibrationsschutz von SP-Connect, die mir freundlicherweise bei Polo in Jüchen auch gleich montiert wurde.

Und ein weiteres Gadget, das auch mir sehr geholfen hat: Für lange Touren eignet sich die „One Finger Clutch“ von Camel. Das ist ein kleines Teil, kostet auch etwas, macht aber das Kupplungshandling angenehm leichter.

Auch das Ablaufen mit einem Finger am Moped hat was gebracht um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich 185 kg im Gleichgewicht verhalten. Und die langsamen Wendemanöver auf dem 485 Meter hohen Modenhübel, von dem man eine atemberaubende Aussicht hat, haben mir zum nötigen Feingefühl verholfen.

Gut waren auch die gemeinsamen wiederholten Kurvenübungen in der Eifel. Als ich einmal mit meinen Angstnippeln von den Fußrasten auf den Boden aufkam und mich dabei erschreckt habe, mussten die Teile abgeschraubt werden.

Yamaha MT 07 an Rappsfeld
Yamaha MT 07 an Rappsfeld, geht immer!

Jeder gefahrene km zählt!

Inzwischen bin ich in 9 Monaten schon > 9000 km gefahren. Mein Fahrstil hat sich dadurch auch wesentlich verbessert. Da die Winter bei uns oft mild sind, habe ich ein Ganzjahreskennzeichen angebracht. Denn wenn ich Lust habe zu fahren, setze ich mich aufs Motorrad, den Helm auf, dreh die Musik auf und ab geht’s zum See oder in die Eifel.

An manchen Tagen ist die Rurbergstrecke aber so voll, dass man aus dem Grüßen gar nicht mehr rauskommt und sich wie bei Star Wars auf der Special Rolltreppe fühlt: „Mylord / Stormtrooper“.
Generell sind im vergangenen Jahr einige spannende Dinge passiert: Ich bin umgezogen, Ute ist wieder Single, aber auch eine enge Freundin geworden und auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, finden wir doch immer wieder zusammen, üben fleißig und machen oft Tagestouren.
Z.B. zum Nürburgring (mit Zwischenstopp im Café Fahrtwind), zum Saisonstart bei BMW Motorrad Kohl oder wir fahren auch mal zu einer Mopedveranstaltung, wie der Bikermesse in Dortmund.

Motorradmesse Dortmund

Dort haben wir den vollen Messetag genutzt und haben uns viele Motorräder und weitere Neuheiten angeschaut. Dabei haben wir festgestellt, wie wenig Angebot es eigentlich für kleine Frauen gibt, die Motorräder richtig zu testen. Das Gleiche gilt für die Motorradbekleidung, schließlich gibt es uns in so vielen körperlichen Variationen. Das sollte jemand in die Hand nehmen und ein Angebot schaffen.

Mit Ute und Yamaha in die Eifel
Mit Ute und Yamaha in die Eifel

Ute und mehr

Es macht Spaß, so ein tolles Hobby zu teilen, so habe ich mittlerweile viele Menschen kennengelernt: Zum Beispiel Peter, der hat mir nämlich später die One Finger Clutch mühevoll eingebaut. Aber auch mit Holger, dem Superbiker, bin ich gleich nach dem Führerschein eine Runde gefahren – das war unvermeidlich, schließlich war ja auch meine erste Fahrt mit ihm. Er hat mir Basic Kurvenskills beigebracht, die er selbst beim ADAC gelernt hat. Zu guter Letzt hat mich Ivan bei einer seiner Fahrstunden in die Eifel mitgenommen, um mir den letzten Feinschliff zu geben.

Ich begrüße Frauen, die Motorrad fahren, denn das Hobby ist im Moment noch eine sehr männerlastige Domäne, ähnlich wie Frauen an den Turntables. Was mir aufgefallen ist: Als Ladybikerin macht man sich bei Nicht-Bikerinnen nicht unbedingt beliebt. So hat sich der Freund meiner Nachbarin, nach meiner MT-07 Anschaffung, direkt auch eine Yamaha gekauft. Darüber war sie, glaube ich, gar nicht amused…

Wie mache ich mir (weibliche) Freunde?

Da gab es auch mal eine lustige, filmreife Szene, als ich während der Rotphase neben einem Pärchen stand und der Typ mich angeguckt hat und das Mädel dann ganz böse daneben saß. Oder als ich aus Langeweile hinter einer Fahrzeugkolonne zu schwingen begann, bemerkte das der Vordermann mit dem Nürburgring-Aufkleber und fuhr dann mit mir Schlangenlinien auf der Straße. Ich habe mich unterm Helm köstlich amüsiert.

Eine andere Szene ereignete sich bei Polo auf dem Parkplatz, als ich bei strahlendem Sonnenschein draußen einen Kaffee trank. Ein Mann fragte mich, welches Motorrad ich hätte, und ich antwortete: die Kleinste. Dann sagte er, dass er damit auch Probleme hätte und fragte mich nach meiner Größe. Dieses Gespräch hörten anscheinend auch die anderen Biker, die um uns herum saßen, und plötzlich rief mir einer laut seine Größe zu und nach ihm kam aus jeder Ecke ein Größenruf nach dem anderen. Wir mussten so lachen, herrlich! Das erinnerte mich auch ein kleines bisschen an die „Werner Zucker Ei“ Szene.

Parkplatzgeschichten

Als Biker ist man nie alleine. Es ist eine offene und herzliche Community. Sogar als ich im Auto, mit offener Tür, wieder mal auf dem Polo-Parkplatz stand, sprach mich ein Paar an und sie erzählten mir ihre Geschichte: Über die Gefahr von Seitenkoffern.

Diese Geschichten tun gut und sensibilisieren für das Fahren ohne Fahrgastzelle. Als Nächstes steht bei mir ein Kurventraining an und zum Schluss das Knieschleifen auf dem Plan. Mir ist klar, dass ich nie so fahren werde wie die Französin Sarah Lezito, aber mein Anspruch ist es, mich stetig zu verbessern und neue Dinge dazuzulernen. Deshalb fahre ich auch gerne mal alleine in die Eifel.

Allein hat man die Möglichkeit, sich voll und ganz auf seine Fahrtechnik zu konzentrieren, ohne Rücksicht auf andere nehmen zu müssen. Manchmal nehme ich mir aber auch einfach diese Zeit für mich, um zu entspannen und abzuschalten, gerade als hochsensibler Mensch. Was mir früher beim Laufen geholfen hat, funktioniert jetzt beim Motorradfahren noch besser. Dieses unbeschreibliche Gefühl, den Fahrtwind zu spüren und die Musik zu hören, das ist der Wahnsinn! Wenn du kein Biker bist, wirst du mich in dieser Hinsicht nie verstehen oder so fühlen wie ich. Was mir am Anfang bei 120 km/h noch Angst eingejagt hat, fühlt sich jetzt bei 200 km/h geil an. Ich erinnere mich noch, wie mein Kumpel Carsten einen Witz darüber gerissen hat, wie das wohl auf der Autobahn aussieht: „Die Hände um das Lenkrad gekrallt und die Füße baumeln hinten flatternd in der Luft herum“ 😀
Jemand hat mal zu mir gesagt: „Man weiß genau, wann du abgehst; kurz davor bückst du dich zum Lenker vor😉“. Klar, gib dem Fahrtwind keine Chance! Dabei ist es wichtig, die Oberschenkel fest an den Tank zu pressen, besonders auf einem Naked Bike wie meiner MT-07.

Frau braucht Vorbilder - Karina mag Wonder Woman
Vorbilder in Ehren – Karina mag Wonder Woman

Inspiration ist wichtig

Am Anfang fand ich auch die DC-Figur Wonder Woman so cool. Es klingt kitschig, aber ich spielte sogar mit dem Gedanken, meine Lederkombi mit goldenen Akzenten zu bemalen und mein Moped in ihrer Farbe lackieren zu lassen. Das Einzige, was ich bisher gemacht habe, ist das goldene Logo auf meinen Helm zu kleben. Sieht ja auch irgendwie cool aus. Vielleicht setze ich das ganze Design irgendwann auch mal um.

Als ich einmal in Aachen City unerwartet in einen Regenschauer kam, kaufte ich mir ein gelbes Regencape und zog es mir über. Im Fahrtwind sah der Müllsack aus wie ein Superheldencape – tataaa, da hatte ich mein Outfit. An der Polizei bin ich mit einem schelmischen Grinsen vorbeigefahren. Mein Gott, das muss lächerlich ausgesehen haben. „Eeeegal“, Hauptsache man hat Spaß. Keiner kommt hier lebend wieder raus. Also geht raus, feiert, genießt das Leben in vollen Zügen und seid einzigartig!

Auch Helden brauchen Training

Ich habe ein Fahrsicherheitstraining in Jülich gemacht. Dieses Basistraining kann ich jedem Anfänger, am besten direkt nach der Fahrprüfung, wärmstens empfehlen. Ich selbst habe allerdings viel zu spät daran teilgenommen, da sich nach 4 Monaten Fahrpraxis schon so einiges eingeschliffen hat. Ich muss zugeben, dass ich in dieser Zeit, auf Kosten des Trainers, auch viel Mist gemacht habe. Nichtsdestotrotz ist jedes Training wertvoll, denn in gefährliche Situationen kommen wir alle mal und das meist unverschuldet. Ich wurde zum Beispiel beim Überholen fast von einem Auto mit Anhänger erfasst, weil er mich im toten Winkel übersehen hat.

Vernunft vs Spaß …

Achtsamkeit und die richtige Kleidung können Leben retten. Einmal wäre ich sogar fast an der Zapfsäule ausgerutscht, weil der Boden sehr rutschig war. Deshalb ist ein sicherer Stand mit beiden Füßen so wichtig. Und manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich Kamikaze fahre.

Die Vernunft sagt einem: Langsam fahren, du könntest dich und deine Umgebung in eine unangenehme Situation bringen – runter vom Gas, nicht überholen. Aber dann macht sich das Adrenalin-Teufelchen in mir breit und sorgt dafür, dass der Gasgriff “klemmt”: “Gib Gas, ich will Spaß!“
So bin ich einmal leichtsinnig aus einer nassen Kurve auf die Gegenspur geraten. Mein Glück war einfach, dass gerade kein Gegenverkehr kam.

Motorradtour im Regen
Bei einer Motorradtour im Regen gilt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung.

Bei Motorradtouren gibt es kein schlechtes Wetter …

Apropos nass: Meine erste Fahrt im strömenden Regen erlebte ich bei der geführten Politour der Aachener Polizei durch die Eifel. Natürlich wurde vorher der Wetterbericht angeschaut, aber ich wollte mir die Politour nicht entgehen lassen und so fuhren wir wie unter einem Wasserfall. Zuerst ging es in den Schritt und dann, wie man sich vorstellen kann, auch den Rest runter. Wir sind gefahren wie auf rohen Eiern, hieß es auch im Pressebericht.

Bei dieser Tour ging es unter anderem darum, Motorradfahrer generell für Gefahrenstellen zu sensibilisieren. Unter anderem wurden Unfallbilder gezeigt, die Funktionsweise von Blitzern erklärt und die neuen Sicherheitsmarkierungen des einjährigen Verkehrsversuchs der RWTH Aachen auf dem viel befahrenen Streckenabschnitt der Panoramastraße auf der L218 zwischen Hürtgenwald und Vossenack abgefahren.

Die Meinungen unter den Regionalfahrern sind geteilt. Ziel ist es, den Motorradfahrern durch die kreisförmigen Markierungen auf der Fahrbahn eine sichere Fahrtrichtung in der Kurve zu geben, um Motorradunfälle zu vermeiden. In Österreich, Luxemburg und Schottland haben sich solche Fahrbahnmarkierungen lange bewährt. Die einen mögen sie, die anderen sagen, dass sie zu mehr Unsicherheit führen, weil man bei Nässe oder Ausweichmanövern darauf ausrutschen kann.

Kenntnisse in Erster Hilfe und Rettungsmaßnahmen sind daher für jeden Fahrer unerlässlich. So wurde am Ende der Politour anhand von Fallbeispielen, gezielt auf Erste-Hilfe-Maßnahmen eingegangen.

Erste-Hilfe-Kurs für Motorradfahrer
Erste-Hilfe-Kurs für Motorradfahrer

Außerdem gab es noch Kaffee und Kuchen. Da mir die Tour so gut gefallen hat, habe ich mich auch für die Tour in Düren angemeldet. Die Plätze waren rar – es gab nur 3 Gruppen. Diese waren sehr schnell besetzt, aber mit etwas Glück konnte ich wieder mitfahren. An diesem Tag hatten wir diesmal optimales Wetter. Die Gruppeneinteilung bestand unter anderem aus einem Fahrleiter der die Tour vorne anführt und einem Motorradfahrer von den Johannitern, der als Besen mitfuhr. Allerdings fiel der letzte Mann krankheitsbedingt aus. Da ich erwähnt hatte, dass ich nebenbei als Rettungsschwimmer tätig bin, zog mir unser Gruppenleiter Michael, kurzerhand eine Polizeiweste über und schwupps durfte ich als letzte Sicherungs“frau“ mitfahren. Es hat sehr viel Spaß gemacht und ich würde es jederzeit wieder tun.

Rettungsring an Yamaha drappiert
Rettungsring an Yamaha drappiert

Themenwechsel …

Zum Rettungsschwimmabzeichen bin ich eigentlich durch Zufall gekommen. An einem heißen Tag im Juni dieses Jahres unterhielten sich meine Nachbarin und ich auf unserer Terrasse über die Öffnungszeiten des Freibades. Im Internet konnten wir nämlich keine genauen Angaben dazu finden. Also rief ich freischnauze an und hatte direkt den Schwimmeister am Telefon. Er sagte mir, dass sie aufgrund von Personalmangel keine verbindlichen Angaben dazu machen können. Wie ich so bin, habe ich einfach mal nachgefragt, wie man denn das mit dem Personalmangel beheben kann …
Gleich am nächsten Tag, bei der Saisoneröffnung, wollten wir sehen, wie weit ich mit meiner Kondition überhaupt komme und er hat mir die ersten Disziplinen in der Rettungsschwimmerprüfung abgenommen. Innerhalb einer Woche hatte ich den Rettungsschwimmerschein in Silber und konnte damit nicht nur die Badesaison im Freibad absichern, sondern hatte auch einen tollen Nebenjob an der frischen Luft und in der Sonne.

Apropos Sonne

Bei schönem Wetter fahre ich mit meiner Yamaha gerne ins Büro. An einem Tag, an dem ich nicht mit dem Motorrad zur Arbeit fahre, habe ich wirklich Entzugserscheinungen. Auch wenn das Anziehen meiner Lederkombi morgens besonders lange dauert, das ist es mir für die Fahrt zur Arbeit und zurück immer wert. Ich mache gerne früh Feierabend, um noch etwas vom Tag zu haben. Außerdem umgehe ich mit dem Moped den Stau. Aber leise verschwinden kann ich mit meinen quietschenden Stiefeln nicht, die hört man im ganzen Treppenhaus. P.S.: Ja, die sind bezahlt!

Das Einzige, wofür ich bis heute noch keine clevere Lösung gefunden habe, ist das Vorzeigen des Ausweises an der Pforte, um auf das Firmengelände zu kommen, ohne durch lästiges Kramen in der Tasche einen Stau hinter mir zu verursachen.

Man sagt, alles habe einen Sinn im Leben und bringt einen dorthin, wo man hingehört. Ich bin davon überzeugt, dass Motorradfahren einfach zu mir passt. Ich liebe die Geschwindigkeit und das damit verbundene Freiheitsgefühl. Aber immer mit dem Köpfchen dabei!

Nochmal Biker-Bekanntschaften

Ich lerne gerne neue Leute kennen. Über eine Whats-App-Gruppe habe ich Oliver kennengelernt. Schnell stellten wir fest, dass wir nur einen Ort voneinander entfernt wohnen und so beschlossen wir kurzerhand, uns bei ihm auf einen „Bölkstoff“ zu treffen. Dort angekommen, begrüßte mich die russische Hündin Laika. In Nullkommanichts war mein Herz aufgegangen und das Eis gebrochen. In der Garage tüftelte sein Vater.

Er sammelt seit seiner Jugend Oldtimer-Motorräder, vor allem der Marke Horex. Wir unterhielten uns nett und ich bekam eine „Museumsführung“. Im Laufe des Nachmittags kamen immer mehr Freunde zu Besuch. “Das ist hier üblich, besonders im Sommer kommen viele zwischendurch zum Klönschnack vorbei”, sagten die beiden. Ein Wunsch der beiden ist es, bei besserem Wetter einen Kalender mit all den äußerst gepflegten Original-Motorrädern zu machen.

Karina, Werner und die Weihnachtsmäner
Karina, Werner und die Weihnachtsmänner

Biker sind gute Menschen

Da ich gerne an besonderen Veranstaltungen teilnehme, bin ich kurz vor Weihnachten mit Freunden zur Nikolaus-Parade der BTFoG Selfkant gefahren, bei der es für einen guten Zweck darum ging, die 267 Nikoläuse auf den Maschinen vom letzten Jahr zu übertreffen. Der Rekord wurde schließlich mit über 300 Nikoläusen gebrochen und eine Summe von 5.700€ für Hospize gesammelt.

Und dieses Jahr?

Auch 2024 bleibt es spannend, denn ich möchte gerne größere Touren ins Ausland machen, am liebsten nach Italien. Und ich will endlich in Ruhe die bekanntesten Bücher von Bernt Spiegel lesen: „Die obere Hälfte des Motorrads“.

Jetzt geht es erst einmal wieder zur Messe nach Dortmund, wo ich mich schon auf ein persönliches Treffen mit den Redakteurinnen von „SHE is a RIDER“ freue.

Eigentlich bin ich kein großer Schreiber, aber dieser Bericht ist mir flüssig durch die Finger geflossen und ich hoffe, dass ich den einen oder anderen, auch Nichtmotorradfahrer, mit meiner Geschichte inspiriert habe. Ich bin gespannt, wohin mich dieses Hobby noch führen wird und freue mich schon jetzt sehr darauf.

Mit Vollgas ins nächste Abenteuer
Mit Vollgas ins nächste Abenteuer

Gerne lasse ich euch auf meinem weiteren Weg auf meinem Instagram Profil daran teilhaben.

Der Weg ist das Ziel
Karina

4 Kommentare

  1. Wow, das nenne ich mal eine bewegte Story… Ich bin gespannt, was da noch so alles kommen wird… Danke, dass Du dies alles hier mit uns teilst…. Wünsche Dir allzeit gute Fahrt!

    • Hallo Renate, vielen Dank für Deine lieben Worte! Es freut mich sehr, dass Du meine Geschichte so bewegend findest. Ich bin selbst gespannt, wie es weitergeht und werde Euch natürlich weiterhin an meinen Erlebnissen teilhaben lassen. Bis dahin, wünsche Dir auch eine gute und sichere Saison mit vielen Kurven 🙂 VG Karina

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